STEREO GUIDE Testurteil
Der Sonos Era 100 bietet Bass satt, klingt sehr ausgewogen mit frischen Höhen und hat Bluetooth, AUX-Eingang und Amazon Alexa an Bord.
Vorteile
- Spritziger, ausgewogener Klang mit sattem Bass
- Reagiert sehr zuverlässig auf Sprachbefehle auch während die Musik läuft
- Bluetooth und WLAN
- Trueplay-Raumeinmessung geht auch ohne iPhone
Nachteile
- LAN-Anschluss und analoger Line-Eingang nur über separat angebotenen Adapter
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.5
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Klang: Bass / Dynamik7.5
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Praxis / Connectivity9.4
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Preis/Leistung9.5
Der Sonos Era 100 bietet Bass satt, klingt sehr ausgewogen mit frischen Höhen und hat Bluetooth, AUX-Eingang und Amazon Alexa an Bord. Mit der Summe dieser Eigenschaften überzeugte er in unserem Test auf ganzer Linie. Ein paar Kritikpunkte sollte man beim Kauf aber schon berücksichtigen.Obwohl der IKEA Symfonisk Gen 2 laut unserem Test der Einstieg ins Sonos-System mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis gelingt, ist der extrem kompakte Sonos One nach wie vor ein Bestseller. Nachdem mit dem One SL eine eher abgespeckte Version auf den Markt kam, kann man den neuen Sonos Era 100 durchaus als Fortsetzung des erfolgreichen Konzepts mit anderen Mitteln aufzufassen. Mit einigen Überraschungen in Form neuer Funktionalitäten, die wir im Testbericht genauer unter die Lupe nehmen wollen.
Die Abmessungen sind jedenfalls sehr ähnlich, auch der Preis des Sonos stieg nur moderat. Dafür bietet der Era 100 gleich mehrere Killer-Funktionen, die man beim kompakten One immer vermisst hat. Da wäre allem voran das praktische Bluetooth-Streaming oder die Nutzung analoger Eingänge an den Speakern. Auch einen so kompakten All-In-One-Speaker mit virtueller Stereo-Abbildung hatte Sonos bisher nicht im Programm, und für die Trueplay-Raum-Einmessung benötigte man bisher außer beim Roam und Move immer ein iPhone. Für 280 Euro ist der Sonos Era 100 damit ein Multitalent, zumal er auch Airplay 2 und Roon-Zuspielung beherrscht. Das letztgenannte hängt Sonos allerdings nicht so an die große Glocke.
Virtuelles Stereo aus nur 12 Zentimetern Breite
Für gewöhnlich sind wir bei allzu schmalen Lautsprechern mit virtueller Stereowiedergabe etwas skeptisch. Auch beim Sonos Era 100 erwarten wir aus nur 12 Zentimetern Breite keine Wunderdinge in punkto Raum und Ortbarkeit. Das akustische Konzept des fast runden Speakers liest sich dennoch überzeugend: Ein zentraler Tieftmitteltöner übernimmt Frequenzen von Bass bis oberen Mittelton in Mono. Darüber setzen zwei Hochtöner an, die in der runden Schallwand hinter dem Metallgrill fast seitlich sitzen und somit die Chance haben, das Klangbild auch deutlich zu verbreitern.
Auf einen Bassreflexport oder eine Passiv-Membran verzichtet Sonos. Der Konus-Lautsprecher arbeitet also auf ein geschlossenes Gehäuse. Das verheißt zwar weniger Maximalpegel und Druck im Bass. Es erweist sich aber immer dann von Vorteil, wenn präzise Bässe in akustisch schwieriger Umgebung, etwa in Wandnähe, in der Ecke oder im Regal gefordert sind.
Sonos-Raumkorrektur jetzt auch für Android-Anhänger
In diesen Fällen bietet der Sonos Era 100 eine Trueplay genannte Raum-Einmessung. Die funktionierte bei früheren Versionen der stationären Sonos Speaker nur mit iPhones. Mit dem Era 100 kann man aber wählen, ob man das Mikrofon eines iPhones nutzt oder die eingebauten Mikrofone im Speaker. Für Android-User stellt sich diese Frage gar nicht. Wegen der Android-Artenvielfalt mit Geräten verschiedener Hersteller und entsprechend unterschiedlichen Mikrofonen gab es für sie Trueplay nur an den beiden Mobil-Lautsprechern Sonos Roam und Move, die ebenfalls mit eigenen Mikrofonen eine autarke Einmessung beherrschten.
