STEREO GUIDE Testurteil
Der B&O Beosound A5 bot im Test exzellenten Klang und punktete mit Bluetooth- und WLAN-Konnektivität plus Powerbank-Funktion. Nur der hohe Preis und die Bedienungsorgane geben Anlass zur Kritik.
Vorteile
- Überragende Klangqualität, gerade im Bezug auf die Größe
- Bluetooth und WLAN
- Kabelloses Qi-Laden auf der Oberseite mit kompatiblen Handys
- Netzteil im Lieferumhang enthalten
- Besonders nachhaltiger Aufbau, lange Garantiezeit
Nachteile
- Tasten auf der Oberseite praktisch nicht erkennbar
- Sehr hoher Preis
- Durchschnittliche Batterielaufzeit
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Natürlichkeit / Transparenz8.2
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Bass / Dynamik8.3
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Praxis / Connectivity9.5
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Preis/Leistung8.6
Es gibt zwei Arten von mobilen Bluetooth-Lautsprechern: Die Klasse der Kunststoff-Konstruktionen in der Form einer Coladose wie den JBL Flip 6 oder einem kleinen Partyfass wie die JBL Boombox 3. Und es gibt den B&O Beosound A5. Der besteht zu wesentlichen Teilen aus Aluminium und hüllt sich je nach Version in andere edle Verkleidungen für seine umlaufende Schallwand: Holz. Aluminium oder Stoffgewebe stehen hier zur Auswahl.
Unter den tragbaren Bluetooth-Boxen ist er so etwas wie der ebenfalls von STEREO GUIDE getestete Audi S8, der nicht umsonst auch mit einem Sound-System von Bang & Olufsen vorfährt.
Das akustische Konzept des Beosound A5 basiert auf einem 2-Wege-System mit zusätzlichen, seitlich nach hinten gerichteten Breitband-Lautsprechern. Wie schon beim Beosound A1 versucht B&O erst gar nicht, auf kleinstem Raum Stereo zu realisieren, sondern setzt auf eine große Übertragungsbandbreite. Dazu verwenden sie eine 1,9-cm-Hochtonkalotte und einen 13,3-cm-Tief-Mitteltöner in der Front. Die seitlichen Breitband-Chassis haben einen Durchmesser von jeweils 5 Zentimetern. Davon versprechen sich die Dänen einen 360-Grad-Sound, der guten Klang aus verschiedenen Richtungen verspricht. Zum Ansteuern stehen laut Datenblatt für jeden der vier Treiber 70 Watt aus einem eigenen Class-D-Verstärker zur Verfügung, was in der Summe 280 Watt ergibt. Allerdings beziffert der imposante Wert die Impulsleistung, nicht die Sinusleistung unter Dauerlast, was man schon allein an dem auf 45 Watt ausgelegten Netzteil erkennen könnte.
Schön und solide
Auch wenn einem das edle Gehäuse des B&O-Designer-Stücks trotz gutem Schutz gegen Wasser und Staub nach IP65 für den harten Outdoor-Einsatz erscheinen mag. Das akustische Konzept des Beosound A5 ist ideal für die Verwendung im Freien, wenn der je nach Ausführung zwischen 3,8 und 3,9 Kilogramm schwere Lautsprecher in der Mitte einer Gruppe platziert wird, die es sich auf einer Wiese gemütlich gemacht hat. In geschlossenen Räumen kann das gerade in der Nähe einer Wand oder gar Raumecke zu Problemen führen. Deshalb kann man in der Bang & Olufsen App für iOS und Android zwischen omnidirektionaler („Room“) und direkter, nach vorne gerichteter Klangverteilung („Front“) umschalten und damit auch gleich den Stromverbrauch der Aktiv-Lautsprecher begrenzen. Der Front-Fire-Modus macht aber auch Sinn, wenn man zwei Beosound A5 als Stereo-Paar koppelt.
Umschalten kann man beim B&O auch zwischen Bluetooth und WLAN. Wenn man zu Hause mit seinem Netzwerk verbunden ist, stehen Apple AirPlay 2 und Google Chromecast zur Verfügung. Das erweitert die Möglichkeiten bei der Nutzung von Streamingdiensten wie TIDAL Connect und Deezer Connect und steigert die Klangqualität. Obendrein steht dann auch Webradio zur Verfügung und man kann nicht nur seine Lieblings-Sender auf den vier Favoritentasten speichern. Auch bevorzugte Playlists lassen sich damit bequem abrufen. Damit wird zur Bedienung des Beosound A5 nicht immer das Smartphone benötigt.
