STEREO GUIDE Testurteil
Die JBL Boombox 3 bewies im Test Stehvermögen und Power-Play. Dabei kann die Bluetooth-Party-Box nicht nur laut, sondern auch kultiviert sein.
Vorteile
- ausgewogene Klangabstimmung, bei der sich auch Mitten und Höhen harmonisch einfügen
- sehr satte und tiefe Basswiedergabe
- sehr große Pegelreserven, auch bei Ausnutzung des Equalizers
- integriertes Netzteil und Power-Bank-Funktion
Nachteile
- auch der Preis ist Premium-Klasse
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Klang: Neutralität / Transparenz8.3
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Klang: Bass / Dynamik9.4
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Praxis / Connectivity9.0
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Preis/Leistung9.2
Das Genre der röhrenförmigen, bluetooth-fähigen Ghettoblaster hat JBL mit der Boombox quasi erfunden. Und auch die neuste Variante, die JBL Boombox 3, verspricht mit satten 6,7 Kilogramm Lebendgewicht, einem riesigen Tragegriff und 180 Watt RMS-Leistung, die stärkste aller tragbaren Partyboxen zu sein. Das Design ähnelt auf dem Foto vielleicht der kompakten JBL Xtreme 3, die wir schon im Test hatten. Doch die Boombox ist mehr als dreimal so schwer und vor allem mehr als doppelt so dick wie die Xtreme 3!
Die Silhoutte der großen Boombox wird vom festen, doch eleganten Metallbügel beherrscht. Der ist innen gummiert, damit die fast 50 Zentimeter lange Röhre nicht von der muskulösen Hiphopper-Schulter herunterrutscht, auf der wir sie uns dem Klischee gemäß am liebsten vorstellen. Mit 24 Stunden maximaler Akkulaufzeit und Wasser/Staubresistenz nach IP67 gibt es für die Party unterwegs absolut keine Restriktionen.
2.1-Sound-System mit mächtig Leistung
Auf der klassischen Seite der Schallwandlertechnik lassen die JBL Ingenieure nichts anbrennen: Die Boombox 3 ist als aktives 3-Wege-System in 2.1-Konfiguration ausgelegt. Ein mittig angeordneter, ovaler Subwoofer mit der erstaunlichen Membrangröße von 19 x 11,5 cm wird von den in den Seiten verbauten Passivmembranen unterstützt. Für den Subwoofer stehen allein 80 Watt zur Verfügung.
Mittel- und Hochton werden klassisch von je einem Paar 9-cm-Mitteltöner und 1,9-cm-Kalotten in Stereo wiedergegeben. Dafür kommen noch zweimal 40 plus zweimal 10 Watt RMS dazu. Macht in Summe eine nette Gesamtleistung von 180 Watt. Und zwar RMS, was neben der Sinusleistung die konservativste Leistungsangabe ist. Andere Hersteller würden vermutlich ohne Scham das Doppelte ins Datenblatt schreiben. JBL gibt sogar im Datenblatt an, dass beim Batteriebetrieb die Leistung etwas reduziert wird, nämlich auf 136 Watt RMS.
Hungrig nach Strom
Da wundert es nicht, dass die Boombox 3 stromhungrig ist und für das Akkuladen ebenso einen Netzanschluss verlangt wie für den Betrieb mit maximaler Leistung. Trotzdem braucht sie satte 6,5 Stunden, bis ein leerer Akku wieder voll ist.
Musik wird zugespielt per Bluetooth 5.3 oder über den analogen Klinkeneingang im 3,5-mm-Format. Für externe Geräte stellt die Boombox 3 einen Powerbank-USB zur Verfügung.
Die Bedienung über die Tasten schräg vor dem Griff ist denkbar einfach. Sieht man vom Track Skipping ab, was einen Doppelklick verlangt. Der Ein/Ausschalter und die Bluetooth-Pairing-Taste sind optisch hervorgehoben, doch auch die Lautstärkeregelung, Play/Pause und die Daisy-Chain-Funktion sind klar benannt. Mit letzterer kann die PartyBoost-Funktion auch ohne App kontrolliert werden. Damit können mehrere Boomboxes zu einer Partykette verschaltet werden und geben dasselbe Signal aus. Ein klassischer Stereomodus ist dagegen nicht vorgesehen.
Neue Funktionen, neue App
Mit der Version 3 kommt auch die Boombox – wie schon ihre kleineren Geschwister Charge 5, Xtreme 3 und Co – in den Genuss der neuesten JBL App. Die heißt JBL Portable App und stellt einen 3-Band-Equalizer bereit, mit dem sich Bässe, Mitten und Höhen getrennt anheben oder absenken lassen. Eine besonders gute Idee bei einem so großen und bassstarken Speaker wie der Boombox 3, denn gerade in Innenräumen könnte es durchaus nötig sein, denn Bass zu reduzieren, damit es nicht dröhnt. Und draußen bei der Beach-Party kann man den Bässen umgekehrt einen Boost verpassen. Sehr praktisch: Firmware-Updates lassen sich mit der JBL Portable App ebenfalls bequem über Smartphone aus dem Netz laden.
Hörtest mit Party-Stimmung
Die Boombox hatte im Hörtest einen Ruf zu verteidigen, den sie sich über zwei Generationen im harten Party-Einsatz aufgebaut hat. Und dann muss sich die dritte Generation noch gegen erstarkte Konkurrenz durchsetzen. Nicht nur Sony wildert mit dem SRS-XG500 ungeniert im Revier des schweren Bluetooth-Lautsprechers. Auch gerade die kürzlich vorgestellte und bei STEREO GUIDE getestete Tribit Stormbox Blast zielt auf das angestammte Revier von JBLs großem „Ghetto Blaster“. Letztere befindet sich noch in der Redaktion, weshalb wir sie zum direkten Vergleich mit dem großen Vorbild heranziehen konnten. Doch zunächst erst mal die Klangbeschreibung der JBL Boombox 3.
