STEREO GUIDE Testfazit
Wir konnten den neuen Soundbar JBL Bar 1300 mit Dolby-Atmos bereits testen. Er verwöhnt mit vielen Funktionen und basskräftigem Subwoofer. Und die Rear-Speaker lassen sich sogar als mobile Bluetooth-Boxen separat verwenden.
Vorteile
- ein komplettes Heimkino zum moderaten Preis
- 3D-Klang dank Dolby Atmos und diskreter Rear-Lautsprecher
- kraftvoller Subwoofer für Spezial-Effekte voller Wumms
- automatische Raum-Einmessung auf Knopfdruck
- Airplay 2 und Chromecast, 4 HDMI-Anschlüsse einschließlich eARC
Nachteile
- Basswiedergabe könnte etwas mehr Kontur und Präzision vertragen
- Musikwiedergabe im Stimmbereich etwas nüchtern - keine Analog-Eingänge
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.5
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Klang: Bass / Dynamik9.3
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Klang: Räumlichkeit9.4
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Praxis / Connectivity9.6
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Preis/Leistung9.5
Mit dem neuen JBL Bar 1300 wagt sich der vor allem durch Bluetooth-Speaker wie die Boombox 3 bekannte US-Hersteller erstmalig in den Bereich der High-End-Soundbars. Und der setzt sich wirklich von der Konkurrenz ab: Für 1500 Euro Listenpreis erwirbt man nicht nur einen Soundbar mit kanal-diskretem Dolby Atmos. JBL kommt bei seiner Zählung gar auf sagenhafte 11.1.4-Kanäle – also allein vier indirekt strahlenden Immersiven Kanälen. Im Lieferumfang des aus hochwertigem Metall gefertigten JBL-Soundbars sind auch ein drahtloser Subwoofer und zwei batteriebetriebene Rear-Lautsprecher enthalten, die sich im Test auch als separat nutzbare Bluetooth-Boxen bewährten.
Die kann man beim Kinoabend seitlich oder hinter dem Hörplatz ohne Kabel aufzustellen, wo immer es passt. Nach dem Heimkino-Abend können sie dann wieder links und rechts an der Haupt-Soundbar anflanschen und nachladen. Sehr starke Magnete halten sie dort sicher. Allerdings braucht man dann auch stolze 1,37 Meter Platz unter dem Fernseher. Wer einen 65-Zöller sein eigen nennt, sollte aber den flachen Klangbalken locker davor auf der entsprechenden Unterlage platzieren oder darunter an der Wand aufhängen können.
Das kann das flexible Surround-Konzept
Doch nicht nur fürs umhüllende Surround-Erlebnis sind die kleinen Böxchen gut: Sie dienen auch als autarke Bluetooth-Lautsprecher. Sehr praktisch als kleine Musiklösung für Küche, Bad und Terrasse, wo sie auch per USB nachgeladen werden können, ohne an die Soundbar angedockt werden zu müssen. Das verringert den Platzbedarf des Bar 1300 in der Breite gleich mal um fast 40 Zentimeter. Dabei halten sie bis zu 12 Stunden durch, was angesichts der Größe ein sehr ordentlicher Wert ist.
Wohlgemerkt arbeiten beiden seitlichen Rears jeweils als autarkes Bluetooth-System, man hat also zwei davon nebst rudimentärer Steuerung. Oder man schaltet sie zu einem drahtlosen Stereo-System zusammen. Wir sind beeindruckt! Die offenen Enden der noch einen Meter breiten Rest-Soundbar kann man durch magnetisch fixierte Abdeckkappen verschließen.
Lässt man die Rear-Lautsprecher im Heimkinobetrieb mit dem Bar 1300 verbunden, übernehmen sie selbst jeweils die Funktion von zwei Kanälen: Den Surround-Effekten und den immersiven Surround-Effekten. Für erstere ist eine 2-Wege-Kombination aus ovalem Tiefmitteltöner plus Hochtöner verbaut, für die vertikalen Effekte ein runder Breitbänder. Dazu kommt eine rechteckige Passivmembran für tieferen Bass beim autarken Betrieb.
Riesige Lautsprecher-Armada plus 1.170 Watt
Der Hauptteil des Soundbars ist ähnlich bestückt, wobei aber vier diskrete Up-firing-Breitbänder zum Einsatz kommen, die paarweise zusammen sitzen und damit den Richteffekt auf die Decke hin noch einmal verstärken. Nach vorne verteilt die Elektronik die drei wichtigsten Kanäle Links, Center und Rechts auf eine Armada von ovalen „Racetrack“-Treibern plus drei Hochtöner.
Die für die äußeren Signale und die seitlichen Effekte zuständigen Hochtöner sind außen an dem Soundbar relativ stark angewinkelt. Für den Betrieb der stattlichen Treiber-Ansammlung fährt JBL einen Haufen Endstufen auf, deren Leistung sich auf insgesamt 1.170 Watt addiert – ein eindrucksvoller Wert, den der Hersteller hier in den Ring wirft. An diesen Leistungswerten hat der mit einem 10-Zoll-Tieftöner (26 cm Durchmesser) bestückte drahtlose Subwoofer mit 300 Watt einen Löwenanteil.
