STEREO GUIDE Testurteil
Die Klipsch The Fives McLaren Edition verbinden Rennsport-Feeling mit umfangreicher Audio-Funktionalität und boten im Test Speed mit Klangkultur.
Vorteile
- Natürliches, räumlich genau projiziertes Klangbild
- Transparent und impulsgenau im Sound
- größenbezogen erstaunlich voller Bass
- exzellente App-Steuerung mit EQ und mehr
Nachteile
- nicht so einfach aufzustellen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.6
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Klang: Bass / Dynamik8.6
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Klang: Raumabbildung9.4
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Praxis / Connectivity9.4
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Preis / Leistung8.8
Man muss sich schon sehr gut mit der Materie auskennen, um dieser Tage nicht ins Grübeln zu kommen: Stattet McLaren seine Supersportwagen etwa nicht mit Bowers & Wilkins Car-Hifi aus? Wie kann dann ein amerikanischer Mitbewerber der Briten mit der Klipsch The Fives McLaren Edition an den Start gehen? Ganz einfach: McLaren Automotive (bis 2003 McLaren Cars) und McLaren Racing sind eigene Zweige des 1965 vom neuseeländischen Rennfahrer Bruce McLaren gegründeten Unternehmens. Und deren Unabhängigkeit trieb schon ganz andere Blüten.
Ältere dürften sich noch sehnsüchtig an den McLaren F1 von 1993 erinnern. Während McLaren in der Formel 1 mit Mercedes-Motoren um die Weltmeisterschaft kämpfte, fuhr der inzwischen unbezahlbare Dreisitzer keck mit einem V12 von der Motorsport-Abteilung des Münchner Erzrivalen BMW vor.
So kommt es, dass etwa der von Dr. Ian Kuah für STEREO GUIDE getestete McLaren Artura mit einem B&W-Sound-System aufwartet, während der Rennstall aus dem englischen Woking seit einigen Jahren mit dem US-Boxenbauer in der Klipsch x McLaren Kollektion kooperiert. Es begann mit den Kopfhörern Klipsch T5 II True Wireless ANC und Klipsch TS II True Wireless.
Mehr als nur Sponsor des McLaren-F1-Teams
Soweit, so gut. Schließlich gehören Kopfhörer sowohl im Auto wie auch in der Garage zum Arbeitszeug der Rennteams wie feuerfeste Unterwäsche. Doch damit wollte sich Klipsch nicht zufrieden geben. So wie McLarens Markenkern auf Motorsport zurückgeht, war Gründer Paul Klipsch auf Lautsprecher spezialisiert. Der Vater des legendären Eckhorns lebt nicht mehr. Doch, was seine Ingenieure jetzt als Teamsponsor des Formel-1-Rennstalls austüftelten, hätte dem Pionier bestimmt gefallen.
Die Amerikaner treten mit der Klipsch The Fives McLaren Edition selbstbewusst und dabei kreativ aus dem Schatten anderer Team-Sponsoren wie Coca-Cola oder Dell heraus. Die 2-Wege-Bassreflex-Box bringt für ihren Aufpreis von 600 Euro gegenüber der Standard-Version von The Fives eine Reihe cooler Features mit. Klar, einige davon sind eher liebevoll umgesetzter Produktdetails (nicht nur) für Petrol Heads.
Solche Details lassen Petrol Heads hochrehen:
- gewobene und verbackene Kohlefaser-Tieftönermembran
- Bedienfeld mit zwei Drehreglern in Papaya-Metallic-Orange
- in der Manufaktur aufgebrachter schwarzer Mattlack
- Netz- und Verbindungskabel in Papaya-Orange-Geflecht
- Lasergraviertes „Garagenschild“ mit den Logos beider Marken.
