STEREO GUIDE Testurteil
Die Mackie Thrash212 bietet viel Leistung und im Mittel-Hochtonbereich auch gute Klangqualität. Der 12-Zoll-Bluetooth-Lautsprecher ist abgesehen vom Gewicht vergleichsweise handlich, allerdings könnte das Fehlen eines integrierten Equalizers, besonders in geschlossenen Räumen, ein entscheidender Nachteil sein. Die starke Bass-Betonung passt auch nicht unbedingt für gängige Rock- und Pop-Aufnahmen, wohl aber für Party-Musik.
Vorteile
- Extrem pegelfest
- Recht natürliche Mitten- und Höhenwiedergabe
- Stereo-Pairing zwei Thrash212 Go via Bluetooth möglich
- Austauschbarer Akku
Nachteile
- Bass trägt für viele Musikarten zu dick auf
- Etwas hoher Rauschpegel
- Korrekturmöglichkeit für den Bass wäre angebracht
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.2
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Klang: Bass / Dynamik9.4
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Praxis / Connectivity8.7
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Preis/Leistung9.5
Die Mackie Thrash212 Go verkörpert die Fortsetzung der Idee hinter der vor anderthalb Jahren getesteten Thump Go 8″. Sie ist größer, schwerer, stärker. Allerdings gibt es einen Punkt, in dem das Schwergewicht das Nachsehen hat: Die Thrash212 Go muss ohne App auskommen. Automatisch versuchte ich nämlich die Partybox wie die Thump mit der Mackie Thump Connect 2 zu koppeln. Nach wiederholtem Scheitern googelte ich und staunte nicht schlecht: In einer Zeit, in der du jeden gängigen Bluetooth-Lautsprecher sogar in der Klasse unter 100 Euro mit einer passenden App steuern kannst, schert ausgerechnet das 550 teure, schwere Gerät aus.
Wenn man von dieser antizyklischen App-stinenz absieht, geizt die Mackie Thrash212 Go wahrlich nicht mit Features und faszinierenden Werten: An vorderster Stelle steht die Leistung. Mit insgesamt 1300 Watt Peak-Leistung aus einem höchst effizienten Class-D-Verstärker mit getrennten Kanälen für jeden der beiden Treiber der 2-Wege-Bassreflexbox stellt mobile Bluetooth-Box einen ganzen HiFi-Turm fürs Wohnzimmer in den Schatten. Doch Leistung ist nicht alles.
1300 Watt sind ein Wort
Damit die 1300 Watt-Impulsleistung nicht einfach verpuffen, spendierte der Beschallungs-Spezialist Mackie seiner Thrash212 Go einen 12-Zoll-Hochleistungs-Tief-Mitteltöner, der im Hochtonbereich oberhalb von 2,4 kHz von einem 1-Zoll-Kompressionstreiber mit Titan-Membran unterstützt wird. Dabei stehen dem Bass-Treiber 1000 Watt und dem Hochtonhorn immerhin stramme 300 Watt Impulsleistung nach R.M.S.-Norm zur Verfügung. Damit die Elektronik im Dauerbetrieb mit hoher Leistung keinen Schaden nimmt, wird sie von einem thermischen Begrenzer geschützt. Apropos Dauerbetrieb: Hier kann man den Akku schonen und den Party-Lautsprecher mit einem Schuko-Stecker über sein integriertes Netzteil aus der Steckdose versorgen.
Damit die angesichts ihres hohen Gewichts vergleichsweise gut tragbare Lautsprecherbox im harten Outdoor-Party-Einsatz gut durchhält, bekam sie nicht nur einen, nach dem Lösen einiger Schrauben austauschbaren 12-V-Lithium-Ionen-Akku für bis zu 10 Stunden Spielzeit mit mittlerer Lautstärke. Sie folgt mit einem Gehäuse aus robustem, gleichwohl etwas rustikalem Kunststoff und dem soliden Metallgrill auch dem Mackie-Motto „built-Like-A-Tank. Mit einem maximalen Schalldruckpegel von 125 dB – das entspricht einem startenden Düsenflieger aus 100 Metern Distanz – fällt sie schon in die PA-Lautsprecher-Kategorie. Das gilt auch die auf der Rückseite platzierten Anschlüsse, die sich mit Drehpotentiometern regeln lassen: Die Eingänge 1 und 2 verfügen über XLR/TRS-Kombi-Eingänge und akzeptieren sowohl Line- als auch Mikrofonpegel.
Der „Main“-Regler dosiert Audiosignale von beiden analogen Eingangskanälen plus Bluetooth. Darunter sitzt ein symmetrischer XLR-Ausgang aus der Profi-Technik, um das Summensignal an einen weiteren Lautsprecher weiterreichen. Damit lassen sich ganze Ketten für besonders laute Mono-Wiedergabe bilden.
