Der günstige JBLTune 230NC TWS überzeugte im Test: Der In-Ear macht Noise-Cancelling und Bluetooth so günstig wie selten zuvor. Dazu begeisterten Akkulaufzeit und App.
Vorteile
- sehr satter, differenzierter Sound
- kann sehr laut und mit tollem Punch spielen
- praxisgerechtes ANC
- gelungene JBL My Headphones App mit Equalizer
Nachteile
- könnte etwas feiner klingen
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Klang: Natürlichkeit7.2
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Klang: Bass/Dynamik8.8
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Praxis/Connectivity9.2
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Preis/Leistung9.7
True Wireless Ear Buds mit drahtloser Bluetooth-Verbindung sind zunehmend auch unter 100 Euro zu haben, selbst mit hervorragender Klangqualität und von renommierten Marken. Nur Modelle mit ernsthaftem aktiven Noise-Cancelling sind doch noch eine ganze Ecke teurer. Der JBL Tune 230NC TWS verspricht nun, alle wichtigen Features der teureren Konkurrenz ohne Qualitätsabstriche zu liefern. Und zwar inklusive einer beeindruckenden Akkulaufzeit von bis zu 10 Stunden ohne und 40 Stunden mit Nachladen durch das Case. Im Test punktete der drahtlose In-Ear aber auch gerade durch klangliche Qualitäten, die den Vergleich mit manchen teureren Ohrhörern nicht scheuen müssen.
Die Form folgt dem beliebten Stick-Design, bei dem die mit 5,1 Gramm sehr leichten, aber doch im Durchmesser etwas breiteren Treibergehäuse durch einen über das Ohr hinausragenden kleinen Stick verlängert werden. Der fällt bei JBL etwas breiter aus. Die Plastikoberfläche zeigt zudem, dass Wertigkeit im Luxus-Bereich zu diesem Preis nicht unbedingt zu den Entwicklungszielen gehörte. Das sportliche Outfit wird durch einen Spritzwasserschutz nach IPX4 unterstrichen. So muss gerade bei Outdoor-Aktivitäten der Besitzer nicht gleich einen Totalverlust befürchten. Die Sets gibt es in vier Farben, wobei Pastellblau und Sand neben Schwarz und Weiß auch Lifestyle-Kunden ansprechen sollen.
Viel Technik für wenig Geld
JBL legt im Marketing viel Wert auf die Betonung der eine dynamische und tiefreichende Basswiedergabe. Das stellt gerade im Zusammenhang mit aktivem Noise-Cancelling (ANC) erhöhte Anforderungen an Treiber und Endstufe. Im Inneren der beiden JBL Tune 230NC TWS arbeiten 6-mm-Treiber. Diese sollten genug Reserven für eine Auslöschung des Störschalls von außen bieten. Vier Mikrofone pro Set unterstützen den Algorithmus bei der Berechnung des Störschalles, sollen im Telefonbetrieb aber auch für eine überzeugende Sprachqualität sorgen.
Das Noise-Cancelling lässt sich bei Bedarf auch abschalten oder in einen Transparenzmodus versetzen, mit dem man Ansagen der Außenwelt oder Gespräche besser verfolgen kann, ohne die Stöpsel aus dem Gehörgang zu nehmen. Dafür müssen die Ear Buds natürlich dicht im Gehörgang sitzen, drei verschieden große Gummiadapter sollten das bei den allermeisten Ohren auch gewährleisten. Unterstützt wird die Auswahl dabei durch die kostenlose JBL My Headphones App von JBL, die via Bluetooth mit dem Wireless-In-Ear kommuniziert.
Das Ladecase ist, wie bei JBL üblich, etwas dicker. Der Test zeigt aber: Es ist wegen seiner abgerundeten Form doch sehr ergonomisch. Wie bei Apple Airpods werden die beiden Ohrhörer mit dem Stick zuerst eingesteckt und lassen sich ohne Fummelei sicher plazieren und wieder herausnehmen.
Bluetooth: Verbindung folg Verwendung
Zugespielt werden Signale über Bluetooth 5.2, wobei JBL auf die potentiell höherwertigen Audiocodecs wie AAC oder aptX, vermutlich aus Kostengründen, verzichtet. Dafür soll die App die bestmögliche Verbindung zwischen Kopfhörer und Smartphone herstellen helfen. Benutzer können zwischen dem Normal-Modus für besonders stabile Verbindung über größere Distanzen, dem Audio-Modus für beste Musikwiedergabe oder dem Video-Modus für verzögerungsfreie Synchronisierung von Lippenbewegung und Ton bei YouTube-Konsum.
Voller Funktionsumfang in der App
An der Steuerung hat JBL nicht gespart, im Gegenteil: Die passende App My JBL Headphones überzeugt mit umfangreichem Funktionsumfang, so gibt es etwa einen 10-Band-Equalizer. Der erfordert zur tonalen Anpassung zwar etwas Erfahrung, dafür werden aber eine Handvoll Kurven für Jazz, Vocal, Bass, Club und Studio voreingestellt mitgeliefert. Es lassen sich aber auch eigene EQ-Sound-Setups abspeichern.
In der App kann nicht nur der Akkustand der beiden Hörer und des Ladecases abgefragt werden, sie ermöglichen auch eine Anpassung der Bluetooth-Übertragung. So kann entweder die Datenrate und damit die potentielle Musikqualität priorisiert werden, sondern wahlweise auch die Übertragungsstabilität oder die Latenz, was für Games und Videos sinnvoll ist.
