STEREO GUIDE Testurteil
Die Edifier R1700BT sind eine positive Überraschung in Klang, Ausstattung und Verarbeitung für einen sehr günstigen Preis. Selten zuvor gab es so ausgewogen abgestimmte Aktiv-Monitore, die noch dazu mit Fernbedienung und Echtholzgehäusen aufwarten, für so wenig Geld.
Vorteile
- Für den Preis tolle Natürlichkeit und Impulsivität
- Für eine Mini-Box sehr ordentliche Bassqualität
- Fernbedienung, Cinch-Kabel und 5-m-Verbindungskabel mitgeliefert
- Vergleichsweise hochwertige Holzgehäuse
Nachteile
- Lautstärkeregelung nicht mit Smartphone synchronisiert
- Das recht kurze Netzkabel lässt sich nicht tauschen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.8
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Klang: Bass / Dynamik7.0
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Klang: Räumlichkeit7.2
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Praxis / Connectivity8.5
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Preis/Leistung10
Aktivboxen im Echtholz-Gehäuse für 170 Euro – kann der Traum von hochwertiger Musik auf dem Desktop wahr sein? Ja, der Hersteller hat im Fall der Edifier Studio R1700BT nicht etwa Paar- und Stückpreis verwechselt, das gesamte Stereo-Lautsprecherset kostet tatsächlich so viel (oder wenig). Nutzerbewertungen bei Versandportalen und auch einige Tests aus dem Gadget- und Computerbereich überschlagen sich vor Lob über die Klangeigenschaften der Edifier. Das weckte unsere Neugier.
Und auch die technischen Features von drahtloser Bluetooth-Zuspielung über IR-Fernbedienung bis zu echter Vollaktivbeschaltung mit getrennten Endstufen für Tief- und Hochtöner können wir bestätigen. Die 66 Watt RMS haben wir zwar nicht nachgemessen, aber sie klingen angesichts der dynamischen Ergebnisse bei vier Endstufen-Kanälen plausibel.
Wir hatten übrigens die neuste Version namens Edifier Studio R1700BT im Test. Die unterscheidet sich optisch kaum von den Vorgängern, bietet aber Bluetooth 5.0 und einen Subwoofer-Ausgang mit 3,5-mm-Klinkenbuchse. Für das schmale Budget bekommt man ein Paar Stereoboxen in Echtholz-Optik, die aber keineswegs in Kistenform daherkommen. Durch den verbauten schrägen Sockel sind die Lautsprecher etwa 10 Grad nach oben angewinkelt, was beim Desktop-Einsatz absolut Sinn macht. Die Werbefotos legen nahe, dass sie auch fürs Wohnzimmer auf dem Lowboard geeignet sind. Ob wir für diese Anwendung eine Empfehlung aussprechen können, kann aber erst der Hörtest klären.
Bluetooth oder Analog?
Gegenüber den teureren Mitbewerbern gibt sich das Edifier-Set bei den Zuspielmöglichkeiten etwas knausrig. Mit zwei Analogeingängen, der Bluetooth-Schnittstelle und der Quellauswahl auf der Fernbedienung kann man aber schon von einer einfachen Komplett-Anlage sprechen. Fernseher, Computer und Co. als Quelle sollten aber möglichst einen ungeregelten Analogausgang in Stereo besitzen, um das Signal mit vollem Pegel zu den Edifier zuspielen zu können.
Für die drahtlose Zuspielung steht Bluetooth 5.0 mit dem sehr hochwertigen Codec aptX HD bereit. Zumindest für Besitzer von Android-Devices, die einen entsprechenden Chip eingebaut haben. Bei Apple- oder Windows-Geräten ohne diesen Chip fällt die Qualitätsstufe auf den Minimalcodec SBC zurück. Digitale Kabelanschlüsse von optisch über USB oder HDMI fehlen dem Einsteigerset dagegen komplett.
Ambitionierte Aktiv-Technik?
