STEREO GUIDE Testurteil
Die Sony ULT Tower 9AC bietet viel Lautsprecher fürs Geld – Ausstattung, App, Konnektivität und Lautstärke sind top. Doch fehlender Akku, problematische Klangabstimmung und hoher Platzbedarf schränken die Einsatzmöglichkeiten stark ein.
Vorteile
- Für alle, die an Bass und Schalldruck nicht genug bekommen können
- Mikrofon- und Instrumenten-Eingänge
- Via Toslink auch als XXL-TV-Lautsprecher verwendbar
- Transportrollen
Nachteile
- Bass neigt in normalen Innenräumen zum Wummern
- Sehr hohes Gewicht
- Akkubetrieb bleibt teurerem Schwestermodell vorbehalten
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Natürlichkeit / Transparenz7.9
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Bass / Dynamik9.3
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Praxis / Connectivity9
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Preis/Leistung8.7
Die Sony ULT Tower 9AC wurde in Verbindung mit der Bekanntgabe der Partnerschaft des japanischen Elektronik-Konzerns mit dem Superstar Post Malone vorgestellt. Sie füllt die Lücke zwischen der im letzten Jahr getesteten ULT Field 7 und dem riesigen, 29 Kilo schweren ULT Tower 10, der sich bei STEREO GUIDE ebenfalls dem Test gestellt hatte. Und sie betritt die Bühne mit ihrem Zwilling, der ohne den Zusatz „AC“ im Namen antritt. Doch in diesem Fall ist weniger mehr: Während sich die Sony ULT Tower 9AC nur mit ihrem integrierten Netzteil betreiben lässt, hat das Schwestermodell aus der ULT-Power-Serie auch einen Akku für flexiblen Outdoor-Betrieb.
Dabei gilt zu bedenken, dass der über 28 Kilogramm schwere, 82 Zentimeter hohen Party-Box trotz Tragegriff und Akku natürliche Grenzen gesetzt sind. Sie ist so schwer und unhandlich, dass man schon beim Gebrauch innerhalb des Hauses oder in unserem Fall innerhalb der Redaktion ohne die Rollen auf der Rückseite ziemlich aufgeschmissen wäre.
Das hohe Gewicht und die schiere Größe sprechen nicht nur für eine ordentliche Verarbeitung. Sie zeugen auch vom Anspruch, richtig die Bude zu rocken. Bemerkenswert: Obgleich der Sony ULT Tower 9AC laut Datenblatt nur ein halbes Kilo weniger auf die Waage bringt, als der größere ULT Tower 10, bekommt man ihn beinahe zum halben Preis. Da muss ich glatt an den einstigen Slogan der Japaner denken: „It’s not a Trick, it’s a Sony.“
Ausstattung: Sieben Chassis und ein eckiger Bass-Gigant
Das hohe Gewicht der ULT Tower 9AC kommt nicht von ungefähr. Sie ist gespickt mit insgesamt sieben Lautsprecher-Chassis.Fünf davon sitzen unter einem Metallgitter auf der Frontseite. Den meisten Raum nimmt dabei der quadratische Tieftöner mit stattlichen 32 Zentimetern Kantenlänge ein. Dazu kommen zwei 12 Zentimeter durchmessende Mitteltöner und zwei 5-cm-Konus-Hochtöner. Auf der Rückseite sitzen zwei weitere Hochtöner mit jeweils 4 Zentimetern Durchmesser. Sie sollen, so Sony, einen 360-Grad-Klang ermöglichen. Das ist zwar sehr durch die rosarote Brille gesehen, aber da konventionelle Lautsprecher hohe Töne mit steigender Frequenz wie der Strahl einer Taschenlampe stärker bündeln, verbessert es auf jeden Fall die Hochtonwiedergabe für jene, die sich bei der Party hinter der Box aufhalten.


