STEREO GUIDE Testurteil
Der tragbare Bluetooth-Lautsprecher Marshall Stockwell 2 bringt Retro-Feeling, Funktionalität und feinen Klang, aber auch wenig Bass.
Vorteile
- gut aufgelöster, feiner Klang
- ordentliche Raumdarstellung
- lange Akkulaufzeit
- ertaunliche Dynamik und Pegel
Nachteile
- etwas schlanke Tonalität
- wenig Bass ohne rechten Tieftondruck
- Lautstärkeregelung nicht bluetooth-synchronisiert
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Klang: Natürlichkeit7.4
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Klang: Bass / Dynamik6.6
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Praxis / Connectivity8.4
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Preis / Leistung8.2
Das Design der Marshall Gitarrenverstärker ist seit Jahrzehnten Kult. Und selten gelang es Retro-Produkten eines Herstellers so glaubwürdig, Look und Haptik in einen anderen Anwendungsbereich wie den Bluetooth-Boxen zu bringen. Das gilt besonders für den Marshall Stockwell II, der auch aufgrund seiner Form und des stilechten Metallgitters von vorne wie ein verkleinertes Modell eines Gitarren-Amps aussieht. Ob auch Gemeinsamkeiten im Klang existieren, klären wir in diesem Test.
Das akkubetriebene System bringt für den Mobileinsatz einige echte Vorteile gegenüber der Konkurrenz: So macht nicht nur die Gehäuseverkleidung und der übergroße Trageriemen einen stabilen Eindruck. Auch die Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden und die erfreulich flache Gehäusetiefe von nur 7 Zentimetern rufen geradezu nach Outdoor-Einsatz. Nur mit Wasser sollte man vorsichtig sein, denn die Schutzklasse IPX4 verzeiht höchstens Spritzwasser.
Praktisch und vielfältig
Der Eindruck, ein wirklich durchdachtes Produkt vor sich zu haben, bestätigt sich beim Blick auf Bedien- und Anschlussfeld: Drei klassische Drehregler zum Einschalten, für Lautstärke und Bass/Höhendosierung finden sich oben, dazu eine detaillierte Akkuladeanzeige und ein Bluetooth-Pairing-Taster. Musik findet ihren Weg per Bluetooth 5.0 in den Marshall, alternativ steht ein analoger 3,5-mm-Klinkeneingang zur Verfügung.
Die Funktionen sind auf das Sinnvolle beschränkt, bieten aber auch eine Multi-Host-Funktion, die zwei Smartphones dauerhaft verbunden halten kann. Gewöhnungsbedürftig dagegen ist die Lautstärkeregelung, die nicht mit der Bluetooth-Quelle synchronisiert ist. Wer also den Drehregler voll genießen will, muss am Smartphone den Ausgangspegel erst voll aufdrehen.
Klappt virtuelles Stereo aus dem kleinen Marshall Stockwell II?
Trotz der schmalen Maße verspricht Marshall ein vollwertiges Stereosystem in einem Stockwell II. Und tatsächlich sind unter dem klassischen Gitter zwei Hochtöner verbaut. Die sitzen allerdings so nah beinander, dass Marshall eine virtuelle Basisverbreiterung, in der Beschreibung „True Stereophonic“ genannt, elektronisch vornimmt.
Das setzt natürlich voraus, dass die Hochtöner jeweils einen eigenen Verstärker haben, und mit zwei mal 5 Watt sind die wirklich ordentlich bestückt. Weitere 10 Watt entfallen auf den einzelnen, zentralen Tiefmitteltöner, so dass die vollaktive Ansteuerung hier mit wirklich Leistung erfolgt. Für die Bassverstärkung setzt Marshall auf ein klassisches Reflexrohr statt auf eine zusätzliche Passivmembran.
So klingt der flache Marshall Turm
Der flache Stockwell II überzeugte uns im Test mit seiner dynamischen Spielweise, die vor allem auf einer feinen und perlenden Hochtonauflösung basierte. Die Raumabbildung war eher diffus, aber überzeugender als aus anderen sehr kompakten Virtual-Stereo-Systemen. In Mitten und Höhen konnte er durchaus kraftvoll musizieren und spielte bei Bedarf auch ordentlich laut. Stimmen allerdings fehlte es zuweilen an Grundtonvolumen, gerade im Freien zeigte der Stockwell II einen Hang zu eher schlankem Klang.
Das gilt auch für den Tiefton, der zwar den Eindruck einer schnellen und anspringenden Wiedergabe unterstützte, aber durchweg zu schlank klang. Eine echte Bassbalance kam auch dann nicht auf, wenn man den Bassregler auf Anschlag rechts drehte.
Deutlich besser klang der Stockwell II in unserem Test, wenn er in (nicht zu großen) Räumen auf einem Tisch oder Regal positioniert wurde. Gerade mit Unterstützung einer nahen Rückwand oder Ecke gewann er an Volumen und Bassstatur. Auch das Konzept des virtuellen Stereobildes ging mit Raumunterstützung deutlich besser auf.
Test-Fazit und Alternativen zum Marshall Stockwell II
Wer einen Marshall kauft, schätzt oft die sehr gut gemachte Optik, insofern findet man dafür nur schwerlich Alternativen. Ähnlich aufgestellt mit einem ebenfalls liebevoll gemachten Retro-Design ist der Klipsch Heritage Groove. Er spielt bassstärker und dynamischer, muss aber bei Höhenauflösung, Raumabbildung und Akkulaufzeit klar hinter dem Marshall zurückstecken. Unterm Strich ein klares Patt, wobei der Klipsch Outdoor besser klingt und der Marshall Indoor seine Stärken ausspielt. Die Verbindung aus stilvollem Retro-Design und klassenbezogen vollwertigem Klang wollen wir auch noch erwähnen: Der Teufel Motiv Go bietet eine fast unschlagbare Balance, ist allerdings auch verhältnismäßig teurer und optisch unauffälliger als der Marshall.
Technische Daten Marshall Stockwell 2
- Preisempfehlung des Herstellers: 169 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 16 x 18 x 7 cm
- Gewicht: 1,38 kg
- Akkulaufzeit bis zu 20 Stunden
- Besonderheiten: Spitzwasserschutz nach IPX4, Analog-Eingang, Differenzstereo, Drehregler für Klang
- Mehr unter: www.marshallheadphones.com