Die Autarkie des Sonos Era 100 in Sachen Trueplay verwöhnt aber nicht nur Android-Afficionados mit den Annehmlichkeiten einer Anpassung des Streaming-Lautsprechers an die Raumakustik und seine jeweilige Positionierung. Auch Apple-Affine dürfen sich freuen. Mit den eingebauten Mikros geht es jetzt rasant schnell. Ein paar Sweeps aus dem Lautsprecher und die Sache ist abgehakt. Wer schon mal nach Anleitung eine Weile voller Verrenkungen mit seinem iPhone im Zimmer herumturnte, nur um dann von der App zu erfahren, dass er das Ganze noch mal besser machen soll, der wird sich der Freude im Android-Lager sicher anschließen. Erbsenzähler, die es ganz genau machen wollen, dürfen aber weiter mit den iPhone wedelnd ihre Gymnastik-Übungen für Trueplay verwenden.
Sonos S2 App: Sprachsteuerung und viele Audio-Quellen
Die Sonos S2 App für iOS oder Android ist in jedem Fall notwendig. Mit ihr kann man nicht nur den Era 100 einrichten, sondern auch Sprachassistenten hinzufügen. Ganz Umstandslos gelingt das mit der Sonos Voice Control. Außer der generell zur Verwendung der S2 App erforderlichen Anmeldung über seinen Sonos-Account sind keine weiteren Registrierungen oder Nutzerkonten erforderlich.
Ein paar Klicks genügen und nach einer kurzen Aktivierungsphase, die Sonos mit Informations-Einblendungen zu seiner proprietären Sprachsteuerung überbrückt, steht die Bedienhilfe auf Zuruf bereit: „Hey Sonos, play music“ genügt und schon startet die Wiedergabe. Dabei saß ich beim Test im Abstand einiger Meter auf der Couch. Doch selbst die nächste Aufgabe erledigte der Geist in der Maschine perfekt beim ersten Versuch: „Hey Sonos, stop the music“ hielt die Wiedergabe postwendend an. Solche Tricks gelingen wie in unserem Test selbst bei lautem Abhörpegel oder sogar von meinem außerhalb der eigentlichen Hörzone gelegenen Arbeitsbereich – um die Ecke herum.
Aufgeweckter neuer Assistent
In allen Testabläufen erkannte die Sprachsteuerung das Wake-Word sofort, was man sofern Sichtkontakt besteht, am Aufleuchten einer kleinen LED am oberen Ende der Schallwand erkennt. Und natürlich erkennt man es aus jeder Position daran, dass der Sonos Era 100 sofort nach Erkennung des Wake-Words die Tonwiedergabe sanft auf einen leisen Pegel absenkt, um perfekt mit dem Nutzer kommunizieren zu können.
Da haben die Entwickler wirklich ganze Arbeit geleistet. Vier Mikros sorgen für eine verbesserte Spracherkennung auch durch Alexa. Der bekannte Amazon-Sprachassistent steht als zweite Option bereit. Wenn man sein entsprechendes Amazon-Konto mit der Sonos App verknüpft hat, kann man damit auch Fragen nach dem Wetter oder der Uhrzeit stellen, die der Sonos Voice Controller allenfalls mit „sorry, I don’t understand“ beantwortet. Er dient schließlich der reinen Geräte-Steuerung und dürfte für Sehbehinderte oder Blinde ein echter Segen sein. Aber er dient dem Nutzer nicht so umfassend wie der Amazon-Sprachassistent. Vor allem kann man auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz mit Alexa in seiner gewohnten Sprache kommunizieren. Dieses Privileg genießen mit der Sonos Voice Control, wie sich an unseren Dialog-Beispielen feststellen lässt, aktuell nur jene, die im englischen oder französischen Sprachraum leben.
