STEREO GUIDE Testurteil
Die Tribit Stormbox Lava hinterlässt ein zwiespältiges Bild. Sie bietet bei Normalpegel sattesten Bass und kann auch in Verarbeitung und Ausstattung punkten. Doch wer etwas lauter hört, wozu die 2.3 Kilo schwere Bluetooth-Box einlädt, kommt klanglich schnell an Grenzen.
Vorteile
- Flexible Einsatzmöglichkeiten
- App mit sehr gutem EQ
- klingt leise im Freien wirklich mächtig
Nachteile
- Bass zu schwammig, indoor Dröhnneigung
- bei gehobenen Lautstärken dünner, fader Klang
- Für die gebotene Spielfreude zu groß/schwer
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Neutralität / Transparenz7.4
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Bass / Dynamik7.5
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Praxis / Connectivity8.4
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Preis/Leistung8.8
Journalisten wird nachgesagt, dass sie es sich gern so einfach wie möglich machen. Für unsere Testarbeit müssen wir da vehement widersprechen, denn jeder einzelne Bluetooth-Lautsprecher wird bei uns auf Herz und Nieren geprüft. Bei Ausstattungstabelle und optischer Beschreibung der neuen Tribit Stormbox Lava hätten wir es uns dagegen einfacher machen können und den Test des JBL Xtreme 3 kopieren können – die wichtigsten Daten sind nahezu identisch.
Weniger wohlmeinende Zungen könnten auch behaupten, die Tribit sei eine konzeptionelle Kopie des JBL Klassikers im Bereich der Bluetooth-Ghettoblaster: Rollenförmig am Schultergurt, 2-kg-Klasse, leicht schräge seitliche Füße mit versenkten Passivmembranen, und dem Versprechen von jeder Menge Bass für die Open-Air-Party.
Mit der Schutzklasse IP67 geht das problemlos auch am Strand und Badesee. Im ersten Praxistest gefiel uns der Schultergurt und die Kordel, mit der man die etwas schwerere Rolle gut transportieren kann. An Leistung liefert die JBL etwas mehr (100 statt 80 Watt), bei der Laufzeit auf dem Papier liegt die Tribit mit 24 Stunden etwas vor der JBL mit 15 Stunden, aber in der Praxis ist das ohnehin von der Lautstärke abhängig und geht bei Maximalauslastung deutlich zurück.

Zwei Wege Stereo, zwei Passivmembranen
Die Ähnlichkeiten gehen beim akustischen Konzept weiter: Zwei Seidenkalotten außen auf der Front versprechen Stereosound und HiFi-Qualitäten. In der bauchigen Mitte des Gehäuses sitzen zwei Tiefmitteltöner von etwa 8 Zentimetern Durchmessern. Sie treiben nach hinten die Luft in der Rolle an, die wiederum die beiden äußeren Passivmembran als Bass-Resonatoren für Tiefgang und Druck antreibt.
Der Hersteller verspricht 43 Hertz aus der schwarzen Rolle, was tatsächlich sehr tief wäre. Die beiden aktiven Tiefmitteltöner werden von je 30 Watt befeuert, was in Kombination mit effektiven Passivmembranen auch für hohen Pegel sorgen sollte. Die sind seitlich in ringförmigen Standfüßen verborgen, mit denen die StormBox Lava auch stehend betrieben werden kann. Und dabei wegen ihrer Form sogar recht sicher auf geradem Untergrund steht.

Viele Möglichkeiten, viele Anschlüsse
Mit Bluetooth 5.4 steht der neueste Standard zur Verfügung. Als Codecs offeriert der Hersteller SBC und AAC. Die bei Android-Smartphones üblichen aptX-Varianten fehlen zwar, doch deren Klangvorteil gegenüber den vorhandenen Codecs wird man mit einem Bluetooth-Speaker dieser Klasse kaum bemerken, insofern sehen wir das eher als sinnvolle Kostensparmaßnahme. Das gleichzeitige Verbinden von zwei Bluetooth-Geräten funktionierte im Test problemlos. Das ist besonders dann wichtig, wenn man Musik vom Laptop zuspielen und über das Smartphone zeitgleich die Tribit-App nutzen will.
Ein analoger Klinkeneingang findet sich hinter der Gummilippe, die auch die USB-C-Ladebuchse und den nur als Powerbank nutzbaren USB-A-Anschluss verbirgt.

Big Buttons
Die Bedienung erfolgt durch eine Button-Reihe oben auf der Rolle. Während die zentrale, mit einem Kreis markierte Steuertaste (bei der die wichtige Pause-Funktion kleinere Doppelklick-Tricks erfordert) und die Lautstärkewahl sehr präsent weiß sind, bleiben die restlichen Tasten von weitem oder im Dunkeln nahezu unsichtbar. Dummerweise auch der Ein/Aus-Knopf sowie die Bluetooth-Kopplung.
Die Bassanhebung namens „X-Bass“ dagegen wird man nach unserer Erfahrung im Sound-Test seltener vermissen. Ebenso die Taste zum Aktivieren des Party-Modus, mit dem sich eine Reihe von Stormboxen koppeln lassen, um dieselbe Musik synchronisiert wiederzugeben.
Praktisch ist das eingebaute Mikrofon, dass die Lava auch zur Freisprecheinrichtung macht, falls während der laufenden Party mal jemand anruft. Die Sprachverständlichkeit war allerdings von heutigen Standards weit entfernt.




