STEREO GUIDE Testurteil
Hat Nubert da eine Standbox flachgelegt? Die Atmos-Soundbar nuPro XS 8500 RC soll gängige Maßstäbe sprengen. In Stereo gelingt ihr das unter ihresgleichen auf jeden Fall. Für Surround werden weitere Lautsprecher benötigt.
Vorteile
- sehr natürliche Abstimmung
- tiefreichender und präziser Bass durch eingebauten Subwoofer
- Fernbedienung und App
- sehr flexibles Konzept mit HDMI-eARC
Nachteile
- nur Phantom-Center
- für Raumklang weitere Boxen notwendig
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Klang: Neutralität / Transparenz9.6
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Klang: Bass / Dynamik9.8
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Klang: Raumabbildung8.3
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Praxis / Connectivity9.6
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Preis / Leistung9
Die Soundbar Nubert nuPro XS 8500 RC soll gängige Maßstäbe sprengen. Das beginnt schon beim Aufbau. Sie schaut aus, als hätte Nubert eine ausgewachsene Standbox mit dicken, akustisch vorteilhaften Holzwänden flach gelegt. Sozusagen eine 180-Grad-Drehung für den immersiven 360-Grad-Sound im Heimkino mit Dolby Atmos und dts:X. Nubert-Geschäftsführer Martin Bühler bekennt gegenüber STEREO GUIDE: „Wir wollten ein kraftstrotzendes Monster schaffen. Einen Soundbar wie einen großen V8-Motor mit Drehmoment in allen Lagen.“ Das wurde auch erreicht, soviel sei schon verraten. Aber wer maximale Performance nicht nur als Onebox-Stereo-Anlage erwartet, der muss wie beim Muscle Car noch richtig in Tuning-Teile investieren. Warum und in was genau, verrät der Testbericht.
Eine Stereo-Soundbar aus der nuPro-Serie, die eigentlich den (semi-)professionellen Aktivlautsprechern vorbehalten ist? Das Konzept der nuPro XS-8500 RC ist so ungewöhnlich wie spannend. Ein bißchen sieht sie aus wie ein Standlautsprecher, den man aufs Lowboard unter den Fernseher gelegt hat. Preislich spielt sie in einer Klasse, in der andere Hersteller wie JBL mit der Bar 1300, die wir unlängst im Test hatten, Dolby Atmos, Subwoofer- und Rear-Unterstützung bereits im Paket bieten.
Drahtloser System-Ausbau
Nubert bewirbt sie auf der Homepage als „Kabellose Surroundanlage“ und verweist auf die Integration von Dolby Atmos und dts:X Codecs. Im Zusammenspiel mit bestimmten Aktiv-Boxen von Nubert sind 7.1.4-Konfigurationen möglich. Die Bar selbst bleibt akustisch aber einem Stereo-Grundkonzept treu. Wer wirklich in den Genuss von echtem Surroundsound oder immersiver Abbildung kommen will, muss drahtlose Rear- und Deckenlautsprecher zusätzlich erwerben. Bis zu acht Stück nupro-X-Boxen kann die XS-8500 RC ohne Kabel ansteuern. Zur Auswahl stehen Kompaktboxen, Standboxen und neuerdings auch Deckeneinbaulautsprecher. Das Setup spart dann AV-Receiver, die Lautsprecher für die Frontkanäle und einen mittleren Subwoofer ein. Es treibt aber auch die Gesamtkosten für ein solches System in immersive Heimkino-Höhen.
So oder so, man muss ein wenig Platz unter dem TV opfern: Die größte Nubert Bar misst 120 Zentimeter in der Breite und 17 in der Höhe. Und sie drückt mit 29,5 kg Richtung Erdmittelpunkt, was eine Wandmontage ebenso schwierig macht wie das Aufstellen auf wackeligen Regalbrettern. Der Fernseher selbst darf bedenkenlos auf die Bar gestellt werden, die bis zu 100 kg Belastung aushält.
Breite Front, klassisches HiFi-Konzept
Hinter der magnetisch gehaltenen Abdeckung entdeckt man die klassische Hifi-Bestückung: Jeweils links und rechts gibt es eine Anordnung aus einem Gewebe-Hochtöner und zwei Mitteltönern der 12-cm-Klasse. Die Kalotte sitzt dabei leicht nach oben versetzt zwischen den Mitteltönern und soll sehr weit im Frequenzbereich hinabspielen, was einer homogeneren Abbildung und breiterem Sweet-Spot förderlich sein soll. Lautsprecher für eine kanaldiskrete Wiedergabe von Center-, Surround- oder Immersive-Informationen gibt es dagegen nicht.