Kleines Update vom 1. April in eigener Sache (kein Scherz)
Sag niemals nie: Während des Tests des Sonos Era 300 verstand der Smart-Speaker plötzlich deutsche Befehle, was zufällig ans Licht kam. Offensichtlich hat der Hersteller zwischenzeitlich ein entsprechendes Update reingeschmuggelt. Im Einrichtungsdialog lassen sich aber weiterhin nur Englisch und Französisch anwählen und bislang hat der Era 100 noch nicht auf Deutsch geantwortet, was er im Englischen des öfteren tat. Lesen Sie dazu mehr im Testbericht zum Era 300. Wir wollten aber den restlichen Text nicht umschreiben. Bei der heute üblichen Update-Praxis der hippen Hersteller wird ein HiFi-Test sonst nämlich nie fertig,
Was Datenschutz-Bedenken betrifft, versichert Sonos einem während der Einrichtung seiner Sprach-Steuerung, dass sie die Daten lokal, sprich im neuen, neuralen Prozessor-Chip des WLAN-Lautsprechers verarbeitet und nichts aufzeichnet. Immerhin ein kleiner Trost. Und wer seinem Sprach-Assistenten nicht traut, der auf der Rückseite des Sonos Era 100 per Schiebeschalter hardwareseitig komplett ausschalten.
Touch and Feel haben sich verbessert
Die Touch-Bedienung auf der Oberseite des runden Lautsprecher-Gehäuses ist ebenfalls gegenüber früheren Sonos Produkten erwachsener geworden. So gibt es nicht nur die üblichen Steuertasten für die Wiedergabe und den Titelsprung, sondern auch eine Direkt-Anwahl des Sprachassistenten und eine stufenlose Touch-Leiste für die Lautstärke-Kontrolle.
Bluetooth funktioniert als Zuspielmethode auch ohne eine Deaktivierung der WLAN- und Multiroom-Funktionalität. Zum Verbindungsaufbau muss man nur die Bluetooth-Taste oben auf der Rückseite drücken. Was ich wirklich cool finde: Die Sonos Voice Control lauscht weiterhin sehr aufmerksam und kommt zuverlässig Befehlen wie „Hey Sonos, make it louder“ nach.
Analog- und LAN-Anschluss nur über zusätzliche Adapter
Analoge Signale lassen sich über den separat für 25 Euro angebotenen Eingangs-Adapter von 3,5-mm-Klinke auf den hinten angeordneten USB-C-Anschluss des Era 100 einspielen. Wer etwa einen Plattenspieler mit eingebautem Phono-Verstärker besitzt, der kann über den Era 100 sehr einfach auch Platte hören. Zum Umschalten auf den Line-Eingang dient die Sonos S2 App.
Alle, die auf die Netzwerk-Verbindung ihres Sonos Era 100 nicht auf Ethernet-Kabel verzichten möchten, müssen sich ebenfalls einen Adapter kaufen. Der gegen Feuchtigkeit geschützte WLAN-Lautsprecher orientiert sich nämlich nicht nur in der Einmess-Automatik an Mobil-Speakern wie dem Sonos Roam, er lässt sich aber Werk auch nur noch drahtlos via Bluetooth oder WLAN verbindnen.
Der kleinste Stereo-Sonos im Hörtest
Sonos tat gut daran, den Sonos One SL im Preis etwas unter dem Sonos One zu positionieren, denn sonst wäre es mit 230 zu 280 Euro wird es richtig eng für ihn – vor allem, wenn seine besondere Kompaktheit nicht zählt. Der Sonos Era 100 ist nicht nur ein gutes Stück größer als das frühere Einstiegsmodell, er klingt auch viel erwachsener. Damit ist er jeden Cent wert, den er mehr kostet. Je lauter die Wiedergabe, desto größer der Unterschied.
Der Era 100 zeigte im Hörtest zum einen eine viel größere Transparenz in den Mitten. Und er klang in der Höhenwiedergabe auch viel offener, frischer. Dazu bewies er mit unterschiedlichsten Aufnahmen, dass er im Bass nicht nur tiefere Töne wiedergeben kann. Er zeigte auch mehr Kontur und Präzision. Mit manchen Aufnahmen kickte der Bass richtigehend. Erst im Bereich des Lautstärke-Maximums, zügelte der iProcessor-Chip im Innern den Tiefgang ganz dezent, um Verzerrungen oder mechanische Überlastung zu vermeiden.
