STEREO GUIDE Testurteil
Der Sony ULT Tower 10 überzeugte im Test mit unverzerrter Musikwiedergabe bei 110 Dezibel, für Party-Boxen verhältnismäßig natürlicher Klangabstimmung und tiefen, substanzreichen Bässen. Das 360-Grad-Konzept mit rückwärtigen Hochtönern bewährt sich in der Praxis. Ein integrierter Akku wäre wünschenswert.
Vorteile
- Extrem pegelfest, schafft spielend 110 Dezibel
- Sehr kräftiger, tiefer Bass
- Bluetooth-Mikrofon mit Halterung
- Lightshow und 360-Grad-Klang
Nachteile
- Kein Akkubetrieb möglich
- Sehr hohes Gewicht
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.9
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Klang: Bass / Dynamik10
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Praxis / Connectivity9.4
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Preis/Leistung9.2
Der Sony ULT Tower 10 nimmt innerhalb der kürzlich vorgestellten ULT Power Sound Serie die Spitzenposition ein. Die japanische Partybox ist über 1 Meter zehn hoch und bringt ein stattliches Gewicht von fast 30 Kilo auf die Waage. Entsprechend weit vorne liegt der 3-Wege-Bluetooth-Lautsprecher auch beim Preis, der regulär 1.200 Euro beträgt. Dafür kann man zwei Handvoll ULT Field 1, dem kleinsten Lautsprecher der neuen Serie kaufen. Aber man bekommt man bekommt dafürauch eine ganze Reihe Technik. Sony verspricht 360-Grad-Klang, was bei Partys sehr nützlich ist, denn es gibt keinen Sweetspot, der jene begünstigt, die frontal vor der Box stehen.
Um den Rundum-Klang zu realisieren, setzt Sony beim ULT Tower 10 insgesamt sieben Lautsprecher-Chassis ein. Im einzelnen sind das ein Tieftöner mit quadratischer Membran für optimale Platzausnutzung in der Schallwand. Dazu kommen zwei nach vorne gerichtete 8-cm-Mitteltöner und zwei ebenfalls frontal abstrahlende Hochtöner, die alle für höheren Wirkungsgrad über Hornvorsätze verfügen. Zwei weitere Hochthörner brachten die Entwickler auf seitlich an einem Wulst auf der Rückseite an. Über die am Stammtisch zum Angeben geschätzten Leistungsangaben verzichten die Japaner. Die Frage „wieviel Watt hat der Sony ULT Tower 10“ können wir daher leider nur im Sinne klassischer Rolls-Royce beantworten: Er hat offensichtlich genug Power, um seinem Party-Anspruch mehr als gerecht zu werden.
Tower of Power
Der Sony ULT Tower 10 kann nicht nur ausgesprochen kräftigen Klang erzeugen. Bei einer Messung erzielte er einen Maximalpegel von strammen 109,9 Dezibel mit Musik, die nicht übersteuert klang. Der Party-Tower produziert auch eine amtliche Lichtshow. Allerdings setzt sich Sony hier vom Platzhirsch JBL etwas ab. Bei den Amerikanern sitzen die Stroboskop-Lichter hinter der Schallwand und die LED-Elemente bilden Ringe um die Treiber. Beim Sony ULT Tower 10 gibt es dagegen indirekte Rundum-Beleuchtung über und unter der Schallwand. Auf der Oberseite des Bluetooth-Lautsprechers findet sich ein beleuchtetes Touch-Feld zur Steuerung der Wiedergabe und der Lichteffekte.
Apps für alle möglichen Funktionen
Dazu kann man allerdings auch die Sony Music Center App beziehungsweise Sony Fiestable App verwenden, die im Apple App Store und auf Google play zum Download bereit stehen. In der Music Center App gibt es auch einen 7-Band-Equalizer, mit dem sich der Klang individuell anpassen lässt. Zudem hat Sony mit ULT 1 und ULT 2 zwei Klang-Voreinstellungen vorbereitet, die unterschiedliche Ansprüche bedienen. Wer ULT 1 verwendet, bekommt nach einer etwas lästigen Umschaltpause mit eingespieltem Sound einen noch mächtigeren Tiefbass auf die Ohren, der sich auch eindrucksvoll auf dem Zwerchfell spüren lässt. Man kann den Übergang zwischen den Sound-Presets aber in der Sony Music App auch so einstellen, dass es ohne Trara weiter geht.