Darüberhinaus lassen sich die beiden Touch-Flächen auf den Ohrhöhern mit verschiedenen Funktionen belegen. An die Position der aktiven Flächen und die Unterscheidung der Befehle (lange halten, Doppeltouch etc.) muss man sich allerdings erst einmal gewöhnen, und selbst dann kann es noch zu Fehlbedienungen kommen. Immerhin kann man sich die durch Touch-Befehle am linken und rechten Ohrhörer abrufbaren Funktionen in der My JBL Headphones App nicht nur anzeigen lassen, sondern auch nach individuellem Bedarf konfigurieren.
Die Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa werden problemlos unterstützt. Am besten fährt man also mit einer kombinierten Bedienung aus Touch-Feldern, App und Voice Control.
Soviel Klang und Lärmunterdrückung liefert der JBL Tune 230NC TWS
Der JBL Tune 230NC TWS bietet in der Verbindung der mechanischen Bedämpfung und dem ANC eine Entkopplung, die zum ungestörten Musikhören ohne übertriebene Pegel vollkommen genügt. Ohne Musik kommen selbst bei deaktiviertem Transparenz-Modus Umweltgeräusche und Stimmen relativ deutlich durch. Damit ist der JBL nicht unbedingt der Bluetooth-Hörer, um etwa im Flugzeug zum Schlafen die Umwelt auszublenden. Er eignet sich besser für Musikuntermalung im urbanen Umfeld.
Bei Bewegung im Freien punktet er in unserem Test-Betrieb mit sicherem, dennoch bequemem Sitz im Ohrkanal. Die Klangwiedergabe des JBL Tune 230NC TWS wirkte überraschend erwachsen für einen Hörer mit Listenpreis unter 90 Euro, von denen auch noch ein Teil für Features wie ANC oder Sprachsteuerung abgezweigt werden. Der Bass kommt so richtig satt, aber dennoch sauber und konturiert. Die Tiefton-Wiedergabe reicht relativ verblüffend hinunter und bietet sehr guten Punch. Das gilt gleichermaßen für elektronische Beats und echte Drums. Dabei spielen aber wie so oft bei In-Ear-Hörern die Ear-Pads die entscheidende Rolle, um in den Genuss der vollen Bass-Pracht zu kommen.
Polster unbedingt anpassen
Mir war der JBL Tune 230NC TWS mit den vormontierten mittelgroßen Ohrpolstern etwas zu dünn und körperlos. Mag sein, dass es manchem älteren Semester so sogar gut gefällt – zumal es einen besonders bequemen Sitz ohne Druckgefühl gewährleistet. Die daraus resultierende Klangcharakteristik eignet sich universell für alle Musikarten und lässt sich lange ohne Ermüdung genießen. Doch bringt man sich um den ganzen Spaß. Der JBL macht mit den richtigen Polstern und straffem Sitz seiner durch Bühnen-Beschallung bei Rock- und Pop-Konzerten berühmten Marke nämlich alles Ehre.
Er geht mal so richtig ab, mit tollen Pegelreserven, vollem Punch und überraschend großen Dynamik-Umfang. Diese ingesamt satte, aber keineswegs brummige oder aufgeblähte Bass-Abstimmung unterstreicht die transparente, für diesen Preis erstaunlich differenzierte Mittenwiedergabe in Verbindung mit guter Hochtonauflösung, die ohne Schärfe auskommt. Zwar darf man vom Tune 230NC bei Stimmen kein seidiges High-End-Flair erwarten und könnte sich mit geschultem Ohr absolut betrachtet einen winzigen Tick mehr Klarheit wünschen. In seiner Klasse ist er aber unbestreitbar ein großer Wurf. In sich gelang JBL ein ausgesprochen stimmiges, neutrales Sound-Tuning, das in zu diesem Preis kaum zu toppen ist. Damit erfüllt der Tune 230NC alle Basis-Bedürfnisse für unterschiedlichste Musikgeschmäcker und Anwendungen.
Test-Fazit und Alternativen zum JBL Tune 230NC TWS
Der aktuell günstige Preis, die lange Akkulaufzeit und das praxisgerechte Noise-Cancelling machen den Bluetooth-In-Ear-Hörer JBL Tune 230NC TWS zu einem klaren Highlight. Viel Konkurrenz hat er zumindest unter den renommierten Audio-Marken zur Zeit nicht. Wer etwas mehr audiophile Klangqualität und noch effektiveres Noise-Cancelling möchte, zahlt den Mehrbetrag für den Panasonic RZ-S500WE vermutlich gern. Allerdings macht der JBL im Direktvergleich auch klar, dass der Panasonic bei der Akkulaufzeit nicht mehr ganz mithalten kann. Für mich ist der JBL Tune 230NC TWS nach ausgiebigem Testen ein günstiges Universalgenie für alle Wege, um meine Rock- und Pop-Musik-Sammlung mit sattem, kraftvollem Sound vom iPhone wiederzugeben.
JBL Tune 230NC TWS – Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 90 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: 5,1 g
- Besonderheiten: Bluetooth 5.2, TWS Active Noise-Cancelling, App-Steuerung, 4 Mikrofone, Amazon Alexa
- Mehr unter: www.jbl.com