STEREO GUIDE Testurteil
Der Sony SRS-XB100 löst XB13 ab. Mit App und neuer Abstimmung kann der Sony unter den Mini-Bluetooth-Boxen im Test tatsächlich ein Ausrufezeichen setzen, Er überzeugt in Klang, Verarbeitung und Handhabung gleichermaßen.
Vorteile
- Für die Größe verblüffend satter, punchiger Bass selbst bei gehobenem Abhörpegel
- deutlich gekennzeichnete Bedientasten, spielt mit der Sony Music Center App zusammen
- Stereo-Pairing von zwei SRS-XB100 möglich
- Große Trageschlaufe
Nachteile
- trotz App kein Equalizer
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz6.8
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Klang. Bass / Dynamik5.4
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Praxis / Connectivity8.5
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Preis/Leistung9.5
Mit dem neuen Sony SRS-XB100 stellt der japanische Unterhaltungs-Elektronik-Riese so eine Art Nachfolger für den Sony SRS-XB13 vor. Zwar liegt er von der Form und von den Abmessungen ganz dicht bei dem vor längerer Zeit von uns getesteten runden Mini-Bluetooth-Lautsprecher. Doch löst der Newcomer ihn nicht direkt ab. Sony senkt einfach seinen Preis auf 50 Euro und bietet ihn momentan parallel zum XB100 an, dessen Preisempfehlung um 5 Euro über den 60 Euro liegt, die ursprünglich für den XB13 zu berappen waren.
Das zeigt, wie viel die Konstrukteure ihrem neuen Speaker zutrauen, denn 15 Euro Preisunterschied sind in dieser Klasse für viele Käufer eine Welt. Dabei fällt ein wichtiges Entscheidungskriterium gleich mal heraus: Mit offiziell 16 Stunden Akkulaufzeit legte Sony den XB100 auf die gleiche Betriebsdauer wie den XB13 aus. Und bei den Farben stehen nicht wie bisher sechs, sondern nur vier Töne (Hellblau, Schwarz, Grau und Orange) zur Auswahl. Doch mit seinem geriffelten Gehäuse und dem vertikal eingeprägten Sony-Schriftzug macht der Neue, bei dem laut Hersteller viele Recycling-Kunststoffe zum Einsatz kommen, einiges mehr her, als der Alte. Dank einer seidenmatten, gummierten Oberfläche fühlt er sich auch besser an.
Das Grundkonzept blieb unverändert: Ein nach oben abstrahlender Breitband-Lautsprecher sitzt unter einem konvex gewölbten Gitter. Seitliche ovale Öffnungen im unteren Bereich dienen als Luftaustritts-Öffnungen, denn der Breitbänder bekommt im Bass Unterstützung von einem Passiv-Radiator mit Flachmembran.
Bewährtes Konzept, im Detail verfeinert
Auf der rechten Seite sitzen wie beim Vorgänger die farblich abgesetzten Buttons, die sich unter einem schützenden Gummiüberzug verbergen. Schließlich legte ihn Sony wie seinen Vorgänger wasser- sowie staubresistent nach Schutzklasse IP67 aus. Eine Gummiklappe schützt auch den USB-C-Anschluss, über den sich der Sony SRS-XB100 mit seinem beiliegenden, kurzen Adapter-Kabel an einer 5V-Stromquelle mit USB-A-Stecker aufladen lässt.
Bevor wir zur interessantesten Neuerung kommen, sei noch auf den vom Vorgänger übernommen Trageriemen hingewiesen, der sich dank einer Schnalle leicht an Rucksäcken oder Taschen befestigen lässt. Auch er besteht laut Sony aus einem hohen Anteil an recycelten Kunststoffen.
