Wer digitale Musik über mehrere Streaming-Lautsprecher im Haus oder eine vernetzte Stereo-Anlage abspielen will, landet schnell bei der Frage: ein ganzes Multiroom-System anschaffen und sich an die Hardware eines Herstellers binden, oder die vorhandenen Devices mithilfe einer Streaming-Software nutzen? Die einfachste und in praktisch jedem mobilen Gerät verbaute Übertragungstechnik heißt Bluetooth. Doch die hat technisch und qualitativ Grenzen, und wer an selbige gestoßen ist, wird schnell Apples Airplay 2 als logische Alternative in Betracht ziehen. Zumindest wenn er bereits iPhone oder iPad User ist.
Mit welchen Geräten das System funktioniert und was es kann, stellen wir im folgenden in diesem kurzen Ratgeber zusammen.
Was ist Apple Airplay 2?
Wie Bluetooth ist Airplay 2 ein Übertragungsprotokoll für Medieninhalte, also Video, Musik oder Fotos, das die Übertragung von einem Quell- oder Steuergerät zu einem Endgerät ermöglicht. Letzteres kann ein Fernseher, ein WLAN-Lautsprecher oder ein anderen Audiogerät sein. Gesendet wird der Stream meistens von einem Smartphone, Tablet oder Computer, sobei bei den Apple Produkten eine beliebige App oder Software die Quelle sein kann.
Die Technologie wird, wie Bluetooth, zumindest auf Endgeräteseite von vielen verschiedenen Herstellern unterstützt und sorgt für eine umfassende Kompatibilität. Anders als Bluetooth benutzt es aber keine proprietäre Funktechnologie, sondern funktioniert innerhalb eines bestehenden Hausnetzwerks/WLANs. Das setzt aber wiederum voraus, dass sowohl die Sender als auch die Empfänger sich in diesem Netzwerk befinden und dort angemeldet sind. Ist das nicht der Fall, gibt es in bestimmten Fällen aber auch die Möglichkeit, dass das Airplay 2-fähige Sendegerät ein eigenes WLAN aufbaut und darin die Verbindung zum Endgerät herstellt.
Was kann Airplay 2 besser als Bluetooth?
Der vielleicht wichtigste Aspekt, eine Verbindung via Airplay 2 Bluetooth vorzuziehen, ist die Möglichkeit, mehrere Geräte sowohl auf Sender- als auch auf Empfängerseite gleichzeitig nutzen zu können. Eine Bluetooth-Verbindung ist dagegen per definitionem eine Punkt-zu-Punkt-Streamingverbindung. So lassen sich mit Airplay 2 mehrere Lautsprecher und Fernseher zu Gruppen zusammenkoppeln. Es können Stereopaare gebildet werden und ein und derselbe Musikstream kann in verschiedenen Räumen gleichzeitig abgespielt werden. Also ist Airplay 2 auch Multiroom-fähig, wenn auch nicht ganz so ausgeklügelt wie bei Sonos und Co.
Wer ein mobiles Gerät von Apple besitzt und die zahlreichen Komfortfunktionen gern benutzt, wird die Siri-Kompatibilität von Airplay 2 zu schätzen wissen. So können die wichtigen Funktionen wie etwa die Regelung der Lautstärke oder das Starten/Stoppen der Übertragung mit Siri einfach per Sprache kommandiert werden.
Das Starten eines Streams aus dem mobilen Device ist auch besonders einfach. Sobald man eine App benutzt, die auch Musik (oder Video-Inhalte) wiedergeben kann, aktiviert man den Airplay-Button als Ziel und wählt einen Lautsprecher im Netzwerk aus. Schon wird der Stream, etwa eine Spotify- oder Apple-Music-Playlist, dorthin umgeleitet und abgespielt. Das funktioniert auch aus Video-Apps wie Youtube oder Netflix mit einem Endgerät, dass kein Video wiedergeben kann. Dann eben nur mit der Tonspur, was natürlich praktisch ist.
Wer einen Apple TV besitzt, kann mit dieser Funktion sogar selbigen zum Airplay2-Sender machen und die Tonspur an eine Anlage oder einen Airplay2-fähigen Lautsprecher weiterleiten.
Welche Quellgeräte unterstützen neben Sonos noch die Airplay 2 Norm?
Wie bei Apple nicht unüblich, ist die Anwendung von Airplay 2 vor allem für die Nutzer der hauseigenen iPhones und iPads, aber auch der MacIntosh Computer gedacht. Aktiviert man hier Apps, die Medieninhalte abspielen, ist die Umleitung des Streams via Airplay 2 zu einem anderen Endgerät ein Kinderspiel. Alles lässt sich mit nur einem Knopfdruck erledigen.
Die Nutzung von Airplay 2 von anderen Endgeräten aus, etwa solchen mit Android oder Windows Betriebssystem, ist zwar von Apple nicht ausdrücklich vorgesehen. Es gibt es aber Apps, die genau diese Funktionalität bieten. Wir bereiten zum Thema „Airplay von Android Devices aus nutzen“ gerade einen eigenen Ratgeber vor, denn hier gibt es mittlerweile einige Apps.
Welche Endgeräte unterstützen Airplay 2?
