STEREO GUIDE Testurteil
Der Sonos Era 300 lieferte im Test satten Bass und gute Ausgewogenheit. Allerdings überzeugte der 3D-Effekt von Dolby-Atmos nicht wirklich.
Vorteile
- ausgewogener, zupackender Klang mit richtig sattem Bass
- für ein One-Box-System sehr guter Raumeindruck
- sehr gute Mikrofone für Amazon Alexa und Sonos Voice Control
- Trueplay-Einmessung jetzt auch ohne iPhone
Nachteile
- Gerätesteuerung über Amazon Alexa hakte noch im Test
- geringe Auswahl an 3D-Musik-Titeln und auch nur via Amazon Music Unlimited
- wenig überzeugender Raum-Effekt mit Dolby Atmos
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.0
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Klang: Bass / Dynamik8.2
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Praxis / Connectivity9.3
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Preis/Leistung9.2
Der neue Sonos Era 300 soll nicht nur mit 3D-Raumklang die starke Position der Marke aus den USA ausbauen. Er soll gleichzeitig einen partiellen Rückstand beheben. Das Multiroom-System Sonos gilt zwar als Marktführer. Auch in unseren Tests, wie jüngst beim Sonos IKEA Symfonisk Gen 2 Speaker, erwies sich die Technologie der Amerikaner vom Handling oft als die einfachste und stabilste. Das ging jedoch bisher mit Einschränkungen bei den Streaming-Protokollen und Formaten einher. Audio-Streaming per Bluetooth vermisste man bei den WLAN-Lautsprechern für zuhause ebenso wie analoge Eingänge.
Mit dem neuen Sonos Era 300, der gemeinsam mit dem Era 100 eine neue Produktgeneration begründet, soll das alles der Vergangenheit angehören. Der kleinere Era 100 wird wegen Größe, Preis und Funktionalität gerne am weiterhin erhältlichen Sonos One gemessen und von manchem Beobachter bereits als eine Art Nachfolger betrachtet. Dagegen verkörpert der größere Era 300 in vielerlei Hinsicht ein eigenständiges Produkt.
Seine Sonderstellung spiegelt sich schon im Design. Das hat durchaus funktionelle Gründe: Sonos gießt den Trend zum 3D Sound – sei es Dolby Atmos, Apple Spatial oder Auro 3D – hier in einem verblüffend kompakten Speaker. Der Era 300 lässt sich mit 26 Zentimetern Breite und 4,5 Kilogramm Gewicht eher der Mittelklasse unter den WLAN-fähigen Heim-Lautsprechern zuordnen. Er fällt kaum größer und schwerer aus, als ein auf die Seite gelegter Sonos Move. Trotzdem soll er nicht nur überzeugendes virtuelles Stereo, sondern mit einem diskreten Höhenkanal auch Dolby Atmos ins heimische Wohnzimmer bringen.

Diese Lautsprecher-Chassis stecken drin
Die elliptische Form mit leichter Taillierung, die uns im Test entfernt an ein Diabolo erinnerte, ist für einen Lautsprecher vollkommen neu. Wer nicht auf Anhieb mitbekommt, wie man den Era 300 aufstellen soll: Die große vergitterte ellyptische Fläche ist die Front. Dahinter verbirgt sich allerdings nur ein Center-Hochtöner nebst einer ziemlich großen Schallführung. Dieses Waveguide begrenzt den Abstrahlwinkel auf den Sweet-Spot, also die zentrale Position genau gegenüber vom Era 300.
Die anderen fünf Lautsprecher-Chassis verbergen sich in der schmaleren, rundum laufenden Lochung: Jeweils eine 2-Wege-Anordnung aus Tieftöner und Hochtöner für links und rechts, und ein zusätzlicher, nach oben strahlender Hochtöner für die 3D-Signalanteile. Die sollen über Reflexionen an der Decke zum Hörer gelangen. Nach Heimkino-Maßstäben könnte man den Era 300 mit etwas großzügiger Auslegung der Normen als kompaktes 3.0.1-System bezeichnen.
