STEREO GUIDE Testurteil
Der Sonos Roam 2 bringt Detailverbesserungen. Man kann jetzt direkt nach dem Auspacken via Bluetooth Musik hören. Und es gibt neue, modische Farben neben dem bisherigen Schwarz-Weiß-Angebot. Im Kern blieb er aber ganz der Alte: Ein extrem kompakter mobiler Wireless-Lautsprecher mit WLAN und Bluetooth, der sich nahtlos ins Sonos-Multiroom-System integrieren lässt. Seine Klangqualität verblüfft immer wieder, gerade auch im Bass.
Vorteile
- sehr kompakt, dafür erstaunlicher Bass
- Vergleichsweise tiefe, konturierte Bässe
- Sprachassistenten möglich mit eigenem Mikrofon
- Lässt sich sogar mit einem Roam der Gen. 1 in Stereo koppeln
Nachteile
- Multiroom-Funktionalität schägt sich im Preis nieder
- limitierte dynamische Fähigkeiten
-
Natürlichkeit / Transparenz7.3
-
Bass / Dynamik6.6
-
Praxis / Connectivity9.5
-
Preis/Leistung8.0
Der Sonos Roam 2 tritt ab jetzt die Nachfolge des ersten mobilen Lautsprechers der beliebten US-Marke im Handtaschenformat an. Das Besondere am Roam: Die 430 Gramm schwere Wireless-Box versteht nicht nur WLAN wie bei Sonos üblich, sondern auch Bluetooth. Damit folgt das Leichtgewicht dem Konzept des größeren, der beiden Mobil-Speaker, dem Move 2. Dessen Vorgänger wurde 2019 vorgestellt und bekam schon vor einiger Zeit ein Hardware-Update.
Jetzt war der Sonos Roam für eine Modellpflege an der Reihe. Das wirklich smarte Konzept der automatischen Einmessung bei jedem Ortswechsel erbte der Roam ebenfalls vom Vorgänger. So soll sich der kleine Sonos überall perfekt an die Akustik seiner Umgebung anpassen. Positiver Nebeneffekt: Während früher zur Einmessung ein iPhone oder iPad von Apple nötig war, weil dessen Mikrofon zur Ausführung der mit einiger Gymnastik verbundenen Trueplay-Einmessung gebraucht wurde, kommen jetzt auch Android-User in den Genuss der nützlichen Technologie. Der Roam 2 nutzt dafür seine integrierten Mikrofone, die auch für die Sprachsteuerung benötigt werden.
Diese Grundwerte seines erfolgreichen Mobilkonzepts tastete Sonos bei der 2. Generation nicht an. So auch den Schutz gegen Wasser und Staub nach IP67. Auch die Optik des Roam 2 gleicht bis auf kleine Details seinem Vorgänger. Während das Logo auf dem Kunststoffgitter der Schallwand bisher immer Weiß war, stach es bei der schwarzen Variante des in zwei Farben angebotenen Wirelless-Lautsprechers deutlich heraus. Jetzt kommen neben Schwarz und Weiß auch die pastelligen Farbtöne Olive, Sunset und Wave in den Handel. Eine weitere Neuerung verbirgt sich auf der Rückseite: Die Amerikaner spendierten dem Roam 2 zwei getrennte Tasten zum Einschalten und zur Aktivierung des Bluetooth-Pairings. Und das Koppeln der Wireless-Box mit einem Bluetooth-Handy klappt jetzt auch direkt nach dem Auspacken. Damit entfällt das vergleichsweise umständliche Grund-Setup des Speakers via WLAN, das bei Sonos-Neueinsteigern sogar noch die Einrichtung eines Accounts beim Hersteller voraussetzt.
Keine Laufzeitverlängerung für die neue Generation
Die Akkulaufzeit des Sonos Roam 2 liegt mit bis zu 10 Stunden auf dem gleichen Niveau wie beim Vorgängermodell. Damit bleibt der kleine Sonos auch in der neuen Version noch etwas hinter Mitbewerbern wie dem Sony ULT Field 1 oder dem Bestseller JBL Flip 6 zurück, die unter optimalen Umständen auf bis zu rund 12 Stunden Betriebszeit zwischen zwei Aufladungen über die USB-C-Buchse kommen Im Standby, das bei der benutzerfreundlichen Einbindung in ein Sonos Netzwerk nötig ist, hält der Akku des Roam 2 bis zu 10 Tage durch.
