STEREO GUIDE Testurteil
Der Sony SRS-XV800: ist eine große, schwere schwere Bluetooth-Partybox, die Bass-Begeisterte verwöhnt. Trotz Licht(Show) gibt es auch Schatten.
Vorteile
- tiefer, mächtiger Bass
- klingt sehr entspannt auch bei hogen Pegeln
- sehr gute Apps und Bedienelemente
- reichhaltige Anschluss-Möglichkeiten
Nachteile
- etwas blasse Mittenwiedergabe
- kein aptX für Android-Geräte
- sehr hohes Gewicht dämpft trotz Rollen die Beweglichkeit
-
Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.3
-
Klang: Bass / Dynamik9.5
-
Praxis / Connectivity9.4
-
Preis / Leistung9.2
Nach dem Erfolg der kleinen tragbaren Partyspeaker mischen die Japaner von Sony jetzt auch in der Königsklasse mit. Die Sony SRS-XV800 ist ein batteriegetriebener PA-Turm, der mit jeder Menge Power, Funktionen und Flexibilität auf einen einzigen Gegner zielt: Die JBL Partybox 310. Im Gegensatz zu letzterer verzichtet Sony auf eine Strobo-Funktion. Dafür gibt es zum höheren Preis einige Features, die aufhorchen lassen. Etwa eine räumliche 3D-Abstrahlung mit insgesamt fünf Hochtönern respektive Mittel-Hochtönern, Stereo-Anordnungen sowohl für den vertikalen wie den horizontalen Betrieb und satte 25 Stunden Akkulaufzeit für den Betrieb fernab vom Stromnetz. Das Netzteil zum Aufladen und Non-Stop-Betrieb brachte Sony sinnvollerweise in der richtig großen Bluetooth-Box unter.
Wir schreiben mit Absicht nicht: Mobilbetrieb. Denn mit 18,5 Kilogramm Lebendgewicht übertrifft die Sony den ähnlich großen US-amerikanischen Konkurrenten noch einmal leicht und ist alles andere als leicht tragbar. Wie gut, dass beide Rollen im Gehäusefuß eingebaut haben?
Tragbar oder rollbar?
Genau dabei zeigt sich das erste Hindernis, das die große Sony im mobilen Betrieb setzt: Im Gegensatz zur Konkurrenz, die mit großen Rollen und einem ausziehbaren Trolley-Griff aufwartet, muss man die SRS-VX800 sehr weit kippen, bis sich ihre Rollen wirklich nutzen lassen. Sonst wirkt der untere Teil des nicht nur schweren, sondern auch sperrigen Gehäuses durch Bodenkontakt als Bremse. Da die beiden Griffe ganz vorne beziehungsweise ganz hinten angeordnet sind, geht man sehr gebeugt, um sie zu bewegen. Das ist maximal unbequem für den Rücken und die japanische Partybox erfordert noch mehr Kraft, weil der Schwerpunkt Richtung Griff wandert. Für den Alleinunterhalter mag das vom Kofferraum zum Partyraum gerade noch annehmbar sein. Wenn aber Stock, Stein oder Treppen dazwischen liegen, macht es keinen Spaß mehr.
Wer kein Problem mit schweren Lasten hat oder im Besitz einer Sackkarre ist, wird vom cleveren akustischen Konzept der Sony entschädigt: Im klassischen aufrechten Betrieb kombiniert sie zwei recht nah beinander liegende Mittel-Hochtöner vorne mit zwei indirekt strahlenden Hochton-Kalotten auf der Rückseite. Das verspricht beim Einsatz in der Wohnung oder dem Partykeller durch Reflexionen von den Wänden mehr Raumklang als bei anderen Tower-Konzepten. Sony spricht sogar von omnidirektionalem 360°-Sound. Schließlich ermöglicht der Hersteller auch den Anschluss an den Fernseher per optischer S/PDIF-Digital-Verbindung.
Doch Sonys Trick berücksichtigt noch einen weiteren Aspekt: Sollte die XV800 bei einer Party wortwörtlich im Mittelpunkt stehen, bekommen auch jene, die hinter der Box tanzen, für ausgewogeneren Klang eine Ladung Höhen auf die Ohren. Höhen gehen nämlich im Gegensatz zu Bässen nicht ums Eck, um es mal salopp auszudrücken.