- Gummi-Standfläche im „Reifenprofil“-Muster
Dabei erhöhen die vorgenannten Modifikationen nicht nur den Coolness-Faktor in neue Gadget-Höhen, sondern bringen ob ihrer Funktion auch so manchen Audiophilen zum Strahlen. Das gilt allem voran für die Membran des Tief-Mitteltöners. Dessen 11,43-cm-Konus besteht aus Kohlefaser wie die Monocoques der McLaren-Boliden. Das sieht natürlich rasant aus und unterstreicht den ungeachtet der Regal-Klasse martialischen Look des Horn-Lautsprechers. Carbon-Faser besitzt auch eine hohe innere Dämpfung, ist leicht und steif. Alles Eigenschaften, die man nicht nur in der Boxengasse, sondern auch im Boxenbau sehr zu schätzen weiß. Ebenso ist die Gummi-Standfläche in der Praxis wirklich eine ausgereifte Methode, dem kompakten Boxenpaar Standfestigkeit auf dem Lowboard oder dem Gamer-Schreibtisch zu verleihen.
Wie Ram, aber rückwärts: Horn sorgt für sanften Hochton-Boost
An anderer Stelle stellt The Fives allerdings bestimmte Leistungsformeln der Hochleistungs-Motorenbauer auf den Kopf. Während das Ram-Air-System eines McLaren F1 oder MP4 dem Fahrtwind einen Trichter entgegenstreckt, um damit die Luft für den nachgeschalteten Ansaugtrakt zu komprimieren, geht Klipsch beim Tractrix-Horn den umgekehrten Weg. Die Amerikaner schalten ihrer Titan-Kalotte ein trichterförmiges Horn vor, um die Höhen mit Extra-Boost herauszupressen. Das gelingt ihnen dank jahrzehntelanger Erfahrung inzwischen praktisch ohne störende Hornverfärbungen, die gerade Stimmen mitunter deutlich kolorieren können. Doch für die McLaren Edition von The Fives setzt Klipsch auch optisch neue Akzente. Die Teamfarben stehen dem Phase-Plug der 2,5 cm durchmessenden Kalotte richtig gut. Keine Frage, diesen Lautsprecher will man einfach ohne Haube betreiben.
The Need for Speed
Die Markenfarbe Papaya-Orange macht auch das auf der Oberseite der Master-Box angebrachten Bedienfeld mit dem Speed-Logo von McLaren zum Hingucker. Die solide Ausführung der Einfassung und der beiden zur Hälfte ins Gehäuse angelassenen Metall-Drehknöpfe für Lautstärke und Quellenwahl erfüllt gleichermaßen die hohen Erwartungen von Autonarren wie Audiophilen. Das Gleiche gilt für das perfekt verarbeitete, von Hand in Mattschwarz lackierte Lautsprecher-Gehäuse der Klipsch The Fives McLaren Edition. Auch die Farbe stellt den Bezug zum Rennstall her. Dabei stehen auch die abgerundeten Ecken der 30,4 Zentimeter hohen Kompakt-Box richtig gut. Sie wirken deutlich eleganter und moderner als die kantige Ausführung des Basis-Modells von The Fives. Die perfekte Verarbeitung ohne Fugen lässt den erschwinglichen Bluetooth-Lautsprecher wie einen High-End-Monitor zum dreifachen Preis wirken.
Da steht auch die verbaute Aktivtechnik in nichts nach. So bietet die McLaren Edition nicht nur eine D/A-Wandlung, die hochauflösende Audiosignale bis 192kHz/24Bit verarbeitet. Alle Weichen- und Equalizerfunktionen sind zudem digital per DSP ausgeführt. Dazu zählt auch die Frequenzaufteilung zwischen Tief- und Hochtöner sowie der optionalen Subwooferweiche. Die gesamte Elektronik inklusive ihrer vier Endstufen steckt in der sogenannten Masterbox. Deshalb gilt es, die sogenannte Slave-Box mit einem mitgelieferten vierpoligen Spezialkabel zu verbinden. Das in stylisches oranges Nylon gehüllte Kabel transportiert die Signale für Hochtöner und Tieftöner getrennt voneinander zu den Treibern des passiven Slaves.