Mit dem im vorangegangenen Absatz erwähnten JBL Flip 6 hat der Sonos Roam 2 eine Gemeinsamkeit: Er nutzt ein 2-Wege-System mit Hochton-Kalotte und einem ovalen Tief-Mitteltöner. Der nutzt durch seine Form den Platz in der schmalen Schallwand des an eine Packung Toblerone-Schokolade erinnernden Dreiecks-Gehäuses optimal aus. Schließlich braucht man für den Bass möglichst viel Membranfläche, um mehr Luft bewegen zu können. Allerdings hat der Flip 6 zusätzlich zu seinem aktiven „Racetrack“-Treiber noch zwei Passiv-Membranen für den Bass an den Seiten seines runden Gehäuses. Auf diesen Kniff verzichtete Sonos schon allein deshalb, weil der dreieckige Querschnitt, noch dazu bei nur 6 Zentimetern Kantenlänge dafür überhaupt nicht geeignet ist. Trotz des Verzichts verblüffte schon der erste Roam mit satten Bässen, die man dem Knirps gar nicht zutrauen würde.
Offensichtlich sah Sonos deshalb auch keinen Grund, am akustischen Konzept etwas zu ändern. Schließlich gibt es in den Unterlagen keinen Hinweis auf irgendwelche Verbesserungen, die auf den Klang zielen. Im Gegenteil: Sonos signalisiert mit dem Hinweis, dass man seinen alten Roam mit dem neuen über die Sonos App S2 zu einem Stereo-Paar koppeln kann. Dieses Pairing setzt nämlich eine identische Klangabstimmung voraus, weil sonst keine richtige, stabile Stereo-Abbildung gelingen kann.
Tasten zum Ertasten
Was die Bedienung betrifft, bleibt das Tastenfeld auf der linken Seite des stehend und mit seinen kleinen Gummifüßchen auch liegend zu betreibenden Drahtlos-Lautsprechers im Zuge der Modellpflege unverändert. Damit bleibt auch das Problem, dass sich die nur leicht aus der gummiartigen Oberfläche hervorgehobenen Bedienelemente gerade bei schwachem Licht sehr schlecht erkennen lassen. Auf eine der Tasten weist man bei Sonos sehr gerne hin: Es ist die zum Abschalten des Mikrofons, mit dem die Sprach-Assistenten Amazon Alexa oder Sonos Voice Control gewöhnlich permanent mithören, was in der Nähe gesprochen wird.
Sonos Voice Control funktioniert übrigens wie schon zuvor auch unterwegs im Bluetooth-Betrieb, denn die Spracherkennung erfolgt an Bord des kleinen Lautsprechers. Das ist auch von der Privatsphäre her ein gutes Gefühl. Alexa setzt ein entsprechendes Konto voraus und sendet die Sprach-Befehle an Amazon, um sie zu verstehen. Deshalb braucht Alexa auch einen WLAN-Zugang.
App-Date für bessere Nutzererfahrung
Die Sonos App wurde im April einem großen Update unterzogen. Daher kann man jetzt den Startscreen individualisieren und hat eine neue Benutzeroberfläche, die Bedienvorgänge erleichtern soll. Die Einrichtung ist einfach, wenn man schon ein Nutzerkonto bei Sonos angelegt hat. Es dauert aber trotzdem ein Weilchen, weil der Roam 2 sich nach der lästigen Eingabe des Netzwerkpassworts erst mal die neueste Software herunterlädt. Wer den Sonos-eigenen Sprach-Assistenten verwenden möchte, muss die nötigen Daten erst auf dem Lautsprecher installieren und bei Alexa die allgemein übliche Verknüpfung mit seinem Amazon-Konto vornehmen.
Auch über ein Jahr nach dem Test des Sonos Era 100, bei dem ich damals die Voice Control ausprobierte, gibt es immer noch keine deutsche Version des Sprachassistenten. Zur Auswahl stehen wie damals nur Englisch oder Französisch. Wer einer dieser beiden Sprachen mächtig ist, wird bestens bedient. Im Test verstand der Roam 2 auch bei hohen Wiedergabe-Lautstärken immer zuverlässig das Wake Word „Hey Sonos“ und gehorchte prompt, ohne dass ich mir vorher irgendwelche vorgegebenen Befehle aneignen musste. Das ist wirklich praktisch.
Beim Schreiben dieses Testberichts hörte ich Musik über die winzige Sonos-Box und brauchte nicht jedes Mal zum Handy greifen, wenn ich zum nächsten Titel springen oder die Lautstärke ändern wollte. Einmal sprach ich ihn im Eifer des Gefechts aus Versehen auf Deutsch an: „Hey Sonos, skip zum nächsten Titel.“ Dieser Wunsch wurde mir klaglos erfüllt. Mitunter meldet sich eine coole Blues-Stimme zu Wort, um Feedback in Englisch zu liefern. So etwa, dass man sich beii zwei Befehlen das Wake-Wort sparen kann.
