STEREO GUIDE Testurteil
Der OneOdio Studio Max 1 kombiniert LDAC-Streaming, 120 h Akku und DJ-Funktionen. Im Test zeigte er Stärken bei Ausstattung – und Schwächen im Klang.
Vorteile
- unschlagbar vielseitige Konnektivität mit Transmitter
- enorme Pegel und Dynamik im Passivbetrieb
- Akkulaufzeit hervorragend
Nachteile
- unausgewogene Stimmen, grelle Klangfarben
- Hören ermüdet recht schnell
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz5.7
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Klang: Bass / Dynamik9.2
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Praxis / Connectivity9.2
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Preis / Leistung8.8
Kopfhörer unterscheiden sich je nach Anwendung zuweilen deutlich: Heim-Hifi, mobiler Musikgenuss, DJ oder Studio erfordern komplett andere Konzepte, Abstimmungen und Stärken. Der OneOdio Studio Max 1 sticht aus dem Angebot heraus, denn er will alles zugleich sein: Bluetooth-Wandler für unterwegs, ernsthaftes DJ-Tool, passives Heim-Modell oder drahtlos per Transmitter streamender TV-Hörer, und noch mehr. Optisch geht der Spagat erstaunlich gut auf, besonders die Spiralkabel im Retro-Look zaubern ein Lächeln auf das Gesicht jedes HiFi-Fans und jedes DJs zugleich.
Bei Konzept und Optik hören die Superlative nicht auf. Mit dem LDAC-Codec zielt er auch auf anspruchsvollste Bluetooth Kenner mit speziellen Android-Phones, mit rekordverdächtigen 120 Stunden Batterieausdauer auf Reisende, und mit 20 ms Latenz auf Gamer und DJs, die es drahtlos bevorzugen. Abgestimmt worden ist er in Zusammenarbeit mit DJane Arianna. Da zugleich noch mit hoher Ergonomie und Tragekomfort geworben wird, fragen wir uns sofort, was der OneOdio eigentlich nicht kann (sieht man mal vom fehlenden Noise-Cancelling und zur Zeit noch App-Support ab, was der günstigere OneOdio Focus A6 beides bot).
Alles drin, auch klassische Technik
Eine solide Anfassqualität und hohe Bequemlichkeit können wir dem Studio Max 1 schon beim ersten Auspacken attestieren. Er ist mechanisch erstaunlich stabil, aber überrascht auch mit geringem Gewicht. Der Hersteller verspricht, dass dies kein Zeichen von Kostensenkungen bei der Wandler- oder Verstärkertechnik bedeutet, denn der große 50 mm-Treiber soll High-End-Vorgaben erfüllen.
Zur Verstärkerleistung und Pegel macht der Hersteller leider keine Angaben, aber für Dezibel-Hungrige gibt es ja den Passivbetrieb am externen Verstärker.
Bedienung und Anschluss sind denkbar einfach: analoge Signale kommen übers Kabel, die Bluetooth-Verbindung gelingt über die dafür vorgesehene Taste zumindest nach mehreren Versuchen problemlos. Als Steuerelemente stehen drei klassische Tasten mit Druckpunkt zur Verfügung: zwei für die Lautstärke, und eine dritte, haptisch per Riffelung abgesetzte, die mehrfach belegt ist, unter anderem mit Play/Pause.



Konnektivität: Vollausstattung!
Konnektivität ist die große Stärke des Studio Max 1. Er unterstützt analoge Drahtverkabelung, Funkverbindung vom Dongle und drahtlosen Bluetoothbetrieb. Der USB-C-Eingang ist leider nicht zum Zuspielen von Daten geeignet, sondern eine reine Ladebuchse.
Wer Daten vom Tablet oder Laptop per USB-C zuspielen will, kann aber den mitgelieferten Dongle-Transmitter nutzen. Der besitzt sowohl USB-C- als auch 3,5mm-Analogeingang. Das ist extrem praktisch, denn so wird der Studio Max 1 zum drahtlosen Hörer im Heim-, DJ- oder Studiobetrieb.
Bluetooth gibt es darüberhinaus in Version 5.3. Als Codecs verspricht der Hersteller nur das hochwertige, aber wenig verbreitete LDAC sowie das in der Apple-Welt beliebte AAC. Die Unterstützung für Apt-X-Codecs fehlt, so dass die meisten Android-Nutzer beim Thema hochwertige drahtlose Übertragung in die Röhre schauen.
Als waschechter DJ-Hörer lässt sich der OneOdio aber auch am Kabel passiv betreiben. Egal ob am Mischpult, Pro-Audio-Kopfhörerverstärker, älterem Laptop oder HiFi-Verstärker: Mit 3,5mm oder 6,3mm Stecker passt es immer und sorgt für Sound, auch wenn die Batterie mal leer sein sollte.
Besonders gefiel uns wiederum das bequeme Spiralkabel für den Passivbetrieb: Es hat auf der einen Seite eine 3,5-mm-, auf der anderen Seite 6,3-mm-Klinke. Da der OneOdio beide Buchsen hat, lässt es sich einfach umdrehen, je nachdem ob der Hörer am Laptop oder am Mischpult betrieben werden soll. Vorbildlich!



