Schallplatte hören ist wieder in, doch die Anlagen werden immer digitaler und reduzierter. Das betrifft in den meisten Fällen auch einen fehlenden Phono-Eingang, wie er früher Standard war. Doch was machen die Hörer, die die Welten von LP und Digital-Hifi beide nutzen wollen, ohne sich gleich einen Turm von Hifi-Bausteinen ins Wohnzimmer zu stellen? Als Antwort auf diese Frage haben wir die besten Plattenspieler mit Vorverstärker zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Was machen ohne Phono-Eingang?
Einen ausgewiesenen Phono-Eingang benötigt man immer dann, wenn der Plattenspieler keinen eigenen Vorverstärker oder Digitalausgang besitzt. Dann kommen nämlich die geringen Spannungen vom Tonabnehmer direkt zum Ausgang, und müssen anschließend noch verstärkt und entzerrt werden. Wenn dieses unverstärkte Signal vom Tonabnehmer direkt per Kabel herausgeführt wird, braucht man in den meisten Fällen noch eine zusätzliche Erdung, also eine weitere Kabelader gegen Brummen. Außerdem sollte man Sicherheit überprüfen, dass der Typ des Tonabnehmers (MM oder MC) mit der Empfindlichkeit des Phono-Verstärkers kompatibel ist (hochwertige Exemplare lassen sich oft umschalten).
Wer keinen entsprechend ausgerüsteten Verstärker hat, greift am besten zu einem Plattenspieler mit eingebautem Phono-Verstärker. Dieser liefert ein analoges Signal ähnlich der Spannung eines CD-Players oder Netzwerkspielers und findet an einen normalen Analogeingang Anschluss. Den wiederum besitzen sehr viele Anlagen von tragbaren Onebox-Systemen bis zu Stereo-Aktivboxen. Alle uns bekannten Plattenspieler mit eingebautem Phono-Verstärker haben auch gleich einen Tonabnehmer ab Werk verbaut, und beide sind auch gleich optimal aufeinander angepasst.
Auf was sollte man achten?
Einfache Verbindung mit Line-Signal
Die Verbindung eines Plattenspieler mit eingebautem Vorverstärker und Hochpegeleingang ist nicht so kompliziert wie bei der Übertragung von Phono-Signalen zu einem externen Vorverstärker. Ein analoges Stereo-Cinch-Kabel mit jeweils zwei Steckern auf jeder Seite (weiß und rot für den linken und den rechten Kanal) führen die Signale vom Plattenspieler zur Box oder zum Verstärker. Hat der Aktivlautsprecher kein rot/weißes Doppelpaar an analogen Eingängen, hilft oft ein Adapterkabel von 2x RCA (Cinch) auf 1 x 3,5-mm Klinke, dem Standard AUX Eingang vieler kleiner Komponenten.
Was tun gegen Brummen?
Ein Erdungskabel anzuschließen, ist im Gegensatz zum Anschluss zwischen Plattenspieler ohne eigenen Verstärker und dem Phono-Eingang keine Pflicht. Es kann aber in einigen Fällen Brummen reduzieren (Hier mehr zum Ratgeber Brummen vermeiden). Wenn beide Geräte einen Masseanschluss haben, empfiehlt es sich, ein spezielles Phono-Kabel zu verwenden. Das ist ein Cinch-Kabel mit zusätzlicher Masseleitung, die auch normale Linepegel-Signale übertragen können. Letztere ist meist über kleine Kabelschuhe und Erdungsschrauben sowohl am Plattenspieler als auch an den Boxen dem Verstärker zu verbinden.
In den meisten Fällen genügt aber ein einfaches Stereo-Cinch-Kabel. Falls es doch brummt, kann es nützen, den Plattenspieler und die aktive Box an derselben Mehrfachsteckdose mit Strom zu versorgen.
Tonabnehmer, Pegel und Verstärkung
Lautstärkeunterschiede einfach ausgleichen!
