STEREO GUIDE Testurteil
Der Edifier D32 schafft den Spagat zwischen nostalgischem Design und Hi-Res-Audio-Wiedergabe. Seiner Mobilität sind trotz Akku wegen fehlendem Schutz gegen Wasser und Staub ganz abgesehen von denen auf Möbel getrimmten Oberflächen Grenzen gesetzt. Doch er klingt famos mit natürlicher Abstimmung, sattem Bass und zünftigen Pegelreserven.
Vorteile
- Sehr dynamische, pegelfeste Wiedergabe mit sattem Bass
- Für den Preis sehr natürliche Mitten und Höhen
- High-Res-Wiedergabe
- Praktische Griffmulde für den Transport innerhalb des Hauses
Nachteile
- Nicht gegen Wasser und Staub geschützt
- Eingeschränkte Funktionalität bei USB-Wiedergabe
- Am Retro-Design dürften sich die Geister scheiden
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Natürlichkeit / Transparenz7.9
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Bass / Dynamik7.9
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Praxis / Connectivity8.7
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Preis/Leistung9.3
Der Edifier D32 tanzt etwas aus der Reihe. Das gilt gerade auch im Hinblick auf die beiden letzten Lautsprecher-Lösungen des Herstellers, die wir getestet haben. Die MR3 und MR60 sind modern gestylte kleine Stereo-Monitor-Speaker für den Desktop-Betrieb. Der D32 erinnert dagegen mit seinem Retro-Look an ein klassisches Tischradio. Doch technisch steckt in dem, wie HiFi-Boxen aus resonanzarmen MDF gefertigten Gehäuse, ebenfalls eine ganze Menge moderne Audio-Technik. Statt Radio-Übertragung werden die allerdings Programme via Streaming auf den Bluetooth-Lautsprecher übertragen. Was auf den ersten Blick wie ein stylischer Deko-Lautsprecher wirkt, entpuppt sich in unserem Test als ernstzunehmende Klanglösung für preisbewusste, aber anspruchsvolle Hörer.
Dezent verpacktes Power-Play
Mit 60 Watt RMS stellt der Edifier D32 für seine kompakte Größe ordentlich Power bereit. Der Lautsprecher kombiniert zwei Seidenkalotten-Hochtöner (je 1 Zoll beziehungsweise 2,5 cm) mit einem zentral platzierten 4-Zoll-Langhub-Tiefmitteltöner (10,2 cm). Dieses etwas eigenwillige 2.1-Setup verspricht einen gut aufgelösten Klang mit klaren Höhen und kräftigem Bass. Natürlich ist das prinzipbedingt mit der Stereo-Wiedergabe so eine Sache. Zum einen ist der Edifier mit einer Gehäusebreite von 25,2 Zentimetern zu schmal für eine stereophone Bühnendarstellung, bei der man klar links von rechts unterscheiden kann. Zum anderen kommen die Mitten-Frequenzen, in denen auch die menschliche Stimme liegt, aus dem zentral angeordneten Mono-Tief-Mitteltöner. Solche Lösungen versprechen aber immerhin ein größeres Klangfeld, bei dem sich die Klänge besser vom Gehäuse lösen können, als bei reiner Mono-Wiedergabe.

Im Inneren des One-Box-Bluetooth-Lautsprechers sorgt ein DSP (Digital Signal Processor) in Verbindung mit dynamischer Kompression (Dynamic Range Control, kurz DRC) dafür, dass der D32 auch bei höheren Pegeln sauber bleibt und nicht zu übersteuern beginnt. Dank der aktiven Zwei-Wege-Digital-Weiche wird das Frequenzspektrum optimal auf die unterschiedlichen Treiber verteilt. Dabei wird der Tief-Mitteltöner allein mit 30 Watt angesteuert, während für die beiden Hochton-Kalotten jeweils 15 Watt zur Verfügung stehen. Die eingesetzten Class-D-Verstärker stammen vom Chip-Spezialisten Texas Instruments.