Nicht zu viel versprochen hat man beim Terminus „Aktivbox“. Als solche wird heute gern alles vermarktet, was einen eingebauten Verstärker hat. Studio- und HiFi-Experten sprechen deshalb gern von Vollaktivlautsprechern, wenn eine echte aktive Frequenzweiche und getrennte Endstufen für jeden Töner zum Einsatz kommen. Genau das ist bei den günstigen Edifier der Fall, das Stereopaar hat vier Endstufen-Kanäle: 2 x 15 Watt für die beiden Hochtöner, 2 x 18 Watt für die beiden Tieftöner.
Erstaunlich: Die neueste Version der Edifier verspricht sogar eine digitale Aktivweiche mit einem digitalen Signalprozessor (DSP). Der hat neben der Frequenzweichen- und Limiter-Funktion noch ein Ass im Ärmel, nämlich eine zuschaltbare Basisverbreiterung, die ein besseres Stereo-Raumbild liefern soll. Am Master-Lautsprecher finden sich Bass- und Höhenregler und ein Potentiometer zur Pegelanpassung. Diese Lautstärkereglung führt allerdings ein Eigenleben, denn sie ist nicht mit der des Smartphones über Bluetooth synchronisiert. Wer nicht die Analog-Eingänge nutzt, dürfte das wie wir sehr unpraktisch finden.
Lange Leitung
Die Leitungsübertragung von der immer auf den rechten Kanal abonnierten Masterbox zur linken vollzieht ein vieradriges Kabel mit Spezialstecker. Das neben Cinch-Kabel mit den Edifier R1700BTs ausgelieferte Kabel ist 5 Meter lang. Das ist gerade angesichts des günstigen Paketpreises ausgesprochen großzügig. Es reicht nicht nur lässig zur Verwendung als Desktop-Monitor auf dem Schreibtisch. Die fünf Meter sorgen auch für maximale Flexibilität beim Gebrauch im Wohnzimmer. Allerdings zeigte sich der Hersteller beim Stromkabel weniger großzügig. Das ist insofern ungünstig, als dass es fest mit der Masterbox verbunden ist, während man das ohnehin sehr lange Verbindungskabel zwischen den Boxen durch eine separat erhältliche Langversion mit 9 Metern ersetzen kann.
Die Optik mit den Holz-Seitenwangen und den Lautsprecherchassis erinnert ein wenig an High-End-Monitore der 1990er Jahre. Einen ebenso hochwertigen Eindruck machen die mit 19 Millimeter recht kleinen Seiden-Kalotten, die für den Hochton zuständig sind. Sie sind in einer Schallführung, einem sogenannten Waveguide verbaut, was den Abstrahlwinkel über den Einsatzbereich harmonisiert. Das soll sowohl für einen größeren Sweet-Spot beim Nahfeldhören als auch einen gewissen Fokus im Wohnzimmer sorgen.
So klingen die Edifier R1700BT Monitore
Nachdem bereits die Verarbeitung und der Ausstattungsumfang ein äußerst positives Bild hinterließen, unterstrichen die beiden Edifier R1700BTs den ihnen vorauseilenden Ruf im Hörtest durch eine beachtliche Klangqualität. Für den, gemessen an den Boxen der etablierten HiFi-Marken aus Europa – die günstige Produkte nicht selten ebenfalls in China fertigen lassen – ausgesprochen günstigen Preis, boten die kleinen Desktop-Monitore eine erstaunlich ausgewogene Klangabstimmung. Frauen- wie Männer-Stimmen wahrten ein gerütteltes Maß an Neutralität, die sogar für Klassik- und Jazz-Aufnahmen wie „Concierto De Aranjuez“ von Rabih Abou Khalil ausreicht. Bei diesem Stück brillierten die beiden Aktiv-Boxen auch durch erfrischende Lebendigkeit und zeigten dabei gute Impuls-Verarbeitung.
Zwar konnte die Wiedergabe von Gesangstimmen nicht mit jenem besonderen Hauch an Schmelz aufwarten, der Audiophilen Gänsehaut bereitet. Aber in jenen erlauchten Kreisen zückt man auch nicht selten mehr als 170 Euro für ein einzelnes Lautsprecherkabel. Und hier bekommt man dafür ein Paar sehr ordentlich verarbeitete Lautsprecher-Boxen, die ohne externen Verstärker auskommen. Die Edifier R1700BTs brauchen nicht einmal eine Signalquelle, sofern man ein Bluetooth-fähiges Handy mit einem Musik-Archiv oder Zugang zu Online-Musikdiensten besitzt.
