STEREO GUIDE Testurteil
Die Bluetooth-Earbuds Sony WF-C700N bieten ANC und Funktionsvielfalt zum Top-Preis. Im Test klangen sie ausgewogen, aber nicht sehr dynamisch.
Vorteile
- erwachsener, ausgewogener Klang
- sehr gute Räumlichkeit
- Top App mit vielen Funktionen
- sehr gutes Noise Cancelling
Nachteile
- könnte etwas dynamischer, feiner spielen
- keine aptX-Unterstützung
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.2
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Klang: Bass / Dynamik8
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Praxis / Connectivity9.3
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Preis / Leistung9.8
Sonys Programm an True Wireless In-Ears mit Bluetooth-Verbindung wächst weiter. So kam jüngst der Sony WF-C700N neu hinzu. In unseren bisherigen Tests stellten wir allerdings dabei so etwas wie eine Zweiklassen-Gesellschaft fest. Während die gehobenen Modelle wie die WF-1000XM4 mit immer mehr Funktionen und besserem Klang höhere Preise rechtfertigen können, erschien uns der sehr günstige WF-C500 doch mit argen Kompromissen behaftet. Gerade das fehlende Noise-Cancelling und der wenig audiophile Klang dürften viele Musikliebhaber zu anderen Modellen gebracht haben.
Die Quadratur des Kreises soll jetzt der Sony WF-C700N schaffen: Er ist mit einem Listenpreis von knapp 100 Euro immer noch sehr günstig, bietet aber ein digitales aktives Noise-Cancelling (ANC) mit Windreduzierung. Aus Fashionista-Sicht macht der Hersteller da weiter, wo er beim kleineren Modell aufgehört hat: Die Standardfarben heißen jetzt „Gojischwarz“ und „Holunderweiß“, und als Trendfarben der Saison hat man in Japan pastelliges Salbeigrün und Lavendel ausgemacht. Wohl bekomm´s!
Intelligenter Bruder des WF-C500
Auch Formgebung und Bedienung orientieren sich am Standardmodell ohne Noise-Cancelling. Eine Neuerung gibt es aber: echte Knöpfe mit Druckpunkt statt einer Touchfläche. Das nicht sehr hochwertig wirkende Ladecase hat ungefähr die Formgebung eines Lippenstiftes. Im direkten Vergleich fällt auf, dass die Kapseln des WF-C700N etwas dicker bauen als das Modell ohne ANC, dafür sogar noch leichter ausfallen. Damit gehört er zu den kleinsten und ergonomischsten voll ausgestatteten TWS am Markt.
Damit stellt sich eine wichtige Frage: Wie kann die Akkulaufzeit mithalten? Erstaunlich gut angesichts der Maße, der Hersteller gibt 7,5 Stunden ohne Nachladen an, bei deaktiviertem NC sogar 10 Stunden. Das Ladecase legt noch einmal eine volle Ladung nach, so dass man auf bis zu 15 beziehungsweise 20 Stunden unabhängig von Steckdosen bleibt.
Der Spritzwasserschutz nach IPX4 genügt für die meisten Anwendungen, auch wenn sich der WF-C700N damit nicht unbedingt für unachtsamen Gebrauch beim Sport oder am Strand empfiehlt.
Technik und mehr
Mit Bluetooth 5.2 ist die Verbindungstechnik zur Koppelung mit dem Smart-Device auf dem neuesten Stand. Der Hersteller verweist auch insbesondere auf eine neue Art der doppelten Empfängertechnik, die je nach Funksituation die Verbindung zum linken oder rechten Earbud priorisiert und so insgesamt mehr Stabilität bieten soll. Wir können im Test zumindest bestätigen, dass die Bluetooth-Verbindung erstaunlich stabil war. Als Codecs werden SBC und AAC geboten, eine höhere Qualität mit aptX-Geräten bleiben den kleinen Sonys dagegen ebenso verwehrt wie der hauseigene, doch wenig verbreitete LDAC.
Einige wirklich sinnvolle Ausstattungsmerkmale finden sich in der Übersicht: Die Mini-Sonys unterstützen etwa die Kopplung mit zwei Bluetooth-Geräten gleichzeitig. Das Noise-Cancelling lässt sich in 20 Stufen in der Wirksamkeit einstellen und per Ortserkennung erinnern sich die Sonys auch an die dort gewünschte ANC-Intensität. Das geht aber selbstredend nur in der App.
Als eigentlicher Treiber kommt eine 5-mm-Membran zum Einsatz. Das ist etwas insbesonderes für ein Modell mit Noise Cancelling, wo die Membran ja auch Unterdrückungsanteile produzieren muss, erstaunlich wenig. Der Hersteller verweist darauf, dass es sich um eine „ultraelastische“ Membran handelt. Das lässt uns etwas ratlos zurück, vielleicht handelt es sich auch einfach um einen Übersetzungsfehler.
Man kann mit dem Buttons auf der Oberseite des rechten WF-C700N durch einfaches Tippen Telefonanrufe annehmen und dank der ordentlichen omnidirektionalen Mikrofon-Charakteristik auf mit guter Sprachverständlichkeit Gespräche führen. Wer die Taste drückt und hält, ruft damit den Sprach-Assistenten seines Smartphones auf.
Ein Füllhorn an Möglichkeiten: Die App
Die Sony Headphones Connect App wird für eine Einrichtung ohnehin benötigt. Wir waren im Praxistest überrascht, wie reibungslos das sowohl mit iOS als auch mit Android Geräten vonstatten ging. Hier können sich andere Hersteller eine gute Scheibe von abschneiden.
