Wer digitale Musik über mehrere Streaming-Lautsprecher im Haus oder eine vernetzte HiFi-Stereo-Anlage abspielen will, landet schnell bei der Frage: ein ganzes Multiroom-System anschaffen und sich an die Hardware eines Herstellers binden, oder die vorhandenen Devices mithilfe einer Streaming-Software nutzen? Wem die Möglichkeiten via Bluetooth zu eingeschränkt sind und die Fokussierung von Apple Airplay 2 auf die hauseigenen Devices zu ausgeprägt erscheint, landet schnell bei Google Chromecast.
Denn im Gegensatz zum Apple-Pendant ist Chromecast ein offener Standard und spielt von praktisch jedem mobilen Gerät, auf dem die entsprechende App läuft. Was das System kann, mit welchen Geräten es kompatibel und wie wie es funktioniert, stellen wir im folgenden in diesem kurzen Ratgeber zusammen.
Google Cast, Chromecast, Chromecast Built-in?
Auf den ersten Blick erfüllt Chromecast ähnliche Aufgaben wie Bluetooth oder Apple Airplay 2 – es handelt sich um ein Übertragungsprotokoll für Medieninhalte, also (Live-)Video, Musik oder Fotos. Das Endgerät kann ein Fernseher, ein WLAN-Lautsprecher oder ein anderes kompatibles Audiogerät sein. Gestartet wird der Stream meistens von einem Smartphone, Tablet oder Computer. Bedeutet man startet in seiner Video- oder Audio-App den entsprechenden Stream, drückt das charakteristische Chromecast-Logo und wählt dann das Zielgerät aus einer Liste aus. Nach einer kleinen Pause (die je nach Netzwerk und Geräten etwas länger dauern kann) werden Musik oder Video zum entsprechenden Wiedergabegerät umgeleitet und dort weiter abgespielt.
Die Begrifflichkeiten sind dabei ein wenig verwirrend, denn Google vermarktete unter dem Namen Chromecast zugleich seinen eigenen Streaming-Dongle als Ergänzung zum Fernseher, nannte das Protokoll zeitweise Google Cast, und die kompatiblen Endgeräte tragen oft das Siegel „Chromecast Built-In“. Die Technologie, mittlerweile in der 3. Generation, ist aber die gleiche und alles ist miteinander kompatibel.
Diese Quellen werden unterstützt
Das gilt für die Quellgeräte in besonderem Maße, denn die Kompatibilität ist dank verfügbarer Apps nicht nur mit Android- und Windows-Devices, sondern auch mit iPhone und iPad von Apple problemlos gegeben.
Auch bei den Musik-Apps bzw. Streamingdiensten sieht die Sache gut aus, denn die Platzhirsche Spotify und Apple Music streamen über Google Chromecast zu den kompatiblen Endpunkten. Mit Amazon Music ist die Sache aber noch ein wenig komplizierter.
Die Video-/TV-Streamingdienste sind sogar noch besser integriert: Neben Netflix und DAZN laufen auch Disney+ und Amazon Prime Video, dazu die Apps zahlreicher TV-Sender, auch öffentlich-rechtlicher. Nicht zu vergessen die Streamingapps einiger Telekommunikationsanbieter wie der Telekom und O2.
Technisch funktioniert Chromecast, ähnlich wie Airplay 2, innerhalb eines bestehenden Hausnetzwerks/WLANs. Das setzt aber also voraus, dass sowohl die Sender als auch die Empfänger sich in diesem Netzwerk befinden und dort angemeldet sind. Um die Devices miteinander zu verbinden, ist auch die Einrichtung über Google Home und die entsprechende Vorregistrierung notwendig.
Was kann Chromecast besser als Bluetooth und Airplay 2?
Der vielleicht wichtigste Aspekt, eine Verbindung via Chromecast vorzuziehen, ist die Möglichkeit, mehrere Geräte sowohl auf Sender- als auch auf Empfängerseite gleichzeitig nutzen zu können. Chromecast ist voll Multiroom-fähig, und unterstützt dabei noch die Einbindung des Google Assistant, sofern das entsprechende Endgerät dafür ausgerüstet ist.
So kann die Sprachsteuerung Google Assistant auch dann benutzt werden, wenn gerade kein mobiles Device als Fernbedienung oder zum Starten des Streams zur Verfügung steht.
Das Starten eines Streams aus dem mobilen Device funktioniert zwar oberflächlich betrachtet ähnlich wie bei Bluetooth oder Airplay 2: Aus einer App wie YouTube, Spotify oder ähnlichem wählt man aus, was man hören möchte, und gibt das Zielgerät oder eine ganze Gruppe an. Der Stream wird dann allerdings, sobald er gestartet ist, nicht mehr über das Smartphone oder Tablet übertragen, sondern direkt an das Zielgerät, also Lautsprecher oder Fernseher geleitet.
