STEREO GUIDE Testurteil
Canton Sound L ist Sounddeck und Bluetooth-Lautsprecher in einem. Er kann kein WLAN-Streaming, klang im Test aber druckvoll und erwachsen.
Vorteile
- ausgewogene Klangabstimmung
- sattes, sauberes Bassfundament
- Fernbedienung und OSD
- 4 HDMI-Anschlüsse, einer davon mit ARC
Nachteile
- nicht für große Räume und hohe Lautstärken geignet
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz9
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Klang: Bass / Dynamik8.6
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Klang: Räumlichkeit8.2
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Praxis / Connectivity9.4
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Preis / Leistung9.6
Cantons Multiroom-System namens „Smart“ unterscheidet sich grundsätzlich vom Angebot anderer Hersteller. Ein starker Fokus der Systemfamilie liegt auf der Integration von TV-Ton und Surround. Das Canton Sound L macht das als nur 7 Zentimeter flaches Sounddeck exemplarisch klar. Neben einem All-In-One-System mit Bluetooth-Streaming stellt es für 670 Euro und mit virtuellem Surround einen stressfreien Kompromiss zwischen Soundbar und All-In-One-Musiksystem dar.
Ein Subwoofer ist trotz der kompakten Maße eingebaut. Das System kann aber auch kabellos durch einen größeren Tieftonerzeuger aus der Canton Smart Sub Serie ergänzt werden. Ebenso sind Rear-Lautsprecher aus der Smart-Serie zur Erweiterung auf echten Surround-Sound drahtlos ansteuerbar. Hier bieten sich kleine Modelle wie die Canton Smart Soundbox 3 an. Einen eingebauten Streamer wie in anderen Boxen der Canton Smart Reihe findet sich im Sound L jedoch nicht, weshalb man auch auf Airplay, Chromecast und Co. verzichten muss. Man kann die Streaming-Dienste aber über Smartphone oder Tablet via Bluetooth nutzen. In Verbindung mit einem Smart Connect 5.1 könnte man den Sound L als aktiven Center-Speaker verwenden, falls man sich zu einem Systemausbau entschließt.
Das Konzept: 2.1 in einer Box plus Surround optional
Im Inneren der sehr flachen Sounddeck-Box stecken im Prinzip drei getrennte Einheiten: Zwei 2-Wege-Mittel-Hochton-Sektionen mit je 5 cm kleinen Mitteltöner und 1,9-cm Hochtonkalotten in den Seiten für Stereo- und virtuellen Surround-Sound. Dazu kommen noch vier, mit 10 cm Durchmesser immer noch kompakte Flachmembranen aus Faserverbundwerkstoff, die nach unten abstrahlend für Tiefton sorgen sollen. Unterstützung leisten Bassreflexkanäle zur Rückseite des MDF-Gehäuses, auf dessen Oberseite eine Glasplatte für eine gewisse Eleganz sorgt.
Die Frequenzweichenfunktion erfolgt im 3-Wege-Prinzip durch einen digitalen Signalprozessor vollaktiv. Dieser übernimmt auch die Klangregelung via Fernbedienung. Bei wandnaher Plazierung kann eine Zähmung des Basses schnell notwendig werden, weshalb Ortsentzerrungen für verschiedene Plazierungen im System voreingestellt sind. Fünf Endstufenkanäle treiben die acht Chassis, wobei sich Canton über die genauen Leistungsangaben in Schweigen hüllt. Die Systemleistung beträgt aber laut Hersteller stolze 300 Watt.
Zuspielmöglichkeiten: Bluetooth plus HDMI
Das kleine Canton All-In-one-System bietet eine ganze Reihe von Zuspielmöglichkeiten sowohl drahtlos wie auch kabelgebunden. Drei HDMI-Eingänge, die sowohl 4K als auch 3D durchschleifen können, nehmen digitale Signale von Quellen wie Blu-ray-Player, Laptop oder Receiver entgegen. Ein HDMI (ARC) bietet sich für den Anschluss an den Fernseher an. Zusätzlich gibt es einen koaxialen und optischen Digitaleingang, ein Pärchen Analog-Cinch-Buchsen sowie einen Subwoofer-Ausgang, falls man ein zusätzliches Bassmodul über Kabel anschließen möchte.