Stereo-Pairing nur direkt oder über die Bluetooth-Schnittstelle
Auch ohne App kann man durch einen Button neben dem Bluetooth-Pairing-Knopf auch zwei Thrash212 Go via Bluetooth zu einem Stereo-Paar koppeln und gemeinsam vom Handy aus im Pegel regeln. Allerdings bietet die kleinere Thump Go in ihrer App neben Mixing-Möglichkeiten aus der Distanz auch eine Klangregelung via Equalizer – eine Funktion, die gerade der extrem basskräftigen Thrash212 Go gut bekäme. Darauf möchten wir weiter unten im Hörtest noch ausführlicher eingehen.
Bluetooth hin oder her, das Schwergewicht von Mackie erscheint uns wie eine Profi-Box, der man mal eben einen Bluetooth-Empfänger und einen Akku eingepflanzt hat. Letzterer dürfte dabei sogar ein interessantes Feature für aktive Musiker sein, die für die Bluetooth-Schnittstelle gar keine Verwendung haben. Die normale Mackie Thrash212 lässt sich nämlich nur an der Steckdose betreiben.
Die Mackie Thrash212 Go hat Profis im Fokus
Auch an diesem Detail äußert sich die professionelle Konzeption der oben, unten und an beiden Seiten mit Tragegriffen ausgerüsteten Thrash212 Go: Die Standard-Masthalterung auf der Unterseite ermöglicht es, auf Feten die Bluetooth-Box wie einen PA-Lautsprecher auf einem Profistativ über den Köpfen der Tanzgemeinde zu positionieren.
Angewinkelte Seitenwände ermöglichen die Verwendung der Bluetooth-Box als Bodenmonitor mit 45 Grad Schräglage. Das drehbare Mackie-Logo sorgt als pfiffiges Detail dafür, dass das giftgrün umrahmte Männchen auch bei liegendem Lautsprecher senkrecht steht.
Sound-Check der Profi-Box
Im Hörtest stach auf Anhieb hervor, dass die Mackie Thrash212 Go von der tonalen Ausgewogenheit in einer ganz anderen Liga als die Thump Go 6″ spielt. Ihre unaufgeregte Natürlichkeit im Mittel-Hochtonbereich würde einer HiFi-Anlage alle Ehre machen. Keine Frage, mit dieser Bluetooth-Box lassen sich nicht nur Partys mit immensem Pegel und verblüffender Sauberkeit beschallen. Sie empfiehlt sich auch als Verstärkung für akustische Musikinstrumente wie Gitarre. Wer wirklich HiFi-Maßstäbe anlegt, kann der Mackie zwar etwas schlanke, eher helle Stimmwiedergabe attestieren. Doch das Ganze bleibt in einem Rahmen, den vor gar nicht so langer Zeit noch zahlreiche teure Stereo-Boxen sprengten. Und die Höhen kommen richtig gut: Nicht zu scharf, aber fein akzentuiert und aufgelöst.
Stimme und Gitarre von Gary Moore auf „Live At Montreux“ kommen emotional, nuanciert und mit immenser Grob- wie Fein-Dynamik. Der leicht kehlige Touch passt dabei gut zum Song „Still Got The Blues“ und verbreitet selbst in unserem Mono-Setup ein gewisses Live-Feeling. Nur der Bass tanzt aus der Reihe. Brummig wie ein Grizzly und aufgepumpt wie der Bizeps eines Anabolika-genährten Body Builders drängt er sich bei jeder unpassenden Gelegenheit in den Vordergrund und verdeckt damit die feinen Nuancen im Mitteltonbereich.
Andere Aufnahme, gleiche Höhen und Tiefen: Beim Song „And Still“ im Brightside Mix von Peter Gabriels aktuellem „I/O“ Album überzeugt uns die Stimme des ehemaligen Leadsängers der Band „Genesis“, aber der Bass bollert schon bei kleinen Lautstärken ungezügelt drauf los. Schade eigentlich, denn was die für Konzertlautstärken entwickelte Box bereits bei moderten Pegeln an Dynamik, Spielfreude und Attacke bringt, kann durchaus beeindrucken. Viele Lautsprecher dieser Größenordnung legen sich erst bei höheren Pegeln so breitbandig und lebendig ins Zeug. So gesehen könnten wie die Macki Thrash212 Go durchaus für Stereo-Anwendungen empfehlen. Man würde sich dabei Quellen und Verstärker sparen und könnte direkt vom Smartphone einen Orkan entfachen.
Perfekt für Party-Beats
Natürlich haben wir den Mackie Thrash212 Go auch mit allerlei Pop-, Dance-, Elektro- und Hip-Hop-Tracks getestet. Hier passt die beschriebene Tendenz natürlich besser zur Musik – etwa bei „Let Me Be Your Fantasy“ von Baby D oder „Born Slippy (Nuxx)“ von Underworld. Zwar trägt auch hier der Bass reichlich dick auf, aber das Timing passt eindeutig besser. Die Beats gehen direkt in die Beine. Der kurze, harte Punch passt hier genauso wie bei „Beachball“ von Naim & Kane. Trotzdem schade, denn mit einem Equalizer oder zumindest einer Bass-Anpassung könnte man die mobile Mackie auch Rock-Fans empfehlen.