Hi-Res auch drahtlos
Besonders spannend ist die doppelte Hi-Res-Zertifizierung: Der Edifier D32 unterstützt sowohl „Hi-Res Audio“ als auch „Hi-Res Audio Wireless“. Das bedeutet, er kann verlustfreie Musikdateien mit hoher Auflösung nicht nur über Kabel, sondern auch via Bluetooth streamen. Unterstützt werden neben den üblichen Standards wie SBC und AAC auch LDAC (für Android) sowie Apple’s ALAC über AirPlay 2. Dabei wird AirPlay über Dual-Band-WLAN (2,4 und 5 GHz) wiedergegeben. Damit lässt sich eine maximale Auflösung von bis zu 24 Bit/96 kHz erreichen.
Vielfältige Anschlussoptionen
Auch abseits von WLAN und Bluetooth lässt sich der D32 vielseitig nutzen. Er verfügt über einen USB-Port sowie einen klassischen AUX-Eingang, um Quellen wie Plattenspieler (sofern sie wie der Cambridge Audio Alva ST über einen Hochpegel-Ausgang verfügen), Fernseher oder ältere MP3-Player anzuschließen. Damit bleibt der Speaker flexibel – sowohl für kabellose als auch kabelgebundene Setups. USB-Audio funktioniert problemlos mit Windows 7, 8, 10 und 11. Wichtig zu wissen: Im USB-Betrieb wird die Lautstärke nicht zwischen Lautsprecher und Computer synchronisiert. Wer es lauter oder leiser haben will, muss also sowohl am Gerät selbst als auch am Lautsprecher regeln.
Bedingt mobil – mit Stil
Im Gegensatz zu vielen Outdoor-Lautsprechern ist der D32 nicht auf maximale Robustheit für den harten Outdoor-Einsatz ausgelegt. Er bringt zwar einen integrierten Akku mit, der bis zu 11 Stunden durchhält. Das reicht locker für einen Nachmittag auf dem Balkon oder einen Abend im Wohnzimmer. Eine Griffmulde auf der Rückseite erleichtert den Transport. Doch mit den herausstehenden Tasten, dem empfindlichen, auf edel getrimmten Finish und dem fehlenden Schutz gegen Wasser oder Staub sollte man ihn lieber drinnen lassen. Man kann den Lautsprecher aber bequem in verschiedenen Räumen verwenden und bei schönem Wetter mal mit auf die Terrasse nehmen.






Steuerung per App
Mit der Edifier ConneX App (für iOS und Android) lässt sich der D32 feinjustieren. Nutzer können Klangprofile anpassen, Firmware aktualisieren oder Eingänge wechseln – alles bequem vom Smartphone aus. Die App ist übersichtlich und funktional gestaltet und lief im Test stabil ohne Probleme, sofern man einige Eigenheiten beachtet. Man muss immer erst Bluetooth als Quelle wählen, um sich mit dem D32 zu verbinden, dann kann man die nützliche App auch mit USB- oder AirPlay-Wiedergabe verwenden. Ein weiterer kleiner Schönheitsfehler: Bei USB-Streaming funktioniert die Gerätesteuerung (starten, stoppen oder skippen) nicht.

Klang: Groß, sauber, erwachsen
Was beim Hören sofort auffällt: Der D32 klingt deutlich voluminöser, als man es ihm ansieht. Die Höhen sind fein aufgelöst, der Mitteltonbereich ausgewogen, Stimmen klingen angenehm natürlich. Der Bass hat nicht nur Substanz. Er reicht auch für diese Gewichtsklasse tief hinab und bleibt auch bei höheren Lautstärken kontrolliert. Anders als bei vielen kompakten Bluetooth-Boxen wird hier der Tiefton nicht frühzeitig abgeschnitten. Das Ergebnis ist ein Klangbild, das selbst jene, die gewisse HiFi-Erwartungen hegen, überraschen dürfte.
