STEREO GUIDE Testurteil
Die Edifier MR3 zielt auf Hobby-Musiker und bietet richtigen Stereo-Sound für ein kleines Budget. Und er wartet mit vielen Analog-Eingängen auf.
Vorteile
- Preisbezogen ausgewogener Klang
- Vergleichsweise gute Bühnendarstellung
- Klang via App und Reglern anpassbar
- Professionelle TRS-Eingänge
Nachteile
- Stimmen könnten etwas mehr Wärme gebrauchen
- Tiefgang und Maximalpegel etwas limitiert
- Lautstärkeregelung der App nicht mit der des Smartphones synchronisiert
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Natürlichkeit / Transparenz7.4
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Bass / Dynamik6.4
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Raumabbildung7.3
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Praxis / Connectivity9.3
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Preis/Leistung9.6
Wer mit dem Begriff „Studio-Monitor“ kostspieliges und schweres Profi-Equipment verbindet, dürfte angesichts der Edifier MR3 aufhorchen: Für unter 150 Euro bietet der für günstige, aber gute Produkte bekannte Hersteller ein aktives Stereo-Lautsprecher-Set mit drahtlosem Bluetooth-Streaming und allerlei analogen Eingängen an. Ansich würde die Kombination aus Preis und Leistungsversprechen in der Redaktion für Stirnrunzeln sorgen, wären da nicht die positiven Überraschungen aus vorangegangenen Tests mit den R-1700BT und ganz besonders mit den noch deutlich kompakteren PC-Boxen M60. Letztere brachten mich gar dazu, bei der Bewertung in Superlativen zu schwelgen. Bezogen auf Größe und Preis waren die M60 wirklich auch für einen abgeklärten Tester eine kleine Sensation.
Ordentliche Treiber für zünftige Klangqualität

Das Herzstück des MR3-Lautsprechersystems sind vergleichsweise hochwertige Treiber. Zum Einsatz kommt in jedem der beiden Stereo-Lautsprecher ein 3,5-Zoll-Tief-Mitteltöner mit einer resonanz-resistenten Sandwich-Membran aus Kunststoff mit Karbon-Optik. Im Zentrum sitzt eine kupferfarbene, konkave Abdeckung anstelle der allgemein üblichen konvexen Staubschutz-Kalotte. Diese 8,9 Zentimeter durchmessende Membrane erhält Unterstützung von einem 1-Zoll-Seidenkalotten-Hochtöner (2,5 Zentimeter). Edifier verspricht sich davon sanfte, natürliche Höhen ohne Härte
Um die Wiedergabe der hohen Frequenzen zu verbessern, verfügen Edifier über spezielle Waveguides für die Hochtöner mit einem sogenannten „dimpled Design“. Dieser Vorsatz für die Hochton-Kalotte soll für eine gleichmäßigere und breit gefächerte Höhenwiedergabe sorgen.
Mit einer Gesamtleistung von 2 x18 Watt RMS sollen die Edifier MR3 eine maximale Lautstärke von 92,5 dB (gemessen aus einem Meter Entfernung) erreichen, was nicht zu hoch gegriffen erscheint. (Dem Hörtest der MR3 wollen wir an dieser Stelle nicht vorgreifen). Die Elektronik packte Edifier in den Primär-Lautsprecher, die passive Box wird über ein gewöhnliches Lautsprecherkabel mit 2,5 Metern Länge angesteuert. Es liegt neben Netzkabel, einer Cinch- und einer 3,5-mm-Klinken-Verbindung dem Lautsprecher bei.

MDF-Gehäuse für minimale Resonanz und Verzerrungen
Edifier entschied sich bei seinen Mini-Monitoren für Bassreflex-Gehäuse aus MDF (Mitteldichte Faserplatte) wie man es auch von HiFi-Boxen kennt, wenn auch mit doppelten oder mehrfachen Wandstärken. Die Vinyl-Oberfläche des in Schwarz oder Weiß erhältlichen Gehäuses ist schlicht, aber abgesehen von kleinen Nähten auf der Rückseite sauber verarbeitet. Die Schallwand besteht zwar – was bei diesem Preis nicht sonderlich verwunderlich wäre – aus Kunststoff. Dahinter verbirgt sich aber noch eine MDF-Platte, die auch die Lautsprecher-Chassis trägt. Immerhin ist es durch diese Verkleidung möglich, die Treiber nahtlos und ohne sichtbare Schreiben einzupassen. Zudem bietet die Form akustische Vorteile durch abgerundete seitliche Kanten. Damit lassen sich die Kantenbrechungseffekte minimieren und das Rundstrahlverhalten der kleinen Monitor-Lautsprecher verbessern.
Wie schon die M60 ist sind die Edifier MR3 für Hi-Res Audio zertifiziert und unterstützen Auflösungen bis 24 Bit/96 kHz. Das soll garantieren, dass Musik mit einer Detailtreue wiedergegeben wird, die weit über die Standard-Digitalformate hinausgeht. Allerdings haben die MR3 im Gegensatz zur teureren M60 keinen USB-Digital-Eingang, um die Möglichkeiten optimal zu nutzen.

