Nicht jeder, der gern klassische Musik oder akustischen Jazz hört, will dafür gleich eine große Stereoanlage kaufen. Bluetooth-Onebox-Systeme, von denen wir schon etliche Modelle im Test hatten, versprechen kompletten Klang aus einer kleinen Box. Oft sind sie aber auf andere Musikrichtungen hin abgestimmt: bummsige Bässe, wenig Raum und manchmal übertriebene Höhen. Das überzeugt vielleicht bei Hip Hop, nicht aber bei Orchester, Bigband und Chor. Bei den besten Bluetooth-Boxen für Klassik und Jazz zählen andere Tugenden.
Auf welche technischen Eigenschaften es bei einem Bluetooth-Lautsprecher für Klassik und andere akustisch aufgenommene Musik wirklich ankommt, klären wir im folgenden Ratgeber. Im Anschluss nennen wir die aus unserer Sicht besten Bluetooth-Boxen, wir wir bereits im Test hatten. Die Empfehlungen gelten dabei nicht nur für Klassik, sondern ebenso für Jazz, Bigband, Acapella-Aufnahmen, Worldmusic und andere akustisch aufgenommene Musikrichtungen.
Testüberblick: Finden Sie den besten Bluetooth-Speaker für Klassik und Jazz
Direkt zu Ihrer besten Klassik-Box mit Bluetooth
- Darauf sollte man beim Kauf eines Bluetooth-Lautsprechers für Klassik achten
- Die besten Bluetooth-One-Box-Lautsprecher für Klassik, Orchester, Big Band und Co. im Detail
- Kompakte Edeldose: Bang & Olufsen Beosound Explore
- Weiter Sound und etwas Stilbruch: Marshall Emberton II
- Der edle Flachmann mit viel Raumklang: Teufel Motiv Go
- Mit Akku, Display und Radio-Tuner: Nubert NuGo! One
- Großer Klang mit hoher Spielfreude: Marshall Acton III
- Der audiophilste One-Box-Speaker: Bowers & Wilkins Zeppelin Gen 4
- Bang & Olufsen Beosound A1 2nd Gen in Mono oder Stereo
Darauf sollte man beim Kauf eines Bluetooth-Lautsprechers für Klassik achten
Tipp 1: Einsatzbereich überdenken
Wer klassische Musik oder andere akustisch aufgenommene genießt, tut das nur in seltensten Fällen am Stand oder im Schwimmbad. Die für einen mobilen Bluetooth-Lautsprecher sonst wichtigen Parameter wie Wasserdichtigkeit, Gewicht und Akkulaufzeit können die meisten Hörer daher ignorieren.
Die Grundsatzfrage, ob man einen Lautsprecher mit Akku haben möchte, sollte jeder für sich selbst beantworten. Erfahrungsgemäß ist es praktisch, diese Funktion zu haben. Auch, wenn man den Speaker nur zweimal im Jahr in den Garten oder auf den Balkon mitnimmt.
Viel wichtiger sind die Anschlussmöglichkeiten: einen Analogeingang kann man in vielen Fällen gebrauchen, und sei es zum Anschluss des Fernsehers, eines CD-Player oder später anzuschaffenden Plattenspielers mit Vorverstärker.
Tipp 2: Die beste Klangabstimmung für Klassik und Jazz
Für die reine Klangabstimmung des Lautsprechers sollten Klassikfans besonders auf zwei Dinge achten: Natürliche Klangfarben und eine gute Transparenz des Klangbilds. Beides zusammen ist in den Tests von STEREO GUIDE in der ersten Klangnote Natürlichkeit / Transparenz“ ausgedrückt. Je höher die Note, desto besser. Bei kleineren Lautsprechern sind erfahrungsgemäß 2-Wege-Systeme im Vorteil, bei denen der Hochtöner genau diese Qualitäten erbringen kann, wenn der Tieftöner die Grobarbeit macht. Es gibt aber Ausnahmen in beide Richtungen, 2-Wege oder 3-Wege sind noch keine Garantie für feinen Klang.
