STEREO GUIDE Testurteil
Die Canton Smart Soundbox 3 Gen 2 bietet drahtloses Streaming mit WLAN (AirPlay & Chromecast), Bluetooth und vollen HiFi-Klang.
Vorteile
- ausgewogener, gut aufgelöster Klang
- erstaunlich kräftiger Bass
- sehr vielseitig bei Streaming und Zuspielung
- hervorragende Einbindung in Surround-Setups
Nachteile
- bei gehobenen Lautstärken nicht mehr so klar
- für Raumabbildung benötigt man 2 Stück
-
Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.8
-
Klang: Bass/Dynamik7.2
-
Praxis / Connectivity9.8
-
Preis / Leistung8.8
Als jemand, der auf eine stürmische Motorradzeit zurückblickt, verbindet man mit dem Taunusgebirge enge Straßen voller aufregender Kurven. Preußen oder Bayern mögen vielleicht zuerst an Apfelwein („Äppler“) denken. Doch nur HiFi-Kenner wissen, dass hoch über der Skyline von Frankfurt am Main seit über 50 Jahren formidable Lautsprecher entstehen. Unzählige Testsieger stammen aus dem Hessischen Mittelgebirge – aus Niederlauken, um genau zu sein. Mit der Smart Soundbox 3 Gen 2 kam die kleinste WLAN- und Bluetooth-Box vom Land ins „Länd“ nach Stuttgart, um sich dem Test für STEREO GUIDE zu stellen.
Cantons Multiroom-Portfolio namens „Smart“ unterscheidet sich grundsätzlich von dem, anderer Hersteller wie Sonos. So liegt der Fokus mehr auf drahtlosem Surround mit vielen Kanälen und vollwertigen Hifi-Aktivboxen denn auf wohnraumfreundliche Mini-Lösungen. Der einzige klassische Multiroom-Zonenspeaker, der entfernt an die Konkurrenz erinnert, ist die Smart Soundbox 3 Gen 2, die uns in der neuesten Generation mit Chromecast und Airplay 2 vorliegt. Eine eigene Streaming-App hat Canton angekündigt, einen Test reichen wir nach.
Insofern bewegt sich der hessische Hersteller ein ganzes Stück auf die Konventionen des Marktes zu. Mit 390 Euro ist der smarte Streaming-Lautsprecher nicht der billigste seiner Art, sondern konkurriert eher mit einem Bluesound Flex 2i. Mit der zweiten Generation der Soundbox, die 2021 eingeführt wurde, sind mittlerweile auch Chromecast, Airplay 2, Spotify Connect und das Streaming-Protokoll der neuen Canton-App mit an Bord.
Das Konzept: Mono, Stereo, 2.1 oder 12.2?
Entsprechend vielseitig sind auch die Einsatzmöglichkeiten der Smart Soundbox 3: Vom Mono-Zonen_lautsprecher in Nebenräumen über ein stressfreies Standalone-Stereo-Setup mit Bluetooth-, /Airplay- sowie Spotify-Zuspielung bis hin zu quasi unbegrenzten Surround-Setups reichen die Möglichkeiten. So lässt sich die kleine Soundbox 3 als Rear-Lautsprecher mit den smarten Soundbars der Serie drahtlos kombinieren. Man kann sie aber auch im Rahmen eines größeren, bis zu 14 Lautsprecher-Kanäle umfassenden Setups mit weiteren Canton-Boxen kombinieren.
Das Kanal- und Frequenz-Management wird dabei vom eingebauten DSP-Chip automatisch übernommen, etwa entlastet dieser die kleine Box von tiefen Frequenzen, sobald sie mit einem Subwoofer oder einer entsprechend ausgerüsteten Soundbar drahtlos gepaart sind.
Klassische HiFi-Technik miniaturisiert
Im Inneren der säulenförmigen Quader mit umlaufendem Lochgitter steckt eine klassische 2-Wege-Anordnung: Ein Alu-Tiefmitteltöner von 9,5 Zentimetern und eine kleine Gewebekalotte von 1,9 Zentimetern für den Hochton. Die eher kompakten Maße garantieren eine wohnraumfreundlich breite Schallabstrahlung. Im Tiefton helfen zwei ovale, seitlich angeordete Passivmembranen, die die Funktion eines Bassreflexrohres übernehmen, aber entsprechend weniger Volumen benötigen als ein Rohr.
Die Frequenztrennung erfolgt durch einen digitalen Signal-Prozessor vollaktiv. Dieser übernimmt auch die Funktionen einer Hochpass-Weiche (im Subwoofer-Betrieb) und dem Equalizer (über App respektive Fernbedienung). Jeweils eine eigene Class-D-Endstufe treibt Tieftöner und Hochtöner – wobei sich Canton über die genauen Leistungsangaben in Schweigen hüllt. Da die Systemleistung pro Soundbox aber mit 120 Watt angegeben wird, kann man wohl davon ausgehen, dass eher das verfügbare Volumen in der Box als die Verstärkerleistung die dynamische Grenze bedingen.