Dafür verbergen sich im Boden der XXL-Bar zwei erwachsene Basslautsprecher der 20-cm-Klasse. Sie sind mit harten Polypropylenmembranen ausgestattet und spielen im Downfire-Betrieb auf die Fläche, auf der die Bar steht. Das ist einerseits ein Vorteil, weil es relativ definierbare akustische Verhältnisse ergibt, stellt aber erhöhte Anforderungen an die Stabilität des Regales oder Lowboards. Denn die Bar bringt eingebaute Verstärker von 580 Watt Dauerleistung mit, wovon mehr als die Hälfte für die Subwoofer eingesetzt wird. Ein Paar Bassreflexrohre auf der Rückseite helfen im untersten Bereich mit.
Nubert nuPro XS-8500 RC: Konnektivität und Eingänge
Das kleine Anschlussfeld auf der Rückseite zeigt den einzigen HDMI-Anschluss als „HDMI eARC“ an, obwohl die technischen Daten nur von ARC sprechen. Damit ist die Kopplung mit dem Fernseher und das Routing der jeweils wiedergegebenen Soundtracks inklusive Pegelsteuerung über den TV ziemlich einfach. Nur über den HDMI-eARC Eingang versteht die Nubert Bar auch Surroundsignale wie Dolby Atmos und dts:X zu decodieren. Das macht allerdings nur wirklich Sinn, wenn weitere drahtlose Rear- und Immersive-Lautsprecher integriert sind.
Dazu gibt es diverse kabelgebundene Eingänge für den Stereo-Betrieb: Neben zwei optischen Toslink-Buchsen zwei koaxiale S/PDIF sowie ein analoges Cinch-Pärchen. Die Umschaltung zwischen den Quellen erfolgt per mitgelieferter Fernbedienung, die erfreulicherweise direkte Quellentasten hat, oder am frontseitigen Tastenfeld sowie per App.
Zusätzlich steht Bluetooth zur Verfügung mit den Codecs AAC und aptX HD. Auf eine WLAN-Einbindung mit Streamingfunktionen wurde laut Hersteller bewusst verzichtet, um einem Veralten der eingebauten Funktionen vorzubeugen.
Das kann die Nubert X-Remote App
Die Nubert X-Remote App ist für die nuPro XS-8500 RC viel mehr als eben nur eine „Remote“. Die akustische Einmessung mittels Mikrofon des smarten Gerätes etwa benötigt zwingend die App – und zum aktuellen Stand ein Apple-Gerät, da nur hier die Mikrofone hinreichend standardisiert sind. Nubert lässt aber auch die Android-User nicht im Regen stehen und bietet optional ein kompatibles und kalibriertes USB-Mikrofon an.
Startet man die automatische Einmessprozedur, misst die Soundbar mittels ordentlich lauter Testtöne den Frequenzverlauf und berechnet gerade für die tieffrequenten Dröhnfrequenzen Korrekturfilter. Die zeigt sie auch recht feinauflösend auf dem Smartphone-Bildschirm an, was gerade bei einer Optimierung von Raumakustik und Aufstellung sehr hilfreich sein kann. Denn die beste Raumresonanz ist immer noch die, die man durch eine bessere Aufstellung vermeiden kann und gar nicht erst korrigieren muss.
Für die weitere akustische Anpassung gibt es einen grafischen 5-Band-Equalizer und eine Gain-Funktion für die einzelnen Eingänge.
Eine weitere wichtige Einstellung, die in der App ebenso zu definieren ist wie über das Frontdisplay, ist der Surround-Modus. Hier muss sich der Hörer entscheiden, ob er ausschließlich Stereo hören will, oder ob er bei Surround-Quellen den entsprechenden Sound auf die Kanäle verteilt bzw. virtualisiert haben will, die der Bar zugeordnet sind. Bei Stereoquellen erfolgt dann allerdings im Zweifelsfall auch ein Upmix. In der Praxis muss man also je nach Quelle den Modus wechseln.
Single-Hit: So klingt die XL-Bar im Allein-Betrieb
Nubert Sounddecks kennt der Autor schon aus unzähligen Tests, etwa für LowBeats, mit denen wir unsere neuesten Soundbar-Tests auch in Kooperation gehört haben. Sie sind im Vergleich zu den üblichen Plastik-Balken nicht nur robust wie Panzerschränke. Sie waren auch immer klanglich eine Bank. So traf die High-End-Soundbar von Nubert schon auf eine gewisse Erwartungshaltung. Nicht zuletzt, weil sie auch das mit Abstand größte, schwerste und kostspieligste Heimkino-Sound-System verkörpert, das sich bisher beim jungen HiFi-Magazin STEREO GUIDE dem Test stellte.