Im Gegensatz zu digitalen Geräten wie CD-Playern und Netzwerkstreamern ist beim Plattenspieler und Tonabnehmer weder die genaue Ausgangsspannung normiert noch die Aussteuerung der Platten festgelegt. Es kann also sein, dass ein Plattenspieler mit Line-Out am selben Verstärker mit identischer Lautstärkeeinstellung deutlich lauter tönt als ein anderer. Der Grund liegt in unterschiedlichen Ausgangsspannungen vom Tonabnehmer und unterschiedlichen Verstärkungsfaktoren in den Vorverstärkern.
Tonabnehmer – MC oder MM?
Die meisten bezahlbaren Plattenspieler sind mit einem MM-Tonabnehmer ausgestattet. Diese als Moving-Magnet bezeichneten Abnehmer liefern relativ gesehen höhere Ausgangsspannungen. Aber auch hier gibt es eine sehr breite Spanne an Lautstärkeunterschieden. Die kann man im Zweifelsfall einfach mit dem Lautstärkeregeler des Wiedergabegerätes ausgleichen und braucht sich keine weiteren Gedanken zu machen. Es sei denn, das Musiksignal ist so leise, dass man in leisen Musikpassagen Brummen oder Grundrauschen hört.
Moving-Coil- oder MC-Systeme sind aufgrund der Herstellungskosten eher hochpreisigen Plattenspielern vorbehalten. Ihre Ausgangsspannung ist ebenfalls in einer weiten Spanne angesiedelt, aber immer niedriger als MM-Level. Damit ist die Gefahr, dass es zu leise ist und Störungen oder Grundrauschen dominieren, natürlich nocht größer!
Aufpassen: Die allermeisten in Plattenspielern fest eingebauten Phono-Vorverstärker sind nicht MC-tauglich!
Alternativen für anspruchsvolle Hörer
Als Ausnahme von der Regel werden oft High-Output-MC-Systeme genannt. Diese funktionieren von der reinen Ausgangsspannung her theoretisch auch an MM-Eingängen, bleiben dabei aber auf der leisen Seite. Zudem sind sie oft sehr teuer.
Der einzige uns bekannte Plattenspieler mit High-Output-MC und eingebautem Vorverstärker ist der Cambridge Audio Alva TT (2). Er ist aber tendenziell leise – das preiswertere Modell Alva ST besitzt einen MM-Abnehmer und einen identischen Vorverstärker, ist also wiederum einer der lautesten Plattenspieler mit Line-Out!
Die Wahl zwischen MC oder MM ab Werk hat man beim Clearaudio Concept active. Sein Phono-Vorverstärker ist auch der wohl hochwertigste fest eingebaute und erlaubt die Umschaltung zwischen MC und MM. Darüberhinaus hat er eine zusätzliche Pegelanpassung und noch einen zuschaltbaren Lautstärkeregler, der auch auf den Kopfhörerausgang wirkt.
Welcher Tonabnehmer ist der beste?
Man sollte auf eine gewisse Mindestqualität bei Laufwerk und Arm achten – sehr preiswerte Plattenspieler unter 200 Euro empfehlen wir generell nicht. Und etwas mehr ist generell eine sinnvolle Investition in Qualität. Wenn die Basis stimmt, ist der Tonabnehmer meist das klangentscheidende Element. Es muss nicht immer ein MC-Abnehmer sein. Heute sind auch viele MM-Tonabnehmer klanglich hervorragend. Allerdings finden sich diese selten bis nie in Komplettspielern unter 500 Euro. Im zweifelsfall lieber etwas mehr investieren, oder mit einem späteren Austausch des Tonabnehmers kalkulieren.
Kann man Tonabnehmer später austauschen?
Kommt der Wunsch nach einem Austausch desselben bei klanglich anspruchsvollen Hörern auf, lässt er sich bei den meisten Plattenspielern austauschen. Natürlich muss man die oben genannten Hinweise zu MC, MM und Ausgangspegel beachten.