Die wenigsten Klassikhörer geben sich regelmäßig mit Tschaikowskys „1812“ oder Strawinskys „Sacre du printemps“ die Bass-Dröhnung. Die Angabe zum Maximalpegel kann man im Normalfall deshalb ignorieren.
Allerdings sollte man den Lautsprecher in punkto Bass und Dynamik auch nicht unterdimensionieren. Gerade Orchester und Chöre klingen schnell dünn und quäkig, wenn der Bass völlig abgeschnitten ist. Und da klassische Musik auch von Dynamik lebt, ist ein bißchen Reserve im Pegel nie verkehrt.
Tipp 3: Mono, virtuelles Stereo oder zwei Bluetooth-Boxen im Paar für Klassik und Jazz?
Mehr als andere Musikrichtungen ist das Erlebnis bei Klassik (und Jazz mit großen Besetzungen) auch von der Raumdarstellung der Anlage abhängig. Ein Orchester fächert sich in der Ortbarkeit der Instrumente breit und differenziert über die Bühne auf, man hört den Hall des Konzertsaals. Wir raten deshalb für Hörer, die Orchestermusik, Oper, Bigband und Oratorium hören, grundsätzlich von Mono-Speakern ab. Denn die Musik klingt sonst klein, undifferenziert und zusammengequetscht, selbst wenn der Lautsprecher von hoher Qualität ist. Für Kammermusik, kleinere Jazzbesetzungen oder Folk kann man dagegen mit einem Mono-Lautsprecher glücklich werden, sollte sich aber der Limitationen bewusst sein.
Bei den Onebox-Systemen mit eingebauter Stereowiedergabe gibt es in punkto Raumabbildung sehr große Unterschiede. Manche geben zwar zwei Kanäle wieder, kommen aber kaum über einen Mono-Eindruck hinaus, weil die Treiber so nahe beieinander liegen. Die Hersteller, die das Problem besser gelöst haben, setzen zumeist auf ein besonders breites System mit weit voneinander entfernten Hochtönern. Oder sie setzen elektronische und akustische Kniffe ein, um ein Raumbild zu simulieren. Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Wir von STEREO GUIDE gehen aber in jedem Test darauf ein, wenn wir eine solche Technologie erkennen.
Die für Klassik ideale Variante ist echtes Stereo. Das bedeutet allerdings auch, dass man zwei Boxen in guter Entfernung zueinander (ab 1,5 Meter) aufstellen muss, die mit dem Hörer ein Dreieck bilden. Das kann ein Heim-Stereoset sein, bei dem der Bluetooth-Empfänger sich in der einen Box befindet. Oder man schaut nach mobilen Bluetooth Lautsprecher, die sich zum Stereopaar koppeln lassen. Das funktioniert in der Praxis sehr gut und ergibt bei entsprechend hoher Qualität der Box selbst eine Raumabbildung, die jedem Onebox System überlegen ist.
Die besten Bluetooth-One-Box-Lautsprecher für Klassik, Orchester, Big Band und Co. im Detail
Kompakte Edeldose: Bang & Olufsen Beosound Explore
Mit gerade einmal 8 Zentimetern Breite ist der edel designte Beosound Explore wohl der kleinste Speaker auf dem Markt, der eine vollwertige Stereowiedergabe verspricht. Dank zweier nach außen strahlender Breitbänder kann er tatsächlich einen recht weit, aber eher diffusen Raumklang erzeugen. Das passt zu klassischer Musik, die tendenziell in Richtung Wohlfühlfaktor oder Tafelmusik läuft, ebenso wie die warmen, sanften Klangfarben und eine natürliche Abstimmung. Besonders erwähnenswert: Der Bass klingt selbst bei Orchestern und Bigbands substanzreich und nie zu dünn. Der Beosound Explore nervt nie, spielt sich aber auch nie in den Vordergrund.
Herausragend dynamisch spielt er allerdings auch nicht, und bleibt tendenziell immer bei seinem ruhigen Grundcharakter. Für seine Ausstattung ist der Preis eher hoch, aber dafür ist er voll outdoortauglich und macht in jeden noch so edel eingerichteten Wohnzimmer eine sehr elegante Figur. Anders als sein flacherer Bruder, der Beosound A1, darf er auch auf dem Highboard oder Bücherregal stehen.