Stereo-Pairing für noch mehr Räumlichkeit
Doch damit sind die Anwendungsfälle für den Era 300 nicht erschöpft: Aus zwei Stück kann man über die Sonos S2 App (und der Era 300 versteht sich nur mit dieser) ein Stereo-Paar bilden. Oder die beiden als Rear-Speaker mit einer Soundbar der neuesten Generation verbinden, also der von uns kürzlich getesteten Sonos Beam Gen 2 oder einer Sonos Arc. Die nach oben strahlenden Indirekt-Hochtöner sollen dann für echten kanaldiskreten Dolby-Atmos-3D-Sound sorgen.
Die beiden recht kompakten Bass-Lautsprecher-Chassis arbeiten im sogenannten Push-Push-Betrieb, also in entgegengesetzter Richtung, auf ein geschlossenes Gehäuse. Das minimiert Gehäuseresonanzen erheblich und macht die Aufstellung des Speakers in Wand- oder Ecknähe viel einfacher als bei einem Bassreflex- oder Passivmembran-System. Fragen bezüglich des erreichbaren Maximalpegels im Bass kann aber nur der Hörtest beantworten.

Steuerung und Ansteuerung des Sonos Era 300
Die kostenlos für iOS und Android angebotene Sonos S2 App dürfte für die meisten Nutzer die erste Wahl zur Ansteuerung des Era 300 sein. Ebenso komfortabel und vollwertig soll es aber über Amazon Alexa gehen. Dieser Sprachassistent lässt sich mit dem Smart-Speaker verwenden, sofern man sein Alexa-Konto mit dem Sonos verknüpft. Die notwendigen Fernfeld-Mikrofone sind bereits eingebaut. Doch irgendwie scheinen Sonos und Amazon alles mit der ganz heißen Nadel gestrickt zu haben.
Schon die Verbindung von Alexa und dem zur Zeit unseres Tests alternativlosen, aber nicht kostenlosen Online-Musik-Dienst Amazon Music Unlimited* mit der Sonos App hakelte etwas, zumal das iPhone noch für zusätzliches Chaos mit den Passwörtern sorgte. Zwar habe ich aus beruflichen Gründen diverse Amazon-Konten in verschiedenen Ländern. Nur interessanterweise stellte dieser Umstand kein Hindernis dar, als ich Alexa kürzlich in einem 250.000-Watt starken Bayerischen Smart-Speaker auf vier Rädern installierte. Das ging ruck zuck ohne jeglichen Stress und funktioniert seit dem tadellos – wenn ich denn mal eine passende Aufgabe für sie habe.
Kurz bevor der Sonos oder das iPhone beziehungsweise beide gemeinsam quer durch den dreidimensionalen Raum flogen, funktionierte es auf einmal. Alexa maulte zwar noch, sie bräuchte spezielle Skills für den Sonos Era 300, obwohl ich die normalen Sonos-Skills – ihre Zwei-Sterne-Wertung ließ tief blicken – schon aktiviert hatte.






Licence to Skill: Alexa, wir haben ein Problem
„Alexa, spiel Musik ab.“ „Um das zu tun, musst Du erst den Skill für Sonos 300 in der Alexa App aktivieren. Bitte mich dann, neue Geräte zu suchen.“ Ich fand aber zum Zeitpunkt des Tests keine speziellen Skills für den neuen Atmos-Lautsprecher. Immerhin stand mir ja noch die völlig umstandslos ohne zusätzliche Konten, Verknüpfungen oder Verwünschungen aktivierte Sonos Voice Control zur Verfügung. Einzige Bedingung: Man musste sich bei der Installation entscheiden, ob man seine Befehle in Englisch oder Französisch erteilen möchte. Ups, man spricht Deutsch – auf einmal aus heiterem Himmel. Offensichtlich hat Sonos da seit letztem Wochenende ein Update nachgeschoben. Waren das noch Zeiten, als man einen wirklich komplett fertigen Lautsprecher im Laden kaufen konnte.


