STEREO GUIDE Testurteil
+ transparenter, feiner Klang mit Schmelz
+ audiophile, feindynamische Abstimmung
+ sehr guter Tragekomfort
+/- tiefer, wenn auch etwas weicher Bass
- ANC könnte effektiver sein
- Stimmen bei Rock/Oldies etwas gequetscht
-
Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.6
-
Klang: Bass / Dynamik8.3
-
Praxis / Connectivity9.2
-
Preis / Leistung9.6
Das Vorgängermodell Teufel Real Blue TWS war bei uns noch nicht für den Test angekommen, da lieferte der Berliner Hersteller gleich den Nachfolger. Er heißt Teufel Real Blue TWS 2. Für 150 Euro gibt es ein wirklich attraktives Paket True Wireless In-Ears mit Bluetooth und Geräuschunterdrückung, Touch-Steuerung und Ladecase. Auffälligste Neuerung im Vergleich zum Vorgänger: Eine App soll viele zusätzliche Funktionen liefern, außerdem gibt es jetzt eine weiße Farboption und laut Hersteller eine verfeinerte Klangabstimmung.
Unterschiede Teufel Real Blue TWS 2 vs. Teufel Real Blue TWS
Ansonsten sind die Unterschiede zwischen den beiden Versionen rar gesät: Formgebung, technische Daten, eingeschränkter Spritzwasserschutz, das aktive digitale Noise Cancelling (ANC) sowie der Preis sind weitgehend identisch geblieben. Erkennen kann man die Generation 2 leicht an der weißen Farbe oder am anderen Kapseldesign: Etwas stärker verrundet, außen mit einem Lochungsmuster und eingeprägtem „T“ versehen sowie aus einem zweischaligen Gehäuse versehen. Besonders die Kombination aus (unsichtbaren) ohrzugewandten Hochglanzteil und sichtbarem matten Plastik ließ uns ein wenig an der Wertigkeit der Konstruktionen zweifeln.
Technisch setzt man weiterhin auf eine außergewöhnlich große 12mm Wandlereinheit. Bluetooth sendet die Signale nach Version 5.2 und verheißt eine entsprechend stabile Verbindung. Die Reichweite war im Test allerdings nicht weiter als bei anderen TWS modellen. Als Codecs gibt es nur AAC für diejenigen, die eine höhere Qualität verlangen, als sie der SBC als Standardcodec liefert.
Stabil mit wenigen Möglichkeiten: Bluetooth-App und ANC
Ein scanbarer Code in der Anleitung führt zum Play Store oder App Store und der passenden Teufel Headphones App. Aus unerfindlichen Gründen verband die sich manchmal erst mach mehreren Versuchen oder Wiederherstellen der Bluetooth-Verbindung mit dem TWS 2, funktionierte dann aber völlig problemlos und stabil.
Der Funktionsumfang bleibt hinter der Konkurrenz zurück, die vor allem den Spieltrieb ihrer Nutzer bedient. Hier gibt es eine Batteriestandsanzeige, eine Einstellung des Standby-Timers, eine EQ-Funktion sowie drei Betriebsarten für das Noise-Cancelling: An, Aus und Transparenz. In stiller Umgebung hört man zwischen aktiviertem und deaktiviertem NC kaum einen Unterschied mit Ausnahme des wirklich minimalst über der Hörschwelle liegenden Grundrauschens. Zuhause wäre also Aus die beste Variante. Unterwegs tut das ANC das, was es soll, relativ unaufällig: Vor nervigem Lärm schützen. Sonderlich effektiv tut es das nicht, bleibt dabei aber natürlich und angenehm ohne Druck und Windgeräusche.
Hinter dem EQ verbirgt sich eine recht durchdachte Klangregelung mit einem einen halbparametrischen Filter: Man kann damit also wahlweise eine bassbetonte, höhenbetonte oder mittenbetonte Klangkurve herbeizaubern, wobei sich in letzterem Fall sogar noch die Mittenfrequenz stufenlos regeln lässt. Das erfordert etwas Gewöhnung, zumal die Änderungen sehr feinfühlig sind, macht aber am Ende der Gewöhnungsphase absolut Sinn.
Die wichtigsten Grundfunktionen steuert man über die beiden Touch-Flächen auf den Hörern, wobei man sich an einige Doppel- und Dreifachklicks gewöhnen muss.
Die Macht der 5 Stöpsel oder: Tragekomfort
Noch ein Unterschied zwischen dem Real Blue TWS 2 und seine Vorgänger tauchte beim ersten Praxistext auf: Es gibt nun 5 verschieden große Gummiadapter für den Bluetooth-Ohrhörer statt 4. Absolut sinnvoll!
Die Kurzanleitung erklärt anschaulich, wie man die richtige Adaptergröße ermittelt und die beiden Earbuds einsetzt. Nach dem Praxistest müssen wir eines feststellen: Die beiden Schallkanäle müssen tatsächlich recht weit in den Gehörgang hinein, um dicht abzuschließen. Im Zweifelsfall muss man beim Einsetzen mit Druck nachhelfen und die Earbuds dabei nach hinten drehen wie bei einer Schraubenbewegung (mit links = Rechtsgewinden, rechts = Linksgewinde). Das unangehme Gefühl verschwindet aber sofort, sobald die TWS richtig sitzen. Nach den etwas gemischten bis drückenden Erfahrungen mit dem Teufel Airy Sports TWS erwiesen sich die Real Blue TWS 2 als absolut langzeittaugliche und unauffällig sitzende, aber eben auch recht deutlich isolierende Inears.