Weiter Sound und etwas Stilbruch: Marshall Emberton II
Zugegeben – mit seiner Retro-Optik im Stile eines Gitarrenverstärkers passt der kleinste Marshall Stereo Speaker aus der Designwarte besser in die Wohnumgebung eines Jazz(-rock)-Liebhabers als eines Klassikfans. Doch in dem kompakten Gehäuse steckt erstaunlich viel Klangqualität für alle akustischen Musikrichtungen. Das fängt mit einer nützlichen Klanganpassung per App an, die aufgeblähte Bässe verhindert, und reicht bis zu einem für einen so kleinen Speaker erstaunlich breiten Stereoraum. Der Klang löst sich hervorragend von der Box, was auch Orchestern und Gesangsensembles zugute kommt.
Auch sonst agiert er natürlich, erstaunlich transparent und gut aufgelöst. Im Vergleich zum stilsichereren Beosound Explore gibt er sich spielfreudiger und knackiger bei dynamischen Aufnahmen. Natürlich ist er nicht der lauteste oder basskräftigste, aber für Klassik und Jazz ohne die ganz große Schlaginstrumentbatterie reicht es. Einziger Nachteil für den Heimbetrieb: Es gibt keinen Analogeingang.
Der edle Flachmann mit viel Raumklang: Teufel Motiv Go
Der Teufel Motiv Go ist geradezu der Prototyp eines Lautsprechers, den sowohl auf dem Regal eine gute Figur macht wie auch beim Champagnerempfang auf der Terrasse. Sein dezentes Design mit kleinen Retro-Anleihen an ein tragbares Radio überzeugt dank Metallgehäuse und Geflecht-Gitter auch in edlen Interieurs. Seine Klangabstimmung ist gerade ideal für Klassik, Jazz und Weltmusik über ein weites Spektrum der Subgenres: er spielt fein aufgelöst, natürlich und hat ein sonores, aber nie vorlautes Bassfundament.
Dazu überzeugt er angesichts seines flachen Volumens mit einer erstaunlich breiten Raumabbildung, die von einer eigenen Virtualisierungsschaltung namens „Dynamore“ profitiert. Das fächert Orchester und Bigbands nicht in alle Details präzise auf, sorgt aber für glaubwürdig breiten Raum. Ein analoger Eingang für alle möglichen Quellen ist ebenso vorhanden wie ein Akku, der 15 Stunden lang durchhält.
Mit Akku, Display und Radio-Tuner: Nubert NuGo! One
Deutet der Name eher auf ein jugendliches Produkt hin, erfüllt der neue Nubert Bluetooth-Speaker NuGo(!) One perfekt die Anforderungen an ein kleines Klassik-System. Er kann Stereo mit respektabler Raumbreite wiedergeben, sieht mit seinem Stoffkleid gediegen aus und klingt unaufgeregt, vollwertig und ausgewogen. Sowohl auf dem heimischen Design-Lowboard als auch auf dem Terrassentisch macht er eine gute Figur. Bei der Gartenparty helfen zudem die Tatsachen, dass er spritzwassergeschützt ist und dank leistungsstarkem Akku bis zu 24 Stunden lang Musik macht (mit DAB+ eher deutlich kürzer). Für Klassik und Jazz empfiehlt er sich nicht nur durch sein klangliches Diffenzierungsvermögen, sondern auch mit seinem tiefreichenden und gut eingebundenem Bass, der auch bei Pauken, Schlagzeug und Kontrobässen deutlich größer klingt, als man vermuten würde.
Das war die Pflicht, und in der Kür liegen die wahren Stärken des NuGo! One: Er besitzt ein eigenes Tunerteil mit ausziehbarer Antenne und kann neben Bluetooth und analogen Signalen sowohl UKW-Sender als auch DAB+ wiedergeben. Letzteres werden besonders diejenigen Klassikhörer lieben, die im Einzugsbereich eines guten Kultursenders mit hoher DAB-Datenrate wohnen (wie SWR2, BR-Klassik oder NDR Kultur) oder Klassikradio und Co gern hören. Sein farbiges Display zeigt viele sinnvolle Funktionen an inklusive einer echten Batteriestandsanzeige, Uhrzeit (Wecker-Funktion möglich) und programmierte Radiosender. Einzig die Bedienung mit nur einem Dreh/Drück-Steller ist etwas hakelig.