Lade-Station und Lautsprecher in einem
Allerdings unterstützt der noble Wireless-Lautsprecher von B&O bei Bedarf das Handy mit Strom, sofern es, wie heute üblich, für induktives Drahtlos-Laden nach Qi-Standard geeignet ist. Man muss es dann nur im Zentrum seiner mit gummiartigem Kunststoff überzogenen Oberseite ablegen und das Laden beginnt ganz automatisch. Damit wird der Beosound A5 unterwegs zur Powerbank, die mit ihrem 7.200-mAh-Lithium-Ionen-Akku das Smartphone mit Saft versorgt.
Ohne solche Energie-Vampire, die den Akku anzapfen, spielt der B&O-Outdoor-Lautsprecher bei mittlerer Lautstärke bis zu 12 Stunden abseits der Steckdose. Das ist für einen mittelgroßen Bluetooth-Lautsprecher ein eher mäßiger Wert. Selbst die Mini-Box B&O Beosound Explore hat genug Akkukapazität für bis zu 27 Stunden. Immerhin kann der A5 danach an dem, zum Lieferumfang gehörenden USB-Netzteil weiterspielen und aufladen. Rund 3 Stunden sind für eine volle Ladung erforderlich. Nach zwei Stunden sind bereits rund 80 Prozent der Batterie-Kapazität aufgeladen.
Die B&O App hält neben der Umschaltung der Abstrahl-Charakteristik einige weitere sinnvolle Features bereit. Dazu zählt eine automatische Raum-Einmessung, Loudness oder ein eigenwilliger Equalizer, bei dem sich Bang & Olufsen an Hörgewohnheiten orientiert und nicht wie bei einem parametrischen EQ auf einzelne Frequenzbänder konzentriert, was Laien schnell überfordert. Der Klang lässt sich aber auch bequem über fünf Sound-Presets individuell anpassen: Lounge, Night, Speech, Party, Optimal. Mit der Beolink-Funktion kann man den Beosound A5 wie der ebenfalls mobile Outdoor-Lautsprecher Sonos Move 2 zu Hause in ein Multiroom-Audio-System mit anderen Boxen seiner Marke einbinden.
Nachhaltigkeit in ihrer attraktivsten Form
Besonders stolz hebt Bang & Olufsen hervor, dass ihr modulares Design, das dem 2002 von dem amerikanischen Architekten William McDonough und dem deutschen Chemiker Michael Braungart entwickelten Cradle-to-Cradle-Konzept für nachhaltiges Design folgt und entsprechend zertifiziert ist. Zudem unterstreicht B&O die Wertigkeit des Beosound A5 durch eine Garantiezeit von 3 Jahren. Bei mobilen Wireless-Lautsprechern nehmen die Dänen damit eine Sonderstellung ein. Man kann Akku und andere Teile im Bedarfsfall tauschen.
Allerdings gilt auch hier die alte Weisheit: „There is nothing like a free Lunch“. Der Preis des Beosound A5 beträgt nach Herstellerempfehlung gleich mal 1.800 Euro in der teuersten Version mit Spaced-Aluminium-Verkleidung. Die günstigste mit grober Stoff-Bespannung „Nordic Weave“ ist schon für 1.400 Euro zu haben. Damit adressiert B&O weniger an Leute, die Langlebigkeit unter ökonomischen, sondern eher unter ökologischen Gesichtspunkten sehen. Schließlich könnte man sich für das Geld eine ganze Reihe von zum Teil noch größeren Boomboxen kaufen.
Für den Preis einer mittelgroßen JBL-Box kauft sich der stilbewusste B&O-Besitzer ein neues hölzernes Cover für Vor- und Rückseite. Stoffgeflecht kostet 150 Euro, Alumiunium schlägt mit 500 Euro zu Buche. Einen neuen Aluminium-Henkel – er fühlt sich wirklich unnachahmlich hochwertig an – gibt es für 100 Euro. Das ist in einem von wegwerfen und vergessen geprägten Marktsegment durchaus eine ernstzunehmende Ansage, wenn gleich sie eher auf Leute zielt, die schon einen Audi A8 in der Garage haben, als jene, die üblicherweise einen mobilen Bluetooth-Lautsprecher dieser Gewichtsklasse kaufen.
Ästhetik vor Ergonomie
Umso ärgerlicher ist ein kleiner, aber lästiger Mangel. Die in die Oberseite nahtlos eingelassenen Tasten sind in der Praxis fast nicht zu erkennen. Sie sind weder deutlich ausgeformt, noch mit angemessen großen, kontrastreich abgehobenen Aufdrucken versehen. Und sie geben nicht einmal ein vernünftiges haptisches Feedback. Damit stellen die Designer ihre offensichtliche Vorliebe für glatte Flächen über die Funktionalität – von der Inklusion von Menschen mit einer Sehbehinderung ganz zu schweigen. Von wegen, Form follows Function. Hier folgt B&O allein seinen ehrgeizigen Design-Ambitionen. Schließlich waren auch die seitlich rundum angeordneten Tasten schon ein Ärgernis bei ansonsten herausragend guten Beosound A1, den wir in der zweiten Generation auf STEREO GUIDE getestet haben, den ich aber bereits aus der ersten Generation kenne.