Bluetooth, HDMI und LP: Klipsch verbindet Tradition und Moderne
Sieht man von Aktivboxen mit eingebautem Streamingsystem ab, darf man die Klipsch/McLaren The Fives mit Fug und Recht als das wohl universellste Aktivboxenkonzept überhaupt bezeichnen. Fast könnte man meinen, die Klipsch-Ingenieure hätten einfach alle Eingangsvarianten verbaut, die sich potentielle User am häufigsten wünschen. Auf der digitalen Seite fängt das beim Bluetooth-Standard der neuesten Generation 5.0 an. The Fives bietet aber auch einen HDMI (ARC) für den Anschluss an den Fernseher. Dazu gibt es einen optischen Eingang für klassische Digitalquellen, und einen USB-B, der wie ein Soundkartenanschluss am Computer funktioniert.
Auf der klassischen Ebene bieten die Klipsch The Fives einen 3,5mm Klingeneingang und ein Stereopaar Cinch. Letzteres lässt sich per Schalter in einen Phono (MM) Eingang verwandeln für den Direktanschluss von Plattenspielern ohne eigenen Vorverstärkern. Eine standesgemäße Erdung gegen Brummen ist ebenso vorhanden.
Weniger ist mehr
Obwohl die Klipsch x McLaren keinen eigenen Streamer besitzen, bedeutet das mitnichten, dass sie nicht streamen können. So eignen neben dem Umweg über die Bluetooth-Verbindung sowohl der HDMI-ARC Eingang als auch der USB-B, um Musik vom Netzwerk abzuspielen. Die drahtlose Variante ist bei Smartphones und Tablets natürlich die einfachste Verbindung. Doch auch mit vielen smarten TVs lassen sich zahlreiche Streamingdienste nutzen. Ein mächtiges weiteres Feature ist der erwähnte USB-B-Eingang. Er macht den Hires-DAC der Klipsch (bis 192/24) auch für Computer und viele entsprechend ausgerüstete Server nutzbar. Davon profitiert etwa eine Roon-Zuspielung.
Doch nicht nur in der Anzahl der Einsatzmöglichkeiten zeigt sich, dass die McLaren-Klipsch gegenüber gewöhnlichen Bluetooth-Stereokonzepten auf der Pole-Position steht. Es gibt auch Vorsprung in Sachen Team-Order. So lässt sich per Schalter festlegen, ob die linke oder die rechte Box den Master mit den Anschlüssen und Reglern darstellt. Und hinter dem Subwooferausgang befindet sich nicht nur einfach ein Signalabgriff, sondern eine echte digitale Weichenelektronik mit Pegelregelung.
Boxen-Funk per App-Steuerung
Eine eigene App zur Steuerung bieten mittlerweile viele Bluetooth-Boxen, besonders im Mobilbereich. Die Klipsch Connect App geht aber deutlich über das hinaus, was hier üblich ist. So fungiert die Smartphone optimierte Anwendung nicht nur zum Einrichten der Boxen. Das erledigt sie allerdings trotz der etwas komplizierteren Verbindungsprozedur mit Bravour. Bedienhilfen in Form von praktischen Skizzen und Icons illustrieren selbst das Verbinden des Multicore-Kabels zur Slave-Box. Erklärungsbedürftiger – und exemplarisch erklärt – gibt sich auch das Einrichten der Subwoofer-Weiche, des Equalizers und der aktiven Bassentzerrung. Letzere senkt den Tiefton dreistufig ab, wenn die Boxenposition „wandnah“ oder „ecknah“ ausgewählt wird. Das zählt gerade bei der Aufstellung im Regal.
Neben der Aktivierung weiterer akustischer Funktionen wie des basslimitierenden Nacht-Modus´ und des dynamischen Basses (den wir bei freier Aufstellung auf einem Ständer empfehlen) dient die App auch einfach als Fernbedienung. Außer der Lautstärke lässt sich vom Smartphone aus auch einfach die Eingangsquelle anwählen. Das erweist sich angesichts der Vielzahl der Quellen als ausgesprochen praktisch.