Nachdem der Kollege Raphael Vogt mit mir das 29,5 Kilo schwere Onebox-Home-Theater unter den Fernseher im Heimkino-Testraum gewuchtet hatte, waren die Erwartungen gleich noch etwas höher. Und sie wurden nicht enttäuscht, auch. Der selbstbewusste Spruch auf dem Transportkarton, „klingt nicht, gibt’s nicht“, ist nicht übertrieben – obwohl ich mir zunächst mal die Ohren zuhalten musste. Das war lediglich eine Folge der sehr lauten Impulstöne während der Einmessung über das Mikrofon meines iPhones. Immerhin steckte der nuPro XS-8500 RC damit in kürzester Zeit seinen Claim ab: Da geht was, keine Frage.
Klanglich auf Linie
Dass Nubert ausgesprochen neutral abgestimmte Lautsprecher am laufenden Band abliefert, dürfte sich auch schon weit außerhalb des Epizentrums in Schwäbisch Gmünd herumgesprochen haben. Insofern keine Überraschung, dass auch die Top-Soundbar des Hauses nicht von dieser Linie abweicht. Doch mal ehrlich: Ein Monster von einer Soundbar, ein V8-Gerät weckt doch bei uns allen vor allem eine Erwartung, nicht wahr? Frei nach Wilhelm Busch (der hoffentlich noch nicht gecancelt wurde) will ich es mal so formulieren: Musik oft als lau wird empfunden, wenn sie nicht mit richtig sattem Bass verbunden. Und was den Spaß am Bass betrifft, gilt das für Heimkino-Betreiber doppelt und dreifach. Die lieben es ganz besonders, auf den Busch zu klopfen.
Beim Nubert nuPro XS-8500 RC kommen beide Anwendergruppen auf ihre Kosten. Der Overkill-High-End-TV-Lautsprecher klingt extrem breitbandig und hat Pegelreserven, um sich auch noch bei den Nachbarn viele Etagen unter oder über dem eigenen Heimkino bemerkbar zu machen. Diese Bemerk-Bar vereint alle Tugenden von Obertonauflösung über Transparenz bis zum tiefreichenden, sehr sauberen, kontrollierten Bass-Fundament sozusagen im Onebox-Konzentrat. Das macht ihre Einordnung in einem Testbericht allerdings nicht unbedingt einfacher. Stellen wir uns mal ganz blöd: Warum kauft man respektive frau gewöhnlich eine Soundbar? Neben Preisvorteilen gegenüber separaten Komponenten und Lautsprechern, lassen sich die zumeist flachen Soundbars und Sounddecks vor beziehungsweise unter dem Flatscreen-TV verstecken.
Die Soundbar für besondere Fälle
Klar trägt der Nubert locker einen 65-Zöller. Aber dezent geht irgendwie anders. Und günstig auch. Okay, das spricht für an der Performance orientierte Anwendungen. Denn der Nubert kann mehr Bass und deutlich mehr Pegel als übliche Soundbars und lässt sogar solche vor allem von der Tiefton-Präzision recht alt aussehen, die mit einem externen Subwoofer daherkommen. Das spricht neben des martialischen Auftritts in Design und Dimensionen für einen Einsatz im abgeschotteten Heimkino-Keller eines Einfamilienhauses. Dort fällt allerdings der Platzvorteil einer Onebox-Lösung weg. Auch der integrierte Subwoofer bietet da keinen Mehrwert. Wer richtig großen Aufwand betreibt, dürfte wohl über kurz oder lang mit einem Single Bass Array oder Double Bass Array liebäugeln. Mit solchen Subwoofer-Gruppierungen an einer (single) oder zwei gegenüberliegenden (double) Wänden, lässt sich der Bass viel besser an den Raum anbinden als mit einer Integrierten Lösung.
Das im Sinn, gibt es an dem Nubert nuPro XS-8500 RC eigentlich nichts zu kritisieren. Die Menschen und ihre Ansprüche sind verschieden. Vielleicht muss ja ein Eigenheimbesitzer seine Heimkino-Pläne nach der Heizwände finanziell und räumlich zusammenkürzen, weil der Speicher für die Wärmepumpe am Budget und der Nutzfläche fürs Kellerkino zehrt? Oder jemand, dem es im Wohnzimmer weniger auf dezente Optik denn auf üppigen Klang ankommt, hält es wie die Amerikaner. Die können ihre V8-Motoren auf den heimischen Highways auch nicht ausfahren. Sie genießen aber sehr wohl das beruhigende Gefühl mit üppigen Leistungsreserven beim relaxten Cruisen.
