STEREO GUIDE Testurteil
Der Yamaha TW-E7B kann laut spielen und bietet satten Bass. Gegen seine etwas spröde Mitten gibt es ein Mittel: Der Equalizer der App.
Vorteile
- satter, schneller Bass
- hohe Pegelreserven
- ANC und gute mechanische Geräuschdämpfung
Nachteile
- etwas spröde Stimmwiedergabe erfordert Feintung mit dem EQ in der App
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.6
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Klang: Bass / Dynamik9.4
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Praxis / Conncetivity9
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Preisl/Leistung8.0
Dem zweitteuersten drahtlosen Earbud von Yamaha, dem TW-E5B, konnten wir Test bereits sehr detailreiche Wiedergabe bescheinigen. Ein adaptives Noise-Cancelling hatte er allerdings nicht. Das liefert der japanische Traditionshersteller jetzt nach, im Spitzenmodell Yamaha TW-E7B.
Das ist schon optisch und vom Anfassgefühl er eine andere Hausnummer als der TW-E5B: Die Grundform einer größeren und einer kleineren runden Scheibe sieht zunächst wenig ergonomisch aus. Allerdings stehen die Außengehäuse auch relativ weit aus der Ohrmuschel hervor und stören daher nicht. Zwischen diesen runden Scheiben und dem eigentlichen Schallkanal gibt es noch einen mittleren Gehäuseteil, der sich je in der Theorie ergonomisch ans Ohr anschmiegt. Dabei liegt er mit einer Art Rinne auf dem unteren Teil der Ohrmuschel auf, was bei sehr großen oder sehr kleinen Ohren schon einmal danebengehen kann.
Als Farben gibt es neben Schwarz und Beige eine Kombination Weiß/Silber sowie Blau/Braun. Die großen Oberfläche ist, wie auch sehr edle, aber auch recht dicke Ladecase, mit edlem japanischem Strukturlack versehen. Eine Touch-Funktion verbirgt sich aber nicht dahinter, denn auch der TW-E7B vertraut auf richtige Tasten mit Druckpunkt. Das Gefühl, hier klassische Hifi-Technik mit hohem Wertigkeitsanspruch zu bekommen, erfüllt sich schon einmal.
Zugespielt wird Musik per Bluetooth 5.2. Der Yamaha versteht neben dem Standard SBC die Codecs AAC und aptX Adaptive, kann also praktisch alle Besitzer moderner Geräte auch mit höherer Streamqualität glücklich machen.
Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit 6 Stunden an, was angesichts des NCs ein praxistauglicher, aber kein Spitzenwert ist. Mit dreimal Nachladen im Case kommt man insgesamt auf 22 Stunden, was auch längere Reisen ohne Kabel denkbar macht.
Klassische Technik, moderne Elektronik
Bei den Schallwandlern hat Yamaha seine Hifi-Wurzeln offensichtlich nicht vergessen: Stolze 10 Millimeter messen die Treiber mit einer speziell beschichteten Membran. Direkt neben der Membran sitzt im Schallkanal ein eigenes Mikrofon.
Das dient zum einem dem versprochenen adaptiven Noise-Cancelling: kontinuierlich analysiert der Algorithmus den Störschall der Außenmikrofone, berechnet Schallanteile, die diesen genau auslöschen können, und vergleicht das Ergebnis im Ohrkanal mit dem Sollwert.
Diesen Soll/Ist-Vergleich führt die digitale Elektronik aber auch mit dem Nutzsignal ständig durch. So verspricht der Hersteller eine automatische Korrektur bei verschiedenen Gehörgangformen und unterschiedlich dichtem Sitz im Hörkanal. Dass letzteres nur funktioniert, solange die Earbuds den Kanal mehr oder minder dicht verschließen, versteht sich von selbst.
Da Yamaha aber auch 5 verschiedene Gummiadapter mitliefert sind, sollte eine entsprechende Anpassung unproblematisch sein. Zumal die Größen sehr fein abgestuft sind, so dass bei vielen Hörern auch zwei Adapter benachbarter Größen passten – hier darf man die individuelle Wahl dann als kleines Klangtuning verstehen, denn dichterer Sitz der ansonsten sehr komfortablen Gummiringe bedeuten auch mehr Bass.
Bedienung mit Tasten
Sitzen die Earbuds korrekt – Yamaha Logo nach oben weisend – fühlt man die Tasten für Start/Pause (links) und Lautstärke höher (rechts) genau oben auf dem Gehäuse. Diese haben, wie vom TW-E5B bekannt, einen klaren Druckpunkt. Manchmal vielleicht minimal zu viel, dann die Earbuds drohen zu verrutschen, wenn man sie nicht mit zwei Fingern beim Drücken hält. Das macht insbesondere Doppelklicks, die man für Vorwärts/Rückwärts-Skip benötigt, zur Fingerübung mit Gewöhnungsfaktor.
