STEREO GUIDE Testurteil
Der JBL Charge 6 übertrifft den beliebten Vorgänger in allen möglichen Disziplinen – in Sound, Akku-Laufzeit, Outdoor-Tauglichkeit und bei den Funktionen. Er bietet mehr Punch und Ausdruck im Klang sowie Schutzklasse IP68 plus Hi-Res-Audio-Wiedergabe über USB-C.
Vorteile
- Starker Sound mit gutem Punch
- Lange Akkulaufzeit
- Wasserdicht & robust
- Powerbank-Funktion
Nachteile
- Kein Analog-Eingang
- Kein Freisprechmikrofon
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Natürlichkeit / Transparenz8
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Bass / Dynamik8
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Praxis / Connectivity9
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Preis/Leistung8.8
Der JBL Charge 6 tritt in die Fußstapfen eines starken Vorgängers. Der Charge 5, den wir vor einigen Jahren im Test hatten, gehört zu den ausgereiftesten und beliebtesten Produkten im Bereich portabler Bluetooth-Speaker. Kein Wunder also, das JBL der 6. Generation im Jahr 2025 vor allem evolutionäre Änderungen mitgibt und für den in sieben Farben (Schwarz, Weiß, Pink, Rot, Blau, Violett, Squad) erhältlichen JBL Charge 6 nicht das Konzept auf den Kopf stellt.
Oder, vielleicht in Detailfragen schon. Den Charge 6 kann man, obwohl er nur ein knappes Kilogramm wiegt, dank kleiner Ösen oben am Gehäuse wahlweise mit dem beiliegenden Riemen wie an einem Henkel tragen. Man kann den Nylonriemen mit beiden Enden aber genauso gut an nur einer Öse wie eine Schlaufe befestigen. Beides ging mit dem Vorgänger nicht. Die Laufzeit des 4.722-mAh-Akkus stieg auf theoretisch mögliche, enorme 28 Stunden im dynamikreduzierten „Playtime Boost Modus“, der auf die ohnehin eindrucksvollen 24 Stunden bei kleinen Abstrichen in Punch und Dynamik noch mal 4 Stunden „Freispiel“ packt. Die Wasser- und Staubfestigkeit erhöht sich in der 6. Generation auf vorbildliche IP68.
JBL verspricht jetzt zudem, dass der kompakte Bluetooth-Speaker Stürze aus bis zu einem Meter Höhe problemlos aushält. (Wir wollten es trotzdem mit dem geliehenen Testmuster nicht unbedingt auf einen Crash-Versuch ankommen lassen). Darüber hinaus gibt noch ein paar Connectivity- und DSP-Verbesserungen. Dazu zählt etwa die Integration, der auch von anderen Herstellern unterstützten Auracast-Funkübertragung als universelleren Ersatz für den früheren Party-Mode oder der AI Sound Boost. Hinter der griffigen Bezeichnung steht eine auf künstliche Intelligenz gestützte Echtzeit-Analyse des abgespielten Audio-Signals, um die Möglichkeiten des gerade im Bass hoch belasteten ovalen Racetrack-Treibers bis ans Limit bei niedrigen Verzerrungen auszunutzen.

Gute Performance dank Mono-Sound
Am akustischen Konzept gab es nichts zu verbessern: 2-Wege-Mono plus Passivmembranen für den Bass auf beiden Gehäuseseiten ist für einen kompakten Partylautsprecher für Strand, Park oder Skatepark einfach die beste Wahl. Wie die Generation 5 trennt der 6er den hörbaren Bereich in Frequenzen mit einer DSP-Weiche für den 5,3 x 9,3 Zentimeter großen Tief-Mitteltöner- und die 2-cm-Hochton-Kalotte auf. 30 plus 15 Watt Leistung nach RMS-Messung stehen dafür zur Verfügung, was eine leichte Steigerung zum Vorgänger bedeutet.
Der ovale Tiefmitteltöner nutzt den Platz in dem, mit robustem Meshgewebe umhüllten Kunststoff-Gehäuse bestens aus. Der Hochtöner nimmt daneben Platz. Die Abstrahlung mit ausgewogenem Frequenzgang ist dabei auf die Winkel vor der liegenden Rolle konzentriert, mit leicht aufwärts gerichteter Abstrahlung. Praktisch, wenn man den Charge 6 auf den Boden oder in die Ecke des zu beschallenden Bereichs plaziert, aber weniger günstig für eine Beschallung in alle Richtungen.
Für eine solche Party empfiehlt sich die Zusammenschaltung mehrerer JBL, was hier mit Auracast-kompatiblen Modellen möglich ist. Die klassische Zweierkopplung zum Stereopaar gelingt mit dem Auracast-Standard ebenfalls. Allerdings ist der neue Charge damit nicht mehr zu früheren Generationen kompatibel. Bei der Kopplung zum Stereo-Paar ist das aber letztlich egal, weil man wegen der Klangabstimmung ohnehin zwei identische Bluetooth-Lautsprecher benötigt. Beim Party-Modus ist es allerdings ein gewisses Manko.

