+ tiefer, sauberer, satter und konturierter Bass
+ hoher Tragekomfort
+ Vielseitig einstellbares ANC
+ Hervorragende 1More Music App mit Individueller SoundID-Klanganpassung
+ Sehr hohe Anfassqualität, besonders auf die Preisklasse bezogen
– Mit Werkseinstellung ohne SoundID etwas harsch
– Die Flut an Funktionen auf zwei Touch-Feldern macht die Bedienung etwas kompliziert
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.2
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Klang: Bass / Dynamik9.2
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Praxis / Connectivity9
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Preis / Leistung9
Das Segment der True Wireless Ear Buds mit Noise-Cancelling ist hart umkämpft. Der Newcomer 1More lässt sein Evo deshalb mit einer Vielzahl von neuen Funktionen zum Test antreten, die dem Träger wirklich einen Nutzen versprechen. Der 1More Evo verfügt über ein adaptives Active Noise Cancelling (ANC) und bietet eine eigene 1More Music App für iOS oder Android zur Konfiguration des In-Ear-Hörers. Look und Anfassqualität der voll drahtlosen Bluetooth Inear Hörer liegen oberhalb der avisierten Preisklasse, bei der Farbwahl bleibt man konservativ: es gibt sie in Schwarz oder wie unser Test-Muster in Weiß. Das Lade-Case besteht aus einer Aluminiumlegierung, die Oberseiten der Ohrmuscheln aus Keramik.
Besagte App nutzt das SoundID-Verfahren von Sonarworks – einem Software-Spezialisten, auf dessen Klangwissen auch Grell Audio beim kürzlich getesteten In-Ear TWS/1 zurückgreift. Damit lassen sich individuelle Klangprofile durch einen A/B-Vergleich im Hörtest herausfinden und speichern. Diese Methode wirkt wie ein Equalizer, ist aber für Laien weit einfacher zu verwenden.
5,7 Gramm High-Tech für jedes Ohr
Die 1More Music App war im Test der eleganteste Weg, zwischen den vielen ANC-Modi umzuschalten. Denn die beiden Touch-Oberflächen der Ohrhörer sind bis zum Abwinken mit Funktionen gespickt. Man kann mit ihnen Lautstärke und Wiedergabe steuern, zwischen den vier ANC-Modi umschalten, Telefongespräche annehmen oder den Sprach-Assistenten seines Smartphones rufen. Da kommt man am Anfang schon mal durcheinander und hat plötzlich die Stimme von Siri oder dem Android-Äquivalent Google Assistant statt Musik im Ohr.
Auch bei den Treibern fährt der 1More Evo einige Besonderheiten auf. Es handelt sich um 2-Wege-Systeme mit einer Kombination aus verzerrungsarmem Balanced-Armature-Wandler für die hohen Frequenzen und dynamischem Lautsprecher-Chassis mit 10-mm-Membran für Mitten und Bässe. Während der BA-Hochtöner bis zu 40 kHz wiedergeben kann, besitzt der Tief-Mitteltöner genug Fläche für zünftigen Schalldruck im Bass.
Der 1More unterstützt neben Bluetooth 5.2 den z.B. bei Sony-Modellen beliebten LDAC-Codec und steht somit für eine High-Res Audio Wireless zertifizierte Wiedergabe, die dem Klang von kabelgebundenen Kopfhörern kam nachsteht.
Ein Bündel an Funktionen
Auch Telefonieren ist mit dem 1More Evo möglich, denn er ist ein richtiges Headset. Ein Array mit sechs Mikrofonen soll auch unter schwierigen Umständen für gute Sprachverständlichkeit sorgen. Auch das adaptive ANC nutzt Mikrofone in und außerhalb des Ohrkanals, um den Grad der Geräuschunterdrückung optimal an die Gegebenheiten anzupassen. Maximal löscht das „QuietMax Hybrid Active Noise Cancellation Technology“ getaufte System laut Hersteller bis zu 42 Dezibel an Außengeräuschen aus. Dabei dürften die Entwickler offenbar die mechanische Bedämpfung mitgezählt haben, denn in unserem Test hielt sich die subjektive Wirkung des ANC eher in Grenzen. Das galt gerade auch für die Unterschiede zwischen den verschiedenen ANC-Betriebsarten.