Bassabstimmung bevorzugt elektronische Beats
Doch auch in Verbindung mit Elektro-Beats gilt zu bedenken: Der Bass ist zwar mächtig, doch er kommt vom Frequenzgang nicht besonders weit hinunter. Statt dessen schiebt er im Oberbass im Bereich um 100 Hertz mächtig an, um den Eindruck von Punch und Drive zu erzeugen. Dadurch kann es bei längerem Hören selbst mit passenden Beats und bei moderater Lautstärke schon mal etwas lästig werden. Das reduziert die Mackie Thrash212 Go ungeachtet gewisser Talente zum Party-Einpeitscher, der im Nu die Tanzfläche füllt. In diesem Einsatzbereich dürfte sich auch niemand am breitbandigen Rauschteppisch stören, der sich beim normalen Musikhören in Pausen zwischen Titeln ausbreitet.
Dieser Schönheitsfehler ist obendrein etwas tricky. Weil der Lautstärkeregler auf der Rückseite nicht mit der digitalen Regelung des Smartphones synchronisiert ist, muss man ihn weit aufdrehen, um einen großen Regelbereich vom Handy abdecken zu können. Zudem bekommt es dem Klang in solchen Fällen gut, wenn man die digitale Regelung im Smart-Device nicht zu weit herunterregelt. Diese Maßnahme verstärkt allerdings das Rauschen nicht nur absolut. Weil es vom Pegel abhängt, den man an der Box eingestellt hat, steigt das bis in tiefe Frequenzen reichende Störgeräusch im Verhältnis zum Nutzsignal, das mit niedrigem Wiedergabepegel an der Bluetooth-Schnittstelle ankommt. Auch das ist ein Argument, die durchaus talentierte Thrash eher wie eine PA als wie eine normale Bluetooth-Box zu nutzen.
Der Wumms verwundert
Nur leider wirkt der vorlaute, zudem weiche und vom Timing beim Ausschwingen hinter Höhen und Mitten hinterherhinkende Bass HiFi-Ambitionen diametral entgegen. Außerdem sorgt er gerade bei Bodenaufstellung dafür, dass die Nachbarn schon bei Zimmerlautstärke im Bass eine Packung kriegen. Wandnahe Aufstellung oder gar der Betrieb in einer Raumecke schreien geradezu nach einer Möglichkeit zur Bass-Anpassung. Für Feten und Partykeller empfiehlt es sich, den Analog-Eingängen einen Equalizer vorzuschalten – eine Investition, die bei der Verwendung mit Fokus auf Bluetooth-Streaming als erheblicher Dämpfer wirken könnte.
Wer, altmodisch wie ich, in erster Linie Songs aus dem Speicher seines iPhones hört, kann den überbordenden Bässen bequem und Effektiv mit dem, in den Einstellungen der Music-App verborgenen Equalizer Einhalt gebieten. Dabei macht das EQ-Preset „Bass reduzieren“ den Klang aggressiv und spitz. Da kann man auch gleich zur nicht ganz so kultivierten und basskräftigen, dabei um einiges günstigeren Thump Go 8″ greifen. „Late Night“ wirkt Wunder, um Wummern zu vermeiden ohne, dass dabei der ganze Spaß auf der Strecke bleibt.
Mackie Thrash212 Go: Testfazit und Alternativen
Obwohl sie nur unwesentlich größer ist, erweist sich die Mackie Thrash212 Go gegenüber der zuvor getesteten Thump Go „8 als deutlich erwachsenere Alternative. Allerdings schlägt sich der Zuwachs an Leistung und Klangperformance auch deutlich im Gewicht nieder: Die Partybox für Profis und Fortgeschrittene bringt das doppelte Gewicht auf die Waage. Im Preis schlägt sich dieser Zuwachs sogar vergleichsweise moderat nieder. Und auch von der Handlichkeit gibt sich der Bluetooth-Lautsprecher mit seinem 12-Zoll-Bass abgesehen vom stattlichen Gewicht vergleichsweise handlich. Allein der Verzicht auf einen Equalizer ist aus unserer Sicht gerade beim Betrieb in geschlossnen Räumen ein Nachteil – und im Wohnzimmer eines Mehrfamilienhauses sogar ein K.O-Kriterium.
Mackie Thrash212 Go: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 550 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 37,5 x 66,9 x 31,3 cm
- Gewicht: 16.5 kg
- Akkulaufzeit bis zu 10 Stunden
- Besonderheiten: Mixer, 2 Klinken/XLR-Eingänge, 1 XLR-Ausgang, Akku tauschbar
- Mehr unter: mackie.com