STEREO GUIDE Testurteil
The Good
- größenbezogen voller Klang
- spritzige, ausgewogene Wiedergabe
- sehr gute App mit sinnvollem EQ
- Wasser- und Staubdicht
The Bad
- naturgemäß pegelbegrenzt
- könnte etwas sanfter/feiner klingen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz6.6
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Klang: Bass / Dynamik5.2
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Praxis / Connectivity8.8
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Preis / Leistung10
Der Mini-Bluetooth-Lautsprecher Tribit Stormbox Micro 2, deren Vorgänger wir schon im Test hatten, war unter den für Handtaschen geeigneten Bluetooth-Lautsprechern ein Kauftipp. Einfach weil sie für einen flachen Mini am ehesten so etwas wie einen glaubwürdigen Bass produzieren konnte. Die aufstrebende Marke Tribit schiebt jetzt gleich die Generation 2 nach und bewegt sich von der magischen 50-Euro-Klasse minimal nach oben.
Viel hat sich an der Hardware nicht geändert. Doch das ist angesichts des Erfolgs der Stormbox Micro kein Fehler. Der Hersteller verspricht eine erheblich gesteigerte Akkulaufzeit von 12 Stunden (bisher 8), eine Powerbank-Funktion zum Aufladen des Smartphones an der USB-C-Buchse der Mini-Bluetooth-Box und etwas mehr Leistung. Die Überraschung bei der Software stellt das aber fast in den Schatten: Es gibt jetzt für Stormbox Micro 2 eine eigene Tribit App für iOS und Android mit richtig vielen Funktionen! Die Wasserdichtigkeit und der Staubschutz erreichen die für Strand und Schwimmbad geeignete Klasse von IP67, ebenso gab es am Gummiriemen und dem stabilen Gehäuse einfach nichts zu verbessern.
Für Spontankäufer ist es gar nicht so einfach, Generation 1 und Generation der Stormbox Micro zu unterscheiden. Die deutlich sichtbareren, weiß gekennzeichneten Gummitasten auf der Frontbespannung sind der deutlichste Hinweis. Beim Vorgänger waren sie in derselben Farbe wie die Bespannung.
Länger laufender Akku
Bis zu 12 Stunden Laufzeit verspricht der Hersteller – das würde die Tribit Stormbox Micro 2 zum Klassenbesten machen. Einziger winziger Nachteil gegenüber der Gen 1: Die Neue wurde etwas schwerer, von 257 auf 315 Gramm, und wuchs um wenige Millimeter in allen Dimensionen.
Mit der Musik geht es ausschließlich drahtlos hinein, nach dem neuesten Standard Bluetooth 5.3. Mit dem Smartphone gekoppelt, kann man damit durch Druck auf die kreisförmige Taste auf der Oberseite der auch Telefonanrufe annehmen und frei sprechen. Oder durch längeren Druck auf den weißen Kringel den Sprachassistenten Siri von Apple oder den Google Assistant nutzen. Der USB-C-Port dient über ein entsprechendes Kabel auch dem Nachladen des Telefons.
Tippen will gelernt sein
Der weiße Kreis auf der von Meshgewebe bespannten Oberseite hat noch eine weitere, wichtige Funktion, die wir im Test so lange Zeit nach der ersten Stermobox Micro aber nicht gleich auf Anhieb fanden: Für den Sprung zum nächsten Titel muss man zweimal kurz hintereinander drücken. Wer das Timing nicht richtig hinkriegt, hält statt dessen die Wiedergabe an.
Akustisch setzt der Hersteller wie bisher auf einen kleinen Breitbandlautsprecher unter dem Stoffbezogenen Gitter und zwei Passivradiatoren. Diese spielen in entgegengesetzter Richtung, einer nach oben und einer nach unten, und verstärken so den Bass effektiv und ohne größeres Mitschwingen des Gehäuses. So kann der recht leichte Tribit auch auf einem Tisch liegen, ohne dass es zu Rappeleffekten kommt. 10 statt bisher 9 Watt befeuern den Breitbänder.
Ohne Schnickschnack, mit App
Wer einen größeren Bereich beschallen will oder etwas mehr Pegelreserven braucht, kann zwei Stück Tribit Stormbox Micro 2 zu einem Bluetooth-Boxen-Paar verbinden. Das TWS-Pairing liefert dann sogar eine echte Stereoverteilung des Signals. Allerdings kann man nicht zwischen Generation 1 und Generation 2 mischen!
Die Bedienelemente sind reduziert, aber in der Generation 2 zumindest für Lautstärke und Pause/Play deutlich besser zu erkennen. Der An/Aus-Schalter und das Bluetooth-Pairing verbergen sich auf der Seite. Daneben die sehr praktische Batterieanzeige mit mehreren LEDs und eine Kontroll-Leuchte für die Verbindung.
Viel App für wenig Budget
Einige Funktionen, die man eher bei teureren Speakern vermuten würde, bietet die kostenlose App. Allen voran einen vollwertigen 5-Band-Equalizer. Der ist in seinen Bändern nicht graphisch verteilt, sondern auf die Erfordernisse eines so kleinen Speakers abgestimmt. So lässt sich der Bass zum Beispiel. entweder nach Tiefgang oder Kick im Freien optimieren und die Brillanz anheben, wenn der Speaker auf dem Boden liegt und an den Hörern vorbeistrahlt.
So klingt die Tribit Stormbox Micro 2 (Generation 2022)
Angesichts der kompakten Maße und des sehr günstigen Preises war besonders die Basswiedergabe der Tribit Stormbox Micro 2 sogar noch eine Spur bemerkenswerter als beim Vorgänger. Im Gegenteil zu so manchem anderen so kleinen Bluetooth-Lautsprecher kann man ohne Übertreibung wie beim mehr als doppelt so teuren Bose Soundlink Micro schon fast von Basswiedergabe sprechen.