Die Headshell, also die kleine Platte am Tonarm zur Aufnahme des Tonabnehmers, sollte zwei Schraubenlöcher oder -schlitze mit einem halben Zoll (12,7mm) Abstand aufweisen. Doch Vorsicht: Wer einfach einen neuen Tonabnehmer einschraubt, muss zahlreiche technische Parameter des Tonarms komplett neujustieren, vom Auswiegen bzw. der Auflagekraft über die Verschiebung/Drehung des Tonabnehmers bis zum Antiskating (soweit vorhanden). Für diese Justage braucht man zusätzliches Werkzeug (Tonarmwaage, Schablone) und viel Erfahrung, sonst verschlechtert man den Klang schnell.
In einigen Ausnahmefällen sind Plattenspieler mit einem Steckanschluss für den Tonabnehmer ausgestattet. Hier sollte man dann unbedingt einen kompatiblen Tonabnehmer kaufen, was die Auswahl deutlich einschränken kann.
Einige Modelle haben auch einen fest verbauten Tonabnehmer. Hier lässt sich dann gar nichts aufrüsten!
Die besten Plattenspieler mit Vorverstärker kaufen– Preisübersicht
Marktübersicht: Plattenspieler mit Phono-Verstärker (Auswahl)
- Akai BT 500
- Argon Audio TT
- Argon Audio TT-4
- Audio Technica AT-LP 120
- Audio Technica AT-LP 5
- Blaupunkt TT 100 C
- Cambridge Audio Alva TT (mit MC-System)
- Cambridge Audio Alva TT V2 (mit MC-System)
- Cambridge Audio Alva ST (Testbericht)
- Clearaudio Concept Active (mit MM- oder MC-System)
- Denon DP-300 F
- Denon DP-450 USB
- Dual DTJ 301.1 USB
- Dual DT-400 USB
- Dual DT-500
- Dual CS-518
- Elac Miracord 50
- Ellipson Omega 100 RIAA BT
- House of Marley ´Stir it up´
- Lenco L-3808
- Lenco L-175
- Lenco L-87
- Onkyo CP-1050
- Pioneer PLX- 500 K
- Pro-Ject A1
- Pro-Ject E1 PHONO
- Pro-Ject E1 BT
- Pro-Ject T1 BT
- Pro-Ject Debut Record Master II
- Pro-Ject Primary E
- Pro-Jet Essential III HP
- Pro-Ject Juke Box E
- Rega Planar 1 Plus
- Reloop Turn 3
- Reloop Turn 3 Mk 2
- Roberts RT 200
- Sonoro Platinum
- Sonoro Platinum SE
- Sony PS-LX 310 BT
- Sony PS-HX 500
- Teac TN-180 BT
- Teac TN-300
- Teac TN-570
- Teac TN-4 D
- Technics SL1500C
- Technisat Techniplayer LP200
- Thorens TD-102
- Thorens TD-202
- Thorens TD-402 DD
- Thorens TD-403 DD
- Universum TT-500
- VPI The Player
- Yamaha Vinyl 500
Alternativen: Plattenspieler mit Digitalausgang oder Anlage mit Phono-Eingang
Einige Aktivlautsprecher und viele Verstärker in Komplettanlagen haben einen Phono-Verstärker eingebaut. Dann spricht natürlich nichts gegen die Verwendung eines Plattenspielers ohne eingebauten Vorverstärker. Man muss eigentlich nur auf eine vernünftige Erdung und auf den richtigen Ausgangspegel des Tonabnehmers achten. Die allermeisten solchermaßen ausgerüsteten Verstärker und Aktivboxen bieten nur einen MM-Eingang, was mit den meisten Tonabnehmern von günstigen bis mittelpreisigen Plattenspielern voll kompatibel ist. Nur hochwertige Modelle bieten, manchmal zusätzlich, MC (Moving-Coil)-taugliche Verbindung.
Kaufratgeber: Aktivboxen mit Phono-Eingang
Mittlerweile gibt es aber auch einige Plattenspieler, die die analogen Signale nicht nur verstärken, sondern gleich digitalisieren. Die Unterschiede in der Übertragung und den Anschlussmöglichkeiten sind aber erheblich, man sollte sich also grundsätzliche Gedanken machen, ob man lieber Bluetooth-Übertragung, USB-Anschluss für den PC oder eine S/PDIF-Schnittstelle bevorzugt.