Mit ULT 2 wird eher der Punch im oberen Bassbereich betont. Das kommt gut bei Dance-Musik mit elektronischen Beats. Zum Wechseln der Sound-Modi muss man nicht zwingend die App verwenden. Es gibt auch eine große, mit „ULT“ beschriftete Taste auf dem Bedienfeld, um durch die Modi zu wechseln.
Wer dabei schon die nächste nächtliche Beach-Party vor seinem geistigen Auge sieht, sollte schon mal nach einem Stromgenerator Ausschau halten. Im Gegensatz zu ihren kleineren Brüdern ULT Field 1 und ULT Field 7 hat Sony seinen ULT Tower 10 nämlich nur für den Betrieb an der Steckdose ausgelegt und ein Netzteil integriert, aber keinen Akku. Durch diese Einschränkung stand auch die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und Staub nicht im Fokus der Entwickler. Die größte Partybox im Programm hat deshalb nur einen Spritzwasserschutz.
Total TV-Tauglich
Immerhin überlegte man sich im Hause Sony: wenn das Schwergewicht schon das Haus hüten muss, dann sollte man wenigstens den Fernseher anschließen können. Dafür gibt es einen optischen S/PDIF-Digital Eingang. Entsprechend wurde die bei der Verwendung mit dem ULT Tower 10 um einige nützliche Funktionen erweitert, die ausschließlich dem Flaggschiff der neuen Serie vorbehalten sind. Neben dem Modus namens „TV Sound Booster“ gibt es auch eine von Soundbars bekannte Lipsync-Funktion, zum Ausgleich von Zeitverzögerungen zwischen Bild und Ton.
Unter einer schützenden Klappe auf der Rückseite findet sich neben dem Digital-Eingang auch ein analoger Mini-Klinken-Eingang. Dazu kommt noch ein USB-A-Anschluss, mit dem sich Musik vom Smart-Device oder USB-Stick wiedergeben lässt und Smartphones aufgeladen werden können. Es gibt allerdings noch eine relativ gut versteckte Klappe rechts oberhalb des Bedien-Panels. Darunter verbirgt sich ein 6,35-mm-Klinkenseingang für Mikrofone oder Musikinstrumente mit einem Pegelsteller. Für Karaoke-Partys bietet sich aber noch mehr das mitgelieferte Bluetooth-Mikrofon an. Damit man es immer zur Hand hat, hält der ULT Tower 10 eine seitliche Halterung bereit, die sich bei Bedarf ein klappen lässt. In der Sony Fiestable App lassen sich nicht nur Playlists erstellen, sondern auch DJ-Effekte nutzen und die Lightshow steuern.
Sony ULT Tower 10 im Sound-Test
Der Klang des Sony ULT Tower 10 geht sofort in die Beine. Das gilt nicht nur im Bezug auf rhythmische Bewegungen auf der Tanzfläche. Ich rannte schon nach wenigen der heftig in die Magengrube schlagenden Beats zum Lautsprecher, um ihn ein ganzes Stück weiter von der Wand zu platzieren. Denn auch schon ohne den ULT-Bass-Boost geht es selbst in großen Räumen ganz schnell ein Dröhn-Problem. Das gilt ganz besonders für Raumecken, wo es eine drastische Abstandsregel einzuhalten gilt. Dabei leisten die Griffe auf der Oberseite und die Rollen im Fuß des XXL-Lautsprechers gute Dienste.
Wenn man die Aufstellung in den Griff bekommen hat beschert die Bluetooth-Party-Box zwar einen ganz schön fetten Bass, bewahrt aber ein zumindest für Feten-Verhälnisse ausreichendes Maß an Präzision. Nach dem einmaligen Drücken der ULT-1-Taste wird es aber je nach Vorbildung des Gehörs zuviel des Guten. Diese Klangeinstellung mag allenfalls im Freien funktionieren (sofern eine 230-Volt-Stromversorgung vorhanden ist), wo die Bässe nicht von Wänden zurückgeworfen werden. Der Bass wirkt dann mit den meisten Aufnahmen aus unterschiedlichen Musik-Bereichen selbst in großen Räumen übertrieben dick und regelrecht plump. Da gefällt uns ULT 2 dann deutlich besser. Das wiederholte Drücken des Sound-Buttons sorgt für Kick bei Beats und Drums und führt zu weniger Dröhn-Problemen in Innenräumen.
