STEREO GUIDE Testurteil
Die Mackie Thump Go 8 ist eine Partybox mit Profi-Background. Sie klingt wie eine Kleine Bühnen-PA. Gerade Punch und Dynamik begeistern.
Vorteile
- Wahnsinns Dynamik, authentisch wie Mini-PA
- explosiver, federnder Kickbass, sehr hoher Maximalpegel
- nützliche Mixing- und Anschluss-Möglichkeiten
- App mit 2-Kanal-Mischpult und Masterfader sowie Klang-Presets
- integriertes Netzteil, einfach austauschbarer Akku-Pack
Nachteile
- nicht so sanft, beschränkter Winkelbereich
- nicht wasserdicht, kein Staubschutz
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8
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Klang: Bass / Dynamik9.5
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Praxis / Connectivity9.5
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Preis / Leistung9.5
Die Mackie Thump Go 8“ aus unserem Test sieht nicht nur aus wie ein Bühnen-Lautsprecher. Sie ist es im Grunde auch. Bei den Stereo-Aktivboxen scheinen die Grenzen zwischen Profi- und HiFi-Equipment zunehmend zu verschwimmen. Doch gilt das auch für die tragbaren Bluetooth-Boxen? Nur in wenigen Fällen, denn was Musiker und DJs sich so in ihre Transporter laden, ist für den spontanen Outdoor-Gebrauch meist zu schwer und zu sperrig. Ein Klassiker des Genres ist zum Beispiel die kabelgebundene Mackie SRM450. Mit dieser machte der für kompakte Mischpulte und Studiomonitore bekannte US-Hersteller die All-In-One-PA erst populär. Für den Heimeinsatz mit fast 20 Kilogramm ohne Akkubetrieb empfiehlt sich aber selbst die neueste Version nicht.
Eine sehr interessante Ausnahme stellen die Mackie Thump Go 8″ dar. Wie im Profi-Bereich üblich, kennzeichnet die Zahl die Zollgröße des Basstreibers. Dessen Durchmesser beträgt also etwas über 20 Zentimeter. Damit ist ein kompaktes und mit seiner Plastikschalenform auch sehr leichtes Gehäuse möglich. Die Verarbeitung wirkt im Vergleich zu den Partyboxen von Sony und JBL etwas ambitionierter und dank des pulverbeschichteten Stahlgitters sehr robust. Auf dem Karton steht selbstbewußt: „Built like a Tank.“ Wasser- oder Staubdichtigkeit gibt es leider gar keine.
Dafür haben die Profis einige Tricks auf Lager, die man im HiFi-Segment nicht findet: So lässt sich der Akku im Schnellverfahren tauschen und ein Mixer mit Mikrofoneingängen ist eingebaut. Die Box selbst kann man auf eine Stativ-Stange aufflanschen oder im 45-Grad-Winkel auf den Boden stellen. Letzteres sorgt für eine saubere Richtwirkung des Schalls Richtung Ohren und nicht Richtung Knöchel der Party-People. Kleines Detail: Das runde Mackie-Logo auf dem Lautsprechergrill lässt sich der Lage anpassen.
Soviel Technik steckt drin
Denn wie im Beschallungsbereich üblich, steckt in der Thump Go ein echtes Horn mit Kompressionstreiber. Das beschränkt den Ausleuchtbereich der Frequenzbereiche über 2000 Hz auf einen Winkel von etwa 90 Grad horizontal und 60 Grad vertikal. Man sollte sich also genau überlegen, ob man die Box im Partybetrieb auf dem Boden wirklich anwinkeln will, denn dann dreht sich der nutzbare Bereich natürlich. Entsprechend schmal fällt dann der Sweet-Spot als, alle Hörer seitlich oder hinter der Mackie bekommen deutlich dumpfere Klänge ab.
Satte 200 Watt Leistung verspricht der Hersteller, die sich in 175 Watt für den Tieftöner und 25 für den Hochtöner aufteilen. Eine sinnvolle Verteilung, denn ein Hornhochtöner läuft erfahrungsgemäß mit wenigen Watt schon zu hoher Pegelform auf. Die Schallwandlung beschränkt sich übrigens auf einen Kanal und reine Mono-Wiedergabe. Ein weiterer Mackie Speaker lässt dich drahtlos mit einem durchgeschleiften Signal versorgen, eine große Partykette ist mit einem entsprechenden XLR-Kabel möglich.