Detaillierter EQ in der App
Die Tribit StormBox Lava wird wie andere Modelle des Herstellers von der Tribit App unterstützt. Klar, dass die nach der Kopplung erst einmal ein Update aufspielt, für das man etwa 5 Minuten einkalkulieren muss. Dann stehenneue Features wie ein 10-Band-Equalizer mit vielen Klangpresets zur Verfügung. Das freut zwar angehende Toningenieure, ist für Gelegenheitsnutzer aber auch eine recht komplizierte Angelegenheit.
Die für Tribit typischen Klang-Presets gibt es auch hier, wobei wir den Sinn von Jazz, Hörbuch und Klassisch nicht verstehen. Eine Linear- oder Natürlich-Einstellung gibt es dafür nicht. Selbst im voreingestellten „X-Bass Off“ wird der Bass angehoben. Etwas verwirrend auch: Voreingestellte und selbsterstellte Presets werden getrennt in zwei Listen geführt. Für die EQ-Vielfalt gibt es aber ansonsten Extrapunkte.
Darüber hinaus bietet die App vor allem nützliche Standardfunktionen: Wiedergabesteuerung, Prozent-genaue Akku-Anzeige, Standby-Zeit und Aktivieren der Sprachansagen.

So schlägt sich die Stormbox Lava im Sound-Test
In der Produktwerbung eines großen Versandhauses gibt der Hersteller als Werbeclaim „80 Watt dröhnender Klang“ an. Das können wir im ersten Hörtest in Räumen durchaus betätigen, leider im negativen Sinne: Die StormBox Lava mobilisiert zwar ein furchterregendes Erdbebenpotential und klang bei Zimmerlautstärke selbst ohne Bassanhebung erst einmal beeindruckend fett. Allerdings gerieten ihr die tiefen Beats auch waberig, schwammig und viel zu massig, und sie konzentrierte das Bassgewitter auf einen sehr schmalen Frequenzbereich.
Kam es auf Kickbass und Schnelligkeit an, versagte die Abstimmung: Bei Rock und Oldies erlaubte sich die Stormbox Lava zwar keine groben Fehler und klang recht ausgewogen, aber auch eher klein und schlank. In den Höhen blieb sie etwas auf der homogenen, weniger auf der spritzigen Seite, blieb aber dadurch auch recht unauffällig im positiven wie im negativen Sinne.
Schon andere Speaker, die in Räumen ein zu heftiges Bassfeuerwerk gezündet hatten, bewiesen ihre Qualitäten dann im Open-Air-Test. Der Tribit Stormbox Lava können wir das nur mit starken Einschränkungen bescheinigen: Bei gemäßigten Lautstärken machte ihr Tiefbass auf dem Sportfeld durchaus Spaß, und für einen doch noch relativ kompakten Lautsprecher setzte sich der Stimmbereich auch noch in einigen Metern Entfernung erstaunlich gut durch. Unser Testexemplar hatte leider ein kleines, recht nerviges Rasselproblem bei bestimmten Bassfrequenzen. Wir konnten es auf die Passivmembran der linken Seite eingrenzen, die intern gegen etwas zu schlagen scheint. Insofern gehen wir von einem Produktionsfehler aus, der allerdings Zweifel an der Qualitätskontrolle aufkommen lässt.

Immer schön sachte
Drehte man die Lautstärke dagegen über die 50% Marke auf – und wir reden hier noch lange nicht von Partylautstärke – verschwand das Bassgewitter komplett. Übrig blieb ein zwar recht druckvoller, aber mittenlastiger und unter verschiedenen Winkeln auch recht unterschiedlicher Sound. Die von Haus aus eigentlich breitstrahlenden Hochtöner schienen nur im obersten Bereich ein wenig Glanz zu verbreiten und ließen dem druckvollen Mitteltöner den Vortritt. Sie machten ihre Sache zwar ordentlich, aber eben auch dezent, was die ohnehin nur mäßige Spielfreude nochmals bremste.
Das Verändern der Lautstärke, während die Musik läuft, macht aber aus einem anderen Grund keinen Spaß: Die StormBox Lava macht einen kurzen Aussetzer bei jeder Lautstärke-Änderung, was wir bei Open-Air-Parties für deplatziert halten.
Weniger beatlastige und bassstarke Musik gab die Tribit Stormbox Lava ohne größere Fehler, aber auch ohne besondere Akzente wieder. Stimmen klangen recht homogen und ausgewogen, vielleicht ein wenig übertrieben schlank im Körper. Überhaupt fehlte es der dicken Rolle deutlich an Grundton, der Bass spielte etwas getrennt vom Mittelton. So lieferte sie zwar bei normalen bis gehobenen Lautstärken ohne fette Bässe eine ordentliche Performance, die aber auch nicht wirklich glänzte. Dafür soll man 2,3 Kilogramm zum Strand schleppen?
Tribit StormBox Lava: Fazit und Alternativen
Wir konnten uns irgendwie des Verdachts nicht erwehren, dass die Tribit StormBox Lava vor allem mit günstigem Preis, tollen Werten in der Tabelle und einer überfetten Tiefbassperformance bei geringen Lautstärken überzeugen will. Doch im Praxiseinsatz und Klang ziehen die kompakteren und ähnlich günstigen Konkurrenten klar vorbei. Die kleinere JBL Charge 5 etwa liefert zwar etwas weniger fetten Bass, was indoor durchwege von Vorteil ist, geht dafür aber bei gehobenen Lautstärken nicht so in die Knie wie die Stormbox Lava. Und sie liefert auch deutlich mehr Beat und Spielfreude.
Technische Daten Tribit StormBox Lava
- Preisempfehlung des Herstellers: um 130 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 31 x 14,7 x 15 cm
- Gewicht: 2,3 kg
- Akkulaufzeit bis zu 24 Stunden
- Besonderheiten: Wasserdicht nach IP67, Trageriemen und Henkel mitgeliefert, App mit 10-Band-EQ
- Mehr unter: www.tribit.com