Das Smartphone kann man dann sogar ausschalten, aus dem Netzwerk nehmen oder etwas anderes damit machen, der Stream läuft weiter. Das funktioniert auch aus Video-Apps wie YouTube oder Netflix mit einem Endgerät, dass kein Video wiedergeben kann. Dann eben nur mit der Tonspur, was natürlich praktisch ist.
Wer einen Apple TV besitzt, kann mit dieser Funktion sogar selbigen zum Airplay2-Sender machen und die Tonspur an eine Anlage oder einen Airplay2-fähigen Lautsprecher weiterleiten.
Welche Quell-Geräte unterstützen die Chromecast-Norm?
Für Devices, auf denen Android, Windows oder iOS laufen oder ein aktueller Chrome Browser verfügbar ist, gibt es kein Problem mit der Einrichtung von Chromecast. Zur Einrichtung sollte auch Google Home lauffähig sein.
Welche Endgeräte unterstützen Chromecast?
WLAN-Lautsprecher und digitale HiFi-Komponenten sind nur von bestimmten Herstellern durchgehend Chromecast-kompatibel. Die Verbreitung ist nicht so hoch wie bei Apple Airplay 2, aber auch einige Systeme und ernsthafte HiFi-Geräte sind dabei. Nicht jedoch für typische reine Bluetooth-Speaker, denn die WLAN Konnektivität ist ein Muss. Auch viele geschlossene Systeme mit WLAN-Streaming, wie Sonos oder Denon Home/Heos, haben keine Chromecast-Kompatibilität.
Diese Lautsprecher/Hifi-Hersteller unterstützen Chromecast (offizielle Herstellerliste von Google, bei einigen Herstellern sind nur Teile des Sortiments Chromecast Built-In)
Von den bekannteren und anspruchsvolleren Multiroom-Systemem unterstützen etwa Bang&Olufsen, Canton, Pioneer, Harman/Kardon, JBL und Teufel/Raumfeld den Google Standard. Bei Hifi-Bausteinen ist die Verbreitung noch nicht ganz so weit, aber viele Modelle von NAD, Primare, Pioneer, Onkyo und Sony sind dabei.
Bei den Fernsehern sieht die Quote noch nicht ganz so gut aus, doch zum Beispiel Sony, Philips und Sharp unterstützen den Google Standard. Die Ansteuerung eines TVs kann auch per HDMI-Dongle erfolgen, die entsprechende Google Chromecast Box ist preiswert.
Google Chromecast vs Apple Airplay 2
Von den Möglichkeiten her bietet Google Chromecast als universelles Streaming-Übertragungsprotokoll ähnliche Grundfunktionen wie Apples Airplay 2. Die Funktionsweise ist aber grundsätzlich unterschiedlich, und es gibt auch einige Dinge zu beachten, bevor man sich für ein Endgerät entscheidet, das nur eines der Protokolle unterstützt. Google Chromecast hat die Nase insbesondere durch folgende Vorteile in vielen Fällen vorn:
- weitgehende Kompatibilität bei Quell-Geräten, auch iPhone, iPad und Co funktionieren problemlos
- deutlich Batterie-schonender, denn datenintensive Streams werden, wenn sie einmal gestartet ist, am mobilen Gerät vorbei direkt zum Endpunkt geschickt. Der Stream läuft auch bei Verbindungsproblemen weiter.
- ein mobiles Device mit Bildschirm wird nicht mehr zwingend benötigt, man kann also mit dem Smartphone auch weiter telefonieren oder mit dem Tablet ein anderes Video schauen, während der Stream an die Lautsprecher direkt geschickt wird
- höhere Audio-Auflösung und weitergehende Multiroom-Funktionalitäten: Chromecast beherrscht Hires mit 96/24 Streams
- mehr Möglichkeiten bei der Nutzung des Sprachassistenten über das Endgerät: Viele Chromecast kompatible Endgeräte bieten eine vollwertige Integration von Google Assistant
- deutlich preiswertere Dongles für den Fernseher verfügbar
Welche Vorteile sprechen für Apple Airplay 2 statt Google Chromecast?
- höhere Verbreitung bei den Endgeräten
- sehr einfache und sichere Inbetriebnahme im Vergleich zur Google Home Installation
- stabiler Multiroom-Zugriff auf mehrere Zonenspeaker, wenn das mobile Quellgerät im Netzwerk bewegt wird.
- reagiert etwas schneller beim Starten neuer Streams
Welche Nachteile hat Google Chromecast?
- teilweise deutliche Wartezeit vom Umleiten des Streams zum Abspielbeginn
- erhebliche Latenzzeit (bei Live-Anwendungen über Mischbetrieb mit/ohne Cast sehr störend)