Nicht zu verwechseln: Die App
Eine App-Steuerung ist in dieser Preisklasse mehr Pflicht als Kür. Eine solche gibt es auch von Yamaha für IOS- und Android-Geräte. Sie heißt Yamaha Headphone Control App. Wer aus Versehen den „Yamaha Headphones Controller“ herunterläd, wird merken, dass dieser nicht mi dem TW-E7B kompatibel ist.
Neben einer Batteriestandsanzeige gibt es einen 5-Band-Equalizer. Der ist für tontechnisch erfahrene Hörer ein wirklich wertvolles Feature, für Anfänger aber möglicherweise auch ein bißchen zu komplex. Hier lohnt es sich aber, Erfahrungen zu sammeln, welches Band sich wie auf den Höreindruck auswirkt. Der „Gaming Modus“ reduziert die Latenzzeit der Bluetooth-Verbindung bei gleichzeitiger Reduktion der Datenrate. Er empfiehlt sich aber auch für Videos, wo es auf Lippensynchronizität ankommt.
Dazu bietet die App noch die Aktivierung der Yamaha-eigenen Loudness-Funktion namens „Listening Care“, sowie der Moduswahl des Noise-Cancellings. Neben Aus stehen hier aber lediglich ein Transparenzmodus für Durchsagen sowie ein eingeschaltetes Noise-Cancelling zur Verfügung. Eine feinere Anpassung gibt es nicht, sie ist laut Hersteller aber auch nicht notwendig, weil sich die NC-Funktion ohnehin an den Außenschall anpasst und dabei auf interne Erfahrungsdaten von Yamahas YPAO-Raumkorrektur zurückgreifen soll. Überprüfen ließ sich das von unabhängiger Seite nicht, die Yamaha-Einmessung genießt aber generell unter Heimkino-Enthusiasten einen hervorragenden Ruf.
So klingen die Yamaha mit Noise-Cancelling
Im Hörtest fiel zunächst schon vor den ersten Takten Musik die hohe mechanische Geräuschdämpfung der TW-E7B-Hörer auf, die auch recht gleichmäßig über den gesamten Hörbereich wirkte. Das aktive Noise Cancelling zeigte dagegen recht milde Wirkung – ein Trend, der auch zahlreiche Mitbewerber kennzeichnet und zum Energiesparen beiträgt. In der Summe isoliert der In-Ear seinen Träger sehr gut von Umgebungsgeräuschen, es sei denn, der Kontakt mit der Außenwelt wird gezielt mit dem Ambient-Modus über Mikrofon hergestellt.
Wer den Dreh beim Einsetzen der recht großen In-Ears raus hat und die richtigen Ear Pads verwendet, darf sich auf einen satten, schnellen Bass freuen. Doch dieser Effekt setzt absolut dichten Sitz voraus, was beim Autor dieser Zeilen zur Verwendung des größten der fünf Ohrpolster führte. Zum Glück ging der dichte Sitz nicht mit einem übermäßigen Druckgefühl einher. Die Tieftonwiedergabe des TW-E7B passte perfekt für Pop und machte sich auch gut mit Rock.
Die Mitten- und Höhenabstimmung wirkte dabei allerdings sehr nüchtern, ließ Gesangsstimmen etwas spröde und blass wirken. Was bei klassischen Klavierkonzerten noch neutral und klar wirken mag und die Attacke fördert, entbehrt bei leichterer Kost etwas Flair und Strahlglanz. Wer darauf steht, kann den Yamaha allerdings mit dem Equalizer in der App auf Kurs bringen und zwei unterschiedliche Set-ups für bestimmte Musikarten speichern.
Feinschliff via Equalizer
Für Pop-Fans dürfte bereits die Verwendung des Presets „Energy“ für mehr Flair und Strahlkraft sorgen. Was die dynamischen Fähigkeiten betrifft, gehört der TW-E7B mit seinen großen Treibern nämlich zu den besten in seinem Umfeld. Und auch die Detailauflösung überzeugt. Doch ohne Feintuning mit dem Equalizer spielte der Yamaha unterhalb seiner theoretischen Möglichkeiten und dürfte weniger zu Head-Banging als zu Kopfschütteln führen.
Testfazit und Alternativen zum Yamaha TW-E7B
Bliebe es beim Listenpreis von 270 Euro, müsste sich der Yamaha TW-E7B gegen scheinbar übermächtige Konkurrenz wehren: Bestseller Sony WF-1000XM4 und Sennheiser Momentum True Wireless 3 boten in unserem Test unglaubliche Funktionsvielfalt (Sony) und audiophilen Klang (Sennheiser).
Technische Daten Yamaha TW-E7B
- Preisempfehlung des Herstellers: 270 Euro
- Gewicht: 7,3 g
- Besonderheiten: AAC und aptX Adaptive Codecs, Wasserdicht nach IPX5, App-Steuerung
- Mehr unter yamaha.com
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