Zuspielmöglichkeiten mit und ohne Vorverstärker
Die kleine Canton bietet eine ganze Reihe von Zuspielmöglichkeiten, die teils mit, teils ohne Einbindung in das örtliche WLAN oder LAN funktionieren. Ohne weitere Netzwerk-Einbindung kann man per Bluetooth 4.0 oder 3,5-mm Analogeingang Musik zuspielen. Wichtig zu wissen: Auch ohne Einbindung ins WLAN funktionieren Modi wie das Stereo-Pairing und der 2.1-Betrieb mit drahtlosem Smart Subwoofer.
Die weite Welt der Streaming-Möglichkeiten öffnet sich aber erst mit der Einbindung ins WLAN oder dem Anschluss eines Ethernetkabels. Neben den verbreiteten Standards Apple Airplay 2 und Spotify Connect ist auch Google Chromecast mit an Bord. Das ermöglicht ein Multiroom-Streaming mit digitalen Quellen höherer Auflösung, und eine vom initialen smarten Device unabhängiges Routing der Daten an den Lautsprecher.
Die erstaunlichste Besonderheit des Canton Smart Systems besteht aber in der drahtlosen Kombinationsmöglichkeit mit den anderen Komponenten des Systems. So kann man die Smart Soundbox 3 mit einer Smart Soundbar beziehungsweise einem Sounddeck oder einem entsprechenden Vorverstärker von Canton verbinden. Die Smart Soundbox 3 S2 übernimmt dann im Surround-Setup den ihnen zugewiesenen Kanal. Das ist besonders reizvoll mit den Modellen, die Dolby Atmos und dts-HD eingebaut haben. Denn dafür ist die kleinste Canton als Zusatzlautsprecher ohne aufwändige Signalverkabelung quasi prädestiniert.
Bedienung in leicht oder komplex
Wer direkt loslegen will, kann mit den eingelassenen Tasten auf der Box bereits Lautstärke, Quellenwahl und Bluetooth-Pairing steuern. Zusätzlich gibt es drei Preset-Tasten. Hier lassen sich entweder Spotify-Playlisten hinterlegen, oder eine der zuvor gespeicherten Equalizer-Presets anwählen. Tiefergreifende Einstellungen sind auch möglich über die sogenannte Menu-Funktion, allerdings findet man diese wirklich nur mit aufgeschlagener Anleitung.
Wer komplett auf WLAN-basiertes Streaming und Smartphone-Steuerung verzichten will, kann optional eine Fernbedienung ordern. Gegenüber den acht Tasten auf der Box, die die wichtigsten Konnektivitäts- und Steuerungsfunktionen übernehmen, bietet sie allerdings auch keine gigantische Erweiterung des Funktionsumfangs. Dafür eine Cursor-Steuerung, die das Hangeln durch die recht detaillierten Menus erst erträglich macht.
In beiden Fällen erfolgt das Feedback über eine verborgene kleine blaue Leucht-Anzeige hinter dem Gitter, die Lautstärke, Eingangsquelle und weitere Funktionen per 3-Buchstaben-Code dem Hörer übermittelt. Canton verzichtete auf eine eingebaute Sprachsteuerung. Die Smart Soundbox 3 besitzt auch gar keine Mikrofone.
App-ler-Tasting: Die neue Canton Smart App im Test
Auch wenn es sich noch um einen sogenannten „Testflight“ mit der Beta-Version der lange erwarteten Canton Smart App handelte, ließ die mit sinnvollen Features vollgepackte Software eine bemerkenswerte Reife erkennen. Sie lief stabil ohne Abstürze und reagierte schnell auf Befehle. Die Einrichtung des Lautsprechers setzt neben der Canton App auch die Google Home App voraus – ganz gleich, ob man ein iPhone oder ein Android-Smartphone verwendet. Mit ihr kann man Hörzonen anlegen (üblicherweise bestimmte Räume) und darin Lautsprecher gruppieren. Danach bedient man die Canton Smart Soundbox 3 Generation 2 über die eigene, maßgeschneiderte iOS- oder Android-App.
Die grafische Umsetzung gelang dem Team von Chefentwickler Frank Göbl erstaunlich routiniert. Immerhin nahm der mittelständische Hersteller die langwierige Entwicklung mit ihren Zertifizierungen von Global Playern wie Apple und Google auf sich. Das Ergebnis braucht sich hinter der internationalen Konkurrenz nicht einmal von der Stabilität im Beta-Stadium zu verstecken. Canton rief die Nutzer der Marke auf, an diesem öffentlichen Beta-Test teilzunehmen. So lassen sich mit der App nicht nur die von uns getesteten Canton Smart Soundboxen 3 der 2. Generation ansteuern. Die Canton Smart App befehligt auch die Soundbars der Smart-Serie wie den Smart Soundbar 10 und den Smart Amp.