Sonos testet die Tester: Nach dem Update ist vor dem Update
Und nun sitze ich hier und sinniere über das Henne-Ei-Prinzip. Früher hat man auch einen Testbericht geschrieben und er war fertig. An diesen Bericht musste ich jetzt gerade schon wieder heran, um die jüngsten Updates wie den Einzug der deutschen Sprache zu berücksichtigen. Und an den Tage zuvor veröffentlichten Era 100 ebenfalls, denn da ist der steile Lernfortschritt noch nicht berücksichtigt, was verwirrt, wenn man nicht das Veröffentlichungsdatum und die Update-Fähigkeit bedenkt.
Wo war ich nochmal? Ach ja, das Array von Mikros sorgt nicht nur dafür, dass der kompakte Sonos Sprachkommandos sogar bei Hintergrundlärm respektive seiner eigenen Musikwiedergabe auch aus der Distanz sehr gut versteht. Die Mikrofone lassen sich auch per Schiebeschalter hardwareseitig komplett ausschalten, was allen Nutzern mit Datenschutzbedenken entgegenkommen dürfte. Der Schieberegler sitzt aber auf der Rückseite. Wer keine Angst vor dem großen Lauschangriff hegt, der kann aber auch ganz bequem über eine Touch-Taste die allgegenwärtige Assistenz außer Gefecht setzten und bei Bedarf wieder scharfstellen. Das ist praktisch, wenn man wie ich am Telefon mit einem Kollegen über Alexa ablästert und sie sich ständig einmischt, wenn ihr Name fällt.
Die Touch-Bedienung am Gerät ist ebenfalls gegenüber früheren Sonos Produkten erwachsener geworden. So gibt es nicht nur die üblichen Steuertasten für die Wiedergabe und den Titelsprung, sondern auch eine Direkt-Anwahl des Sprachassistenten und eine ziemlich coole Mulde mit stufenloser Touch-Funkion für die Lautstärke-Kontrolle.
Endlich mit Bluetooth
Bluetooth funktioniert als Zuspielmethode jetzt auch ohne eine Deaktivierung der WLAN- und Multiroomfunktionalität (wie es bei Roam und Move der Fall war). Analoge Signale lassen sich über einen separat angebotenen Adapter von 3,5-mm-Klinke auf USB-C einspielen. Wer etwa einen Plattenspieler mit eingebautem Phono-Verstärker besitzt, kann über den Era 300 sehr einfach auch Vinyl hören. Für beide Varianten benötigt man aber eine vorherige Einrichtung über die Sonos S2 App. Einfach draufloshören ist also nicht.
Um 3D-Material mit dem Era 300 wirklich genießen zu können, benötigt man aktuell einen kostenpflichtigen Account von Amazon Music Unlimited mit Dolby Atmos Titeln. Die Nutzung von Apple Music mit Apple Spatial soll mit einem der nächsten Software-Updates kommen, funktionierte zum Testzeitpunkt aber noch nicht. Das Tückische daran: Wir Tester wurden von Sonos darauf hingewiesen. Es gab sogar „Review Guides“ mit genauen Instruktionen, was für den Dolby-Atmos-Test mit dem Era 300 zu beachten ist. Darin fand sich sogar eine Auswahl Musikbeispiele von Interpreten, die mir bis auf die Beatles (“Come Together” im 2019 Mix) aber völlig unbekannt waren.
Okay, Ironie ist nicht jedermanns*innen Sache. Vielleicht bin ich auch für solche Gadgets wie den Sonos inzwischen zu alt. Aber ich finde, es hat was, wenn man ausgerechnet bei einer für einfache Installation und Benutzung berühmten High-Tech-Marke ganz schnell auf den Holzweg kommt, sofern man nicht aufmerksam das nur zum internen Dienstgebrauch der Redaktion bestimmte PDF aus der Ankündigungsmail liest.
Wie kann der normale Käufer seine Probleme mit dem Era 300 lösen?