WLAN-Lautsprecher und digitale Hifi-Komponenten haben mittlerweile eine erfreulich hohe Quote von Airplay2-Unterstützern. Das gilt auch für viele der eigentlich als geschlossen geltenden Multiroom-Systemkomponenten, wie Sonos. Nicht jedoch für typische reine Bluetooth-Speaker, denn ohne WLAN Konnektivität ist eine Airplay 2 Kompatibilität gar nicht möglich.
Diese Lautsprecher und Audio-Geräte unterstützen Airplay 2 (offizielle Liste von Apple, laufend aktualisiert)
Von den bekannteren und anspruchsvolleren Multiroom-Systemem unterstützen Bose, B&O, Bluesound, Denon (Heos), JBL, Harman Citation, Sonos, Bowers&Wilkins Formation, Tivoli, Technics und Yamaha MusicCast Apples Airplay 2 Standard. Bei HiFi-Bausteinen ist die Verbreitung noch nicht ganz so weit. Doch viele Modelle etwa von Denon, Marantz, NAD, Naim, Onkyo und Pioneer beherrschen mittlerweile die Airplay-Wiedergabe.
Bei den Fernsehern sieht die Quote noch nicht ganz so gut aus, einige große Hersteller wie Samsung, Sony und LG sorgen wir aber für steigende Verbreitung. Unterstützt der eigene Fernseher kein Airplay 2, kann die als HDMI-Dongle ausgelegt Apple TV Streaming Box diese Funktionalität recht komfortabel zur Verfügung stellen.
Grenzen von Apples Übertragungs-Technologie
Die eingeschränkte Audio Auflösung von 44/16 wird unter Audiophilen oft als Limitation von Airplay 2 genannt, ist in der Praxis aber kein ernsthaftes Limit. Das gilt besonders, wenn die Musikdaten von Streamingdiensten kommen. Airplay ermöglicht dann immer noch unkomprimierte CD-Qualität, wenn man nicht einen Hires-Streamingdienst nutzen will oder entsprechende Musikdaten auf dem eigenen Server hat.
Auf Nicht-iOS Endgeräten ist eine wirklich flüssige Nutzung von Airplay 2 immer noch ein Problem. Zwar gibt es für Android und Windows Apps, die den Standard unterstützen. In der Praxis ist das mit verschiedenen Quelldiensten und im Multiroom-Betrieb doch lange nicht so stabil und komfortabel wie das Streamen von einem Apple Device.
Airplay 2 vs Bluetooth
Apples Airplay 2 hat gerade für die Musikübertragung eine Reihe von Vorteilen für den Endanwender gegenüber Bluetooth. Dafür setzt es aber eine stabile WLAN-Verbindung sowohl von Quell- als auch Endgerät voraus. In der Praxis ergänzen sich die Technologien also eher, und Anwender werden beides alternierend nutzen: Im Heim ist Airplay (2) vorzuziehen, bei mobilen Anwendungen wie Kopfhörern oder In-Car-Hifi landet man fast logischerweise bei Bluetooth. Folgende Vorteile von Airplay sollte man allerdings bei der Anschaffung von entsprechenden Geräten berücksichtigen:
- höhere und immer stabile Klangqualität mit garantierter Datenrate
- Multiroom-Funktionalität mit Ansprechen und Gruppieren von mehreren Endgeräten möglich
- Das Smartphone weiterhin zum Telefonieren genutzt werden soll
Bluetooth ist im Vorteil, wenn
- der Fokus auf einen Mobileinsatz ohne zur Verfügung stehendes WLAN liegt
- das Audio-Endgerät auch zum Telefonieren genutzt werden soll
- Musik schnell starten soll
Airplay 2 vs Google Chromecast
Von der Funktionalität her bietet Google Chromecast als universelles Streaming-Übertragungsprotokoll ähnliche Möglichkeiten wie Apples Airplay 2. Die Funktionsweise ist aber grundsätzlich unterschiedlich, und es gibt auch einige Dinge zu beachten, bevor man sich für ein Endgerät entscheidet, das nur eines der Protokolle unterstützt. Google Chromecast hat die Nase insbesondere durch folgende Vorteile in vielen Fällen vorn:
- weitgehende volle Kompatibilität bei Quellgeräten, auch iPhone, iPad und Co funktionieren problemlos
- deutlich batterieschonender, denn datenintensive Streams werden, wenn sie einmal gestartet ist, am mobilen Gerät vorbei direkt zum Endpunkt geschickt. Der Stream läuft auch bei Verbindungsproblemen weiter
- höhere Audio-Auflösung und weitergehende Multiroom-Funktionalitäten: während Airplay 2 auf CD-Qualität beschränkt ist, beherrscht Chromecast auch Hires mit 96/24 Streams
- mehr Möglichkeiten bei der Nutzung des Sprachassistenten über das Endgerät: Viele Chromecast kompatible Endgeräte bieten eine vollwertige Integration von Google Assistant, bei Siri muss meist noch das mobile Device hergenommen werden
- Deutlich preiswertere Dongles für den Fernseher verfügbar
Auf der anderen Seite sprechen aber auch einige Vorteile für Apple Airplay 2
- höhere Verbreitung bei den Endgeräten
- sehr einfache und sichere Inbetriebnahme im Vergleich zur Google Home Installation
- stabiler Multiroom-Zugriff auf mehrere Zonenspeaker, wenn das mobile Quellgerät im Netzwerk bewegt wird.