Dazu noch ein kleiner Tipp: Im Zweifelsfall entgegen der Anleitung eher die größere, gerade noch passende Gummilippe nehmen als die nächstkleinere. Offensichtlich bewirkt eine unterschiedlich gute Isolation deutliche Qualitätsunterschiede im Bass.
Hörtest und ANC
Selbst die erklären aber nicht die völlig unterschiedlichen Klangbeschreibungen, die man so im Netz findet. Für gewöhnlich lesen wir bei STEREO GUIDE aus Prinzip keine Testberichte von anderen Testern, bevor wir uns im Hörtest selbst eine unabhängige Meinung bilden. Beim Teufel Real Blue TWS 2 hatte sich das aber wegen der Recherche zu den Versionen quasi von selbst ergeben. Und hoppla, da schrieb einer von fehlenden Mitten, einer von dunklen Klangfarben, mal war von zuviel Höhen, dann wieder von einer neutralen Abstimmung die Rede und schließlich monierte ein Tester fehlenden Tiefbass. Während sich letzteres leicht erklären lässt – falsche Adapterstöpsel oder Schallkanal nicht weit genug in den Gehörgang eingedreht – hinterließen uns zahlreiche andere Urteile ratlos zurück.
Nach mehreren Durchgängen mit mehreren STEREO-GUIDE-Testern hier unsere Klangeinschätzung: Die Real Blue TWS 2 liefern mächtig Bass, der aber eher auf der etwas breiten bis donnernden Seite bleibt als den letzten harten Kick zu liefern. Da er aber musikalisch gut eingebunden ist und nie dröhnt, fanden wir das gerade für den mobilen Einsatz in Zug und Flugzeug sehr passend.
Ansonsten überzeugen die Teufel Real Blue TWS 2 mit einer erstaunlich audiophilen Abstimmung: Ihre Höhenauflösung ist hervorragend, sie klingen sauber, transparent und durchsichtig. Stimmen haben manchmal einen Tacken zuviel präsenten Schmelz, prononzierte S-laute und zu wenig Körper. Wir würden noch nicht von einer Verfärbung reden, aber gerade Rocksänger aller Couleur, gerade bei historischen Aufnahmen, klingen manchmal schon etwas gequetscht. Mit einer leichten Bass/Mittenbetonung durch den EQ lässt sich das deutlich in Richtung Wärme bringen, aber nicht ganz beseitigen.
Große Ambitionen für vergleichsweise kleines Geld
Gerade Sänger und Sängerinnen bei Pop-Aufnahmen sind dadurch allerdings auch etwas sehr nah am Kopf des Hörers, wenn nicht sogar in selbigen abgebildet. Ansonsten geht die Raumabbildung aber in Ordnung, wenn sie auch eher in die Breite und nicht so sehr in die Tiefe staffelt.
Fast hatten wir das Gefühl, dass Teufel sich hier bei der Abstimmung an deutlich hochwertigeren Modellen von Sennheiser, Bowers & Wilkins und Co orientiert hat. Wir können nur sagen: Das ist mit leichten Abstrichen gelungen und angesichts des Preises ein interessanter Einstieg in die audiophile Hörwelt.
Dynamisch liefern die Teufel mit der Ausnahme des etwas gemütlichen Tiefbasses voll ab: Sie sind spritzig, spielfreudig und feindynamisch schattiert. Der Maximalpegel ist durch die Bluetooth-Zuspielung begrenzt, was aber eher Klassik- und Jazzhörer stören dürfte. Rock, Pop und elektronische Musik bieten genug Dezibel und dürften außer für Pegelfetischisten für allgemeine dynamische Zufriedenheit sorgen.
Test-Fazit, Marktumfeld und Alternativen
Im heiß umkämpften Markt der Bluetooth-In-Ear-Hörer um 150 Euro sind die Teufel nicht die edelsten, sondern eher etwas einfacher verarbeitet als mancher Konkurrent. Dafür punkten sie mit einer spielfreudigen Abstimmung, schon fast audiophiler Auflösung und kraftvollem Tiefbass (sofern richtig eingesetzt). Wenn es nicht grundsätzlich als störend empfunden wird, dass sie recht weit in den Gehörgang hinein müssen, ist auch der Tragekomfort positiv zu erwähnen.
Eine Konkurrenz könnte der günstigere, aber noch spielfreudigere und knallig-laute JBL Tune 230NC sein. Oder die Sony Linkbuds S mit deutlich mehr Funktionen und knalligeren Beats sowie mehr Maximalpegel, dafür aber einer gewissen Rauigkeit im Stimmbereich. Die Teufel klingen aber in beiden Fällen im Vergleich deutlich sauberer, gediegener und feiner und wären deshalb unserer Präferenz.
Technische Daten Teufel Real Blue TWS 2
- Preisempfehlung des Herstellers: 150 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: jeweils 5,5g
- Besonderheiten: Spritzwasserschutz nach IPX3, ANC, 8Stunden Akku-Laufzeit Case-unabhängig (6 mit NC), 25 Stunden mit Case
- Mehr unter: www.teufel.de
Für Links auf dieser Seite erhält STEREO GUIDE ggf. eine Provision vom Händler. Das gilt etwa für solche, die mit * gekennzeichnet sind.