Doch ich bin HiFi-Tester geworden, weil ich neugierig bin und ein Produkt so erleben möchte, wie einer meiner Leser, der das Gerät bei Amazon, Mediamarkt, Saturn oder sonst wo in dieser Galaxie gekauft hat. Und den Sonos Era 300 gibt es bereits zu kaufen. Der WLAN-Lautsprecher trägt inzwischen bei Amazon schon das Bestseller-Siegel, was ich klanglich (Achtung Spoiler!) auch voll und ganz verstehen kann. Aber was passiert, wenn jemand ohne das exklusive PDF seinen neuen, hippen Multiroom-Lautsprecher in Gang setzt? Ich kann’s Ihnen sagen, denn ich greife nur in der allergrößten Not zu irgendwelchen Anleitungen. Deshalb wunderte ich mich auch zunächst über den ausdrücklichen Hinweis von Sonos an alle Tester, dass man für Dolby Atmos unbedingt den Music Unlimited Account von Amazon braucht.
Schließlich finden sich im normalen Amazon Music und auch bei Apple iTunes zahlreiche Dolby Atmos Tracks. Doch die klangen nicht anders, als die normalen Stereo-Aufnahmen auch. Kann der Era 300 das nicht besser oder kriegt er nicht dass passende Signal? An diesem Punkt war die Not dann doch so groß, dass ich dem raren Review Guide für STEREO GUIDE hingegen alter Gewohnheiten meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Zwei kurze Sätze ließen mich sowohl den Sonos Era 300 als auch manchen erfolgreichen YouTube-Influencer zu dem Smart-Speaker mit ganz anderen Augen sehen.






Essenzielle Infos zum Sonos Era 300
Die eine essentielle Info war: Dolby Atmos funktioniert nicht mit AirPlay. (Bitte berücksichtigen Sie beim Lesen das Erscheinungsdatum des Tests, falls irgendwann irgendein Update oder Upgrade diese Fakten obsolet macht). Die andere wichtige Info: Bei der Wiedergabe von Dolby Atmos bekommt man in der Sonos App ein Dolby-Atmos-Logo angezeigt. Ah, jetzt, ja.
Während ich mich noch fragte, wie es einem normalen User ergehen mag, der gerade seinen stolz erworbenen Dolby-Atmos-3D-Lautsprecher über die ansich vorbildliche Benutzerführung der Sonos App in Betrieb genommen hat, startete ich die Wiedergabe der Dolby Atmos Titel direkt aus der Sonos App. Das vermeidet den Umweg über Airplay, was grundsätzlich, aber eben ohne 3D-Signalverarbeitung ebenfalls möglich wäre, wenn man seinen Era 300 in der Amazon Music App anwählt. Und schau an: In der Sonos App sah ich endlich das Dolby-Atmos-Zeichen. Heureka!
Spoiler-Alarm
Achtung, Spoiler: Zwar kam wieder nichts aus dem kompakten Sonos-Lautsprecher, was jemand, der regelmäßig richtige Heimkinos mit Dolby Atmos und Auro 3D testet, als Gefühl von Tönen, die von oben kommen bezeichnen würde. Aber wenigstens, kann ich jetzt mit Bestimmtheit sagen: An mir lag es nicht!
Weiter unten haben wir zu besseren Übersicht noch einmal die ganzen Bedingungen und Einstellungen zur 3D-Sound-Wiedergabe über den Sonos Era 300 unter FAQs zusammengestellt.
Raum-Einmessung ohne iPhone
Die von Sonos Trueplay genannte Raum-Einmessung überzeugte bei uns schon in einigen Tests. Allerdings funktionierte sie bei den dezidierten Heimlautsprechern nur unter Zuhilfenahme eines iPhones. Mit dem Era 300 gehört das der Vergangenheit an, denn dieser misst sich über die eingebauten Mikrofone auf Wunsch selber ein. Man kannte das sehr effektive und nutzerfreundliche Prinzip bisher lediglich aus den beiden Mobil-Lautsprechern Sonos Move und Roam, die auch in Sachen Bluetooth innerhalb der Sonos-Familie eine Vorreiterrolle übernahmen.
