STEREO GUIDE Testurteil
Der Sony ULT Field 1 ist in Natürlichkeit und Bass ein ausgezeichneter kleiner Bluetooth-Lautsprecher. Wenn nicht die Maximal-Lautstärke im Vordergrund steht, ist er sogar besser als der JBL Flip 6.
Vorteile
- Ausgesprochen natürliche Klangabstimmung
- Sinnvolle, gut gestaltete App
- Große Trageschlaufe
Nachteile
- Bass-Boost (ULT) geht auf Kosten des Maximalpegels
- Eher durchschnittliche Akkulaufzeit
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.8
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Klang: Bass / Dynamik7.2
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Praxis / Connectivity8,5
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Preis/Leistung9.5
Neben der beliebten XB-Bluetooth-Lautsprecher-Reihe, deren kleinsten Vertreter, den Sony SRS-XB100, wir unlängst im Test hatten, legt der japanische Hersteller jetzt noch eine zweite Outdoor-Kollektion auf. Sie trägt den Namen ULT Power Sound Serie. Der Mitte 2024 vorgestellte Sony ULT Field 1 (in manchen Ländern auch als SRS-ULT10 bezeichnet) entspricht von der Größe her auffällig genau dem Sony SRS-XB23, ist aber für den Liegendbetrieb konstruiert. Damit hat er im Outdoor-Bereich der 600-Gramm-Klasse starke Konkurrenz: JBL Flip 6 und Marshall Emberton 2 dürften die bekanntesten sein. Mit Schutzklasse IP67 ist er hervorragend gegen Staub sowie Eintauchen ins Wasser geschützt. Das hätten wir einem so edel im Stoffkleid bespannten Speaker kaum zugetraut.
Statt eines Riemens gibt es beim neuen Sony eine Art langen Schnürsenkel, der verschiedenste Befestigungsmöglichkeiten denkbar macht. Das ist wirklich mal eine flexible Innovation, wenn man auch ein bißchen Knoten muss, um ihn irgendwo zu befestigen. Die Trendfarben der Saison 2024 aus Sicht der japanischen Fashionistas neben dem klassischen Schwarz: Orange, dunkleres Weiß und Waldgrün. Letzteres ist auf der RAL-Palette ziemlich nahe am NATO-Oliv.
Mit 12 Stunden Akkulaufzeit laut Herstellerangabe liegt er eher im unterdurchschnittlichen Bereich, zieht aber immerhin mit dem leichteren JBL Flip 6 gleich. Dafür hat der Mitbewerber keinen ULT-Knopf. UL – was? Hinter der Bezeichnung des Leuchtknopfes und der ganzen Serie verbirgt sich eine Art zuschaltbare Loudness-Funktion, mit der Sony den bisherigen „Extra Bass“ auf einen neuen Level heben möchte. Das verspricht aus nur 650 Gramm Speaker laut Hersteller spürbare Beats und einen Frequenzgang von 20-20.000 Hz. Eine übertrieben optimistische Angabe aus unserer Sicht, denn 20 Hz schaffen normal nur voluminöse Standlautsprecher.
2 Wege und Passiv-Radiatoren statt Stereo
Bei der Höhenwiedergabe gibt es im Vergleich zum Sony SRS-XB23 aber eine überraschend reichhaltige Ausstattung: Der Sony ULT Field 1 besitzt statt dem Breitbänder-Duo des SRS-XB23 einen Tiefmitteltöner plus einen Hochtöner. Ein bißchen Pseudoräumlichkeit mit „Stereo“ wurde hier zugunsten höherer Klangqualität in Mono aufgegeben. Eine sinnvolle Entscheidung in dieser Größenklasse, wo die beiden Kanäle viel zu dicht zusammen liegen würden, für echte Räumlichkeit. Diesen Weg ging schon vor längerer Zeit der JBL Flip 6, dem dieser Schritt sehr gut bekam.