Praxis und Anschlüsse des JBL Charge 6
Die Bedienung der Standardfunktionen lief über die gummierte Tasten oben auf dem Gehäuse intuitiv. Die Zuspielung erfolgt per Bluetooth 5.4 für perfekte Übertragungssicherheit. Einen optionalen Analog- oder Netzwerkzugang gibt es zwar nicht, der USB-C akzeptiert aber unkomprimierte Digitalsignale von kompatiblen smarten Geräten und meldet sich dort als Soundkarte oder Soundausgang an. Diese Neuerung kennen wir bereits vom JBL Flip 7, bei dem man erst mal den Verbindungs-Trick finden musste. Das half beim Aufbau einer USB-C-Verbindung zum Charge 6 immens.
Wer beispielsweise sein iPhone 16 Pro via USB-C-Kabel an die Bluetooth-Box anschließt, registriert nur, dass sein Smartphone geladen wird. Die Powerbank-Funktion verhalf der Baureihe nämlich zu ihrem Namen, der sich auf die praktische Ladefunktion bezieht. Man kann den Charge 6 dann aber noch nicht als USB-Klangquelle verwenden. Das geht nur, wenn man beim Einstecken des USB-Kabels die Play-Taste am Lautsprecher gedrückt hält, bis ein kurzer Ton erklingt. Dann steht er zur Ausgabe von Hi-Res-Audio mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit/192 kHz zur Verfügung. Nicht mehr zur Verfügung steht dann allerdings die App. Sie funktioniert nur in Verbindung mit Bluetooth-Wiedergabe.





Das kann man mit der JBL Portable App anstellen
Der JBL Charge 6 unterstützt die JBL Portable App für iOS und Android. Die App fiel nicht nur durch schnelle, unkomplizierte Verbindungsaufnahme mit dem mittelgroßen Bluetooth-Lautsprecher auf. Sie absolvierte auch das Thema Software-Update in Rekordzeit. Die Benutzung ist intuitiv, die Funktionen auf wenige, aber nützliche Dinge wie 7-Band-Equalizer mit Klangpresets („JBL Signature“, „Chill“, „Energetic“, „Vocal“ und „Custom“) oder den Playtime Boost beschränkt. Diese Laufzeit-Verlängerung konnte uns bei den beiden kleinen JBL-Speaker, dem Clip 5 und dem Go 4 nicht überzeugen. Sie beschnitt den Minis nämlich nochmal merklich den ohnehin nicht gerade üppigen Bass, um Energie zu sparen. Beim Flip 7 hielten sich im Test die Druck-Verluste im Bass in akzeptablen Grenzen. Beim Charge 6 muss man schon sehr genau hinhören, um den marginalen Hauch an Sattheit zu registrieren. Das dafür in Aussicht gestellte Laufzeit-Plus von bis zu 4 Stunden ist ein fairer Deal.

Sound-Test: So klingt die erfolgreichste Party-Rolle
Zwar hatte ich keinen JBL Charge der letzten Generation zum Vergleich zur Hand. Doch ich kann mich absolut nicht daran erinnern, dass der Vorgänger damals auch nur annähernd so satt und dabei sauber im Bass geklungen hat. Die ganze Dynamik des mittelgroßen Bluetooth-Lautsprechers, die Attacke und das Timing sind wirklich exzellent für diese Größenklasse. Und sie passen ganz hervorragend sowohl zu akustischer Rockmusik mit richtigem Schlagzeug als auch zu elektronischen Drum-Sounds. Die Stimmen klingen klar und kräftig und fügen sich sehr gut ins gesamte Klanggeschehen ein. Dazu kommen Höhen, die Becken oder elektronische Soundeffekte frisch in Szene setzen.
Die Sache mit der KI ist offensichtlich auch nicht nur ein meines Marketing Versprechen. Für einen Lautsprecher dieses kompakten Formats kann der JBL Charge 6 bemerkenswert laut spielen und bleibt dabei verzerrungsarm und ausgewogen. Man muss schon sehr weit aufdrehen mit sehr basslastigem Material, damit der DSP eingreift, um den Tieftöner zu schützen und wie üblich bei Bluetooth-Boxen den Bass begrenzt.