Zum Kippen nicht zu schade
Legt man die Sony SRS-XV800 dagegen auf die Seite, kommt der unterste, der drei frontseitigen Mittel-/Hochtöner zum Einsatz. Das garantiert dann eine maximale Stereo-Basisbreite. Wegen dieser akustischen Ausrichtung gibt es im Gegensatz zur gerade gesteteten JBL Partybox 110 nur auf einer Seite kleine Gummipuffer. Die stabile Seitenlage geht also nur in einer vorgegebenen Position und nicht wie bei der JBL auf beiden Flanken.
Der Gedanke dahinter: Hochtöner bündeln den Schall mit steigender Frequenz wie eine Taschenlampe. Dieser physikalische Effekt wiegt schwerer, je größer der Membran-Durchmesser ausfällt. Eine 6-cm-Konus-Membran wie sie Sony in der SRS-XG800 verwendet, hat in dieser Hinsicht auf Grund von Form und Größe doppelt schlechte Karten. Deshalb soll die Optimierung für liegenden Betrieb auf der rechten Seite des Bassreflex-Gehäuses den gehandikapten Treibern den maximal möglichen Abstand zum Boden verschaffen, damit sie freier abstrahlen können.
Eckige Töner, viel Leistung
Ähnlich durchdacht scheint uns das Tiefton-Konzept der 2-Wege-Bassreflex-Konstruktion zu sein: Mittig sitzen zwei Tiefton-Chassis. Zur besseren Raumnutzung sind diese mit quadratischer Membran im Format 17 x 17 Zentimeter („X-Balanced-Speaker-Unit“) ausgestattet – könnte man meinen. Allerdings schüren diverse frühe Bluetooth- und HiFi-Boxen von Sony den Verdacht, dass die Japaner mit diesem lange gehegten Technik-Fetisch auch ein wenig die Besonderheit ihrer Produkte ausdrücken wollen. Dagegen geben sich die Japaner zugeknöpft, wenn es um die am HiFi-Stammtisch seit Ewigkeiten gefragten Watt-Angaben geht. Sony gibt weder die Leistung der einzelnen Endstufen seiner Bluetooth-Aktiv-Lautsprecher, noch die werbewirksame Gesamtleistung an. Einzig die maximale Leistungsaufnahme des Netzteils liefert ein Indiz: 77 Watt Stromverbrauch sollte man auf der Jagd nach maximalem Schalldruckpegel einplanen.
Was das dargebotene Programm betrifft, herrscht bei der Sony SRS-XV800 eine bunte Vielfalt. Neben Bluetooth 5.2 mit den Audio-Codec SBC, AAC und dem Sony-eigenen LDAC und dem bereits erwähnten Lichtleiter-Digital-Eingang (Toslink) USB-A zur Wiedergabe von Massenspeichern und zum Laden von Smartphones gibt es drei analoge Eingänge. Dabei handelt es sich um einen Stereo-AUX-Eingang mit 3,5-mm-Klinken-Buchse und zwei 6,35-mm-Klinken-Eingänge für Mikrofon oder E-Gitarren. Sie finden sich nach IPX4 gegen Spritzwasser geschützt auf der Rückseite unter einer Gummi-Abdeckung. Über den Instrumenten-Eingängen sitzen auch Drehregler zur Pegelanpassung sowie Tasten für diverse Ton-Effekte.
Überzeugende Bedienungsorgane, tolle Apps
Auf der Oberseite der XV800 finden sich auch im Dunkeln gut erkennbare beleuchtete Touchfelder. Sie dienen etwa zur Steuerung der Wiedergabe des via Bluetooth gekoppelten Smart Devices, der Regelung der Lautstärke, zur Aktivierung/Deaktivierung der relativ dezenten Lichteffekte und zum Abrufen der Bass-Boost-Funktion.