Mit seiner sehr dynamischen, breitbandigen Wiedergabe voller Druck und Detailreichtum distanziert der Sonos Era 100 den Sonos One respektive den One SL deutlich. Am neuen Era lassen sich keine Spuren seiner amerikanischen Abstammung beziehungsweise Abstimmung mehr heraushören. Gerade der One folgte nämlich dem früher über lange Zeit gepflegten angelsächsischen Trend zu einer milden, warmen Abstimmung, der im Mittel-Hochtonbereich subtile Details zum Opfer fielen.
Live macht jetzt noch mehr Laune
Der Era 100 überzeugte im Test deshalb gerade auch mit Live-Musik. Man konnte nicht nur den Applaus oder Zwischenrufe sehr lebendig miterleben. Er erlaubte sogar das Erfassen des akustischen Fingerabdrucks der Konzerthalle. Man konnte etwa bei der Live-Version von „Psycho Killer“ recht deutlich heraushören, dass die Aufnahme in einem großen Saal und nicht in einem akustisch bedämpften Aufnahmestudio entstand. Daran war bisher bei Sonos in dieser Preisklasse nicht zu denken. Dazu kommt, dass man aus einem 12 Zentimeter breiten Multiroom-Lautsprecher zwar keine breite Bühne wie mit einer HiFi-Anlage mit zwei separaten, weit auseinander stehenden Stereo-Boxen herauskitzeln kann. Doch der Era 100 erzeugte im Test eine viel größere Abbildung als der als Mono-Lautsprecher ausgeführte Sonos One. Das Gefühl für Raumtiefe gewann damit an Überzeugungskraft.
Nachdem wir noch einige Tracks des neuen Depeche-Mode-Albums „Memento Mori“ über den Sonos mit sonoren, sauberen Synthie-Bässen goutierten, stand fest: Mit dem Era 100 bricht klanglich unter den Sonos-Speakern im Einstiegsbereich wirklich eine neue Ära. Er ist breitbandiger, knackiger und internationaler in seiner Abstimmung. Damit ermöglicht er viel authentischere Musikwiedergabe als alles, dass man bei Sonos bisher unterhalb des Sonos Five bekommen hat. Und selbst gegen den macht er in mancher Disziplin noch den einen oder anderen Punkt. Vor allem bekommt man für weniger als ein Sonos Five kostet, zwei Sonos Era 100, die man zu einem Stereo-Paar verbinden kann, um echte Räumlichkeit zu erleben. Die Einrichtung ist simpel, der Preis moderat, aber der Stereophonie-Effekt entscheidend besser. Das nur als kleinen Tipp am Rande.
Testfazit und Alternativen zum Sonos Era 100
Wer ein Sonos System nutzt, findet nur wenige kompatible Alternativen in dieser Größenklasse. Sowohl der Ikea Symfonisk Gen 2 als auch die Versionen des Sonos One sind zwar günstiger, aber können auch deutlich weniger als der Era 100. Das gilt nicht nur in klanglicher Hinsicht. Sie können auch mit der Konnektivität des Sonos Era 100 nicht mithalten. Und so praktisch wie der neue Smart Speaker mit Sonos Voice Control und Alexa sind zumindest die günstigen Ikea-Sonos-Boxen schon gar nicht.
Sonos hat im Vorfeld ganz schön für seine neue Lautsprecher-Linie getrommelt und einige Kollegen konnten gar nicht schnell genug ihre Testberichte an den Start bringen. Aber in dem Fall steckt hinter dem ganzen Tam-Tam wirklich Substanz.
Technische Daten Sonos Era 100
- Preisempfehlung des Herstellers: 280 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 12 x 18 x 13,5 cm
- Gewicht: 2 kg
- Besonderheiten: 2-Wege, Virtual Stereo, Stereo Pairing, Bluetooth, WLAN, Bluetooth, Sonos 2 App kompatibel, autarke Trueplay-Raumeinmessung, Alexa-Sprachsteuerung über integrierte Mikrofone eingebaut
- Mehr unter www.sonos.com