STEREO GUIDE Testurteil
+ spritziger, dynamischer Klang mit sehr trockenem Bass-Punch
+ praxisgerechtes Noise-Cancelling
+ hervorragende App
+ viele individuelle Funktionen
- minimale Rauigkeit im Stimmbereich
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.9
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Klang: Bass / Dynamik9
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Praxis / Connectivity9.8
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Preis/Leistung9.8
Sony LinkBuds S fungiert als so eine Art Künstlername. Die eigentliche Typenbezeichnung der bei STEREO GUIDE zum Test angetretenen True-Wireless-Ohrhörer ist weniger einprägsam und klingt so gar nicht cool: Die drahtlosen Bluetooth-In-Ears verstecken sich hinter dem nerdigen Kürzel Sony WFLS900NB.CE7. Und auch sonst gibt sich Sony ganz schön steif. Sie reklamieren nicht einfach im Werbejargon den Titel der kleinsten In-Ears ihrer Art. Die Japaner sichern sich akribisch genau gegen etwaige Konflikte ab. Auf Amazon heißt es dazu im Behörden-Jargon:
Amazon Produktseite„Die kleinsten und leichtesten kabellosen Hi-Res-Kopfhörer der Welt mit Noise Cancelling* * Stand: 30. März 2022. Gemäß Untersuchungen der Sony Corporation, die anhand der Richtlinien von Strategy Analytics für den Markt der ‚Truly Wireless‘-Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung und Kompatibilität mit LDAC ermittelt wurde. LDAC ist ein zertifizierter Codec für ‚Hi-Res Audio Wireless‘.
Da wir bei STEREO GUIDE keine Zeit für solche akademischen Nachforschungen verschwenden wollen, aber auch keine Lust auf Fettnäpfchen haben, halten wir einfach fest: Die Dinger sind verdammt klein und mit 4,8 Gramm je Hörer auch sehr leicht. Die Kompaktheit schlägt sich auch im besonders handlichen beziehungsweise Hosentaschen-freundlichen Ladecase nieder.
Funktionen über Funktionen
Ungeachtet ihrer Kompaktheit sind die Sony LinkBuds S bis zum Abwinken mit Funktionen gespickt. Die Steuerung erfolgt wie allgemein üblich über Touch-Flächen und über die Sony Headphones Connect App. Was hier geboten wird, entspricht weitgehend dem teureren Sony WF-1000XM4, den wir kürzlich getestet haben.
Die Sony LinkBuds S bieten ein adaptives aktives Noise Cancelling (ANC), das sich sogar bevorzugte Orte merken kann und auch erkennt, ob sich der Träger bewegt oder ob er verweilt. Dazu muss der Nutzer zustimmen und die Ortungsdienste des Smartphones frei geben.
Sammel-Leidenschaft
Wen dabei Datenschutz-Ängste plagen, der dürfte bei der nächsten Funktion ins Grübeln kommen: Die Sony Headphones Connect App fordert dazu auf, Fotos von seinen Ohren zu machen und hochzuladen. Damit soll laut Hersteller der „360 Reality Audio“ getaufte 3D-Klang (er setzt die Verwendung bestimmter Apps wie 360 by Deezer, nugs.net oder Tidal voraus) für die individuellen Trägerinnen und Träger optimiert werden. Man darf aber davon ausgehen, dass die Japaner diese Feld-Daten sicher auch anonym in ihre Entwicklung einfließen lassen. Schließlich griffen sie auch auf einen seit dem ersten In-Ear-Kopfhörer der Welt von 1982 gepflegten Fundus von unterschiedlichsten Ohrformen zurück, um die Passform zu optimieren.
Die Sony LinkBuds S lassen sich mit einer halben Drehung einsetzen und überzeugten uns durch geringen Druck und lockeren, aber im normalen Alltag sicheren Sitz bei gleichzeitig guter Abdichtung des Ohrkanals für Noise Cancelling und satte Basswiedergabe.
Aufwändiges ANC
Das ANC hat auch einen Ambient-Modus, der in bestimmten Situationen Geräusche via Mikrofon durchschleust, um den Träger etwa im Straßenverkehr nicht vollständig von der Umwelt zu entkoppeln. Doch auch mit aktiviertem ANC ist es sehr bequem und schnell möglich, ein Gespräch zu beginnen: Man muss nur irgend etwas sagen und ANC nebst Musikwiedergabe werden gestoppt.
Die schlauen kleinen In-Ears erkennen auch, wenn man sie aus den Ohren nimmt. Auch dann hält die Wiedergabe automatisch an. Und wer per Wakeword Google Assistant oder Amazon Alexa weckt, kann vom Sprach-Assistenten vielfältige Unterstützung anfordern. Auch Apple Siri unterstützen die Sony LinkBuds S. Per Touch-Befehl steht auch die praktische Spotify-Tap-Funktion zur Verfügung, um umstandslos ohne Umweg über die App des beliebten Musik-Streaming-Dienstes die Wiedergabe zu starten. Das Gleich klappt auch mit Endel, einem weniger bekannten Online-Dienst für KI-gesteuerte Ambient-Sounds zum Relaxen. Mit der App lassen sich die Touch-Befehle der beiden Bluetooth-In-Ears übrigens individuell anpassen. Und der Klang lässt sich mit ihr dank Equalizer und Presets ebenfalls individualisieren.