Streaming- und Anschlussoptionen in Hülle und Fülle
Wer nur über den heimischen Fernseher Signale zuspielt, dürfte in der Regel den HDMI-eARC-Anschluss verwenden. Darüber hinaus bietet der JBL Soundbar 1300 aber noch drei weitere HDMI-Eingänge für 4K-Quellen mit Pass-Through-Funktion für Dolby Vision an. Damit wird sie zur kleinen Schaltzentrale einer Heimkinoinstallation, wenn etwa Blu-ray-Player, Receiver oder ein video-fähiger Server dort andocken.
Weitere Buchsen dienen der Zuspielung per optischem Kabel (für CD-Player oder ältere Fernseher durchaus sinnvoll) oder per LAN-Kabel. Der HDMI-eARC-Eingang hat allerdings vor dem optischen S/PDIF-Toslink Vorrang und verhindert eine Anwahl des letzteren. Man muss also den HDMI-Stecker vorher abziehen, wenn man den Lichtleiter-Eingang verwenden möchte. Sehr praktisch: Als wir dem Bar 1300 Musik über Airplay 2 zuspielten, schaltete er automatisch vom Fernsehton auf diese drahtlose Quelle. bendrein gibt es auf der Rückseite noch einen USB-A-Eingang, an den sich Memory-Sticks zur MP3-Wiedergabe anschließen lassen. Dieser Luxus bleibt aber laut JBL der US-Version des Bar 1300 vorbehalten. In anderen Regionen dient die Buchse lediglich Wartungszwecken, sprich dem Aufspielen von Software-Updates. Analoge Eingänge gibt es dagegen nicht.
Dafür jede Menge Netzwerkprotokolle, die wenig Wünsche offen lassen beim Streamen: Neben Bluetooth versteht der Bar 1300 auch Airplay 2, Google Chromecast und Alexa Multi Room Music (MRM). Egal, ob er per LAN-Kabel angeschlossen oder ins WLAN eingebunden ist.
Hinter Gittern
Die Anzeige, welche Quelle gerade spielt, ist ein wenig hinter dem Gitter verborgen. Die Einrichtung und Steuerung des Bar 1300 gelingt mit der JBL One App ziemlich problemlos. Damit kann man auch auf weitere Musikdienste zugreifen, den Sound per 3-Band-Equalizer personalisieren oder den Subwoofer-Level regeln. Auch eine Lipsync-Funktion zum Ausgleich von Zeitversatz zwischen Bild und Ton steht in der JBL One App bereit.
Der mit einem Countdown eingeleitete Start der automatischen Einmess-Funktion lässt sich ohne App ganz bequem mit der Fernbedienung einleiten. Der JBL Bar 1300 bietet eine vollwertige Kalibrierung, für die er seine eigenen, in die Oberseite des Soundbars eingelassene Mikrofone verwendet. Die Prozedur erfordert, dass man sich an die Hörposition setzt und einige Testsignale durchlaufen lässt. Dabei müssen die drahtlosen Rear-Speaker einmal neben dem Hörplatz auf dem Sofa liegen und einmal an ihrer eigentlichen Position im hinteren Bereich des Hörraums den Einmess-Prozess durchlaufen. Das ist insofern wichtig, als dass die vier immersiven Kanäle natürlich indirekt über eine Deckenreflektion arbeiten und sich damit auf den Raum automatisch anpassen lassen.
So klingt der JBL Soundbar 1300 im Hörtest
Im Hörtest, den wir in Kooperation mit dem Online-Magazin LowBeats im akustisch optimierten Redaktions-Hörraum beim Kollegen Raphael Vogt in Worms durchführten, wurde sofort klar: Mit dem JBL-Set aus Soundbar, drahtlosen Rear-Speakern und Wireless-Subwoofer bekommt man für 1.500 Euro Listenpreis ein vollwertiges kleines Heimkino. Noch mehr als die überzeugende Räumlichkeit, die sich in dieser Stabilität und Plastizität nur mit richtigen Rear-Boxen für die Surround-Kanäle erreichen lässt, stachen schon auf die ersten Sequenzen des in Dolby Atmos produzierten Block-Busters „Top Gun 2: Maverick“ die kräftigen, raumfüllenden Bässe heraus. Wie gut, dass es sowohl einen Nachtmodus mit gebremstem Schaum und auch den bereits erwähnten 3-Band-Equalizer gibt. Diese Urgewalten in den unteren Oktaven wollen gezähmt werden.