Der OneOdio Studio Max 1 in der Praxis
Beim Auspacken und Aufsetzen wirkt der Studio Max 1 zwar überraschend leicht, aber an den entscheidenden Stellen sammelt er ergonomisch wie von der Anfassqualität Punkte. Ohrpolster und Headband sind großzügig gepolstert und fühlen sich hochwertig an. Auf dem Kopf sitzt er sicher und bequem, wie man sich das von einem DJ- oder Studiohörer für stundenlanges Arbeiten wünscht.
Trotz der recht dicken Ohrmuscheln lässt er sich mit einem speziellen Faltmechanismus recht kompakt zusammenlegen, was ihm im Reisebetrieb Vorteile verschafft. Die Gelenke und Schiebevorrichtungen zur Einstellung wirken deutlich hochwertiger und stabiler, als wir uns das angesichts des Preises gedacht hätten. Sie sorgen im DJ-Betrieb allerdings auch dafür, dass sich eine Muschel unfreiwillig umklappt, wenn man sie kurz „lupft“. Der klassische Einohr-Betrieb beim Anpassen der Beats an die PA ist also nicht zu empfehlen, auch wenn der Hersteller mit der Möglichkeit der abklappbaren Muschel wirbt.
Optisch sieht der Studio Max 1 recht symmetrisch aus. Umso mehr schätzten wir die großen „L“ und „R“ Markierungen auf den Treiberabdeckungen.
Die angegebenen bis zu 120 Stunden Akkubetrieb sind enorm, aber erschienen uns im Test realistisch. Im Modus mit geringster Latenz am Transmitter-Dongle nimmt das auf 60 Stunden ab, was aber immer noch mehr als praxistauglich ist.



Klangtest OneOdio Studio Max 1
Die eingangs gestellte Frage, wo der OneOdio Studio Max 1 bei der beeindruckenden Featureliste Kompromisse macht, beantwortete sich im Hörtest schnell: Beim Klang. Mit elektronischer Musik in gehobener Lautstärke klang er druckvoll-direkt, sein knallig-schneller Oberbass und geradezu schneidend klare Brillanzen sind im DJ-Betrieb mit Sicherheit praktisch, wenn es um Durchsetzungsstärke gegen die PA und die rhythmische Beurteilung des vorgehörten Materials geht. Die Pegelreservern gehen für diese Anforderungen mit dem eingebauten Verstärker nur in Ordnung. Im Passivbetrieb am Mischpult liefert der Studio Max 1 voll ab und geht aberwitzig laut, ohne in den Höhen zu verzerren, ein leichtes Pumpen im Tiefbass wird im DJ-Betrieb unproblematisch sein.
Sobald Gesang oder irgendwelche obertonreichen Instrumentenklänge hinzukommen, kippte das positive Bild: Im Brillanzbereich zeigte der OneOdio durchgehend eine unangenehm metallische, aufdringliche Betonung. Das sorgte nicht einfach nur für eine Verfärbung der Klangfarben, sondern auch für eine Ermüdung des Gehörs nach kurzer Zeit, so dass wir den Studio Max 1 schnell wieder mit anderem Material fütterten. Leider betrifft das Problem sowohl akustische Musik als auch Pop, Rock, Jazz, Klassik und besonders Metal, und ließ sich auch nicht mit einem externen Equalizer beseitigen (Mangels passender App hat der Studio Max 1 ohnehin keine eigene EQ-Anpassung).
Boost gefällig?
Im Bluetooth-Betrieb besitzt der OneOdio zwar einen BassBoost-Modus, aber der sorgt nur dafür, dass der ohnehin schon knallige Oberbass auffettet und das Klangbild völlig beherrscht, ohne die tonalen Probleme im Brillanzbereich zu lösen. Die unserer Meinung nach nicht von Verzerrungen herrühren, eher von einem Resonanzproblem, denn der Studio Max 1 bleibt auch bei gehobenen Lautstärken klar, aber eben aufdringlich.
Wer keine allzu hohen Ansprüche an tonale Ausgewogenheit und Stimmwiedergabe legt, und zugleich ein sehr intensives, in den Höhen druckvolles PA-Gefühl auf den Ohren schätzt, könnte mit dem OneOdio Studio Max 1 als DJ- und Partykopfhörer vielleicht glücklich werden.
Fazit und Alternativen
Wer nicht explizit als DJ unterwegs ist oder dessen Gehörgewohnheiten sich auf intensiven Party-Charakter und elektronische Musik beschränken, erhält von uns keine Empfehlung zum Kauf des OneOdio Studio Max 1. Seine eigenwillige tonale Abstimmung und unangenehme Stimmwiedergabe verhindern das.
Einen Hybrid-Kopfhörer aus kabelgebundenem DJ- und Bluetooth-Hörer mit Pegelreserven konnten wir noch nicht finden, aber aus klanglicher Sicht macht der Mackie MC-40BT bei eingeschränktem Bass seine Sache am besten. Wer im Wesentlichen Musik unterwegs mit Schmackes hört, wird wohl am ehesten mit dem etwas teureren Cambridge Audio Melomania P100SE glücklich.
OneOdio Studio Max 1: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 180 Euro
- Bauart: Over-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch, geschlossen
- Gewicht: 300 Gramm
- Akkulaufzeit: bis zu 120 Stunden
- Besonderheiten: Streaming-Dongle mit Analogeingang & USB-C, Ultra-Low-Latency-Mode, passiver Analogbetrieb am Spiralkabel
- Mehr unter www.oneodio.com