Selbst beim Bass machen die Edifier Monitore einen guten Eindruck
Ebenso beeindruckend: Selbst wenn man den Preis mal ausblendet, schon allein für die geringen, Schreibtisch-freundlichen Abmessungen produzierten die beiden Edifier Monitore im Test einen kontrollierten, sauberen und dabei sogar ordentlich satten Bass. Die beiden Bassreflex-Boxen bekamen den Spagat zwischen ausreichendem Punch und einem Mindestmaß an Tiefgang gut hin. Wir lauschten der Wiedergabe der R1700BTs nicht nur auf dem Desktop, wo sie einen wirklich tollen Job als klangstarke, praxistauglich konzipierte PC-Lautsprecher machten. Dabei kann man ihnen angesichts des Preises nachsehen, dass sie abgesehen von der Bluetooth-Schnittstelle keinen Digital-Eingang haben.
Die Klangqualität überzeugte uns so, dass wir die Edifier R1700BT auch in einem relativ großen Wohnzimmer ausprobierten. Das Ergebnis brauchte sich hinter ähnlich kompakten HiFi-Boxen ungeachtet des Preises nicht zu verstecken. Zwar gibt es Boxen, die noch neutraler spielen und besser fokussieren. Doch Pegelreserven, Impulsivität und Auflösung fielen ganz eindeutig in die HiFi-Kategorie. Mit einem Wandabstand von um die 30 Zentimeter brauchte sich auch die Basswiedergabe nicht zu verstecken. Zwar mangelte es unter diesen Extrembedingungen prinzipbedingt den Mini-Boxen bei Titeln wie „Sing It Back“ von Moloko etwas an Autorität, Tiefgang und Differenzierungsvermögen. Doch angesichts der physikalischen Limits mit kleinen Tieftönern und Gehäusevolumen lag das Gebotene jenseits dessen, was man mit einer konventionellen Lösung aus HiFi-Verstärker mit passiven Mini-Boxen erzielen könnte.
Finger weg von dieser Funktion!
Nicht überzeugen konnte einzig die über zwei eigene Tasten auf der mitgelieferten Infrarot-Fernbedienung steuerbare Basis-Verbreiterung aus der DSP-Trickkiste. Zwar konnte man die Wirkung eindeutig hören und mancher unerfahrene Hörer könnte das Ganze je nach Aufnahme womöglich sogar mögen. Doch mit der Brille von erfahrenen Audiophilen muss man attestieren, dass die Wiedergabe ohne die DSP-Effekte natürlicher und präziser wirkt.
Die Aktivierung der Basis-Verbreiterung fügt der Musik einen Hauch Waschküche hinzu. Der Klang wird halliger und verwaschener, was vordergründig einen Eindruck von Raumtiefe erzeugen soll, aber nicht breiter. Zudem verstärkt die DSP-Spielerei die kleinen Problemzonen in dem, für Natürlichkeit entscheidenden Mittelton-Bereich. Die ohnehin nicht übermäßig warmen, körperhaften oder nuancierten Stimmen driften dann je nach Tonlage ins Kühle, Verhangene ab. So sehr wir nach dem ausführlichen Test empfehlen, bei den Edifier R1700BTs zuzugreifen, so eindeutig raten wir, vom überflüssigen DSP-Effekt die Finger zu lassen. Dann bekommt man einen tollen Lautsprecher für ein kleines Geld.
Test-Fazit und Alternativen zur Edifier Studio R1700BT
Aufgrund ihres günstigen Preises und der expliziten Ausrichtung als Desktop-Lautsprecher laufen die Edifier R1700BTs bei uns ein wenig außerhalb der Konkurrenz.
Wer mehr Anschluss Möglichkeiten und Klangauflösung bei allerdings deutlich höherem Preis will, sollte sich die ähnlich kompakte Nubert nuBox A-125 ansehen.
Technische Daten: Edifier Studio R1700BT
- Preisempfehlung des Herstellers: 170 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 15,5 x 25,5 x 21,5 cm
- Gewicht: 3,7 kg (Master)
- Besonderheiten: 2 x Cinch, Bluetooth, Fernbedienung, Klangregler
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