Bluetooth (5.0) dürfte die einfachste Zuspielmöglichkeit darstellen und erlaubt die Verbindung mit zwei Smartphones gleichzeitig. AptX sorgt für eine entsprechend qualitativ hochwertige Signalübertragung.
Als Musikzentrale eingesetzt, kann das Canton Sound L drei Wireless-Boxen aus dem Portfolio der Canton Smart Reihe ansteuern und Signale entsprechend aufbereiten. Das werden idealerweise zwei Rear-Lautsprecher sowie ein drahtloser Subwoofer sein. Über die HDMI- und Digitaleingänge können Surroundsignale in DTS und Dolby-Digital auch kanaldiskret verarbeitet werden, hochauflösende Surroundformate sind jedoch nicht vorgesehen.
Alles Sinnvolle an Bord
Dank Fernbedienung und On-Screen-Display (OSD) gelingt das Setup relativ einfach. Allerdings erfordert die Aufstellung des Sounddecks, das gewöhnlich unterm Flatscreen-Fernseher platziert wird, ein Mindestmaß an handwerklichem Einsatz und einen Schraubenzieher. Die Hessen haben nämlich als Transportsicherung eine Latte auf der Unterseite festgeschraubt. Das kommt auch für Tester etwas überraschend. Zwar haben die eifrigen Konstrukteure eine auffällige Warnung in grellem Orange angebracht. „Achtung: Transportsicherung entfernen!“ Dumm nur, dass man das Sounddeck erst umdreht, nachdem man sich über den schiefen Stand gewundert hat.
Während diese findige Idee bei mir eher Schmunzeln auslöste und schnell ein für alle Mal abgehakt war, konnte ich mich mit einer anderen Eigenheit während der ersten Teststunden beim besten Willen nicht anfreunden: Beim Tastenkreuz der an sich übersichtlichen Fernbedienung übernehmen die senkrechten Drücker die Quellenumschaltung, während die waagerechten die Lautstärke regeln. Nach meinem Logikverständnis wechselte ich aus versehen immer die Quelle, wenn ich die Lautstärke rauf oder runter drehen wollte. Das finde ich einfach nicht intuitiv, umgekehrt fände ich es logischer.
Simples, stimmiges Bedienkonzept
Abgesehen von solchen Kleinigkeiten gibt es am Konzept und der Umsetzung des Canton Sound L nichts auszusetzen. Während man zwischen den HDMI-Anschlüssen und den analogen oder digitalen Eingängen über die Pfeil-Tasten wechselt, lässt sich das Bluetooth-Pairing über eine eigene Taste aktivieren.
Zur Rückmeldung der Fernsteuer-Befehle hat Canton hinterm Frontgitter ein dreistelliges Display eingebaut, das sich nach einigen Sekunden wieder abschaltet. Das zahlt sich gerade beim Musikhören über das Sounddeck aus, wenn der Fernseher nicht läuft und man daher kein OSD sehen kann. Mit einer eigenen Play-Mode-Taste kann man zwischen drei Sound-Presets „Movie“, „Music“ und „Stereo“ wählen. Wenn zwei drahtlose Rear-Speaker der Smart-Serie mit dem Soundeeck verbunden sind, stehen auch noch „Discrete“ (ohne Virtual-Surround-Downmix) und der Party-Modus zur Verfügung. Damit wollen wir auch gleich zum Hörtest übergehen.
