STEREO GUIDE Testurteil
Mit dem neuen Klipsch Nashville setzt Klipsch bei kleinen Bluetooth-Lautsprechern auf Outdoor-Tauglichkeit. Seine gelungene App tröstet über die rudimentären, nicht optimal erkennbaren Bedientasten am Gerät hinweg. Der Klang ist ausgewogen und ordentlich für die geringen Abmessungen. Allerdings spielt die kleine Bluetooth-Box preislich einer größeren Klasse.
Vorteile
- vollwertig, sauberer Klang mit konturiertem Bass
- Klang löst sich gut vom Gehäuse, besonders open-air
- lange Batterielaufzeit, stabil, wasserdicht
Nachteile
- kein Analog-Eingang
- bei höheren Pegeln gebremste Dynamik
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.4
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Klang: Bass / Dynamik7.4
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Praxis / Connectivity8.2
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Preis / Leistung8.5
Als Ausblick auf den nächsten Sommer bringt der US-Hersteller Klipsch sein bislang kleinstes Boxensystem auf den Markt: Den akkubetriebenen Bluetooth-Lautsprecher Nashville. Er soll der mittlere einer neuen Serie von Outdoor-Lautsprechern werden. Die brikettförmige Bluetooth-Box beerbt nach Größe und Preisklasse die bisherigen Modelle Groove und Heritage Groove. Doch der Neue ist weder Plastikbox noch Retro-Schmuckstück: Sein Äußeres zeigt mit stabilem Lochblech und rundlaufender Gummierung eindeutig auf den Einsatzzweck: Outdoor pur, ob liegend oder stehend! Schade, dass es keine Schlaufe für ein Trageband gibt.
Nach den Spezifikationen steht er schon einmal hervorragend da: Bis 24 Stunden Akkulaufzeit, IPX67 Wasser- und Staubschutz, Freisprecheinrichtung und versprochene 50 Hz Tiefgang sind eine Ansage. Aufgrund seines Preises und Gewichts muss er sich mit dem JBL Charge 5 messen, auch wenn der noch einmal einige Zentimeter länger ist.
Formgebung und akustisches Konzept erinnern uns ohnehin stärker an den Retro-Klassiker Marshall Emberton II. Der sieht aber definitiv eigenständiger aus.
Rundumstrahlen ohne Stereo
Im Datenblatt verweist der Hersteller nicht ohne Stolz auf die zwei Verstärker-Kanäle von je 10 Watt RMS-Leistung und die 360-Grad-Abstrahlung. Wer nach diesen Daten allerdings auf ein räumliches Stereobild hofft, könnte enttäuscht werden: Der Klipsch Nashville strahlt nach vorn und nach hinten ab, allerdings offenkundig ein identisches Mono-Signal.
Das gibt er an zwei Breitbänder von je 6 Zentimetern Größe weiter. Die sind beide auf der rechten Gehäuseseite plaziert, mit Stereobild wäre es ohnehin nicht so weit her. Auf der linken Seite der jeweiligen Schallwand vorn und hinten sitzen die eckigen Passiv-Membranen für den Bass.
Connectivity und Bedienung
Musik kommt nur per Bluetooth 5.3 hinein, was unserer Erfahrung nach beste Stabilität und Reichweite verspricht. Der USB-C-Anschluss an der rechten Gehäuseseite ist hinter einer Gummiabdeckung gut versteckt, dient aber nur zum Aufladen.
Die vier Tasten oben steuern die Standardfunktionen An/Aus, Bluetooth-Verbindung, leiser und lauter. Sie sind etwas schwer zu erkennen. Eine Wiedergabesteuerung wie beim Marshall Emberton 2 gibt es nicht. Dafür fanden wir ein kleines Loch für ein Freisprechmikrofon und eine Batterieanzeige mit fünf LED-Segmenten, die in der Praxis wirklich hilfreich sein dürfte.
Mehr in der Klipsch Connect App
Die klassische Wiedergabesteuerung fanden wir dann schließlich in der Klipsch Connect App (für iOS und Android). Diese ist bei der Einrichtung der Bluetooth-Verbindung ohnehin notwendig und das klappt alles recht problemlos. Manchmal brauchte sie ein paar Sekunden, um sich zu verbinden oder neue EQ-Einstellungen zu übermitteln.
Der in die App integrierte 3-Band-Equalizer erlaubt eine recht gute Anpassung des Klanges an die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten und Geschmäcker. Ansonsten halten sich die Funktionen in Grenzen.
So klingt der Klipsch Nashville
Von Anfang an überzeugte der Bass des Klipsch Nashville – und das ist bei dieser Boxen-Größe absolut keine Selbstverständlichkeit! Er klingt nicht nur recht tief, sondern bleibt auch knackig, ausgewogen und souverän, wenn es mal ein wenig lauter wird. Gerade bei akustischen Instrumenten in Rock oder Jazz wirkt der Nashville deutlich größer, als man es erwartet hätte.
Saß man genau rechtwinklig zum Breitbänder in der Schallwand vorne oder hinten, konnte auch die Höhenwiedergabe durchaus überzeugen. Allerdings schienen die hohen Töne doch recht stark gebündelt abgegeben zu werden. Verlässt man den recht schmalen Idealbereich, klangen Stimmen schnell etwas gequetscht, und das Klangbild konnte je nach Aufnahme etwas nervig werden.
Dieser Effekt wurde noch einmal durch den etwas schlankeren Grundton verstärkt, der sich mit dem Mittenregler der App aber anheben lässt.
Die Rundum-Abstrahlung brachte ebenfalls Licht wie Schatten zutage: Das Klangbild löste sich recht gut vom kleinen Klipsch. Stand der allerdings zu nahe an der hinteren Wand, konnte es zuweilen auch mal phasig und wiederum gequetscht erscheinen.
Fazit: Nashville, Marshall Emberton II oder JBL Charge 5?
Preislich ist der Klipsch nochmal teurer als der Premium-Bluetooth-Lautsprecher Marshall Emberton 2 sowie die beiden mobilen JBL-Modelle Flip 6 und Charge 5. In punkto Bass, Dynamik, Pegel und Höhenauflösung setzt sich der JBL Charge 5 von allen Konkurrenten her so weit ab, dass wir ihm für die meisten Anwendungen den Vorzug geben würden. Wenn man denn die zusätzlichen Zentimeter vom Platz her noch unterbringen kann.
Technische Daten Klipsch Nashville
- Preisempfehlung des Herstellers: 180 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 17,8 x 7,8 x 8,1 cm
- Gewicht: 970 g
- Akkulaufzeit bis zu 24 Stunden
- Besonderheiten: Bluetooth 5.3, App-Steuerung, IPX67, Vorne/Hinten-Abstrahlung, Stack-Modus, Freisprecheinrichtung
- Mehr unter: klipsch.com