STEREO GUIDE Testurteil
Die Mackie CR3.5BT ist ein richtig gutes kleines Stereo-Bluetooth-Boxen-Set. Das gilt ganz besonders, wenn man den kleinen Preis bedenkt.
Vorteile
- Kraftvoller Klang mit natürlicher Abstimmung und guter Auflösung
- TRS-Eingänge für Studio-Geräte
- Links-Rechts-Zuweisung für die Primärbox mit den Anschlüssen
- Ordentliche Verarbeitung
Nachteile
- Keine Digital-Eingänge
- Keine App, kein Equalizer
- Analoge Lautstärkeregelung, keine Synchronisation mit der des Handys
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Natürlichkeit / Transparenz8.4
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Bass / Dynamik7
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Räumliche Abbildung8
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Praxis / Connectivity8.4
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Preis/Leistung10
Die US-amerikanische Marke Mackie machte sich vor allem mit Mischpulten, gehobenen Studiomonitoren und Beschallungs-Systemen einen Namen. Ihre Lautsprecher, die wir in jüngerer Vergangenheit im Test hatten, waren denn auch eher Abkömmlinge professioneller PA-Technik zum Mitnehmen. Die extrem kompakte Mackie CR3.5BT, die uns in der 3. Generation zum Test zur Verfügung stand, bleibt vom Design her den Studiomonitoren treu: vom Running-Man-Logo über die verrundete Kunststoffverkleidung der Schallwand und Waveguides bis zu den giftgrünen Applikationen. Überrascht waren wir beim Preis von unverbindlichen 130 Euro das Set, womit sie als Einsteiger-Monitor ebenso durchgeht wie als hochwertigerer Computer-Lautsprecher.
Beim Blick auf die Rückseite fällt aber auf, dass die für PC-Boxen typischen Digital-Eingänge wie USB oder S/PDIF fehlen. Im primären Master-Speaker, der wahlweise den linken oder rechten Kanal wiedergeben kann, sitzt die gesamte Elektronik. Die Vermarktung als Studio-Monitor wird durch die vielfältigen analogen Anschlüsse unterstrichen: neben einem Pärchen Cinch/RCA- und einer 3,5-mm-Klinke gibt es zwei professionelle 6,3-mm-Klinkenanschlüsse. Die lassen sich sowohl asymmetrisch wie für Studioanwendungen auch symmetrisch ansteuern, was Besitzer professioneller Mischpulte freuen wird.
Arbeitsteilung
Das Set CR3.5BT mit einem Master-Lautsprecher und einem passiven Slave baut offenkundig auf einem älteren, analogen Konzept auf. Das zusätzlich eingesetzte Bluetooth-Modul für drahtlose Einspeisung ist entsprechend auch der einzige Digital-Eingang. Für den günstigen Preis darf man dann auch nicht die Ausstattung der von uns sehr gelobten Thump Go 8″ mit professionellen Features wie Kanalmixer und Equalizer erwarten.

Immerhin gibt es auf der Vorderseite außer einem analogen Lautstärkeregler neben dem 3.5-mm-Kopfhörer-Anschluss noch einen zweiten Drehknopf auf der linken Seite für die Klang-Regelung. Die beeinflusst Bässe und Höhen gleichzeitig und biegt den Frequenzgang beim Dreh nach rechts wie eine Badewanne. Sprich: Sie hebt wie eine Loudness-Funktion Bässe und Höhen an. Ein bequemer, zudem narrensicherer Weg, den Klang aufzupeppen, aber nicht unbedingt das, was sich Studioprofis unter einer Aufstellungskorrektur vorstellen.
Zwei weitere smarte Schalter finden sich auf der Rückseite des Primär-Lautsprechers. Der eine schaltet die Abstimmung zwischen Desktop (Nahfeld) und Regal (Fernfeldbetrieb) um. Besonders nützlich ist allerdings die Umschaltung zwischen links und rechts für den Primär-Lautsprecher. Dergleichen hätte ich mir gerade erst bei der Edifier MR3 gewünscht.

Solide Leistung
Zum Antrieb beider Boxen sitzt im Master-Lautsprecher des Mackie-Sets eine Stereo-Endstufe mit einer Gesamtleistung von 50 Watt mit einer klassischen Class-A/B-Schaltung. Das ist angesichts des Gesamtpreises erstaunlich hochwertig und im Zeitalter der Schaltendstufen zunehmend selten.
Da ist es zu verschmerzen, dass die Mackie nicht zur Klasse der Vollaktiv-Konzepte zählt, bei denen jedes Chassis seine eigene Endstufe besitzt. In der Mackie kommen offensichtlich passive Frequenzweichen zum Einsatz, was damit auch keine DSP-Anpassungen wie bei digitalen Weichen erlaubt. Das Signal gelangt über das beigelegte 2 Meter lange Lautsprecherkabel zum passiven Sekundär-Lautsprecher. Wem dieser Abstand zu klein ist, der kann es durch jede handelsübliche Meterware ersetzen, sofern der Draht vom Durchmesser in die kleinen Klemmen passt.
Nomen est Omen
Umso mehr kommt es dann auf eine stimmige Treiberausstattung an: im sehr gut, ohne Nähte hochwertig folierten Bassreflex-Gehäuse aus MDF (Mitteldichte Spanplatte) mit rückseitigem Port kommt ein 2-Wege-System zum Einsatz. Eine 2,5-cm-Seidenkalotte wird von einem Mackie-typischen Waveguide kontrolliert. Ein 9-cm großer Konus übernimmt Bässe und Mitten. Da sein Durchmesser genau 3,5 Zoll entspricht, erklärt sich auch die Namensgebung CR3.5BT. Im PA-Bereich ist die Angabe der „Hubraumklasse“ in Zoll des Tieftöners ohnehin üblich, Mackie macht das seit der legendären HR824 aus dem Jahr 1996 auch bei Studiomonitoren.
Wem der Tiefgang im Bass nicht reicht, kann den Wireless-Aktiv-Subwoofer Mackie CR8SBT mit einem 8-Zoll-Tieftöner optional erwerben und zum Einsatz bringen. Dann wird die Bluetooth-Verbindung vom Smart-Device mit dem Bassmodul aufgebaut und das Audio-Signal per Klinken- oder Cinch-Kabel an das CR3.5BT Set weitergereicht.