Kompakt, aber voller Punch
Die Abstimmung ist JBL wirklich gut gelungen. Sie hat einfach etwas Anspringendes, das den Rhythmus der Musik perfekt transportiert und mit Leben erfüllt. Von unserem gestern veröffentlichten Testbericht stand noch der Bose SoundLink Plus zum Vergleich zur Verfügung. Der Bose kostet allerdings en ganzes Eck mehr und ist dafür auch etwas größer als der Charge. Dennoch konnte der Charge 6 in Sachen Belastbarkeit und Punch sehr gut mithalten. Mit elektronischen Beats konnte das kleine Dynamikwunder sogar mitunter mehr Eindruck schinden als der größere Bose. Dessen Stunde schlug, wenn es um akustisches Schlagzeug ging, wo er sein größeres Differenzierungsvermögen ausspielen konnte. Außerdem punktete er immer dann, wenn es nicht um das reine Aufblitzen von Hochton-Impulsen ging. Er brachte Obertöne differenzierter mit feiner Auflösung und bot auch mehr Transparenz im Mittelton-Bereich.
Der Charge 6 schien Stimmen aus dem Klangdickicht herauszumodellieren und kräftig in den Vordergrund zu stellen. Das bewährte sich in gewisser Weise mit Rock, Pop oder Dance-Tracks. Aber bei Live-Aufnahmen vermittelte der Bose mehr das Gefühl, in welcher Umgebung sich die Gesangstimme respektive das Publikum befand. Dabei kam ihm auch zugute, dass er eine größere Klangbühne erzeugte, die sich besser vom Lautsprecher löste. Der JBL klang dagegen zwar ungemein dynamisch, aber auch kompakter und nicht so luftig. Für Freunde von Pop oder Hip-Hop bietet der JBL jedoch zum deutlich kleineren Preis eine sehr gelungene Performance mit einem stimmigen Boogie-Faktor.
Test-Fazit und Alternativen zum JBL Charge 6
Der JBL Charge 6 hat sich offensichtlich gegenüber seinem Vorgänger in verschiedenen Disziplinen deutlich weiterentwickelt. Damit wahrt er seine Chancen das erfolgreichste Produkt dieser Kategorie zu bleiben. Womit die Frage aufkommt: Viel Geld für den Neuen ausgeben oder satte 50 Euro durch den Kauf des Vorgängers JBL Charge 5 sparen? Ganz ehrlich: Wenn man das Geld übrig hat, würde ich auf jeden Fall den Neuen empfehlen.
Der Charge 6 klingt einfach satter und stimmiger. Dazu hält er noch mal deutlich länger durch, selbst ohne Playtime Boost und ist rundum besser gegen Wasser und Staub geschützt, was im Outdoor-Betrieb auch zählt. Und der Trageriemen beziehungsweise die Trageschlaufe finde ich zum Transport und zum Aufhängen an einem Haken wirklich praktisch. Dass der Charge in der 6. Generation auch die USB-Wiedergabe beherrscht, dürfte jene, die einen Bluetooth-Lautsprecher für draußen suchen, nicht so tangieren. Aber zuhause, am Computer erweist sich das Hi-Res-Audio mit 24 Bit/192 kHz über Kabelverbindung als praktisch, zumal man die Box dabei gleich noch aufladen kann.
Also, wenn das Budget begrenzt ist, würde ich gleich richtig sparen und den für unter 100 Euro angebotenen Tronsmart Mirtune S100 nehmen. Der klingt zwar bis auf den vergleichsweise kräftigen nicht ganz so geschliffen wie der JBL. Dafür fährt er über die vom JBL bekannten Funktionen noch Extras wie LED-Lichtorgel, Mikrofon für Telefonanrufe, Siri und Google Assistant sowie einen Slot zur Musikwiedergabe von MicroSD-Karten auf.
Technische Daten JBL Charge 6
- Preisempfehlung des Herstellers: 200 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 22,8 x 9,9 x 9,4 cm
- Gewicht: 990 g
- Akkulaufzeit bis zu 28 Stunden mit Playtime Boost, 24 ohne, 10 Min. Ladezeit für 150 Minuten Wiedergabe, volle Akkuladung: 3 Stunden
- Besonderheiten: wasser- und staubdicht gemäß Schutzklasse IP68, USB-C-Eingang, App-Bedienung, Auracast-Kopplung, Powerbank-Funktion, Trageschlaufe, USB-Kabel nicht im Lieferumfang enthalten)
- Mehr unter: jbl.com