Toslink, Stereo und Party Connect
Doch für die zu den beiden Seiten schräg eingebauten Hochtöner gibt es noch einen anderen Grund. Wenn man den optischen Toslink-Digital-Eingang verwendet und den „TV-Sound-Booster“-Modus aktiviert, sollen die hinteren Hochtöner über Reflexionen von den seitlichen Wänden ein weiteres Klangfeld erzeugen als mit einer normalen Mono-Box. Halt, natürlich wissen wir, dass Sony die Mittel-Hochtonsektion in Stereo ansteuert. Allerdings wissen wir auch, dass es für einen richtigen Stereo-Effekt einen größeren Abstand zwischen beiden Kanälen erfordert. Das ist aber nur dann möglich, wenn man zwei ULT Tower 9AC zum Stereo-Lautsprecher-Paar koppelt. Das funktioniert ebenso wie der Party-Modus. Mit „Party Connect“ lassen sich bis zu 100 kompatible Lautsprecher drahtlos zu einer kleinen PA verbinden. Dazu zählen neben der neuen ULT-Power-Serie oder der Party-Box SRS-XV800 auch kleine Bluetooth-Boxen wie der SRS-XB23 oder der SRS-XB43.
Was die technischen Angaben des Herstellers betrifft gilt es zudem zum Punkt 3-Wege-System zu bemerken, dass es sich beim Sony ULT Tower 9AC genau genommen um ein 2.1-System handelt, denn es gibt nur einen Bass-Lautsprecher für beide Kanäle.
Anschlüsse: USB, S/PDIF, Klinke
Die normalen Audio-Anschlüsse finden sich unter einer schützenden Klappe auf der Rückseite des Bassreflex-Gehäuses. Der USB-A-Port unterstützt die Wiedergabe von Memory-Sticks und macht die Party-Box bei Bedarf zur Powerbank, mit der sich Smart-Devices aufladen lassen. Außerdem gibt es dort den bereits erwähnten S/PDIF-Digital-Eingang für PCM-Ton mit Samplingfrequenzen von 32/44,1/48/96 kHz sowie einen analogen 3,5-mm-Klinken-Eingang.

Karaoke & Steuerung: Alles an Bord
Die beiden 6,35-mm-Eingänge für Mikrofon und Gitarre sitzen leicht zugänglich unter einer Klappe auf der Oberseite des Party-Lautsprechers. Dort finden sich auch die Regler für Pegel und Echo-Effekt. Für den zweiten Eingang hält der Bluetooth-Lautsprecher noch einen Umschalter zwischen Mikrofon- oder Gitarren-Betrieb bereit. Mit „Key Control“ kann man die Tonhöhe der Wiedergabe anpassen. Sony empfiehlt übrigens die Verwendung des separat erhältlichen Drahtlos-Mikrofons Sony ULTMIC1. Praktischerweise spendierte Sony dem Party-Lautsprecher schon mal zwei ausklappbare Mikrofonhalter an beiden Seiten des Kunststoffgehäuses.
Das Bedienfeld der ULT Tower 9AC nimmt fast die ganze Oberseite ein. Die Gestaltung gelang sehr übersichtlich. Durch einen Näherungssensor aktiviert sich beim Zugriff sogar eine Beleuchtung der Funktionstasten. Die größte davon trägt den Schriftzug „ULT“, der je nach Betriebszustand in einer anderen Farbe leuchtet. Er soll die Sound-Turbos zünden und allem voran dem Bass und der Impulsivität in zwei Stufen auf die Sprünge helfen. Man kann die Wiedergabe eines via Bluetooth (Version 5.3 mit den Codecs SBC, AAC und LDAC) verbundenen Geräts oder die Lautstärke ebenso bequem direkt an dem Party-Lautsprecher kontrollieren wie man die Licht-Effekte dort verändern kann. Für häufig benötigte Funktionen braucht man meist nicht die App aufzurufen.



Vielseitige App mit DJ-Effekten
Die Sony Sound Connect App für iOS und Android bietet nicht nur nutzerfreundlich umgesetzte DJ-Sound-Effekte. Sie leistet gute Dienste bei besonderen Einstellungen, etwa beim 10-Band-Equalizer. Während speziell bei kleinen Bluetooth-Boxen die Nutzung eher als Spielerei zu betrachten ist, neige ich dazu, dieses Tool zur Nutzung des Sony ULT Tower 9AC als essenziell zu betrachten. Damit kommen wir auch gleich zum Hörtest.