Der Nutzer hat die Wahl zwischen vier Betriebsarten: „ANC Schwach“ soll durch eine verminderte Geräuschunterdrückung in leiser Umgebung den Druck im Ohrkanal für hohen Tragekomfort gering halten. Schließlich erfordert die Auslöschung durch um 180 Grad in der Phase versetzten Gegenschall eine gewisse Schallenergie und beeinflusst in der Regel auch die Wiedergabe im Bass. Für laute Umgebungen steht „ANC Stark“ bereit.
Der WNR-Modus (Wind Noise Resistant) ist ideal für Bewegung im Freien bei steifen Brisen. Die Mikrofone des 1More Evo versuchen dann die Wirkung der Windgeräusche gezielt zu eliminieren.
Der Adaptive-ANC-Modus passt die aktive Unterdrückung externer Störgeräusche wie erwähnt automatisch an und eignet sich nach unserer Erfahrung im Test des ANC-Ohrhörers als Standard-Modus für unterwegs. In der 1More Music App
Auch beim Transparenz-Modus können Nutzer zwischen zwei Varianten wählen: „Pass-through“ lässt zur akustischen Orientierung in gewissen Situationen ein weites Spektrum an Umgebungsgeräuschen durch, während „Voice Enhancement“ Stimmen hervorhebt, um etwa Durchsagen am Bahnhöfen oder Flughäfen zu lauschen.
Lange Laufzeit, aber mit kleinen Pausen
Die Akkus lassen sich dank Schnell-Lade-System in einer Viertelstunde mit Strom für gut vier Stunden Spielzeit versorgen. Insgesamt sind ohne ANC bis zu 28 Stunden Betrieb möglich. Das bezieht aber die Akku-Kapazität des Lade-Cases mit ein und erfordert nach spätestens 8 Stunden eine 2 Stunden lange Ladepause im Case, das Saft für weitere 20 Stunden speichern kann. Mit ANC müssen die In-Ears nach spätestens 5,5 Stunden zum Laden ins Transportcase und nach 20 Stunden Betriebszeit herrscht dann erst mal Ruhe. Praktisch: Die App zeigt getrennt den Akkustand für jeden der beiden Hörer und das Case an.
Die Hörer lassen sich gut aus dem Etui entnehmen und wieder einsetzen, wobei Magnetkraft sie platzieren und fixieren hilft. Die Hörer selbst sind nach IPX4 gegen Schweiß und Spritzwasser geschützt. Das Case darf dagegen nicht mit Wasser in Berührung kommen, um keinen Schaden zu riskieren.
Zwei Schritte zum Hörvergnügen, einer wirkt gewaltig
Vor dem eigentlichen Hörtest aktualisierte ich über die 1More Music App noch die Firmware des Evo. Dabei konnte ich sogar meine Musik-Tracks weiterhören, was keine Selbstverständlichkeit ist. Und ich machte den Hörtest mit App, um mein individuelles Klangprofil via SoundID an Hand einer Auswahl von sieben Musikbeispielen zu ermitteln.
Dieser schnell bewerkstelligte Schritt sollte sich bald bezahlt machen. In der Werkseinstellung mit den vormontierten mittleren Ear-Pads klang mir der 1More Evo zu nüchtern und wirkte fast schon ein wenig harsch. Das ließ mich selbst bei Gesangs-Stimmen von Pop-Titeln etwas Flair und Körper vermissen. Auch der Bass wirkte mir mit den bequemen, aber die Hörer gleichzeitig sicher im Ohrkanal fixierenden vormontierten mittelgroßen Ear Pads etwas zu dünn und Trocken. Man kann natürlich mit den Polstern experimentieren und in meinem Fall durch größere Exemplare den Bass boosten, aber ich mag es, wenn die In-Ears nicht so fest gegen meine Ohrkanäle drücken. Beim 1More Evo birgt das allerdings Konsequenzen, auf die ich später noch zu sprechen komme.
Nicht ohne meine SoundID!