In meinem Testbericht „Die besten Bluetooth-Lautsprecher“ für den F.A.Z. Kaufkompass ließ ich mich hingegen meiner Art, Gläser eher als halbleer, denn als halbvoll zu bezeichnen, zu folgender Bemerkung hinreißen: „Klanglich kann man den Edifier D32 getrost als Hammer bezeichnen. Und zwar sowohl im Bezug auf Größe als auch im Bezug auf den Preis.“
Trotz seiner kompakten Bauform liefert der Lautsprecher ein erstaunlich dynamisches und fein aufgelöstes Klangbild. Stimmen klingen klar und präsent, mit einer Natürlichkeit, die man von den üblichen „Cola-Dosen“ unter den Bluetooth-Speakern in dieser Preisklasse nicht geboten bekommt. Auch wenn echtes Stereo fehlt, schafft es der Sound, sich vom Gehäuse zu lösen und den Raum gleichmäßig zu beschallen. Damit wirkt die Wiedergabe fast so, als stünde ein deutlich größeres System im Zimmer. Der Bass punktet mit Tiefgang und Volumen, ohne bei höherer Lautstärke deutlich auszudünnen oder ins Schrille abzurutschen.
Die Qual der Quellenwahl
Interessanterweise fiel der Unterschied zwischen Bluetooth- und drahtgebundener USB-Übertragung von meinem iPhone 16 Pro klanglich eigentlich nur dadurch auf, dass es erst mal leiser wurde. Wie bereits erwähnt, ist die Lautstärkeregelung bei Nutzung der USB-Verbindung nicht zwischen dem Quellgerät und dem Lautsprecher synchronisiert, was ich unpraktisch finde. Um den vollen Lautstärkebereich zu nutzen und maximale Klangqualität zu erzielen, sollte man also zunächst die Lautstärke des Smartphones oder Computers bis Anschlag aufdrehen. Dann kann man den gewünschten Pegel direkt über die beiden entsprechenden Tasten am D32 oder das Lautstärke-Menü in der ConneX App regeln.
Da aber auch Bluetooth mit den Hi-Res-Audio-Tracks von meiner Qobuz App sehr differenziert und dynamisch klang, macht die Verwendung am Kabel eigentlich nur Sinn, wenn man den Edifier D32 mit einem Mac oder PC auf dem Desktop verwenden möchte. Noch ein Tipp: Um die Edifier ConneX App auch während der USB-Wiedergabe oder AirPlay-Streaming über WLAN zu verwenden, muss man sein Smartphone vorher mit dem D32 verbinden. Danach kann man im Dialogfeld „Source“ von Bluetooth auf „USB audio streaming“ wechseln und hat weiter via App Zugriff auf Funktionen wie den Equalizer oder die Sound-Presets. Apropos: „Classic“ erfüllt eigentlich alle Erwartungen, aber die anderen machen auch nichts so grundlegend anders, dass man den Sound des Edifier D32 nicht wiedererkennt. Ob man statt dessen die Sound Effects „Monitor“, „Dynamic“ oder „Vocal“ verwendet, hängt letztlich vom Geschmack und der jeweiligen Aufnahme ab
Für den mobilen Einsatz ist er nur bedingt gemacht. Dafür überzeugt der Edifier D32 als kompakter Bluetooth-Lautsprecher für zuhause umso mehr. Wer bei wenig Platz und schmalem Budget nicht auf satten Klang verzichten will, findet hier eine echte Empfehlung.
Edifier D32: Fazit und Alternativen
Der Edifier D32 ist kein typischer Bluetooth-Speaker für unterwegs. Er ist eher ein Mini-HiFi-System im Retro-Mantel. Ideal für alle, die wenig Platz, aber hohe Ansprüche an Sound haben. Wer auf Outdoor-Tauglichkeit verzichten kann und Wert auf Klang, Design und Streamingqualität legt, findet hier eine richtig starke All-in-One-Lösung fürs Home-Audio – und das zu einem sehr fairen Preis. Für den Desktop erweisen sich allerdings die Stereo-Aktiv-Boxen M60 aus dem gleichen Haus gegenüber dem One-Box-Speaker als bessere Lösung.
Technische Daten: Edifier D32
- Preisempfehlung des Herstellers: 150 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 25,2 x 16,4 x 18,1 cm
- Gewicht: 3 kg
- Besonderheiten: analoger 3,5-mm-Klinken-AUX-Eingang, USB-C-Audio-Eingang, Bluetooth 5.3, App mit 6-Band-Equalizer