Diverse Effekte für Ton und Licht inklusive der aus Tonstudios bekannten Flanger-Sounds lassen sich via App abrufen. Dabei kann man – sofern auf dem iOS- oder Android-Gerät installiert – die Sony Fiestable App zur Steuerung der Licht-Show und der Karaoke-Funktionen oder auch zur Erstellung von Playlists direkt aus der von vielen anderen Testgeräten bekannten Sony Music Center App aufrufen. Hier finden sich außerdem die Einstellungen für Motion Control. So nennt Sony die Steuerung von Audio-Wiedergabe und Licht-Show durch Schüttelbewegungen über den Bewegungssensor des Smartphones. Es gibt zudem Equalizer Presets, um den Sound auf Knopfdruck zu beeinflussen plus einen 3-Band-Equalizer.
Wie klingt klingt Sonys schweres Gerät?
Klar, das hohe Gewicht und die trotz Rollen und Griffen schlechte Beweglichkeit schürten gewisse Erwartungen für den Sumo unter den Bluetooth-Speakern den Hörtest. Die wurden in Sachen Pegel und Bass-Ausbeute auch durchaus erfüllt. Doch überraschenderweise profilierte sich die Sony XV800 weniger durch extreme Impulsivität oder brutalen Bass-Punch. Ihr herausstechendstes Merkmal, war jene Lässigkeit, mit der sie ohne Schärfe oder Anzeichen von Überforderung beachtliche Lautstärkepegel erreichte. Diese Abstimmung passt gut zum Chillen in der Lounge, aber weniger zum Dance Floor.
Knallige Impulsgewitter oder Kick-Bass sind nicht so Sache der Sony. Im Bass trumpft sie satt und relativ mächtig auf, wirkt aber etwas weich. Stimmen präsentiert die japanische Partybox überraschend soft und gegenüber den Bässen zurückhaltend. Auch die Höhen spielen eher auf der milden als auf der wilden Seite. Was man in einer Lounge oder als Hintergrundbeschallung im Wohnzimmer durchaus als angenehm empfinden kann, wirkt vom Drive her nicht unbedingt stimulierend, um die Tanzfläche zu entern und sich im Rhythmus der Musik zu bewegen.
Was die Impulsivität im Mittel-Hochtonbereich, die damit einhergehende Ausdruckskraft und Differenziertheit von Gesangstimmen betrifft, machte im ungleichen Vergleich – auf Grund von Preis und Größe – sogar die keinesfalls fehlerfreie JBL Partybox 110 mehr an. Und das, obwohl sie im Tiefgang und Bassvolumen auch mit Bass-Boost nicht annähernd mithalten konnte. Doch ihr Sound und ihre Beats besaßen das gewisse Etwas, während die schwere Sony souverän, aber gleichzeitig etwas distanziert und undifferenziert klang. Allerdings ließ ihr üppiges Bass-Fundament gerade mit aktiviertem Boost in Sachen Qualität wenig, in punkto Quantität so gut wie nichts zu wünschen übrig.
Testfazit und Alternativen zur Sony SRS-XV800
Lieber die Sony oder den unbestrittenen Marktführer JBL Partybox 310? Wer auf den gewissen Boogie-Faktor wert legt, kommt in diesem Fall an der JBL kaum vorbei. Das gilt nicht nur für den lebendigen, anspringenden Klang, sondern auch für die spektakulärere Light-Show. Und auch die deutlich günstigere Mackie Thump Go 8″ spielt trotz geringerem Tiefgang deutlich anspringender und differenzierter. Wer allerdings eine entspannte, gleichwohl kräftige und voluminöse Lounge-Beschallung sucht, der man stressfrei stundenlang lauschen kann, der kommt mit der Sony SRS-XV800 voll auf seine Kosten. Das gilt insbesondere, wenn in der Lounge auch hin und wieder Filme mit basskräftigen Spezial-Effekten laufen sollen. Schließlich hat Sony sicher nicht umsonst den Lichtleiter-Digital-Eingang zum Anschluss an den Fernseher in seine Partybox eingebaut.
Technische Daten Sony SRS-XV800
- Preisempfehlung des Herstellers: 650 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 32 x 72 x 37,5 cm
- Gewicht: 18,5 kg
- Akkulaufzeit bis zu 25 Stunden
- Besonderheiten: IPX4 Spritzwasserschutz (nur bei vertikaler Aufstellung!), 3D-Raumklang, Mega Bass, Analoger AUX Eingang, Mikrofon-/Instrumenten-Eingang, App-Steuerung
- Mehr unter: www.sony.de