Diese Basisfunktionen beherrscht natürlich auch die zusätzliche mitgelieferte IR-Fernbedienung. Besondere Liebe zum Detail: wenn man einen zusätzlichen Subwoofer angeschlossen hat, lässt sich dessen Pegel mit der Fernbedienung regulieren – Genial!
So klingt die Klipsch The Fives McLaren Edition
Wer angesichts des etwas martialischen Racinglooks und dem optisch dominanten Hochtonhorn einen kernig-aggressiven Sound erwartet, wird von den kompakten Fives von vorne bis hinten eines Besseren belehrt. Das Racing-Duo spielte nämlich im Hörtest äußerst kultiviert, feinzeichnend und transparent. Klar, eine gewisse Direktheit und Ansatzlosigkeit in den Impulsen war nicht zu verkennen (und erwünscht). Doch das machte besonders elektronische Musik und die Soundtracks von Filmen oder Actiongames zu einem unmittelbaren Dynamikerlebnis machte. Die schleuderten die Fives mit einer enormen Lässigkeit aus den Hochtonhörnern. Es schien fast so, als sei hier ein Big Block Motor mit unendlichen Drehmomentreserven am Werk und nicht zwei kleine Downsizing-Aggregate.
Doch wenn man ruhigere Klänge in die McLaren gestreamt wurde, zeigte sie sich gerade von der räumlichen Abbildung her eher als audiophiler Feingeist mit einem Sinn für Räumlichkeit und Distanz. Stimmen wurden sehr exakt umrissen projiziert, mit einer Staffelung quasi zum Hineingreifen, wie es Audiophile lieben. Das werden besonders Hörer zu schätzen wissen, die sie nahe am Sitzplatz plazieren. Selbst dann werden die Boxen wirklich niemals lästig oder aufdringlich. Auf der anderen Seite lässt die Abbildung aber auch nicht nach, wenn man die beiden McLarens weiter weg vom Hörplatz plaziert. Selbst dann bleibt der Fokus bleibt auf wundersame Weise erhalten. In etwas stärker bedämpften Räumen könnte man sich sogar noch etwas mehr Höhenstrahlkraft wünschen. Das lässt sich aber durch den EQ in der App sehr feinfühlig dosieren.
Gib Bass, ich will Spaß
Den Tiefton, den das kleine Duo mobilisierte, kann man nur als erstaunlich bezeichnen. Die Light-Weights spielten vollmundig, knackig und mit sattem Fundament, egal welche Musikrichtung ihren Weg in den Hires-DAC fand. Bei Aufstellung im Regal oder nahe der Raumecke der Bass sogar etwas zu massig. Das kann der Nutzer aber dank der vorzüglichen Ortsentzerrung in der Klipsch App in Windeseile korrigieren. Klar, deutlich größere Boxen können mehr Impulsgewalt entfesseln und vielleicht auch im Tiefbass härter auf den Punkt spielen. Doch die Klipsch ist in ihrer Kategorie trotzdem eines der stimmigsten und auch musikalisch vielfältigsten Boxenkonzepte, das wir kennen.
Foto-Finish: So platziert sich The Fives McLaren Edition im Test
Wer das volle Konnektivitätspaket von Phono bis HDMI und eine so vorzügliche App zur Bluetooth-Anlage nutzen will, bekommt auf dem Markt eigentlich nur eine Alternative: Die reguläre Klipsch The Fives. Die ist von der Funktionalität her identisch, eine ganze Ecke preiswerter, und der Hörer muss klanglich nur minimale Abstriche bei Transparenz, Spielfreude und Impulsgenauigkeit machen. Wer es vor allem auf HDMI und Bluetooth abgesehen hat, findet in der Nubert nupro SP-200 eine etwas bassstärkere und lautere, aber auch weniger räumliche Alternative.
Technische Daten Klipsch The Fives McLaren Edition
- Preisempfehlung des Herstellers: 1.500 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 16,5 x 30,5 23,5 cm
- Gewicht: 5,4 kg
- Besonderheiten: HDMI-ARC mit CEC, Bluetooth 5.0, USB, Phono/Line- und AUX-Eingang, optischer Digital-Eingang
- Mehr unter: klipsch.com