So jetzt aber: Der Sony SRS-XB100 lässt nicht nur via Bluetooth 5.2 statt 4.6 mit dem Smartphone verbinden. Er lässt sich mit der Sony Music Center App nutzen. In Zeiten, in denen selbst Zahnbürsten wie die Braun IO mit einer Bluetooth-App aufwarten, dürfte das der plakativste Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger sein, der viele bereitwillig etwas tiefer als beim weiterhin angebotenen XB13 in die Tasche greifen lassen dürfte. Allerdings sollte man die Erwartungen an die kostenlos für iOS und Android angebotene Software nicht zu hoch schrauben. In Verbindung mit dem Sony SRS-XB100 offeriert die bewährte App nicht einen Bruchteil der Funktionen, die wir aus dem Test des XV800 kennen.
Pralle App, aber magerer Funktionsumfang für den Mini
Mit der Music Center App lässt sich auf die Songs und Playlists zugreifen, die auf dem Smartphone gespeichert sind. Bei direkter Anwahl innerhalb der App sieht man das Cover und kann die Wiedergabe steuern. Und man kann den Ladestand des Akkus bequem ablesen. Das sind aber auch schon die nützlichsten Funktionen. Man bekommt zwar Streaming-Dienste wie Spotify oder Amazon Music angezeigt, kann aber nichts weiter damit in der Sony App anfangen. Ein Klick auf den entsprechenden Musik-Streaming-Dienst leitet einen in die eigene App des entsprechenden Anbieters weiter. Und das war’s auch schon. Man bekommt mit Spotify & Co. im Music Center weder Namen noch Albumcover des laufenden Titels angezeigt, noch kann man mit Ausnahme der Lautstärke Einfluss auf die Wiedergabe nehmen.
Immerhin konnten wir mit den gut erkennbaren Tasten am Gehäuse des SRS-XB100 die Wiedergabe von Spotify anhalten, wieder fortsetzen und zum nächsten Titel skippen. Damit schlägt sich der neue Mini-Bluetooth-Speaker von Sony zwar ganz gut, aber er bleibt hinter der Tribit Stormbox Micro 2 zurück, deren App sogar einen brauchbaren Equalizer bietet.
So klein und schon stereo
Mit zwei Sony SRS-XB100 lässt sich eine winzige Stereo-Anlage aufbauen. Dazu muss man beide Speaker mindestens einen Meter zusammen rücken und an beiden gleichzeitig für je 2 Sekunden die Bluetooth-Paiiring-Taste drücken. Auch der Vorgänger gestattete Stereo-Pairing – allerdings wie beim XB100 auch – nur mit einem identischen Partner. Wer also noch einen XB13 besitzt, kann sich Koppeln mit dem Nachfolger gleich aus dem Kopf schlagen.
Bevor wir zum Hörtest kommen, sei noch ein nützliches, vom Vorgänger übernommenes Feature erwähnt: Man kann durch das beim XB100 – wie das nun auch farblich hervorgehobene Telefonhörer-Symbol über der Play/Pause-Taste verheißt – Anrufe über den Bluetooth-Speaker annehmen und über sein Freisprech-Mikrofon mit Echo-Cancelling in ordentlicher Qualität Gespräche führen.
Klang: Sony setzt zum Höhen-Flug an
Im Hörtest konnte der Sony SRS-XB100 vom iPhone im für Apple typischen AAC-Format ohne Wandlung für die Bluetooth-Übertragung verarbeiten. Android-User müssen mit dem Standard-Codec SBC Vorlieb nehmen. Doch aptX wäre angesichts der beschränkten Voraussetzungen eines nicht einmal 5 Zentimeter durchmessenden Breitband-Lautsprechers in einem winzigen Gehäuse fast schon verschwenderischer Luxus. Trotz aller Limits eines Mini-Bluetooth-Lautsprechers erzeugte der neue Sony nach einer kurzen Einspielzeit für seine beiden Membranen einen überraschend frischen, klaren Klang. Kaum zu glauben, wie bemüht noch vor wenigen Jahren die Versuche wirkten, natürliche Stimmen oder gerade auch so etwas wie Bässe zu reproduzieren.
