STEREO GUIDE Testurteil
Mit dem Detroit setzt Klipsch neue Maßstäbe in punkto HiFi-Klang bei tragbaren Outdoor-Bluetooth-Lautsprechern. Der Klang ist satt, transparent und macht bei allen Musikrichtungen Spaß. Ausstattung und Anschlussmöglichkeiten sind dafür recht rudimentär, auch ist das Klangbild nicht das spektakulärste bei Techno, HipHop und Co.
Vorteile
- HiFi-Qualitäten, klingt natürlich und transparent
- lässt sich gut transportieren und akustisch anpassen
- Dynamisches, sattes Klangbild
Nachteile
- wenig Funktionen und Connectivity
- nicht der lauteste seiner Preisklasse
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Klang: Natürlichkeit8.3
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Klang: Bass / Dynamik8.2
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Praxis / Connectivity8.8
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Preis/Leistung8.5
Beim Auspacken des brandneuen Klipsch Detroit kam uns das Konzept auf wundersame Weise bekannt vor. Offenkundig schien der Marshall Middleton, den wir schon im Test hatten, irgendwie Pate gestanden zu haben: ein recht schwerer, riegelförmiger Bluetooth-Speaker im rauhen gummierten Gehäuse mit Trageriemen. Deutlichster Unterschied: Der Klipsch Detroit baut fröhliche 10 Zentimeter mehr in die Breite als der Marshall Middleton. Damit konkurriert er in der Praxis eher mit der mittelgroßen Kategorie der Ghettoblaster- und röhrenförmigen Lautsprecher à la JBL Xtreme 3 und Sony SRS-XG 300.
Für den Transport im Rucksack oder der Strandtasche ist die Formgebung aber ein Vorteil: Der Klipsch Detroit lässt sich deutlich einfacher verstauen als die sperrig gebauten, runden Mitbewerber seiner Klasse. Das Gewicht von knapp 2,5 kg könnte schon eher ein Hindernis darstellen. Zum Glück hat Klipsch einen längenverstellbaren Schultergurt integriert, der etwas flexibel federt. Er lässt sich mittels zweier Haken auch enger stellen und erlaubt ein Aufhängen des Speakers an stabilen Baumästen, Querträgern und Co.
Dazu kommt eine Staub- und Wasserdichtigkeit nach IP67 und eine hervorragende Akkulaufzeit von 20 Stunden. Und fertig ist das Rundum-Outdoorpaket, das auch höhere Lautstärken bei guter Klangqualität verspricht.
Zwei Wege, Stereo und vierfache Basspower
Denn die Bestückung lässt aufhorchen: Der Klipsch Detroit bringt zwei vollwertige 2-Wege-Systeme in Stereo-Beschaltung mit. Sie befinden sich beide auf der Frontseite des 33 Zentimeter breiten Riegels. Damit unterscheidet sich das Konzept grundlegend vom kleinen Bruder Nashville und der Konkurrenz von Marshall. Die Hochtöner sind mit Hörnern ausgestattet für eine bessere Richtwirkung im Freien, und sie sitzen ganz außen in der frontalen Schallwand. Die Bezeichnung „360 Grad Klang“ in den Werbetexten können wir also nicht wirklich nachvollziehen.
Der Hersteller gibt eine Verstärkerleistung von 2 x 15 Watt Sinus an. Das deutet angesichts der Stereobeschaltung auf eine klassische Passivweiche zwischen Tief- und Hochtöner hin. Da die Konustöner zudem stolze 7,6 Zentimeter Durchmesser aufweisen, kann man hier mit Fug und Recht davon ausgehen, dass echte HiFi-Technik verbaut ist und nicht kompromissbehaftete Mini-Treiberchen mit digitaler Korrektur.
Eine Bank von Basserzeugern sitzt auf der Rückseite: Ganze vier Passivmembranen von ebenfalls 7,6 Zentimetern Durchmesser, aber ohne eigenen Magnetantrieb sorgen für Tiefgang. Da diese Basserzeuger den Schall praktisch rundum abstrahlen, ist es auch nicht von Belang, ob sie auf der Rückseite oder seitlich am Lautsprecher sitzen.
Eingänge und Bedienung
Bluetooth 5.3 ist die einzige Möglichkeit, dem Detroit Musik zuzuführen. Der USB-C-Anschluss, auf der Rückseite hinter einer Gummiabdeckung versteckt, dient nur zum Anschluss des Ladekabels.
Auch bei den Bedienmöglichkeiten ist die Ausführung eher spartanisch: vier Tasten oben beherrschen die Standardfunktionen An/Aus, Bluetooth und die Lautstärkesteuerung. Noch nicht einmal einen Titelsprung für Vor und Zurück gibt es, zudem sind die Symbole neben den Tasten im matten Gummi kaum zu erkennen. Praktisch ist die recht genaue Batterieanzeige mit fünf LED-Segmenten.
