STEREO GUIDE Testurteil
Die Edifier M60 bieten angesichst der winzigen Größe einen tollen Klang. Ein kleiner Mangel verhindert es allerdings, sie als HiFi-Anlage zu verwenden.
Vorteile
- Enorm spritziger und ausgewogener Klang
- Exzellente Abbildungspräzision
- Überragendes Preis-Leistungsverhältnis
- Für die Größe erstaunlich satter Bass
Nachteile
- Das 1,8-m-Verbindungskabel zwischen den Boxen schränkt die Stereo-Basis stark ein
- Kein Subwoofer-Ausgang
- Leitet starke Schwingungen in die Unterlage ein
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Natürlichkeit / Transparenz7.8
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Bass / Dynamik6.8
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Raumabbildung8.0
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Praxis / Connectivity9.0
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Preis/Leistung9.7
Der Edifier M60 ist ein kompakter 2.0-Desktop-Lautsprecher für Multi-Media-Anwendungen. Er lässt sich mit dem PC via Bluetooth, USB-C oder analog mit Kabel verbinden. Gegenüber dem von uns bereits vor einiger Zeit getesteten Edifier R1700BT ist er nicht nur deutlich kompakter. Das in seidenmattem Lack in den Farben Schwarz, Weiß oder mit „Classic Oak“ Foliendekor angebotene Bluetooth-Stereo-Lautsprecher-System wirkt deutlich moderner im Design und setzt auf ein praktisches Touch-Bedienfeld auf der Oberseite.
Geballte Technik auf kleinstem Raum
Mit seinen präzise abgestimmten 1-Zoll-Seidenkalotten-Hochtönern mit Waveguide und 3-Zoll-Aluminium-Tieftönern (2,5 respektive 7,6 Zentimeter) erzeugt der M60 einen satten und klaren Klang, der selbst bei höheren Lautstärken nicht an Qualität verliert. Zum Antrieb stehen laut Datenblatt 66 Watt RMS-Leistung bereit. Damit verspricht er zünftige Audioleistung auf dem Schreibtisch oder in kleinen Räumen.
Für Desktop-Anwendungen ist die Strippe lang genug. Doch wer in Versuchung kommt, die Boxen ins Regal zu stellen, wird sich etwas mehr Spielraum für eine breitere Stereo-Basis wünschen. Schließlich gehen von dem 180 Zentimetern noch die Stecker ab und man kann das Kabel vor kaum kerzengerade zwischen beiden Stereo-Boxen in der Luft hängen lassen. In der Klasse bis 200 Euro kann man das allerdings durchaus als Luxussorgen betrachten.
Reichhaltiges Zubehör
Was Kabelverbindungen betrifft, zeigt sich Edifier trotz des scharf kalkulierten Preises nämlich ingesamt mal wieder großzügig: Neben dem Versorgungs- und dem Netzkabel liegen noch zwei analoge Kabelverbindungen (3,5-mm-Klinke und 3,5-mm-Klinke auf Cinch) sowie ein USB-C-Kabel bei. Damit nicht genug: Simple, aber stabile Aufsteller aus gefaltetem Metall mit Gummipuffern ermöglichen es, die beiden Bluetooth-Boxen auf dem Schreibtisch nach hinten anzuwinkeln. Das ist ideal in einer solchen Nahfeld-Hörzone.
Edifier verwendet im M60 Class-D-Verstärker von Texas Instruments mit einer maximalen Auflösung von 24-Bit/96kHz für eine verlustfreie Audiowiedergabe. Mit der Zertifizierung für Hi-Res Audio und Hi-Res Audio Wireless unterstreicht Edifier, dass der M60 auf besonders hochauflösenden Sound ausgelegt wurde, der den Ansprüchen von Musikliebhabern gerecht wird.
Einer der beiden Lautsprecher wurde als Master ausgelegt, der nicht nur die Anschlüsse und Schnittstellen auf sich vereint. Er beherbergt auch die gesamte Verstärker-Elektronik samt DSP (Digital Signalprozessor), der für die 2-Wege-Aktivweiche und den intelligenten Überlastungsschutz (Dynamic Range Control, kurz DRC) benötigt wird. Der zweite Lautsprecher ist passiv ausgelegt und wird über ein spezielles, mitgeliefertes Kabel von 1,8 Metern Länge mit Leistung versorgt.