Großer Klang mit hoher Spielfreude: Marshall Acton III
Der auf Heimbetrieb limitierte Marshall Acton III tut es stilistisch seinem mobilen kleinen Bruder Emberton II nach. Seine Klangperformance empfiehlt ihn denn aber bevorzugt für Jazz, Bigband und rhythmisch betontere Klassik: Sein Bass ist knackig und musikalisch gut eingebunden, er spielt dynamisch und für einen so schmalen Speaker erstaunlich weiträumig. Zudem bietet er warme wie natürliche Klangfarben, sehr gut differenzierte Höhen, die nie zur Schärfe neigen, und hat kein Problem mit komplexeren Orchesterklängen.
Ein Analogeingang und eine akustische Anpassung der Wiedergabe an die örtlichen Gegebenheiten runden den hervorragenden Eindruck des Marshall Acton III ab. In der Summe aller Klangeigenschaften ist er für den Heimbetrieb das beste kompakte One-Box-System für Klassik- und Jazz-Hörer. Aber eben nur für den Heimbetrieb.
Der audiophilste One-Box-Speaker: Bowers & Wilkins Zeppelin Gen 4
Audiophile Ansprüche an die Klangqualität und ein Onebox-System – das widerspricht sich normalerweise. Das einzige uns bekannte One-Box-System (von sehr breiten Soundbars abgesehen), das wirklich breite und überzeugende Raumabbildung beherrscht, ist der Bowers & Wilkins Zeppelin in der neuesten Generation.
Der zigarrenförmige, doch unauffällig designte Speaker ist stolze 65 Zentimeter breit, seine Hochtöner sitzen weit außen. So erzeugt er ein weites Klangbild und füllt den Raum locker. Zudem beherrscht er einen tiefen, präzisen Bass, highendige Transparenz und feine Details bei sehr natürlicher Stimmwiedergabe. Bei der Zuspielung ist er auf Bluetooth und Airplay 2 beschränkt. Und mit 800 Euro ist er auch nicht der günstigste – vor allem nicht in der 2023 vorgestellten Zeppelin McLaren Edition.
Die besten Bluetooth-Mono-Lautsprecher für Klassik und Jazz
Wer nicht in einem Zeppelin investieren kann, aber trotzdem das Maximum an Raumdarstellung will, findet auf dem Markt noch einige reine Mono-Systeme mit der Option des Stereo-Pairings. Wenn man zwei identische Modelle verkoppelt, ist die Raumabbildung bei den gehobenen Modellen absolut geeignet auch für anspruchsvolle Orchester-, Chor- und Bigband-Aufnahmen. Allerdings sind hier einige Einschränkungen zu beachten wie die Tatsache, das drahtloses Stereo zumeist nur mit Bluetooth funktioniert.
Bang & Olufsen Beosound A1 2nd Gen in Mono oder Stereo
Das im stylischen Rundgehäuse mit Aluminiumhaut verbaute 2-Wege-System ist nach Hifi-Gesichtspunkten für Klassikhörer und Jazzfreunde der wohl beste tragbare Bluetooth Lautsprecher. Er klingt fein, hochauflösend, transparent mit natürlichen, vielschichtigen Klangfarben und beherrscht auch spielfreudige Dynamik.
In der Praxis ist das aber mit einigen Einschränkungen verbunden: So hat der Beosound A1 2nd Gen keinen Analogeingang, sondern nur Bluetooth. Man kann ihn auch nicht aufs Regal oder Highboard stellen, er spielt nur liegend, also idealerweise auf einem niedrigen Tisch oder Lowboard. Und schließlich ist er ein typischer Vertreter der Mono-Lautsprecher. Mit einem Beosound allein machen Orchester, Chöre und Big Bands wenig Spaß. Zum Stereopaar gekoppelt, hat man aber mit zwei Beosounds A1 2nd Gen das volle Vergnügen. Allerdings auch zu einem anspruchsvollen Preis.
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