Mehr in der Klipsch Connect App
Die Wiedergabesteuerung fanden wir dann in der Klipsch Connect App (für iOS und Android). Diese ist bei der Einrichtung der Bluetooth-Verbindung ohnehin notwendig und das klappte problemlos. Manchmal brauchte sie ein paar Sekunden, um die Verbindung neu zu etablieren, gerade wenn man Smartphone und eine weitere Quelle wie einen Laptop parallel verbindet. Das geht dank der Multipoint-Fähigkeit problemlos.
Der in die App integrierte 3-Band-Equalizer erlaubt eine recht gute Anpassung des Klangs an die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten und Geschmäcker. In unserem Test rief der Klipsch Detroit nur nach kleineren Korrekturen: In kleinen Räumen oder wandnah den Bass um ein oder zwei Schritte zurücknehmen, bei größeren Entfernungen die Höhen um eine Stufe anheben – das genügt.
Bis zu zehn Klipsch Mobilspeaker der Serie lassen sich in eine Art Partykette einbinden. Das ist eine gute Idee für Open-Air Events. Einen Stereomodus für zwei Detroit-Lautsprecher gibt es aber leider nicht.
So klingt der Klipsch Detroit Bluetooth-Lautsprecher
Klanglich überzeugte uns der Klipsch Detroit in der Werksabstimmung in fast jeder Lebenslage auch nach HiFi-Kriterien. Er lieferte perlende, transparente und saubere Höhen, natürliche Stimmen und ein musikalisch sehr gut eingebundenes Bassfundament, das auch bei akustischen Instrumenten überzeugte. Das ist für einen Bluetooth-Speaker dieser Größe wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Er klingt nicht nur recht tief, sondern bleibt auch knackig, ausgewogen und souverän, wenn es mal ein wenig lauter wird. Oder auch leiser, denn den Detroit kann man in praktisch jeder Pegeleinstellung hören. Er macht zudem bei wirklich jeder Art von Musik Spaß, ohne irgendetwas unnatürlich zu reproduzieren oder zu betonen. Offensichtlich trägt das 2-Wege-Konzept mit getrennten Hochtönern hier Früchte, denn eine so feine Durchzeichnung bei zugleich dynamischen und anspringenden Höhen haben wir in der Klasse noch kaum vor den Ohren gehabt.
Hochtöner machen einen guten Job
Die zusätzlichen Hochtonhörner machten sich aber auch praktisch bemerkbar: Probleme mit unkontrollierter Bündelung zeigte der Detroit nicht. Im Bereich vor dem Speaker hörte man über einen weiten Winkelbereich blitzsaubere Höhen. Auch bei größeren Hörabständen blieb es dynamisch und spritzig. Nur direkt hinter dem Speaker machte sich die Bündelung in Form eines matten Klangbildes bemerkbar. Aber das gefiel uns deutlich besser als die Pseudo-Rundumstrahlung seiner kleineren Mitbewerber. Von der Raumabbildung sollte man nicht zuviel erwarten, der Detroit zeigte eine eher schmale Projektion. Dafür
Wieviel Druck kann der Detroit machen, wenn er einen ganzen Strandabschnitt oder einen Basketballplatz beschallen soll? Nun, für die Größe
Fazit: Klipsch Detroit, oder JBL?
Natürlich drängt sich der Vergleich mit dem kompakteren Marshall Middleton auf, der dem Klipsch so ähnlich sieht. Die 50 Euro Mehrpreis für den Klipsch Detroit sind klanglich gut angelegt, denn er macht praktisch alles besser als der Marshall. Der litt im Test nämlich gerade in Innenräumen unter seinem zu dick auftragenden, brummigen Bass. So viel HiFi-Klang mit sauberen Höhen, satten, aber differenziert kickenden Bass und ordentlichen Pegelreserven wie beim Detroit gab es unter den noch kompakten Mobil-Bluetooth-Speakern bisher kaum.
Schwerer tut er sich gegen die voluminösere Konkurrenz: Der JBL Xtreme 3 schiebt einfach mehr im Tiefbass und klingt zwingender wie auch lauter bei typischer Partymusik. Der Klipsch kann kompaktere Maße und eine natürlichere Klangdarstellung in Innenräumen als einzige Argumente ins Feld führen.
Ähnliche Qualitäten wie der Klipsch Detroit bei deutlich mehr Funktionen bietet der Sony SRS-XG300. Er klingt nicht ganz so natürlich und fein, ist dafür mittlerweile deutlich günstiger zu haben als der Klipsch.
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Technische Daten Klipsch Detroit
- Preisempfehlung des Herstellers: 350 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 33,5 x 10,5 x 12 cm
- Gewicht: 2,46 kg
- Akkulaufzeit bis zu 20 Stunden
- Besonderheiten: Bluetooth 5.3, App-Steuerung, IPX67, 2-Wege Stereo, Stack-Modus, Freisprecheinrichtung
- Mehr unter: klipsch.com