Sound-Test: So klingt der Sonos Roam 2
Damit sind wir auch schon mitten im Sound Check. Der Sonos Roam 2 beeindruckt immer wieder aufs Neue durch seinen kraftvollen Bass, der angesichts seiner kompakten Größe erstaunlich tief reicht und dabei sehr präzise und differenziert bleibt. Dabei entwickelt er sogar ein sehr guten Punch, um nicht zu sagen Kick. Der Unterschied zum Vorgänger: Bei der 2. Generation waren wir bereits darauf gefasst, was uns an Klangfülle erwarten würde. Und das ist jedes Mal wieder bemerkenswert, gerade, wenn man bedenkt, dass Sonos auf Passiv-Radiatoren für den Bass verzichtet. Die Methode ist beliebt, weil sie wie das ihr zugrunde liegende Bassreflex-Prinzip mehr Effizienz im Erzeugen tiefer Töne verspricht. Allerdings leidet darunter auch die Präzision.
Den prinzipbedingten Vorteil des geschlossenen Lautsprecher-Gehäuses spürt man auch, wenn man nicht zu laut hört und den Racetrack-Treiber damit bis an die Grenze belastet. Die Steuerlogik im DSP-Chip verhindert zwar dann durch Tiefgangsbegrenzung Beschädigungen und deutliche Verzerrungen. Aber es wirkt dann ab rund 80 Prozent der maximalen Lautstärke etwas angestrengt. Der Bass verliert dann spürbar an Substanz, aus dem Wumms wird dann eher ein „Plopp“.
Size doesn’t matter
Wenn man die Abmessungen des Geräts und nicht den Preis als Maßstab nimmt, erbringt der Sonos Roam 2 wie sein Vorgänger eine äußerst eindrucksvolle Leistung, die auch für kleinere bis Mittlere Räume für Zimmerlautstärke in Mietshäusern locker ausreicht. Die Trueplay-Einmessung arbeitet dabei unauffällig im Hintergrund und sorgt dafür, dass der kleine Lautsprecher in jeder Position sein Bestes gibt.
Wird der Roam versehentlich auf die falsche Seite gelegt, zeigt sich schnell die Kraft, die das 2-Wege-System in das kleine, dreieckige Gehäuse pumpt, und der Lautsprecher beginnt im Takt der Musik über die Tischplatte zu wandern. Was den Bass betrifft, bringt die liegende Position winzige Vorteile während die Klarheit im Stimmbereich von stehendem Betrieb profitiert. Der Klang wirkt dann minimal luftiger und löst sich besser vom Lautsprecher. Dann wirkt der Zwerg erst recht nicht wie eine so kleine Wireless-Box. Das ist immer wieder beeindruckend. Allerdings lässt sich das volle Klangpotenzial nur mit WLAN erschließen. Mit Bluetooth wirkte der Klang verwaschener, angestrengter und harscher als beispielsweise bei einem Marshall Emberton 2.
Doch bei aller Begeisterung über die Klangwolke, die quasi aus dem Nichts zu kommen scheint, darf man nicht vergessen: Im Vergleich zum Sonos One, der bei ähnlichem Preis mehr Klangvolumen bietet, kann der Roam schwer mithalten. Seine Stärke liegt vielmehr in der Mobilität und der Fähigkeit, ohne Steckdose betrieben zu werden.
Die Qobuz-Playlist von STEREO GUIDE für den eigenen Hörtest
Sonos Roam 2: Fazit und Alternativen.
Verglichen mit gewöhnlichen Bluetooth-Lautsprechern der Klasse bis 200 Euro, kann der Roam 2 klanglich keine Ausrufezeichen setzen. Er konkurriert hier nicht nur mit Luxus-Produkten wie dem etwas günstigeren Marshall Emberton 2, gegen den er sich wacker schlägt. Man bekommt für das Budget auch schon richtig große mobile Wireless-Boxen wie den Tronsmart Bang Max. Der ist fast einen halben Meter breit, 6 Kilo schwer, hat einen Akku für bis zu 24 Betriebsstunden und ein Netzteil, das sich Sonos noch einmal extra mit rund 40 Euro bezahlen lässt. Mit einem vielfachen Gehäusevolumen pumpt der Bang Max richtig fette Party-Bässe heraus. Aber er und die anderen sind eben nur ordinäre Bluetooth-Boxen, die man nicht wie den Roam 2 in ein Multiroom-Netzwerk einbinden kann. Und mancher hätte es ja gerne ganz bewußt eine Nummer kleiner und dezenter …
In der Summe bietet der mobile Sonos für drinnen und draußen durch seine Integration ins Sonos-Universum und die Zusammenarbeit mit Sprachassistenten eine Vielseitigkeit, die ihn für Fans der Marke attraktiv macht. Ein Klangwunder ist er zwar nicht, aber für seine Größe liefert er durchaus eine sehr beachtliche Leistung.
Technische Daten Sonos Roam
- Preisempfehlung des Herstellers: 200 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 6,2 x 16,8 x 6 cm
- Gewicht: 0,43 kg
- Besonderheiten: 2-Wege, StereoPairing, Bluetooth, WLAN, bis zu 10 Stunden Akkubetrieb, 10 Tage im Standby, Sonos S2 App kompatibel, TruePlay-Raumeinmessung
- Mehr unter www.sonos.com