Die App selbst verwirrt zunächst mit einem etwas überbordenen Funktions- und Einstellungsumfang. Die meisten Features stellen sich aber im Laufe der Zeit als absolut sinnvoll heraus. Der 5-Band-Equalizer ist kein grafischer EQ, sondern besitzt gezielt 5 eher schmalbandige Eingriffsmöglichkeiten für bestimmte Frequenzbänder, die mehr oder weniger Grundtonwärme, Zischlautbetonung oder Höhenglanz liefern. Der Bassregler geht extra. In der Praxis wird man den sehr guten EQ aber wegen der Ausgewogenheit des Hörers nur fein dosiert benutzen.
Viele Funktionen klingen sinnvoll, benötigen in der Praxis aber einige Rechte der App und Einrichtungsprozeduren. Die adaptive Ortserkennung etwa soll das Noise-Cancelling an die Umgebung anpassen. Wegen der starken passiven Isolierung haben wir das kaum benutzt. Auch die 360 Grad Sound Funktion klingt zwar nach Luxus-Feature, spielt aber in der Praxis wegen geringer verfügbarer Musiktitel eine sehr untergeordnete Rolle. Die angebliche Klangverbesserung bei deutlich datenreduziertem Material, von Sony Digital Sound Enhancement Engine (DSEE) genannt, haben wir lieber gleich deaktiviert.
Ergonomie und Tragekomfort
Beim Einsetzen der WF-C700N hatten wir die Wahl zwischen drei verschiedenen Silikon-Dichtungen. Selbst die mittlere war schon ordentlich groß. Daher sollten Träger mit sehr schmalen Ohrkanälen vorher unbedingt die In-Ear-Kopfhörer anprobieren.
Das ist auch schon deshalb notwendig, weil man die Sony WF-C700N (wie auch schon die kleineren Modelle ohne ANC) mit einer Schraub-Bewegung sehr weit in den Ohrkanal hineinbringen muss. Erst wenn das gelingt, stellt sich überzeugender Bass und überzeugendes Noise-Cancelling ein. Der besonders tiefe Sitz sorgte für ein deutlich dichteres und isolierteres Gefühl als bei anderen TWS, einige Hörer vermeinten auch einen leichten Druck in den Ohren zu spüren. Trotzdem waren die Sonys nie unangenehm und schmiegten sich sehr passsicher den Ohren an.
Das schon passiv enorm isolierende Gefühl ließ den Unterschied zum aktiven Noise-Cancelling zunächst recht unscheinbar wirken. Doch im Alltagsbetrieb stellte sich heraus, dass die Lärmunterdrückung auf der intensiveren Seite lag und ihren Job bei tieffrequenten Störgeräuschen wirklich gut machte. In den Mitten schien sie nicht so effektiv zu sein. Das kann man aber im Straßenverkehr eher als Vorteil erweisen, weil man nicht völlig abgeschottet ist.
Dafür war der Transparenzmodus in der Praxis kaum zu gebrauchen: Er klang so blechern, fing von den Umgebungsgeräuschen eher die unangenehmen Frequenzen auf als die für eine Sprachverständlichkeit sinnvollen, dass wir ihn am Ende kaum benutzten.
So klingt der kleinste Sony mit Active Noise-Cancelling
Nach dem etwas enttäuschenden Abschneidens des kleinen Modells ohne NC im Hörtest scheinen die Sony-Entwickler deutlich nachgebessert zu haben: Der WF-C700N überzeugte uns von Anfang an mit einer unspektakulären, ausgewogenen und tiefbassstarken Performance. Besonders die für einen Inear recht weite und angenehme Räumlichkeit überzeugten ebenso wie die langzeittauglichen Klangfarben. So können wir uns den WF-C700N als idealen Begleiter für Zug oder Flugzeug vorstellen, wenn man mit dem deutlich isolierteren Gefühl im Ohr denn auf langen Reisen leben will.
Auch aus Sicht von anspruchsvolleren Musikliebhabern machte er seine Sache gut: Die Höhen waren gewiss nicht so transparent wie bei teureren Modellen, aber zischfrei, ausgewogen und von guter Auflösung. Dass der Sony ein stattliches, gut eingebundenes Bassfundament lieferte und nie lästig wurde, wird besonders Hörer mit Playlists „quer durch die Genres“ freuen. Trotz aller Tiefe blieb der Bass etwas auf der hintergründigen Seite. Sprich, er lieferte nicht die letzte Härte bei elektronischer Musik. Zusammen mit der guten, aber doch eher auf relaxtes Hören ausgerichteten Dynamik kam der Klangcharakter damit eher Hörern von ruhigerer Musik entgegen als Beat-Freaks.
Test-Fazit und Alternativen zum Sony WF-C700N
Die Sony WF-C700N erwiesen sich im Test als ausgewogenes Gesamtpaket eines sehr kompakten, ergonomischen und klangstarken wie gut ausgestatteten TWS mit ANC in dieser Preisklasse aktuell das beste Angebot. Wer mehr Akkulaufzeit, Spielspaß und Dynamik will, sollte dagegen zu den etwas unhandlicheren Bluetooth-In-Ears JBL Tune 230NC TWS greifen.
Höhere Klangqualität gibt es erst eine Preisklasse darüber mit den schon fast audiophilen Teufel Real Blue TWS 2 oder den ähnlich klingenden Panasonic RZ-S500W. Doch in beiden Fällen muss man feststellen: Die Sonys sind in punkto Funktionsumfang und Ergonomie selbst noch den teureren Konkurrenten überlegen.
Technische Daten Sony WF-C700N
- Preisempfehlung des Herstellers: 99 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: je 4,6 g, Case 31 g
- Besonderheiten: Active Noise-Cancelling, wasserabweisend nach IPX4, App-Steuerung, Headset-Mikrofon
- Mehr unter: www.sony.de