Profi-Beschallung oder Party-Maschine?
Bei der Zuspielung und den Anwendungsfällen zeigt sich die Mackie Thump Go als echte eierlegende Wollmilchsau: Sie besitzt einen Mixer eingebaut, der die Signale von einem Bluetooth-Empfänger (Version 5.0) und/oder zwei kabelgebundenen Eingängen nach Wunsch zusammenmixt. Sowohl XLR-Eingänge wie auch kleine (3,5 mm) und große (6,3 mm) Klinke stehen zur Verfügung.
Das übersichtliche Bedienfeld weist einige Funktionen auf, die für Hifi-Hörer eher unüblich klingen dürften: So gibt es einen Feedback Unterdrücker gegen Mikrofonpfeifen, eine als „Outdoor Mode“ bezeichnete Anhebung von Bässen und Höhen sowie eine „Ducking“ Funktion. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als eine Durchsagemöglichkeit, die die Musik herunterregelt, wenn über das Mikrofon gesprochen wird.
Die Mackie App
Unter dem Namen Mackie Thump Connect 2 bietet der Hersteller eine Steuerungs App für Android und iOS Devices. Die steuert die meisten Funktionen, die man auch auf dem seitlichen Bedienfeld hat, wie die Lautstärke der einzelnen Kanäle, die Masterlautstärke und die als Voicing Modes bezeichneten EQ-Presets. Einen richtigen grafischen EQ gibt es nicht, wohl aber Bass- und Höhenregler, die man ausschließlich über die App erreicht. Dort finden sich auch einige Klang-Voreinstellungen, die man für bestimmte Anwendungen (etwa zum Einsatz als Bühnenmonitor) und Geschmäcker abrufen kann.
Akkutausch und Zubehörprogramm
Plant man längere Parties oder macht der Akku öfter durch einen Farbwechsel der entsprechenden Lade-LED auf rot auf sich aufmerksam: Kein Problem. Einen Ersatzakku gibt es als Zubehör beim Hersteller zu kaufen, im Boden der Box befindet sich eine entsprechende Klappe für den schnellen Tausch.
Weiteres Profi-typische Zubehör könnte auch für den mobilen Partyeinsatz sinnvoll sein. So gibt es eine stabile Reisetasche mit Schultergurt. Denn an der eingelassenen Griffmulde trägt man selbst die recht leichte Mackie Thump Go 8″ nur ein paar Meter aus dem Kofferraum.
Wer öfter größere Menschenansammlungen beschallen will – etwa weil er Gartenparties oder Demonstrationen organisiert – könnte über ein Lautsprecherstativ nachdenken. Auf ein solches aufgeflanscht, thront die Mackie über den Köpfen und spielt entsprechend weit. Hier passt aber auch jedes Stativ mit Standard-Aufnahme aus dem Musikerbereich.
Mackie Thump Go 8″ im Hörtest
Bei zahlreichen Bluetooth-Partyboxen drängt sich das Gefühl auf: Die will doch nur spielen! Doch es braucht nicht viele Takte oder besser gesagt Beats, um zu begreifen: Mackie meint es ernst. Die Thumb Go liefert einen Punch und eine Spielfreude, wie man es nicht einmal von teuren HiFi-Boxen kennt. Abgesehen vom Wegfall der Kabelverbindungen zur Quelle benimmt sie sich wie eine richtige mobile PA. Sie kann bemerkenswert laut spielen und zeigt dabei keine Anzeichen von Anstrengung. Im Gegenteil: Obwohl sie selbst mit niedrigem Pegel schon sehr anspringend und differenziert agiert, legt der Bass ab gehobener Zimmerlautstärke nochmal zu. Dann liefert sie nicht nur einen extrem tockenen, präzisen Punch im Oberbass, sondern baut auch noch ein voluminöses, aber keinesfalls brummiges Fundament auf.