Sound-Test: Mackie CR3.5BT
Auch wenn sich vom Konzept und den Abmessungen Vergleiche mit der Edifier MR3 anbieten, spielt die Mackie CR3.5BT in einer anderen Liga. Und sie ist sogar noch etwas günstiger. Vor allem klingt sie wirklich so gut, dass sich das anfängliche Stirnrunzeln über die selbstbewusste Positionierung als Studio-Lautsprecher rasch als unbegründet erwies. „Was, die soll nur 130 Euro kosten?“, staunte ich nach dem Hörtest bei der Preis-Recherche. Wer Podcasts, Erklärbär-Videos für YouTube schneiden und abmischen möchte oder von einer Influencer*innen-Karriere auf TikTok träumt, der braucht wirklich für den Ton nicht mehr Geld ausgeben. Doch die Mini-Mackies sind sogar so gut, dass man auch mit etwas weitergehenden Ansprüchen damit ein Schnäppchen machen kann. Ebenso Gamer, die sich spätestens nach dem Hinzufügen eines Subwoofers mitten in einem Kino-Abenteuer wähnen dürften.
Festmachen lässt sich diese doch sehr positive Bewertung an einer Reihe guter Eigenschaften. Da wäre zunächst die grundsätzlich natürliche Abstimmung mit ausdrucksvoller, gemessen am Preis erstaunlich neutraler Wiedergabe von Stimmen oder Naturinstrumenten. Das zeigte sich sehr schön auf Tracks wie „Swimming Pools“ vom Album Trevor Horn „Echos“ auf unserer Qobuz-Playlist „Audiophile Voices“. Auch die Qualität der Höhenwiedergabe ragt aus der Klasse weit heraus. Selbst, wenn man die ohnehin schon sehr frischen hohen Frequenzen durch den „Tone“-Regler betont, bleiben sie dabei noch relativ seidig. So wirkten auch Aufnahmen, bei denen die Becken mit Besen bearbeitet werden, gemessen am Klassenstandard enorm filigran und fein aufgelöst.




Klein, aber erstaunlich kraftvoll
Darüber hinaus können die Mackie CR3.5BT für ihre Größe ganz schön laut spielen und bleiben dabei angenehm sauber. Die kleinen 3,5-Zoll-Bässe erzeugen einen ordentlichen Punch. Drums wirken straff und differenziert. Der Drive und das Rhythmusgefühl machen richtig Laune. Bei Tracks wie „Ratchets“ von Hedegaard baut sich der Spannungsbogen langsam auf. Sehr, sehr gut für diese Klasse. Mackie hat hier nicht nur einfach seinen guten Namen auf ein günstiges Bluetooth-Boxen-Set geklebt.
Was ebenfalls positiv auffiel, war die präzise Fokussierung und die breite Bühnendarstellung der kleinen Studio-Lautsprecher. Mit den Mackie CR3.5BT kann man nicht nur mischen, sondern auch einfach Freude an der Musik haben. Das einzig störende Element im Sound-Test war die analoge Lautstärkeregelung, die im Bluetooth-Betrieb ohne Synchronisation mit dem Smartphone arbeitete. Das ist nicht praktisch, aber beim Betrieb auf dem Desktop nicht so tragisch. Man sollte nur für optimale Klangqualität die Regelung der Tonquelle auf Maximalpegel einstellen und dann die Lautstärke direkt mit dem Potentiometer an der Front des Primär-Lautsprechers justieren.
Mackie CR3.5BT: Fazit und Alternativen
Die Mackie macht wirklich Spaß. Und sie eignet sich tatsächlich bis zu einem gewissen Anspruch als Studio-Monitor. Für die Vertonung von YouTube- oder TikTok-Videos reicht sie locker und angesichts der guten Leistung überrascht der vergleichsweise extrem günstige Preis. Das gilt auch für die Verarbeitung: Mehr kann man eigentlich nicht für 130 Euro erwarten. Dagegen ist die für sich genommen günstige Edifier MR3 fast schon teuer. Sie kommt in Klang und Finish trotz einer an sich soliden Leistung nicht an die Mackie CR3.5BT heran. Die könnte sich zu einem Geheimtipp auch für preisbewusste HiFi-Fans fürs Wohnzimmer entwickeln.
Mackie CR3.5BT: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 130 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 14 x 20,6 × 18 cm
- Gewicht: 3,7 kg
- Besonderheiten: Analog-Eingänge Klinke symmetrisch/asymmetrisch, RCA, Bluetooth, Loudness-Regler („Tone“), Kopfhörer-Ausgang an der Front
- Mehr unter: mackie.com