JBL gelang eine ausgewogene Abstimmung, die für alle Bereiche der modernen Musik bestens geeignet ist und auch mit anspruchsvolleren Genres wie Jazz kompatibel. Die wichtige Stimmwiedergabe klang sehr natürlich und klar. Das oft zu beobachtende Pressen bei höhen Lautstärken war dem runden Bluetooth-Lautsprecher fremd. Auch die störende Eigenschaft, dass viele Outdoor-Boxen bei höheren Pegeln den Bass merklich zurücknehmen, um Verzerrungen oder gar Beschädigungen der Treiber zu vermeiden, war für die Boombox 3 kein Thema. Im Gegenteil: Ihr Subwoofer schien bei halb aufgedrehten Lautstärkeregler überhaupt erst richtig in Schwung zu kommen und schob bis zu einem gewissen Punkt mit steigendem Pegel immer vehementer an. Der Punch war sehr satt, genau so, wie man es bei Dance-Music-Beats mag. Am oberen Ende des Übertragungsbereichs produzierte die JBL Boombox 3 frische, aber keinesfalls scharfe Höhen. Becken und andere Hochtonimpulse blitzten nicht nur prächtig auf. Ihnen haftete auch eine angenehme Mühelosigkeit an.
Freiheit mit dem Equalizer
Das Zusammenwirken von hochwertigen Treibern mit leistungsfähigen Endstufen im einem großen Gehäuse sorgte für üppige Leistungsreserven. Die kommen auch dem Equalizer zu gute. Zwar hat auch der kleine JBL Flip 6 einen über die JBL Portable App kontrollierbaren 3-Band-Equalizer. Doch bringt bei dieser kleinen Bluetooth-Box eine Bass-Anhebung am virtuellen Schieberegler praktisch nichts, weil das kleine ovale Tief-Mittelton-Chassis auch schon bei moderaten Pegeln in der Nähe des Anschlags operiert. Die Elektronik des Flip 6 lässt dann keine größeren Auslenkungen mehr zu, der Bass wird beschnitten.
Nicht so bei der Boombox 3. Hier kann man auch bei zünftigen Pegeln den Bass-Regler des 3-Band-EQs bis zum Anschlag aufziehen und bekommt deutlich mehr Bumms im Bass ohne das die Bluetooth-Box überfordert wirkt. Ebenso kann man ohne Reue in den Höhen nach Geschmack noch eine Schippe drauflegen. Eine kleine Schippe drauflegen kann man auch noch mal, wenn man die Boombox 3 mit ihrem integrierten Netzteil an die Steckdose anschließt und damit die volle Leistung von 180 Watt freischaltet. Doch auch mit Batterie betrieben braucht sie in Sachen Dynamikumfang keinen Vergleich zu scheuen.
Vergleichstest JBL Boombox 3 vs Tribit Stormbox Blast
Was den Vergleich mit dem Herausforderer von Tribit betraf, verblüffte zunächst einmal die stramme Leistung der Stormbox Blast für einen deutlich niedrigeren Preis – zumindest bei Zimmerlautstärke. Gesangstimmen wirkten über beide erfreulich natürlich und beide boten auch ein überaus solides Bassfundament. Doch schon bei mittleren Pegeln schien die JBL Boombox 3 einen Turbo zu zünden und setzte sich mit steigender Lautstärke immer weiter ab. Ganz offensichtlich lässt sich hier JBL nicht einfach nur den Namen bezahlen. Es steckt auch eine Menge Wumms dahinter.
Während der Bass der Stormbox Blast bei höheren Pegeln spürbar Präzision einbüßte und brummig agierte, produzierte der Platzhirsch von JBL immer mehr Kick und Punch. Die Boombox wirkte im oberen Pegelbereich auch deutlich transparenter und detailreicher, während die Höhen immer noch sehr offen blieben, wenn die Wiedergabe der Stormbox Blast bereits ganz schön gepresst wirkte. Zudem fiel im direkten Vergleich auf, dass der JBL-Speaker weiträumiger und größer abbildete.
JBL Boombox 3: Testfazit, Alternativen und Mitbewerber
Die JBL Boombox 3 erwies sich im Test als rundum sehr gut, aber auch in ihrer Größenklasse nicht gerade die preislich günstigste Wahl. Wer wenig Wert auf Party-Tauglichkeit mit extremen Pegel-Reserven legt und einfach nur einen günstigen Bluetooth-Lautsprecher mit sattem, basskräftigem Klang und guter Ausstattung sucht, der kann mit der Tribit Stormbox Blast einiges Geld sparen. Und der dürfte wenig vermissen, wenn ohnehin nur moderate Wiedergabe-Lautstärke gefragt ist.
Was Feten betrifft und wenn Punch und Pegel zählen, ist die JBL Boombox 3 eine Klasse für sich und kann auch den Sony SRS-XG500 hinter sich lassen. Wer die Boombox 3 in Richtung Powerplay toppen will, muss in höhere Gewichts- und Größenklassen vorstoßen: Da kämen etwa die professionell ausgelegte Mackie Thump Go „8 oder die Teufel Rockster Air in Betracht.
Technische Daten JBL Boombox 3
- Preisempfehlung des Herstellers: 490 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 48,2 x 25,7 x 20 cm
- Gewicht: 6,7 g
- Akkulaufzeit bis zu 24 Stunden
- Besonderheiten: wasser/staubdicht gemäß Schutzklasse IP67, JBL Party Boost, Powerbank-Funktion, Equalizer, integriertes Netzteil
- Mehr unter: https://de.jbl.com