Bass bis zum Abwinken
Doch der Widerspenstigen Zähmung ist beim JBL-Soundbar etwas tricky. Die Übung gelingt zwar am bequemsten mit der entsprechenden Bass-Taste auf der Fernbedienung. Doch der Blick auf den 3-Band-Equalizer ergab: Von den fünf via Fernbedienung anwählbaren Stufen liegt die vierte unter der linearen Null-Achse, die fünfte darüber. Wer es ganz perfekt machen möchte, sollte den Equalizer in der JBL One App benutzen.
Doch unabhängig davon, ob wir den Bass auf Stufe vier, fünf oder linear einstellten: Selbst in dem großen und akustisch bedämpften Heimkino-Test-Raum ging es derart vehement und tiefreichend zur Sache, dass es für manche Wohnung im Mehrfamilienhaus womöglich etwas zu viel des Guten werden könnte. Etwas zu viel des Guten dürfte es auch sanfteren Gemütern beim Musikhören über den Bar 1300 werden. Sein Subwoofer packt nämlich nicht nur herzhaft zu, er produziert auch einen eher weichen, voluminös in Szene gesetzten Bass. Wer auf Hip Hop steht und einen Heimkino- respektive Partykeller zum aufdrehen hat, dürfte das sicherlich begrüßen. Wer es mit der Präzision und Ausgewogenheit ganz genau nimmt, dürfte nicht ganz so begeistert sein.
Der JBL Bar 1300 kann Kino
Keine zwei Meinungen gibt es dagegen, wenn es um die Bewertung der Home-Theater-Tauglichkeit des JBL Bar 1300 geht: Da machte ihm in unserer großen Hörtest-Runde mit dem Bluesound Pulse+, Bose Smart Soundbar 600, und dem Nubert nuPro XS 8500 RC zumindest in der Räumlichkeit keiner in dieser illustren Runde etwas vor. Selbst unter den anderen Atmos-Soundbars nicht (wir werden hier die Einzeltests verlinken, sobald sie erschienen sind). Der JBL war der einzige davon, der zumindest ansatzweise mit den integrierten Height-Kanälen ein Gefühl von unten und oben im Raum vermittelte.
Was die Räumlichkeit betrifft, traf es sich gut, dass man über eine Taste auf der Infrarot-Fernbedienung direkt Einfluss auf den Pegel der Rear-Kanäle nehmen kann: „High“. „, „Low“, „Mute“. Über die App gelingt die Anpassung sogar stufenlos.
Wie in einem Action-Film gibt es auch beim JBL einen Gegenspieler, der den Heimkino-Helden in die Schranken verweisen kann. Während Filme wie „Top Gun“ oder „Avatar“ seine Stärken demonstrativ, um nicht zu sagen, monströs zur Schau stellen, ist Musik sein Kryptonit. Das war jener Stoff, der Clark Kent seiner Superkräfte beraubte und den Supermann zum eher unbeholfenen Büroangestellten machte. Diese Kryptonit setzt sich beim JBL Bar 1300 aus von Stimme dominierten Aufnahmen wie von Johnny Cash oder The Style Council zusammen. Hier wirkte der JBL etwas nüchtern und ungelenk, blieb einfach etwas Flair, Stimmvolumen und Wärme schuldig.
Testfazit und Alternativen zum JBL Soundbar
Aus den voran geschilderten Eigenschaften ergibt sich folgendes Fazit aus unserem Test: Wer den Schwerpunkt auf Home Cinema legt und es so richtig krachen lassen möchte bei Spezial-Effekten, der findet zu diesem Preis kaum etwas Besseres als den JBL Bar 1300. Und auch in der immersiven Räumlichkeit, ist gegen den dreidimensionalen Klang des JBL-Soundbars in dieser Klasse eigentlich kein Kraut gewachsen. Damit ist er praktisch der geborene Antagonist zum Pulse+ von Bluesound: Der skandinavische Soundbar hat Musik in den Genen und produziert Stimmen mit einem Schmelz und Flair, wie man es sich von sehr guten HiFi-Boxen wünscht, kommt aber bei Wumms und Räumlichkeit nicht an den JBL heran.
Sonos als Atmos-Alternative
Wer unbedingt einen Atmos-Soundbar möchte, aber den Schwerpunkt auf Musikwiedergabe legt, der findet im Sonos Beam 2 in Verbindung mit dem Sonos Sub Mini eine Alternative, die gerade auch durch ihren trockenen, präzisen Bass überzeugt. Allerdings liefert das Duo keine überzeugenden 3D-Soundeffekte und bringt auch nicht den Boden zum Beben wenn Hollywood seine Special Effects zündet.
Technische Daten JBL Bar 1300
- Preisempfehlung des Herstellers: 1.500 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 137 (mit Anstecklautsprechern, sonst 100) x 6 x 14 cm
- Gewicht: 4,3 kg ohne Rear-Lautsprecher und Subwoofer
- Besonderheiten: HDMI(eARC), abnehmbare Wireless-Rear-Lautsprecher, Subwoofer im Lieferumfang
- Mehr unter: https://de.jbl.com