Vielseitige Anschlussmöglichkeiten für maximale Flexibilität
In modernen Audio-Systemen ist eine große Konnektivität entscheidend. Dieses Lautsprechersystem bietet verschiedene Eingänge, um sich nahtlos in unterschiedliche Setups einzufügen: Auf der Vorderseite des Primär-Lautsprechers lässt sich ein passiver Kopfhörer anschließen, an der zweiten 3,5-mm-Klinkenbuchse ein Wiedergabegerät mit Analog-Ausgang. Neben diesem AUX-Eingang gibt es auch noch zwei Cinch-Buchsen auf der Rückseite. Darüber hinaus gibt es dort auch zwei symmetrische 6,3-mm-Klinken-Eingänge für professionelle Anwendungen. Dort lassen sich Mischpulte und andere Studio-Geräte anschließen.
Auch wenn es der kleine Preis und die geringen Abmessungen nicht vermuten lassen, ist die Sache mit dem Studio-Monitor-Bezug also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Edifier betriebt mit den MR3 also eine Art Nachwuchsförderung. Und weil der Nachwuchs nun mal gerne drahtlos Musik vom Handy zu den Lautsprechern streamt, packte Edifier noch eine Schnittstelle für Bluetooth 5.4 mit den Protokollen A2DP und AVRCP in seine Mini-Aktiv-Lautsprecher hinein. Die unterstützt nach dem Datenblatt des Herstellers allerdings nur den Standard-Codec SBC und enttäuscht jene, die sich auf Grund der Hi-Res-Zerfizierung wenigstens einen Codec wie aptHX-HD gewünscht hätten. Für maximale Klangqualität sollte man daher auf die Analog-Eingänge ausweichen.


Individuelle Klanganpassung dank Raumkompensation
Jeder Raum hat eine eigene Akustik, die sich auf den Klang der Lautsprecher auswirkt. Deshalb verfügt dieses System über zwei Regler auf der Rückseite des Primär-Lautsprechers zur akustischen Raumkompensation. Damit kann der Nutzer die Wiedergabe an seine invididuelle Hör-Umgebung anpassen. Und zwar im Bass bei 125 Hz und in den bei 10 KHz Höhen mit einem Regelbereich zwischen -6 und +6 Dezibel. Und sollte sich die optimale Klangbalance für das jeweilige Umfeld damit nicht finden lassen – es gibt ja noch die Edifier ConneX App für iOS- und Android-Geräte. Die steht kostenlos im Apple App Store und auf Google Play zum Download bereit und bietet einen 6-Band-Equalizer für besonders feinfühlige Anpassung. Dieses Tool für Fortgeschrittene wird ergänzt durch zwei simpel abzurufende Sound-Presets: „Studio“ und „Music“.
Feine Klang-Anpassung
Darüber hinaus gibt es noch ein ausgeklügeltes Klang-Tuning, mit dem man etwa die untere Grenzfrequenz plus die Flankensteilheit des Hochpassfilters (-6 dB, -12, -18 und -24 dB pro Oktave) festlegen kann, um die kleinen Tief-Mitteltöner zu entlasten. Mit „Acoustic Space“ lässt sich die Bass-Verstärkung durch die Raumakustik, etwa bei der Positionierung in einer Ecke automatisch abziehen lässt. Und es gibt noch eine Nahfeld-Einstellung für Desktop-Aufstellung.
Allerdings gab es kleine Problemzonen, die mich nicht ganz überzeugten. So konnte ich auf meinem iPhone 16 Pro in der ConneX App zwar sehen, welcher Titel gerade spielte, aber ich konnte ihn weder anhalten noch zum nächsten Track skippen. Zudem muss man aufpassen, welche Lautstärke man in der Edifier App gewählt hat. Die Regelung läuft nämlich nicht wie allgemein üblich synchron mit der Regelung in der Apple Music App oder der vom Streaming-Dienst Qobuz. Das gleiche gilt für den Drehknopf an der Front des Primär-Lautsprechers, der durch Drücken auch die Boxen an- und ausschalten kann. Um den vollen Dynamikbereich auszunutzen sollte man die Lautstärker in der ConneX App bis Anschlag aufdrehen und dann alles weitere über die App, mit der man die Musik abspielt, regeln.