So klingt das Canton Smart Sound L
Wenig verwunderlich, dass der „Movie“-Modus mit seiner virtuellen Surround-Räumlichkeit die beste Wahl für Mehrkanal-Filme in DTS oder Dolby Digital ist. Zwar gelingt es dem Virtual-Surround-Algorithmus nicht, die Abbildung so stabil bis zum oder sogar hinter dem Sitzplatz zu erweitern, wie man es von diskreten Surround-Kanälen kennt. Doch die Wiedergabe löst sich verblüffend plastisch von der Mattscheibe und umhüllt die Zuhörer, sofern sie möglichst mittig vor dem auf dem Sound L positionierten Bildschirm sitzen. Und die Basisbreite der imaginären Hörbühne wird spürbar erweitert.
Als Aufwertung für die in der Regel auch klanglich sehr flachen Flatscreens macht der Canton Soundbar einen richtig guten Job. Das beschränkt sich nicht auf die für ein reines Front-Lautsprecher-System sehr gelungene Surround-Atmosphäre. Auch gerade im Bass bietet der Sound L deutlich mehr Nachdruck und Tiefgang als jeder TV und die meisten optisch unauffälligen Soundlösungen. Wer kein richtiges Heimkino im Keller beschallen will, bekommt bei Explosionen, Hubschraubern oder bollernden V8-Motoren ein zünftiges Spektakel geboten. Mehr Wumms dürfte in den meisten Wohnzimmern ohnehin nicht erwünscht sein – speziell zu nächtlicher Stunde im Mehrfamilienhaus. Woran man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit erfreuen kann, das sind die natürlichen Stimmen und die daraus resultierende Dialogverständlichkeit.
Wer mit seinem Sounddeck Musik hören möchte, der sollte in den „Music“-Modus wechseln. Sonst klingt es etwas diffus und unruhig von der Bühnenabbildung her. Außerdem fehlt den Bässen dann etwas Kick. Doch wer es Ernst meint mit Musikhören, der sollte für 2-Kanal-Aufnahmen ohne Frage den puristischen Stereo-Modus wählen. Zwar gibt es dann nicht so eine breite Klangbühne, aber die Impulspräzision ist so einfach am Besten und Bässe besitzen dann noch mehr Punch. In Verbindung mit der Neutralität im Stimmbereich und den wohldosierten, sehr ordentlich aufgelösten Höhen erweist sich Cantons Sound L auch als preiswerte, kompakte Alternative zu einer konventionellen Stereo-Anlage.
Test-Fazit und Alternativen zur Canton Sound L
All-in-One-Systeme mit Bluetooth und vollwertiger HDMI-Ausstattung sind rar am Markt. Entsprechend wenig Konkurrenz hat das Canton Sound L bei anderen Herstellern, wenn es um den Anschluss an den TV geht. Hausintern sieht das anders aus, denn die Canton Smart Soundbar 9 bietet bei einem ähnlichen Einsatzzweck und nur geringfügig höherem Preis die volle Ausstattung mit drahtlosem Streaming und HDMI-Signalverarbeitung. Was ihr fehlt, sind die vier ordentlich dimensionierten Subwoofer-Chassis. Wer aber ohnehin einen externen Sub einplant, fährt mit der Canton Soundbar 9 vermutlich besser als mit dem Sound L.
Was den System-Ausbau betrifft, kann man wie eingangs erwähnt, das Sounddeck durch drahtlose Rear-Speaker und Subwoofer zum vollwertigen 4.1-System ausbauen. Als reines Musiksystem ohne HDMI-Anschluss ist der Bowers & Wilkins Zeppelin ein schwer zu schlagender und zudem auch streamender Konkurrent.
Technische Daten Canton Sound L
- Preisempfehlung des Herstellers: 670 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 90 x 7 x 33 cm
- Gewicht: 11 kg
- Besonderheiten: 3-Wege, Virtual Surround, HDMI-Eingänge, drahtlose Rear/Sub-Kanäle koppelbar
- Mehr unter www.canton.de