Nützliche Utilities in der Sony Headphones Connect App
Über Google Fast Pair kann man die Hörer anhand eines Hinweistons finden, wenn man sie verlegt hat. Die Sony Headphones Connect App ermöglicht darüber hinaus die Wahl zwischen einer für stabile Signalübertragung auf größere Distanzen optimierten Bluetooth-Verbindung oder einer für maximale Klangqualität. Doch auch mit letztere konnten wir uns im Test frei vom Handy in den Räumen bewegen.
Vor dem Hörvergüngen gilt es aber Geduld zu bewahren. Die App wollte dem Sony ein Firmware-Update aus dem Internet aufspielen. Dazu musste zunächst unser iPhone ans Netzteil, um aufzuladen. Erst mit ausreichend aufgeladenem Akku ließ sich der Download starten. Danach war auch der Grund einer geforderten Mindestaufladung klar: Allein der Download der Firmware nahm trotz stabiler WLAN-Verbindung eine knappe Stunde in Anspruch, das Aufspielen vom Smartphone auf die Ohrhörer via Bluetooth noch mal eine geschätzte Viertelstunde.
Kann sogar Dolby Atmos
Wer den drahtlosen Sender Sony WLA-NS7 an ein BRAVIA-XR-TV-Gerät anschließt, kann mit den Sony LinkBuds S sogar Dolby-Atmos-3D-Sound hören. Wer sich mit einem Film dabei nicht begnügen mag, der kann von bis zu rund 6 Stunden Akkulaufzeit, ohne ANC sogar 9 Stunden ausgehen. Das Ladecase hält weitere 14-Stunden-Akkuladung in Reserve. Schon fünf Minuten im Case pumpen Kapazität für gut eine Stunde Spielzeit in die In-Ears. Für eine volle Aufladung sollte man allerdings gut zwei Stunden Inaktivität im Case veranschlagen. Die schlichte kleine Transport-Schachtel besteht übrigens wie die Ohrhörer aus Recycling-Kunststoff und die sehr schlicht gehaltene Verpackung kommt sogar ganz ohne Plastik aus.
So klingen die Sony LinksBuds S
Man kann zusammenfassen, dass Sony eine ganze Reihe von Aspekten bei bei den LinkBuds S beachtete und die nach Schutzklasse IPX4 spritzwasserfesten Bluetooth-Ohrhörer damit für eine große Nutzerschaft interessant macht. Bleibt nur die wesentliche Frage nach dem Klang. Der gingen wir ausführlich im Hörtest nach. Dabei machten die Bluetooth-Ohrhörer, aber auch die ordentliche Wirkung der ANC-Geräuschunterdrückung einen guten Eindruck.
Besonders stach die sehr knackige, trockene Basswiedergabe heraus, die nicht wie bei manchem Mitbewerber durch unangenehmen Druck der Polster im Ohrkanal erkauft wird. Akustische Drums in der Rock-Musik oder elektronische Beats kommen mit dem Sony mit viel Punch und Präzision. Dazu passt die spritzige, jedoch nicht zu scharfe Hochtonwiedergabe.
Und auch die Obertonauflösung kann sich hören lassen. Lediglich Stimmen haftete ein Tick Rauigkeit an. Damit lässt sich im Rock- und Pop-Bereich gut leben, zumal etwa der vergleichbar teure Jabra Elite 7 Pro in diesem Punkt auch nicht hundertprozentig neutral musiziert. Wer auf Klassik und Jazz steht, braucht keine Sorgen vor größeren Kolorationen haben, sollte sich aber nach Möglichkeit die Sony LinkBuds S vorm Kauf mit geeigneter Musik einmal aufmerksam anhören.
Test-Fazit und Alternativen zu den Sony LinkBuds S
Von den Features her gesehen, brennt Sony in der 200-Euro-Klasse der Bluetooth-In-Ears ein regelrechtes Feuerwerk ab. Und die meisten davon sind auch noch sinnvoll. Dazu kommt ein hoher Tragekomfort und lange Spielzeit. Wer es dynamisch, spritzig und staubtrocken im Bass mag, wird ebenfalls begeistert sein. Lediglich Freunde von ätherisch gehauchten Stimmen müssen sich auf minimale Abstriche einstellen. Das könnte man auch über die naheliegendste Alternative, den Jabra Elite 7 Pro sagen, der einer ähnlichen Mitten-Abstimmung folgt und im Bass etwas voller, aber weicher wirkt.
Wenn der persönliche Fokus auf möglichst packende, authentische Stimmwiedergabe liegt, wäre in dieser Preisklasse der Grell TWS/1 die interessanteste Alternative zu den Sony LinkBuds S. Bei dem von Axel Grell (Ex-Sennheiser Chefentwickler) entworfenen Direktvertriebs-Produkt muss man dafür allerdings auf den riesigen Funktionsumfang und die besonders hohe Praxistauglichkeit des Japaners verzichten.
Technische Daten Sony LinkBuds S
- Preisempfehlung des Herstellers: 200 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: je 4,8 g, Case 35 g
- Besonderheiten: adaptives aktives Noise-Cancelling, wasserabweisend nach IPX4, App-Steuerung, Spotify Tap
- Mehr unter: www.sony.de
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