Der Sonos Era 300 lässt dem Benutzer die Wahl zwischen der schnellen und bequemen Automatik und der noch genaueren Einmessung der alten Schule. Bei der muss man nach Anleitung der App eine Weile im Raum herumtanzen und mit seinem iPhone wedeln. Im ersten Fall nimmt der Lautsprecher die Mess-Sweeps mit den eigenen Mikrofonen an seinem Standort auf. Im zweiten werden mehr Informationen über die Akustik im Raum gesammelt und man bewegt sich zwischendurch auch mal etwas.
Die Raumanpassung ist nach der in zahlreichen Sonos-Tests gesammelten Erfahrungen, insbesondere sinnvoll, wenn der Speaker wandnah stehen soll und der Bass aufgebläht erscheint. Mit der neuen Auswahlmöglichkeit stellt Sonos die bisher vom Segen dieser Room-Compensation ausgeschlossenen Nutzer von Android-Smartphones und Tablets mit den iOS-Usern gleich. Als Argument für die Zweiklassen-Gesellschaft nannte Sonos stets die Vielfalt der in den von unzähligen unterschiedlichen Herstellern gelieferten Android-Geräten eingebauten Mikrofone. Für eine sinnvolle Raum-Korrektur muss man schließlich die Mikrofon-Charakteristik kennen und in die Auswertung der Messergebnisse einbeziehen.
So klingt der 3D Speaker von Sonos
Die schlechte Nachricht zuerst: Wie bereits angedeutet, machte die Verwendung von Dolby-Atmos-Aufnahmen, die auch in ihrer vollen Pracht beim Era 300 ankamen und unterstrichen vom Atmos-Siegel in der Sonos App in Mehrkanalton wiedergegeben wurden, praktisch keinen Unterschied zu schnöden Stereo-Tracks. Die gute Nachricht: Der Sonos Era klingt ohnehin mit allem, was wir ihm im Hörtest an Musikaufnahmen zuspielten, extrem großflächig und räumlich für ein One-Box-Lautsprecher-System. Und zwar nicht nur in der Breite der imaginären Hörbühne, sondern auch in der Höhe und der Tiefe. Doch das, was wir von Dolby-Atmos-Systemen aus dem Heimkino-Bereich kennen, gelingt ihm nicht. Derzeit zumindest, man kann ja nie wissen, was noch alles an Updates kommt.
Flache Hierarchie
Es gibt mit Atmos à la Era 300 kein unten und oben. Es gibt nur eine angenehm große Klangwolke, die Musik den Raum zur Entfaltung einräumt – perfekt für ein entspanntes und realistischeres Hörempfinden, als man es von Lautsprechern dieser Größe gemeinhin gewohnt ist. Eine tolle Leistung, die den Sonos zu einem richtig guten Lautsprecher für Multiroom-Installationen macht, bei denen dem Klang nicht alles untergeordnet wird. Aber Stimmen oder Effekte, die von oben zu kommen scheinen, sind nicht sein Ding. Und Helikopter oder Heliumballone, die wie im Dolby-Atmos-Kino über die Köpfe hinweg sausen, erst recht nicht. Ist das ein Problem? Die Frage muss sich jeder selbst beantworten. Die Zufriedenheit, was 3D-Klang betrifft, steht und fällt mit den persönlichen Erwartungen.
Wer den Raumeindruck steigern möchte, kann allerdings einen zweiten Sonos Era 300 kaufen und in der App mit dem anderen Era 300 ein Stereo-Paar bilden. Dann gibt es mehr Dynamik und vor allem auch eine richtige breite Stereo-Bühne für den Bruchteil des Preises, den wollgefärbte High-End-Audio-Fans für ein paar armdicke Wunderkabel für die Strecke zwischen ihren konventionellen HiFi-Verstärkern und ihren Passiv-Lautsprechern ausgeben.