Der Tiefmitteltöner ist annähernd rechteckig und füllt mit 8,3 x 4,2 cm Membranfläche die Schallwand des knochenförmigen Speakers mehr als zur Hälfte aus. Daneben sitzt der mit 16 Millimeter winzige Hochtöner, was aber neben Hochtonauflösung auch eine breite Schallabstrahlung verspricht.
Zwei bassverstärkende Passivmembranen sind an den Seiten plaziert. Sie verbergen sich in kleinen Aussparungen, was auch einen stehenden Betrieb ermöglicht und zugleich als Stoßsicherung fungiert. Über die Watt-Leistung oder Details der Frequenzweiche schweigt sich das Datenblatt aus.
Bluetooth und Standard, aber eine App
Ansonsten bietet der Sony ULT Field 1 klassenübliche Ausstattung: Bluetooth 5.3, Freisprecheinrichtung und die wichtigsten Steuertasten wie Play/Pause und Lautstärke auf der Oberseite. Daneben sitzt der große beleuchtete ULT-Button zum Aktivieren des Sound-Boosts ohne den Umweg über das Einstellmenü der App. Zum Standard-Codec SBC gibt es zusätzlich den höherwertigen AAC, über den sich nur Apple-, aber nicht Android-User freuen dürften. Denn die müssen mit SBC Vorlieb nehmen, weil der ULT Field 1 kein aptX unterstützt. Aber für einen tragbaren Speaker dieser Klasse dürfte das in den wenigsten Fällen wirklich eine deutliche Klangbeeinträchtigung bringen.
Zwei Sony ULT Field 1 lassen sich zu einem echten Stereopaar koppeln. Das und ein paar weitere Funktionen beherrscht die Sony Music Center App, die es kostenlos für iOS und Android gibt.
Die überrascht mit einem gut einstellbaren 3-Wege-Equalizer und einer „Stamina“ Funktion. Hinter letzterer verbirgt sich ein Eco-Modus, der längere Akkulaufzeit auf Kosten von Maximalpegel und Bass bringen soll. Quasi das Gegenteil zum ULT-Betrieb mit tiefen Bässen. JBL hat ebenfalls eine solche Funktion in den neuen Go 4 und Clip 5 integriert. Dort machte sie allerdings keinen Appetit auf längeres Hören, denn es klang dann völlig dünn und harsch. Doch die Stamina-Funktion von Sony lässt genug Klangfülle übrig – zumindest, wenn man sich nicht gerade eine Dröhnung mit satten Beats geben möchte.
So klingt der 2-Wege Sony
Nach dem Koppeln mit dem iPhone, das die Songs ohne klangbeeinträchtigende Umwandlung direkt in AAC – wie bei Apple Music oder dem iTunes store angeboten – zum Sony ULT Field 1 übertragen konnte, wurde erst mal ein Software-Update für den Bluetooth-Lautsprecher in der App angekündigt. Zum Laden der neuen Firmware muss man die Box an eine USB-Stromverbindung anschließen. Außerdem warnt die Music Center App, dass sie ab der Version 7.5 nur noch mit iOS 15 kompatibel ist. Während das Update läuft, kann man sich in aller Ruhe einen Espresso zubereiten und genießen.
Nach dieser spannungs-steigernden Wartezeit konnten wir den Sony ebenfalls genießen. Die Japaner haben wirklich eine gefällige Sound-Abstimmung hinbekommen. Die Stimmen – das ist auf Dauer besonders wichtig – klingen klar und für die Klasse der kleinen Bluetooth-Boxen auch angenehm ausgewogen. Und auch der Bass braucht sich absolut nicht hinter dem JBL Flip 6 zu verstecken.