Jede Menge Funktionen
Highlights sind neben der Verknüpfung mit Streaming-Diensten wie Spotify, Amazon Music oder Tidal etwa der 3-Band-Equalizer, die Möglichkeit, seine individuellen Klangeinstellungen zu speichern oder auch ein integriertes Webradio mit nützlichen Filtern. So kann man etwa die örtlichen und regionalen Sender auf der ganzen Welt direkt anpeilen. Während der Airplay-Wiedergabe vom iPhone konnten wir in unserem Beta-Test in die Canton Smart App wechseln und dort sehr bequem die Wiedergabe innerhalb der Playlist steuern. Wer tiefer in die System-Einstellungen eintauchen möchte, kann sogar die Sendeleistung der WLAN-Verbindung oder das Standby-Verhalten regeln. Wir sind nach einigen Wochen mit der App ganz sicher, dass sie nicht nur bei Käufern und Besitzern der Smart Soundbox 3 S2 einschlagen dürfte. Sie ist eine Bereicherung für die gesamte Smart-Serie.
So klingt die Canton Smart Soundbox 3 Gen 2
Die kleine Canton überraschte im Hörtest mit klassischen HiFi-Qualitäten. Sie bot natürliche Klangfarben, eine gute Feinzeichnung und eine überzeugende Feindynamik. Anders ausgedrückt: Sie pflegte den neutralen, stimmigen Canton-Klang der Göbl-Ära wie wir ihn im Kern von den größeren und kostspieligeren Serien des Hessischen Herstellers kennen. Am meisten überraschte aber angesichts des winzigen Gehäuses der Bass, der als druckvoll, satt und ordentlich tief beschrieben werden kann. Er hatte vielleicht nicht den Schub einer größeren Aktivbox, wohl aber genug Autorität, um auch ohne Subwoofer bassreiche Musik zu hören.
Eine Smart Soundbox 3 allein war naturgemäß nicht in der Lage, ein hifi-taugliches Raumbild zu erzeugen. Sie verriet allerdings auch nicht störend, dass es nur ein Mono-Speaker ist. Das Klangbild löste sich recht ordentlich vom Gehäuse des kleinen Wireless-Lautsprechers. Richtig räumlich wurde die Wiedergabe aber nur mit einer zweiten Box, dafür dann gleich auf dem Niveau einer kleinen Stereo-Anlage. Das gilt sowohl für die Fokussierung der Abbildung als auch für die größe der imaginären Hörbühne.
Bis in mittlere Lautstärken blieben Dynamik und Impulswiedergabe sehr gut. Drehte man sehr laut, erschien das Klangbild aber etwas gepresst und verlor seine vormals beeindruckende Sauberkeit und Souveränität. Was man auch bedenken sollte: Auf ihren optional von Canton angebotenen Stativen sieht die Soundbox 3 zwar prima aus. Doch bei freier Aufstellung fehlt es dem Bass bei allen Tricks, die nur mit DSP-gesteuerten Aktivboxen möglich sind, dann doch etwas an Substanz und Volumen. Diesen Umstand kann die kleine Bluetooth-Box im Regal mit einer Wand im Rücken aber gut überspielen.
Alternativen zur Smart Soundbox 3 Gen 2
Die Wahl eines Multiroom-Systems erfolgt in seltenen Fällen allein aufgrund der Sound-Qualität. Wer die zahlreichen Vorteile der Canton-Smart-Welt nutzen will oder bereits ein entsprechendes Surround-Set/Soundbar hat, hat im wahrsten Sinne des Wortes keine Alternative zur Smart Soundbox 3 Gen, denn die anderen kompatiblen Modelle sind deutlich größer und teurer.
Wer bei der Zuspielung flexibel ist, könnte einen Vergleich mit anderen WLAN-Zonen-Speakern wie Denon Home 150 oder Sonos Era 100 anstellen. Sie sind zwar fast alle preiswerter, bleiben aber auch in punkto HiFi-Qualitäten und Flexibilität hinter dem Canton zurück. Angesichts des Mega-Boosts auf ihre alten Tage durch die schon in unserem Beta-Test sehr ausgereifte, leistungsfähige Smart App dürfte man bei den Mitbewerbern in Japan und USA den alten Gassenhauer der Rodgau Monotones anstimmen: „Erbamen! Zu spät, die Hesse komme!“
Canton Smart Soundbox 3 der 2. Generation: Technische Daten
- Preisempfehlung des Herstellers: 390 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 12 x 21 x 12 cm
- Gewicht: 2 kg
- Besonderheiten: 2-Wege, Bluetooth, AirPlay 2, Chromecast, WLAN, Stereo- bzw. 2.1-Pairing, Mehrkanal-tauglich
- Mehr unter www.canton. de