Die tonale Abstimmung im Mittel und Hochtonbereich hat Sony nicht zu aggressiv gewählt und beweist damit auch bei der größten Box im Bunde ein glückliches Händchen. Sensible HiFi-Ohren könnten sich allenfalls an einem leichten zischen bei es lauten stören. Allerdings liegt diese Begleiterscheinung auf einem Niveau, das Ende der neunziger noch so mancher teuren Stereoanlage zur Ehre gereicht hätte. Apropos: man kann auch zwei dieser mächtigen Boxentürme zu einem Stereo-Boxen-Paar koppeln und man kann mit der Party-Connect-Funktion auch eine Lautsprecher-Kette bilden.
Allein-Unterhalter
Wir hatten allerdings nur eines dieser schweren Prachtexemplare zur Verfügung und das spielte schon so laut, dass man sich die Ohren zuhalten musste, bevor es zu störenden Verzerrungen kam. Wer es mit der Lautstärke übertreibt, dazu noch den ULT-Bass-Boost aktiviert hat und extrem was lästige Aufnahmen verwendet, schafft es natürlich, den Lautsprecher zu überlasten, bevor der Lautstärkeregler am Anschlag steht. Aber das braucht man eigentlich nicht dazu zu sagen, voll aufdrehen würde auf jede Stereoanlage in das Clipping fahren von den bei der kräftigen Sony zu erwartenden bilateralen Schäden in Form eines Gehörssturzes mal ganz abgesehen.
Die ULT Tower 10 Bietet eine durchaus gelungene Kombination aus enorm spritzigen Impulsen über den gesamten Frequenzbereich, einer für Partyverhältnisse erfreulich natürlichen Klangabstimmung und substanzreichen Bässen, die ein gerütteltes Maß an Tiefgang bieten. Hier opfern viele Party-Speaker den Tiefgang zugunsten hoher Maximalpegel. Das versuchen sie gewöhnlich, durch eine Ober-Bass-Betonung auszugleichen, die Drive suggeriert. Das 360-Grad-Konzept mit seinen nach hinten gerichteten Hochtönern überzeugt in der Praxis. Da Bässe sich omnidirektional ausbreiten entsteht so auch ein breitbandiges, volles Klangerlebnis auf der Rückseite des Lautsprechers – es gibt also keine billigen Plätze auf einer Fete mit diesem im Takt der Musik blinkenden Spaß-Gerät.
Sony ULT Tower 10: Fazit und Alternativen
Wenn man sich in seinem party-affinen Freundeskreis ebenso beliebt wie bei den Nachbarn unbeliebt machen möchte, dann ist das der Lautsprecher. Er kann Musik mit dem Pegel eines startenden Jets wiedergeben und bietet Bass bis zum Abwinken. Allerdings wird die Mobilität durch stattliche Abmessungen, ein sehr hohes Gewicht und den fehlenden Batteriebetrieb stark eingeschränkt. Und in geschlossenen Räumen kann es im Bass zu Dröhn-Problemen kommen. Klasse finden wir den HDMI-Anschluß und andere Features, die den ULT Tower 10 zur Wiedergabe von Fernsehton vor großem Publikum, etwa in der Gastronomie oder bei Public Viewing prädestinieren. Für die meisten Anlässe dürfte aber die mobile und gleichzeitig günstigere Sony SRS-XV800 die flexiblere Lösung sein.
Technische Daten Sony ULT Tower 10
- Preisempfehlung des Herstellers: 1.200 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 41,8 x 110,6 x 42,8 cm
- Gewicht: 29 kg
- Besonderheiten: Bluetooth 5.2, Analogeingänge (Line, Mikrofon / Instrument), Stereo-Pairing, Partymodus, App-Steuerung. LED-Lichtorgel
- Mehr unter: www.sony.de