Kraft-Probe im Hörtest
Das geht zwar auch bestens mit dem nuPro XS-8500 RC. Doch so richtig in seinem Element ist er im oberen „Drehzahlbereich“ – etwa mit Musik wie Yello „The Race“, wo er sein ganzes Repertoire von sattem, trockenen Punch, über exzellente Impulsivität bis zu frischen, allerdings nie scharfen Höhen zum Besten geben kann. Dabei generiert er eine breitere, eher an eine HiFi-Anlage erinnernde Stereo-Basis als etwa die Bose Smart Soundbar 600 oder die JBL Bar 1300. Jedoch kann letzterer nicht nur wegen seiner, auf der Oberseite angeordneten Atmos-Lautsprecher, sondern gerade auch wegen der abnehmbaren drahtlosen Rear-Speakern, ein 360-Grad-Panorama bieten.
Sollte also der Fokus beim Kauf der Soundbar auf Musikwiedergabe im Stereo-Stil liegen, hängt der Nubert die beiden US-Soundbars lässig ab, auch gerade in den sonstigen HiFi-Tugenden wie Neutralität, Stimmwiedergabe und Bass-Präzision. Auch Harfenklänge oder Blasinstrumente im Bereich der ernsten Musik sind der Nubert-Soundbar auf den hölzernen Leib geschneidert. Und auch bei Filmton lange der V8 unter den Soundbars richtig zu. Filme wie „Tage des Donners“ oder die neue Luft-Nummer von Tom Cruise, „Top Gun: Maverick“, entwickelte einen mächtigen Wumms. Und wenn Dialoge flach wirkten, lag es allein am Drehbuch. Allerdings bleibt die Abbildung des Nubert eher zweidimensional wie bei der Bluesound Pulse Soundbar+, die sich ebenfalls sehr gut als Ersatz für die klassische Stereo-Anlage eignet.
Amtliche HiFi-Show bis in den roten Bereich
O-Ton meines geschätzten Tester-Kollegen Vogt: Der Nubert macht eine „richtige HiFi-Show“. Stimmen werden mit einer „Prise Goldstaub“ abgerundet. Kann man so sagen. Giftig wird es nur, wenn man den „V8“ weit in den roten Bereich dreht, dann regelt der DSP-Chip aus Selbstschutz den Bass zurück und der nuPro XS-8500 RC beginnt zu schreien, als wäre dem Motor der Schalldämpfer weggeflogen. Allerdings könnte sich der etwas nüchterne Schwabe allgemein von der Skandinavischen Bluesound Soundbar ein klitzekleines Scheibchen bei der Wärme in der Stimmwiedergabe abschneiden. Aber, das war jetzt auch Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau.
Wer seine High-End-Soundbar tunen möchte, sollte sich schon mal auf einige Ausgaben gefasst machen. So richtig plastisch wird es mit zusätzlichen Wireless-Speakern für ein maximal mögliches 7.1.4-Setup mit Nubert nuPro XS-8500 RC im Mittelpunkt. Den nötigen Dolby-Atmos-fähigen Decoder und die nötige Funktechnik befindet sich auf jeden Fall schon mal an Bord. Klar, dann wird es sehr kompromißlos, allerdings auch vom Preis.
Nubert nuPro XS-8500 RC: Testfazit und Alternativen
Das besondere Konzept der nuPro XS-8500 RC spielt seine Stärke erst aus, wenn man zusätzliche drahtlose Erweiterungskanäle ins Kalkül nimmt. Denn als reine Stereo-Soundbar ohne Erweiterung konkurriert die XL-Bar mit aktiven, HDMI-fähigen Stereoboxen wie der Klipsch The Sevens oder den 2-Wege-Boxen Nubert nuPro SP-200 aus eigenem Hause. Diese beiden Lösungen können zwar in der Bass-Gewalt des Schwäbischen „V8-Hubraum-Monsters“ nicht mithalten. Doch bei dem Preisunterschied sollte gerade bei der SP-200 für das gleiche Geld noch ein fetter Aktiv-Subwoofer locker drin sein. Aber das ist wie der Ausbau des nuPro XS-8500 zum 7.1.4-Ensemble eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen muss ohne Rücksicht auf die Einstufung im Testspiegel, die sich nur auf den Solo-Auftritt der Soundbar im 2-Kanal-Betrieb bezieht.
Technische Daten Nubert nuPro XS-8500 RC
- Preisempfehlung des Herstellers: 1970 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 120 x 17 x 40 cm
- Gewicht: 29,5 kg
- Besonderheiten: HDMI-eARC, Cinch, optischer/koaxialer S/PDIF-Eingang, Bluetooth aptX HD, Sub Out, App-Steuerung, bis zu 8 drahtlose Aktivboxen als Surround-Ergänzungen, Dolby Atmos, DTS:X, PCM bis 24Bit/192 kHz
- Mehr unter:: www.nubert.de
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