Praxisgerechte Konnektivität
Die vielfältigen Anschlussoptionen des M60 machen ihn besonders flexibel: Bluetooth 5.3 sorgt für eine stabile kabellose Verbindung, während USB-C– und AUX-Eingänge eine unkomplizierte Draht-Verbindung zu verschiedenen Geräten ermöglichen. Besonders hervorzuheben ist die moderne Bluetooth-Version, die nicht nur eine größere Reichweite bietet, sondern auch eine zuverlässige Datenübertragung für hochwertige Audiodateien gewährleistet. Allerdings unterstützt der Bluetooth-Lautsprecher neben LDAC nur den Standard-Codec SBC. Damit dürften Android-Nutzer aptX- und iOS-User AAC-Unterstützung vermissen. Wer maximalen Sound erleben will, muss daher die digitale USB-Schnittstelle verwenden, was die Edifier M60 zu einer Art-Hi-Res-Soundkarte für Computer macht.
Für eine vereinfachte Steuerung bei der Verwendung als PC-Desktop-Monitor-Lautsprecher verfügt der M60 über ein kapazitives Touch-Bedienfeld, das nahtlos in die Oberfläche integriert ist. Es leuchtet durch einen Näherungssehnsor schon vor der Berührung automatisch auf. Allerdings gibt es neben den beiden Tasten zur Lautstärkeregelung nur einen Bereitschafts-Button. Deshalb empfiehlt es sich, in die Bedienungsanleitung zu schauen, um sich die unvermeidbaren Doppelfunktionen einzuprägen. Das gilt auch für die Farbe der fürs visuelle Feedback zuständigen LEDs.
App mit Equalizer und Sound-Presets
Auch die Edifier ConneX App für iOS und Android bietet eine Reihe zusätzlicher Funktionen und ermöglicht Nutzern eine individuelle Klanganpassung. Dazu steht ein grafischer 6-Band-Equalizer bereit oder man nutzt bequem eines der vier Sound-Presets: „Music“, „Monitor“, „Game“ und „Movie“. Mit der Edifier ConneX App lassen sich auch die Quellen umschalten, was praktisch ist, wenn man die M60 nicht auf dem Desktop verwendet, wo man leicht mit dem Touch-Feld die Eingänge wechseln kann, sondern die Bluetooth-Lautsprecher im Regal als minimalistische Stereo-Anlage aufstellt. Doch dieser Anwendung steht wie bereits erwähnt das kurze Kabel im Weg, das den passiven Lautsprecher des Gespanns mit Verstärkerleistung versorgt. Schließlich möchte man gewöhnlich im Wohnzimmer bei großem Hörabstand auch die beiden Stereo-Boxen etwas weiter auseinander stellen.
Hörtest: Klein, aber rein
Dass Edifier gute und günstige Lautsprecher bauen kann, wussten wir schon aus dem Test der R1700BT. Doch die sind mit einer Höhe von rund 26 Zentimetern ein ganzes Stück größer als die Edifier M60, die kaum höher als eine Dose Energy Drink vom Schreibtisch aufragen. Doch sie legen los, als hätten sie einige Dosen davon intus. Sie überraschten mich ehrlich gesagt auf der ganzen Linie. Nach einer kurzen Einspielzeit beeindruckte sogar der Punch im Bass, der vergessen machte, wie klein die Bluetooth-Böxchen eigentlich sind. Die tonale Ausgewogenheit passt für alle Musikarten. Dass die Höhen im Brillanzbereich einen leichten Show-Effekt bieten, lässt sich im Gesamtkontext leicht verschmerzen.