Sound-Test: Was ein Wumms!
Was ein Bass! Beeindruckend, was Sony mit seinem quadratischen Tieftöner für einen Schalldruck in den untersten Oktaven erzeugt. Man spürt, dass er den Platz in der Schallwand für mehr Membranfläche besser ausnutzt, als das mit einem runden Pendant möglich wäre. Beeindruckend auf der einen Seite, ja. Aber auch gleichzeitig erschreckend. Denn in den Redaktionsräumen des F.A.Z. Kaufkompass, wo ich auch die Rubrik „Beste Party-Boxen“ betreue, wummerte das Bass-Monster ohne Ende. Da verdrehten sogar die herbeigeeilten jüngeren Kollegen, die elektronische Beats mindestens genauso mögen wie ich, entsetzt die Augen. Schließlich wirkten die mittleren Tonlagen harsch und blass, während die Höhen grell aufblitzten. Stimmen blieben dünn und konnten keinen Charme entfalten. Schon bei mittleren Lautstärken wollte man am liebsten fluchtartig den Raum verlassen.

Sehr wahrscheinlich, dass diese Abstimmung im Outdoor-Bereich, also akustisch gesehen unter Freifeld-Bedienungen, weniger aggressiv im Mittel-Hochtonbwereich klingt und im Bassbereich nicht so wummert. Aber dafür ist der sperrige Lautsprecher, den man ohne Leine zur nächsten Steckdose nicht rauslassen kann, reichlich ungeeignet. Hilft also nur der Griff zum 10-Band-Equalizer in der Sony Sound Connect App. Der erfordert allerdings eine kundige Hand, um das Problem mit dem reichlich konturlosen, aufgedickten, brummigen Bass einigermaßen zu lindern.

Bass-Boost bis zum Abwinken
Die ULT-Taste drücken, verschlimmerte in unseren Räumlichkeiten das Problem sogar noch, weil der dadurch aufgeblähte Tiefbass dann noch mehr ein Eigenleben entwickelte, das vom Timing einfach nicht zum Rest passte. Und irgendwie schrieen Stimmen dann noch mehr mit dem Preset „ULT 1“. Mit „ULT 2“ nahm immerhin das Gewummer ganz unten im Frequenzkeller etwas ab, aber die Begeisterung nicht im gleichen Maße zu. Wenn man über die Bass-Performance etwas Positives sagen wollte, dann wäre es das Gefühl von schierer Größe und Dynamik-Spielraum mit akustischem Schlagzeug wie bei Foreigner „Urgent“ in der Live-Version. Das Potenzial ist also grundsätzlich vorhanden, aber das Gesamtergebnis konnte uns in der Summe nicht wirklich überzeugen – vielleicht auch, weil die Entwickler einfach etwas überambitioniert an die Arbeit gingen?
Fazit und Alternativen zum Sony ULT Tower 9AC
Manchmal fehlt nur hier und da ein kleines Bisschen zum Glück. Der Sony ULT Tower 9AC bietet schon allein vom „Preis-Leistungs-Gewicht“, um nicht zu sagen Kilopreis, viel Gegenwert fürs Geld. Nur leider machen einige Schwächen an zentralen Punkten das Urteil nicht einfach. Ausstattung, App und Power-Play sprechen für den Sony. Auch die Sache mit dem Griff und den Rollen ist durchdacht. Doch ein Lautsprecher mit einer Abstimmung, die allenfalls im Außenbereich ohne Wandreflexionen einigermaßen funktioniert, der aber keinen Akkubetrieb ermöglicht, geht irgendwie am Thema vorbei.
Dabei kann man die naheliegende Alternative auch nicht ganz ohne Vorbehalt empfehlen. Zwar bietet Sony mit dem ULT Tower 9 ohne den Zusatz „AC“ eine Variante der Party-Box mit Akku an, was die Praxistauglichkeit des Schwergewichts ein Stück weit erhöht. Doch lassen sich die Japaner diesen Pluspunkt gleich mal mit 300 Euro Aufpreis bezahlen – ich dachte erst, ich hätte mich verlesen. Das ist nicht nur ein fürstlicher Preis für eine wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterie. In dem Fall ganz besonders, weil es laut UVP des Herstellers gleich mal einem Aufschlag von über 40 Prozent entspricht. Das würde vermutlich nach unseren Bewertungskriterien zwar die Praxistauglichkeit erhöhen, aber zugleich das Preis/Leistungs-Verhältnis negativ beeinflussen. Schade, denn am mangelnden Aufwand liegt es nicht.
Technische Daten Sony ULT Tower 9AC
- Preisempfehlung des Herstellers: 700 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 41 × 91 × 45,6 cm
- Gewicht: 28,5 kg
- Besonderheiten: Bluetooth 5.3, Analogeingänge (Line, Mikrofon/Instrument), Stereo-Pairing, Partymodus, App-Steuerung, LED-Partylicht
- Mehr unter: www.sony.de