Die Qobuz-Playlist von STEREO GUIDE für den eigenen Hörtest
Sound-Test: So klingt der Beosound A5
Klanglich gibt es aber rein gar nichts zu meckern. Im Gegenteil: Der Beosound A5 erzeugte schon mit den ersten Takten einen richtiggehenden Wow-Effekt. Er klingt einfach exzellent, sprich breitbandig mit sattem, sauberen Bass, natürlichen Mitten und sehr filigranen Höhen. Ob man die frontale Abstrahlung oder den Rundumklang verwenden soll, hängt nicht nur vom persönlichen Geschmack, sondern auch gerade von der Aufstellung, dem Hörabstand und der Raumakustik beziehungsweise der Verwendung im Freien ab. Der Däne kann sehr laut, kraftvoll und natürlich musizieren – kurzum genau das Richtige für stundenlangen Musikgenuss mit jedem Genre.
Beim Beosound A5 von Bang & Olufsen beeindruckt einfach alles, was mit seiner Klangleistung zu tun hat. Er kann sehr laut und kraftvoll musizieren, bewahrt auch bei sehr hohen Pegeln noch eine bemerkenswerte Ausgewogenheit und wirkt lässig, wo andere schon quengelig werden. Besonders gut gefielen uns die vollmundige, farbenprächtige und saubere Stimmwiedergabe und die ebenfalls sehr authentischen Höhen mit feinperliger Auflösung. Und natürlich auch der satte Punch und Tiefgang im Bass, der Drums mit Verve und Präzision nachzeichnet.
Hörfreude ohne Ende
Das macht mit Tracks wie „Till Tomorrow“ von Yello und Till Brönner (satter Bass und fetzige, aber feine Trompete) oder „Sing It Back“ von Moloko (druckvolle Drums und natürliche Stimmwiedergabe) richtig Laune. Die Wiedergabe wird aber auch bei voller Ausnutzung des immensen Dynamikumfangs nicht lästig. In seiner Klasse ist der B&O Beosound A5 derzeit das Maß der Dinge – wenn man Klasse auf die Größe, aber nicht auf den Preis bezieht, für den man zwei professionelle, ebenfalls exzellent abgestimmte LD Systems Anny 8 bekommt, mit denen man noch mehr Pegel und ein richtiges Stereo-Panorama genießen kann.
Was die Klangabbildung mit dem Beosound A5 betrifft, löst sich sich gerade im Room-Modus zwar sehr gut vom Lautsprecher und wirkt größer, doch von räumlicher Abbildung wie in Stereo kann trotz der Einbeziehung der seitlichen Zusatzlautsprecher nicht entfernt die Rede sein.
B&O Beosound A5: Fazit und Alternativen
Nachhaltigkeit und hochwertiges Design sind in meinen Augen (und Ohren) ein hohes Gut. Wenn ich allerdings versuche, ein Testgerät wie den B&O Beosound A5 mit den Augen eines typischen Bluetooth- respektive WLAN-Box-Käufers zu sehen, muss ich schon sagen, dass er preislich bei allen Qualitäten schon ganz schön aus dem Rahmen fällt.
Nehmen wir den Beosound Explore oder den Beosound A1. Die beiden sind mit ihren Aluminiumgehäusen auch hochwertiger als die üblichen Bluetooth-Boxen ihrer Klassen. Deshalb kosten sie auch fast das Doppelte wie ihre namhaften Mitbewerber. Doch für den Beosound A5 verlangt B&O das Drei- bis Vierfache wie bei JBL oder Sony – von den No-Names aus China ganz zu schweigen. Das können sich nur Leute leisten, die schon alles erreicht haben. Die üblicherweise junge Klientel, die Bluetooth-Speaker als Vorstufe oder mobilen Ersatz zur HiFi-Anlage sehen, dürfte da größtenteils außen vor bleiben. Für sie wäre selbst der Sonos Move 2 im Vergleich ein richtiggehendes Schnäppchen, das vergleichbaren Funktionumfang und Konnektivität bietet.
Technische Daten Bang & Olufsen Beosound A5
- Preisempfehlung des Herstellers: ab 1.400 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 28,5 x 18,7 x 13 cm
- Gewicht: 3,8 kg
- Akkulaufzeit bis zu 12 Stunden
- Besonderheiten: Bluetooth, WLAN, wasserdicht und gegen Staub geschützt gemäß Schutzklasse IP67, Stereo Pairing, App-Steuerung, EQ, Multiroom-Betrieb via Beolink, USB-Netzteil, unterstützte Formate: MP3, WMA, AAC, ALAC, FLAC, WAV, AIFF, OGG, HLS, max. Auflösung 24 Bit/192 kHz