Üblicherweise machen Mini-Bluetooth-Boxen zur Andeutung von Beats nur Sounds wie „Plopp“. Zwar verfügt auch die Stormbox Micro 2 nicht über ein richtiges Differenzierungsvermögen. Aber der Plopp-Sound kommt überraschend tief und mit gewissem Punch. Das reicht, um vorm geistigen Ohr as Feeling der künstlerischen Performance Gestalt annehmen zu lassen. Und zwar noch besser als bei der ersten Generation.
Die Stunde des Equalizers
Und die junge Marke schafft mit ihrer neuen Tribit App sogar ein Kunststück, das nicht einmal JBL beim Flip 6 mit der JBL Portable App gelang. Die fährt nämlich nur einen 3-Band-Equalizer auf. Das ist zu grob, um bei dem viel größeren Bluetooth-Speaker eine vernünftige Bassanhebung zu bewirken. Dieser Placeboeffekt wurde von uns im Test des JBL auch kritisiert. Wer das unterste Band des 5-Band-EQs in der Tribit App für die Stormbox 2 mit dem virtuellen Slider anhebt, wird auch kaum eine Veränderung im Bass feststellen. Wenn etwas passiert, dann allenfalls bei geringen Lautstärken.
Das ist bei konsequenter Betrachtung klar. Schließlich wacht bei kleinen Bluetooth-Lautsprechern ein DSP-Chip darüber, dass den winzigen Treibern im Bass nicht nicht zu viel zugemutet wird. Dazu passt die Regelung die untere Grenzfrequenz durch ein dynamisches Hochpassfilter genau so an, dass der Breitband-Treiber nicht zu großen Hub verdauen muss.
„Music“ macht das Rennen um den besten Bass
Aktiviert man nun aber die Voreinstellung „Music“, schiebt die Stormbox Micro 2 im Bass bei elektronischen Beats oder akustischen Drums satter und impulsiver an. Wer noch einmal auf das Symbol mit der Loudnesskurve klickt, erkennt den Trick: Die Entwickler drehen den untersten Regler bei 50 Hz nicht hoch. Sie belassen in in Null-Stellung des großzügigen Regelbereichs von 20 dB. Dafür packen bei 60 Hz über 10 Dezibel drauf und heben auch den Bereich um 160 Hz leicht an. Das wirkt Wunder. Der Mini klingt dann wie ein größerer Bluetooth-Speaker. Sein Bass wirkt satter und hat einen saftigeren Punch. Dann macht es auch nicht mehr „plopp“, sondern etwas eindrucksvoller „wumm“.
Bass ist nicht alles, aber ohne Bass ist alles nichts. Weil aber genau dieser für die treibenden Beats verantwortliche Bereich auf Grund des geringen Gehäusevolumens das Kernproblem aller Mini-Bluetooth-Lautsprecher darstellt, birgt dieser Bereich die größten, meist negativen Überraschungen. Damit hat die Tribit Stormbox Micro diese Mutter aller Prüfungen mit Bravour bestanden – zumindest, wenn man den Preis- und Größenunterschied zum Bass-Macher-König in dieser Klasse, dem Ultimate Ears Wonderboom 2 bedenkt. Jetzt konnte eigentlich im Hörtest nicht mehr viel anbrennen, gerade auch, weil der Vorgänger im ebenfalls entscheidenden Stimmbereich schon recht natürlich wirkte.
Die Stormbox Micro 2 spielt allerdings noch dynamischer, transparenter und freier. Die Höhenauflösung erreicht nicht die Feinheit der kostspieligeren neuen Marshall Willen (den Test verlinken wir in Kürze hier nach Veröffentlichung). Dafür fehlt ihr auch deren Hang zu einer leichten metallischen Rauigkeit. Außerdem verfügt die Tribit Stormbox Micro 2 über die höheren Dynamikreserven. Allerdings verliert die Basswiedergabe bei den obersten 20 Prozent des Regelbereichs ihre Sattheit. Der Klang kippt dann ins Spitze, Aggressive. Dieses Schicksal teilt die tapfere kleine Tribit allerdings mit weit größeren Bluetooth-Boxen, auch wenn dieser Effekt bei ihnen auf Grund des größeren Gehäuses und der damit einhergehenden größeren Treiber erst bei einem höheren Absolutpegel einsetzt.
Für die Größe und den Preis ist das Gebotene aber super, auch gerade, was Dynamik und Lautstärke betrifft. Über die Stombox 2 Micro kann man Pop und Elektro-Beats wirklich gut genießen.
Test-Fazit und Alternativen zum Tribit Stormbox Micro
Wenn es um souveränen Klang aus einem flachem, dazu unter der 60-Euro-Preisgrenze bleibenden Mini-Speaker geht, hat die Tribit Stormbox Micro 2 nur einen Konkurrenten: ihren Vorgänger, die Stormbox Micro der 1. Generation. Die ist im Handel derzeit eine Kante preiswerter und bleibt nur minimal in Tieftonsouveränität und Spritzigkeit hinter der neuen zurück. Wer die App und die längere Akkulaufzeit nicht benötigt, kann hier bedenkenlos sparen.
Technische Daten Tribit Stormbox Micro
- Preisempfehlung des Herstellers: 60 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 10 x 4,3 x 10 cm
- Gewicht: 315 g
- Akkulaufzeit bis zu 12 Stunden
- Besonderheiten: Wasserdicht nach IP67, Stereo-Pairing mit identischen Modellen, Gummiband für flexible Montage
- Mehr unter: www.tribit.com