Mir gefällt das so gut, dass ich spontan dachte: Wenn ich mit dem Aufbau meiner High-End-Stereo-Anlage noch mal bei null anfangen würde, kämen wahrscheinlich zwei über die App zum Stereo-Paar verbundene Mackie Thump Go 8″ dabei heraus. Allerdings sehe ich bei dem Gedanken immer die Nachbarn vor mir. Diese wirklich amtliche Bluetooth-Box gehört in ein Freigehege oder zumindest in einen bestens isolierten Partykeller – am besten in einem freistehenden Einfamilienhaus.
Macht mächtig Laune
Also von der Attacke, Genauigkeit und Transparenz ist die Mackie Thump Go eine Wucht, ganz egal, ob man den Preis, das Umfeld der Bluetooth-Lautsprecher oder gängige HiFi-Anlagen zum Vergleich heranzieht. Dagegen sind bis auf die ebenfalls von einem PA-Spezialisten konzipierte JBL Partybox 310 so ziemlich alle uns bekannten mobilen Bluetooth-Boxen im Grunde Spielzeug.
Das kommt besonders deutlich bei der E-Gitarre von David Gilmour in der Live-Version von „Whish You Were Here“ in Pompeii heraus. Das Anreißen der Saiten kommt extrem präzise, kraftvoll und detailreich. Es klingt dabei kein bisschen nach dem, was man gemeinhin mit Bluetooth-Boxen verbindet. Auch akustische Gitarren wie beim klassischen Gitarrenkonzert von Aranjuez kommen damit sehr lebendig und authentisch herüber. Besonders gelungen intoniert die Thump Go 8″ auch die Titel des neue Albums „Meandering“ von Alexander „Sandi“ Kuhn, bei dessen Premiere ich im Stuttgarter Jazz Club „Bix“ Stücke wie „Tübinger Straße“ oder den Titelsong „Meandering“ mit toller Akustik live hören konnte.
Bluetooth-Box im Reality-Check
Der Saxophonist aus meinem Viertel der Landeshauptstadt kommt mit seinem Instrument und seiner Begleitband so livehaftig herüber, dass auch meine High-End-Anlage mit Bi-Amping-Endstufe abgesehen von der Räumlichkeit der 2-Kanal-Wiedergabe, die man wegen der einzelnen Mackie im Mono-Betrieb ausblenden muss, hauptsächlich durch luftigere Höhen und noch höhere Klangfarbentreue hervorstach. Das kam dem Aufblitzen, Glanz und Ausklingen der Becken zu gute. Doch Saxophon und Schlagzeug schenkten sich nicht viel.
Wenn man statt Jazz Tracks aus den Bereichen Electro oder Hip-Hop spielt, kann die Mackie sogar einen Trumpf von schier explosionsartig in den Raum geschleuderten Beats ausspielen. Was angesichts dieser explosiven Performance besonders erfreut: Der Roll-off im Tieftonbereich wurde so gewählt, dass es unter normalen Umständen im Raum keine Dröhnprobleme gibt. Ingesamt also eine stramme Leistung für eine Bluetooth-Box dieser Preisklasse.
Testfazit und Alternativen bei Bluetooth-Partyboxen
Wer maximale Soundpegel und Discofeeling aus nur 8 mobilen Kilogramm Box holen will, kann sich die Mackie Thump Go 8″ bedenkenlos holen. Ernsthafte Alternativen von den HiFi-Herstellern sind uns aus Beschaller-Sicht nicht bekannt, die ähnlich positionierte Teufel Rockster Air etwa wiegt das Doppelte! Die JBL Partybox 310, kürzlich bei STEREO GUIDE im ausführlichen Test, klingt etwas smoother und voller als die Mackie. Dafür macht letztere noch mehr Druck und setzt sich auf große Entfernungen viel besser durch. Für gerade mal 400 Euro ist die Mackie ein magischer Geheimtipp. Wenn man denn nicht auf einer wasserdichten Box besteht.
Technische Daten Partybox Mackie Thump Go 8″
- Preisempfehlung des Herstellers: 400 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 28,5 x 46 x 24 cm
- Gewicht: 8 kg
- Akkulaufzeit bis zu 12 Stunden
- Besonderheiten: Mixer, 2 Klinken/XLR-Eingänge, EQ-Presets, App-Steuerung, Akku tauschbar
- Mehr unter: https://mackie.com