Ich hatte irgendwo negative Stimmen zur Standard-Abstimmung gelesen. Aber wenn man schaut oder besser gesagt, sich umhört, was in dieser Gewichtsklasse sonst noch so an Bässen geboten wird, kann man eigentlich nicht meckern. Von der Sauberkeit und Präzision klingt es zwar ohne den ULT-Boost gerade bei höheren Lautstärke-Pegeln etwas besser. Allerdings wirkt die Klangfülle nach dem Wechsel zurück in den Standard-Modus im ersten Moment wirklich etwas dünn und blutleer. Aber das liegt auch an einem gewissen „Vorführeffekt“, den früher listige HiFi-Händler nutzten, um durch Anheben der Höhen und Bässe bestimmte Lautsprecher in der Demonstration hervorzuheben (üblicherweise die die mit der größten Provision).
ULT-Taste maximiert den Spaß am Bass
Doch zurück zur ULT-Funktion. Sie funktioniert ausgezeichnet bei der Wiedergabe von Rock- und Pop-Musik – ganz besonders mit moderatem Pegel. Da gleicht sie wie eine Loudness an der HiFi-Anlage die geringere Gehörempfindlichkeit in bestimmten Frequenzbereichen aus.
Wer den Sony ULT Field 1 laut aufdreht kann – feines Gehör vorausgesetzt – schon mit Rock und Pop einen gewissen, aber in der Regel durchaus akzeptablen Verlust an Präzision im Bass-Bereich feststellen. Mit richtig fetzigen Elektro-Beats bei Dance-Music oder Hip Hop kommt der kleinen Bluetooth-Lautsprecher aber je nach Aufnahme jenseits der Mitte an seine Grenzen und fängt an zu blubbern.
Man sollte also etwas Fingerspitzengefühl beim Zusammenspiel zwischen Musikauswahl, Sound-Einstellung und Wiedergabe-Lautstärke. Für seine Größe ist der Sony ULT Field 1 ein klanglich hervorragender Lautsprecher innerhalb seiner Klasse. In der Natürlichkeit der Klangfarben lässt er den etwas hell und mehr auf maximale Pegelfestigkeit als auf Tiefgang ausgelegten JBL Flip 6 etwas blass wirken. Und auch im Bass wirkt der Japaner viel differenzierter und authentischer. Bei Schlagzeug auf gängigen Rock-Aufnahmen kickt er bisweilen richtig und wirkt mit seinem erstaunlich tiefen Fundament nicht so vordergründig wie der im Oberbass betonte JBL.
Selbst Klavier beherrscht der Sony erstaunlich gut
Ganz toll meistert der Sony deshalb auch Titel mit Klavier-Begleitung, wo er die Klangfarben verblüffend homogen und differenziert und auch mit präzisem Timing wiedergibt. Vereinzelt kann man sogar beim Klavier den Körperschall der Pedale heraushören. Das ist für einen so kleinen Bluetooth-Lautsprecher durchaus bemerkenswert.
Testfazit und Alternativen zum Sony ULT Field 1
Sony ULT Field 1 oder JBL Flip 6? Die Gretchenfrage stellt sich auch beim neuen Sony wegen der Ähnlichkeit in Preis, Größe und Ausstattung. Und hier würden wir auf jeden Fall den Sony vorziehen. Der Japaner spielt eher auf dem Niveau, des größeren. schwereren und teureren JBL Charge 5. Der hängt den ULT Field 1 dann aber auch in der Akkulaufzeit mit maximal bis zu 20 Stunden so richtig ab. Und er bietet eine Powerbank-Funktion zum Aufladen von Smart Phones, damit deren Akku während der Bluetooth-Wiedergabe nicht mitten in der Gartenparty abbaut.
Technische Daten Sony ULT Field 1
- Preisempfehlung des Herstellers: 120 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 20,5 x 7,7 x 7,6 cm
- Gewicht: 650 g
- Akkulaufzeit bis zu 12 Stunden
- Besonderheiten: wasserdicht und staubfest gemäß Schutzklasse IP67, Stereo-Pairing, App-Steuerung, Bassboost, Freisprecheinrichtung
- Mehr unter: www.sony.de