Neben der Lebendigkeit, dem Punch und dem beachtlichen Pegelreserven – immer in Bezug auf die Größe – stach eine Eigenschaft ganz besonders heraus: die superbe räumliche Abbildung von Instrumenten und Stimmen. Hier spielen die Edifier einen Trumpf aus, der mit den winzigen Abmessungen direkt zusammenhängt. Während kleine Gehäuse und kleine Lautsprecher-Chassis im Bass ein Problem sind, profitiert in geradezu reziproker Relation das Abstrahlverhalten des Lautsprechers. Das liegt zu einen daran, dass das Zentrum der Klangerzeugung der beiden kleinen Treiber sehr dicht zusammenrückt und damit nach einem Lautsprecher mit Koaxial-Chassis wie bei der KEF LSX II einer natürlichen Punktschallquelle am nächsten kommt, bei der alle Frequenzen vom gleichen Ursprung ausgehen. Und zum anderen behindert die extrem kompakte Schallwand, die sich eng um die beiden Treiber schmiegt, die Ausbreitung der Schallwellen weit weniger als die eine großen Lautsprecher-Box.
In der Abbildung haben viele große Boxen das Nachsehen
Das Ergebnis ist eine stabile, scharf fokussierte und ausgesprochen plastische Abbildung, die einen tollen Eindruck der Aufnahmesituation vermittelt. Während ich diese Zeilen schrieb, hörte ich noch Musik über die Lautsprecher, die entfernt vom Schreibtisch in meinem offenen Wohnbereich platziert waren. Es machte nicht nur Spaß, es machte ob seiner kraftvollen Wiedergabe auch vergessen, das hier keine größeren Lautsprecher am Werk waren. Wer mag, kann dem eigenen Geschmack und dem Einsatzzweck entsprechend den Klang mit den Sound-Presets verändern.
Mir gefiel „Music“ am besten. Mit „Movie“ leidet die Präzision vor allem im Bass etwas und ich muss auch sagen, dass sich jene, die mit den Edifier M60 Filme schauen oder am PC zocken wollen, sicherlich noch einen Subwoofer-Anschluss wünschen würden. Und die Film-Fans wären dankbar über ein längeres Versorgungskabel, mit dem sie die beiden Boxen weiter auseinander stellen können. Denn was nutzt Bluetooth-Streaming, wenn dann die Drahtverbindung zwischen den Boxen die Flexibilität bei der Aufstellung stark limitiert. Aber in diesem Fall ist das Jammern auf hohem Niveau.
Viel Licht, wenig Schatten
Was ebenfalls zu Kritik führen könnte, diesmal aber bei der Verwendung auf dem Schreibtisch, sind die starken Schwingungen in der Tischplatte. Denn für einen so satten Bass aus derart kleinen Membranen, müssen die beiden Langhub-Tief-Mitteltöner große Auslenkungen mit entsprechend hoher positiver und negativer Beschleunigung über sich ergehen lassen. Und das lässt die kleinen, leichten Gehäuse samt der Unterlage ganz schön vibrieren. Dieses Problem lässt sich allerdings durch die Verwendung von Schwingungsdämpfern lösen, die als Klangtuning für Lautsprecher im Zubehörhandel (hier dinden Sie einen Überblick bei Amazon) angeboten werden.
Edifier M60: Fazit und Alternativen
Es liegt uns nicht, mit Superlativen um uns zu werfen. Doch jetzt schafft es ausgerechnet ein winziges Stereo-Paar von Bluetooth-Lautsprechern, dass ich mal das Wort sensationell bemühen muss. Wohlgemerkt teste ich bei Magazinen wie AUDIO/Stereoplay seit einer gefühlten Ewigkeit auch sündhaft teure Superboxen und gönne mir auch zu Hause eine gepflegte Dröhnung in Form einer High-End-Anlage. Aber diese beiden Boxen sind vor allem angesichts ihrer minimalen Abmessungen in meinen Ohren im wahrsten Wortsinne eine kleine Sensation.
Sie können auch locker ein Wohnzimmer beschallen, sofern keine Partys oder Bass-Orgien auf dem Programm stehen. Allerdings setzt beim Einsatz als Ersatz für die Stereo-Anlage das kurze Verbindungskabel zwischen den beiden Boxen wahrlich enge Grenzen. Für diese Anwendung wäre die größere und gerade im Straßenpreis noch günstigere Edifier R1700BT überlegenswert. Doch die fügt sich nicht so dezent und harmonisch in jede Einrichtung ein.
Edifier M60: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 180 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 10 x 16,8 x 14,7 cm
- Gewicht: 3 kg
- Besonderheiten: AUX-Eingang, USB-C-Anschluss, Bluetooth 5.3, Fernbedienung, App mit 6-Band-Equalizer