Sound-Test: Edifier MR3
Doch wo liegt das Maximum überhaupt bei einem Paar so winziger Boxen? Meine Neugier wurde erst mal noch gesteigert, denn nach der Verbindung der Boxen mit der Edifier ConneX App zogen sich die MR3 erst einmal gut 10 Minuten lang ein Software-Update herunter. Danach gab es eine solide Vorstellung, doch diesmal blieb der Wow-Effekt, der beherzter zur Sache gehenden, dabei sogar noch kompakteren M60 aus.
Wenn man davon absieht, liefert Edifier mit der MR3 einen recht ausgewogen abgestimmten Schreibtisch-Lautsprecher, der sich auch noch symmetrisch mit einem Mischpult verbinden lässt. Der Bass ist für die Preisklasse und Größe absolut okay. Er kann aber weder in Tiefgang noch im Kick besondere Ausrufezeichen setzen. Auch sollte man ob der physikalischen Limits der sehr kompakten Konstruktion nicht zu viel von den vielen Klangeinstellungen erwarten. Wer auch im Einsteiger-Segment Natürlichkeit mehr schätzt als Kick, Punch und Pegelfestigkeit, der ist mit diesen Boxen, die dem Studio-Ideal huldigen für das Geld sehr gut bedient. Bis auf eine leichte, zum Kühlen neigende Verfärbung im Mitteltonbereich gab es keinerlei Abweichungen vom Pfad der akustischen Tugend.
XL-Stereo-Panorama aus XS-Boxen
Was den kleinen Lautsprechern gerade wegen ihrer geringen Abmessungen gut gelang, war ein Stereo-Panorama mit einer recht plastischen Stereo-Abbildung und einem ganz guten Fokus aufzubauen. Man spürte, dass die kleinen, dicht zusammensitzenden Treiber und die kompakte Schallwand ihre theoretischen Stärken hier ausspielen konnten.
Wenn Drive und Spielfreude ganz oben stehen, spürt man allerdings ein wenig, dass es sich bei der Edifier MR3 nicht um ein vollaktives Lautsprecher-Set handelt. Dagegen konnte die M60 mit ihrer digitalen 2-Wege-Aktivweiche und den intelligenten Überlastungsschutz (Dynamic Range Control: DRC) und eigenen, stärkeren Endstufen für jeden einzelnen Treiber mehr Drive aus ihren winzigen Chassis und Gehäusen herausquetschen.
Edifier MR3: Fazit und Alternativen
Ein vielseitig verwendbares Desktop-Stereo-Speaker-Set zu einem Preis, für den man bei JBL oder Sony gerade mal eine Bluetooth-Box im Cola-Dosen-Format bekommt. Und das auch noch mit App, die eine gezielte Klanganpassung ermöglicht und mit professionellen Klinken-Anschlüssen plus weiteren Analog-Eingängen. Da kommt man nicht umhin, Edifier einmal mehr eine gute Arbeit zu bescheinigen. Einzig der Wow-Effekt wie kürzlich bei der M60 blieb aus. Nicht nur, weil sie die Messlatte der Erwartungen für die MR3 sehr hoch gelegt hat. Sie entsprach von der Spritzigkeit, den Pegelreserven, dem Tiefgang und dem Punch im Bass sowie der Neutralität im Stimmbereich eher dem, was man von einem Lautsprecher ihrer Größe erwartet hätte, während die noch kompaktere M60 sämtliche Erwartungen pulverisierte.
Wer den Aufpreis verschmerzen kann, ist mit der Edifier M60 besser bedient. Das gilt besonders im Zusammenhang mit Computern als Desktop-Audio-System. Schließlich kann man an ihren USB-C-Eingang seinen Mac oder PC anschließen und die Daten verlustfrei digital übertragen. Bei der MR3 ist man dagegen auf die integrierte Soundkarte des Rechners angewiesen, um das Signal analog zur Box zu übertragen. Doch die istmeist mit größeren Kompromissen behaftet ist als der D/A-Wandler der Lautsprecher. Für die Edifier MR3 sprechen dennoch drei Argumente: Sie sind ein gutes Stück günstiger, verfügen über symmetrische 6,3-mm-Klinken-Eingänge für zwei Kanäle und bieten besonders feinfühlige Klanganpassungen.
Edifier MR3: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 150 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 12,6 x 22 x 18,5 cm (aktiver Lautsprecher)
- Gewicht: 3,85 kg (aktiver Lautsprecher)
- Besonderheiten: Hochpegel-Cinch- und 3,5-mm-Klinken-AUX-Eingang, 2 symmetrische 6,3-mm-Klinken-Eingänge, Bluetooth 5.4, App mit 6-Band-Equalizer, Kopfhörer-Ausgang mit 3,5-mm-Klinke auf der Front