Mit der Aktivierung meines individuellen SoundID-Profils spielte der 1More Evo in einer anderen Liga. Dann kamen satte, tiefreichende, gleichzeitig nicht zu fette elektronische oder akustische Drums zu detailreichen, angenehm ausgewogenen Stimmen, die auch durchaus Schmelz besaßen. Fein ziselierte, dabei keinesfalls harsche Höhenwiedergabe rundete das stimmige Klangbild der ausgesprochen spielfreudigen, lebendigen In-Ears ab. Die integrierten Endstufen ermöglichen zudem eine ordentlich Maximal-Lautstärke ohne dabei angestrengt zu wirken. Wirklich Spaß machten mit dem Evo Tracks wie „Spectrum“ („Say My Name“) von Florence + The Machine im AlunaGeorge Remix. Die elektronischen Beats waren richtig tief und sauber mit präzisen Konturen, die Stimme von Florence Welch angenehm, aber mit etwas glanzlosem Timbre.
Beim Hören mit aktiviertem Active Noise Cancelling zeigte sich wie bei manchen Mitbewerbern eine Wirkung auf die Tieftonwiedergabe. Der Bass wirkte mit ANC üppiger, während die Transparenz im Mitteltonbereich etwas zurückging.
One more Thing
Ja, das wäre alles, was zum Klang des 1More Evo zu sagen wäre. Allerdings kam mir die wenig Pop-affine, schlanke Abstimmung etwas gegen den Trend gebürstet vor. Deshalb probierte ich trotz bequemen und festem Sitz während des Test noch mal die größten der drei mitgelieferten Polster. Die erzeugten bei mir ein unangenehmes Druckgefühl im Ohrkanal, doch der Bass erschien wie ausgetauscht. Mit meinem vorherigen SoundID-Setup klang er dann schon richtig fett und unpräzise.
In Neutralstellung ohne SoundID erzeugten die In-Ears dann ein sattes Bass-Fundament mit richtig Kick und wirkten auch im Stimmbereich noch eine Spur harmonischer. Doch diesen Zugewinn gibt es nicht umsonst: Nicht nur der Tragekomfort litt unter den großen Polstern. Wenn ich die Hörer herausnehmen wollte, sträubten sie sich vehement dagegen. So dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Gummi-Pads im Ohrkanal stecken bleiben. Bereits beim zweiten Mal wurden sie zumindest schon auf „links gedreht“. Vielleicht sollte 1More diese auf maximalen Druck optimierte Abstimmungsphilosophie noch einmal überdenken oder eine größere Auswahl an Ear-Pads beilegen.
Test-Fazit 1More Evo und Alternativen
Für 170 Euro bietet der zur Einführung laut Hersteller sogar mit 30 Euro Rabatt angebotene True-Wireless-Hörer ein sehr interessantes Gesamtpaket. Der Klang ist in sich stimmig, auch wenn der 1More Evo kaum Ausrufezeichen in Einzeldisziplinen setzen kann. Wenn man seine hochwertige Anmutung und nicht zuletzt den mehr als üppigen Funktionsumfang – besonders zu erwähnen sei die sehr gute App – mit einbezieht, bekommt man einen sehr ordentlichen Gegenwert fürs Geld.
Wer allerdings Wert auf besonderen Feinschliff bei Stimmen smoothere, offenere Mitten- und Höhen-Wiedergabe legt, der sollte mal den lediglich um 10 Euro teureren Ultrasone Lapis ausprobieren. Allerdings kann der in Bayern konzipierte True-Wireless-Kopfhörer in Sachen Ausstattung und Verarbeitung nicht annähernd mithalten.
Von den Funktionen her wäre der Jabra Elite 7 Pro eine Alternative, die allerdings preislich über dem Evo rangiert. Dafür offeriert der dänische Bluetooth-In-Ear Vorteile in der Bedienung und bietet noch etwas volleren, spritzigeren Klang.
- Preisempfehlung des Herstellers: 170 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: 2-Wege, Balanced Armature/Dynamisch
- Gewicht: 5,7 g
- Besonderheiten: Ladecase drahtlos aufladbar, Noise Cancelling, 28 h Akkulaufzeit mit Case, IPX4
- Mehr unter: www.global.1more.com