Schon der XB13 kam über das übliche „Plop“ im Bass-Bereich hinaus. Doch er gab gerade im Vergleich zum SRS-XB100 Mitten und Höhen noch recht verhangen wieder. Hier legt Sony jetzt eine ganze Schippe drauf. Der XB100 gibt Höhen mit feiner Auflösung wieder und lässt hier die rundum gelungen abgestimmte Tribit Stormbox Micro 2 sogar etwas blass wirken. Auch die Mitten legten gegenüber dem Vorgänger deutlich zu und können jetzt mit dem Tribit locker mithalten. Je nach Musik-Stück können die sehr prägnanten Höhen des Sony den Klang etwas kühl oder auch spritziger wirken lassen.
Der passende Pegel trifft den richtigen Ton
Bei der Klangbewertung darf man gerade in der Klasse der Mini-Bluetooth-Boxen nie die Lautstärke aus dem Auge verlieren. Schließlich sorgen DSP-Chips dafür, dass die winzigen Lautsprecher nicht total verzerren und beschneiden ab einem gewissen Pegel den Tiefgang. Das lässt dann in der Regel irgendwo zwischen 70 und 80 Prozent den Klang ins Aggressive kippen. Auch bei größeren Bluetooth-Boxen kommt diese Praxis zum Einsatz. Wenig überraschend trifft dieser Effekt die kleinsten am stärksten. Vor dem Hintergrund ist es bemerkenswert, was Hersteller wie Tribit oder Sony hier zu dem Preis überhaupt abliefern.
Mit dem SRS-XB100 schließt Sony die Lücke zur Konkurrenz und liefert einen ultra-kompakten Speaker, der richtig laut spielen kann und dabei noch überraschend ausgewogen bleibt. Vor nicht mal zehn Jahren wäre das kaum denkbar gewesen – zumindest zu dem Preis. Der DSP lässt sich dabei weniger durch Pump-Efekte beim Regeln erwischen, als der Tribit, was ihm gerade bei Pegeln jenseits der 50 Prozent des Regelbereichs leichte Vorteile verschafft.
Test-Fazit und Alternativen zum Sony SRS-XB100
Schon die ersten Takte hatten wenig mit dem etwas verhangenen Vorgänger SRS-XB13 gemeinsam, der seinen Reiz vor allem aus einem für die winzigen Abmessungen verblüffenden Bass bezog. Jetzt kommt eine sehr klare Mitten- und Höhen-Wiedergabe mit sehr ordentlicher Auflösung hinzu. Um den Sony gebührend zu würdigen, muss man seinen bis Anschlag ausgereizten Lautsprecher-Chassis eine gewisse Einspielzeit gewähren, sonst wirkt der Bass reichlich dünn und substanzlos. Doch was der Sony SRS-XB100 dann abliefert, ist für die Größe wirklich bemerkenswert.
Die Japaner haben hier wirklich unter der Oberfläche seines hochwertiger wirkenden Gehäuses ganze Arbeit geleistet. Mit diesem Mini kann man wirklich Musik in ordentlicher genießen, etwa neben sich am Schreibtisch aufgestellt, wenn man als Autor den Testbericht eintippt. Damit gibt es eine interessante Alternative zur Tribit Stormbox Micro 2 zum vergleichbaren Preis. Wer es wärmer, voller mag, greift am besten zur eckigen Lösung. Wer es frischer, transparenter und dynamischer mag, zum runden Bluetooth-Speaker. Der XB100 ist auch klanglich eine runde Sache.
Technische Daten Sony SRS-X100
- Preisempfehlung des Herstellers: 65 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 7,9 x 9,5 x 7,9 cm
- Gewicht: 274 g
- Akkulaufzeit bis zu 16 Stunden
- Besonderheiten: Bluetooth 5.3, wasserdicht und staubfest gemäß Schutzklasse IP67, Stereo-Pairing, Freisprech-Mikrofon
- Mehr unter: www.sony.de