Keine Hubschrauber oder Heliumballone
So wenig wie der 3D-Klang mit Dolby Atmos unsere kritischen Ohren in der Redaktion überzeugte, so sehr überzeugte uns die grundsätzliche Klangabstimmung des Sonos Era 300. Die Tonalität folgt dem Sonos Five und auch in der Dynamik und Pegelfestigkeit schlägt sich der Era 300 für seine relativ kompakten Abmessungen sehr gut. Auch ohne plakative 3D-Effekte aus den Höhen-Kanälen ist der neue Sonos einer der One-Box-Lautsprecher mit der plastischsten Räumlichkeit. Und das ist wirklich prima in einem Umfeld, wo man sich trotz der üblichen zwei Kanäle nicht einmal von der Stereo-Abbildung zu viel versprechen sollte.
Die tonale Abstimmung erweist sich auch beim Era 300 wie immer bei Sonos als sehr stimmig ohne Ecken und Kanten, einfach perfekt für alle möglichen Musikarten und sehr gut zum Langzeithören geeignet. Dank dynamischer Loudness-Regelung zur Anhebung von Bässen und Höhen bei niedrigen Abhörlautstärken auch bestens zur Hintergrundbeschallung, etwa über Webradio zu empfehlen.
Wenn einem die Basswiedergabe mit ihrem üppigem Wumms zu dominant erscheint oder wenn Ärger mit lärmempfindlichen Nachbarn droht, dann kann man in den Einstellungen der App dieses Feature deaktivieren. Auf jeden Fall gelang es Sonos beim Era 300 einmal mehr, aus einem wirklich nicht großen, Wohnraumfreundlichen Gehäuse einen Bass zu erzeugen, mit dem sich Bekannte ähnlich beeindrucken lassen wie durch die enorme Beschleunigung eines Tesla. Die Aktiv-Technologie sorgt hier für eine reiche Ausbeute und einen satten Punch bei ordentlicher Präzision.
Testfazit und Alternativen: Sonos Era 300 vs Sonos Five
Einen kompakten WLAN-fähigen Multiroom-Speaker, der Dolby Atmos kann? Gibt es sonst nicht auf dem Markt. Selbst bei deutlich breiteren Soundbars ist der 3D-Sound zuweilen nur virtuell oder nur in Form von Blow-up-Algorithmen erhältlich. Damit ist der Era 300 einzigartig.
Mehr noch: Sonos ist es endlich gelungen, den Kult zu digitalisieren, den sogenannte Audiophile, sprich überwiegend Herren fortgeschrittenen Alters zelebrieren. Also jene, die ihre zwei Dutzend Japan-Pressungen und Master-Recordings aus extrastarkem Vinyl vor jedem Abspielen wienern und ihr Musikprogramm nicht nach der Klasse der Interpretation, sondern nach der Finesse der Aufnahme auswählen. Wir hätten nie gedacht, dergleichen noch mal wie in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts, nur eben digital und drahtlos via WLAN zu erleben. Da sitzt man auf seiner Couch und hört mit „A Higher Power“ einen der langweiligsten Songs, den Coldplay zu bieten hat, nur weil er zum überschaubaren Angebot der in Dolby Atmos verfügbaren Titeln zählt.
Über den Effekt lässt sich wie bei audiophilen Verbindungskabeln aus ebenso hochpreisigem wie hochreinem sauerstofffreiem Kupfer vortrefflich streiten. Aber immerhin ist der neue Sonos Era 300 ein rundum gelungener Multiroom-Lautsprecher mit Smart-Speaker-Funktionalität, mit dem sich gegenüber dem, im normalen Gebrauch kaum besseren Sonos Five sogar noch etwas Geld sparen lässt.
Technische Daten Sonos Era 300
- Preisempfehlung des Herstellers: 500 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 26 x 16 x 18,5 cm
- Gewicht: 4,5 kg
- Besonderheiten: 2-Wege, Virtual Stereo mit Center, diskretes 3D/Dolby Atmos mit Up-firing-Hochtöner, Stereo-Pairing, Bluetooth, WLAN, Bluetooth, Sonos 2 App kompatibel, autarke Trueplay-Raumeinmessung, Alexa-Sprachsteuerung über integrierte Mikrofone eingebaut
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