STEREO GUIDE Testurteil
+ sehr ausgewogener Klang mit straffem, tiefem Bass
+ anspruchsvolles Design
+ Stereo-Pairing mit TWS möglich
+ analoger AUX-Eingang
- ausklappbares Stativ bruchgefährdet
- Tasten wegen schlechter Kennzeichnung kaum zu unterscheiden
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Klang: Neutralität / Transparenz7.8
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Klang: Bass / Dynamik8
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Praxis / Connectivity8.4
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Preis / Leistung9.8
Stellen Sie sich vor: Sie sind wiederauferstanden und wollen sich rächen. So wie in einer Horror-Story. Nehmen wir mal an, an den Journalisten, von denen Sie sich vor der Reinkarnation unverstanden fühlten. Wie wäre es mit einem Produkt namens We. by Loewe We. HEAR 2? Man beachte die kunstvoll wie Glottisschläge gesetzten Punkte in dem Wortgebilde, das so hip daherkommt wie Robert Habeck auf einem Lastenrad. Nicht genug, dass die Rechtschreibreform mit ihren teilweise seltsamen Regeln oder die allgegenwärtige Genderitis uns allen ein wenig das Gefühl gab, das Handwerk wieder neu erlernen zu müssen. Jetzt bauen die Kronacher einen wirklich schönen, soliden Bluetooth-Lautsprecher und geben ihm einen solchen Namen. Um ganz ehrlich zu sein: Selbst in diesem, meinem inzwischen dritten Test, gelang es mir nicht, den Namen in voller Pracht ohne abzulesen auf den Punkt genau wiederzugeben.
Nach der ersten perfekten Abschrift mit sämtlichen Knack-Punkten griff ich dann zu Copy & Paste. Das habe ich auch schon in AllesBeste und der Zeitschrift AUDIO so gehandhabt. So bleibt mehr Konzentration übrig, um sich auf die Essenz des Testberichts zu konzentrieren. Und soviel sei schon verraten: Der satte 2 Kilo schwere Mobil-Speaker hat sich in der Bewertung mehr als die zwei Punkte im Namen verdient. Das Qualitätserlebnis beginnt schon vor dem vollständigen Auspacken. Wer den Deckel der Plastik- und Styroporfreien Verpackung abnimmt, setzt damit keine Chemiewolke frei. Das erlebt man nicht oft in dieser Elektronik-Kategorie, wo man mit feinem Näschen schon gleich an der Duftmarke erkennen kann, dass das Produkt aus einem fernen Winkel der Erde kommt, wo man es mit Schadstoffen nicht ganz so genau nimmt wie in Europa.
Schattierungen von Grau
Jetzt hatte ich mehrmals das Vergnügen, einen jungfräulichen – „cmd V“ – We. by Loewe We. HEAR 2 auszupacken und dabei nicht einmal die Nase gerümpft. Ja, das riecht immerhin nach Made in Germany, auch wenn ich darauf nicht wetten würde: Die Bedienungsanleitung ist „Printed in China“, zum Lautsprecher selbst findet man keine Herkunftshinweise auf der Verpackung. Laut Amazon-Angabe kommt er aber auch aus dem Reich der Mitte. Egal, so lange so ein Produkt dabei herauskommt, ist die Herkunft zweitrangig.
Warum die unverwüstliche Marke aus Franken sich allerdings mit dem Namen derart kreativ verausgabt – ich war vor 20 Jahren selbst mal in der Werbebranche und kann mir das Tamtam bei der Konzept-Präsentation lebhaft vorstellen – und mir dann jedes Mal einen mausgrauen We. HEAR 2 zum testen schickt, bleibt ihr Geheimnis. Zum pfauenartigen Namen hätte sich ein roter („Coral Red“) oder hellblauer („Aqua Blue“) Loewe-Lautsprecher auf den Fotos viel besser gemacht. Die Farben gibt es nämlich ebenfalls. Und selbst in Hellgrau („Cool Grey“) hätte sich der Outdoor-Speaker sogar noch besser von meinen bevorzugten Fotohintergründen abgehoben als in Dunkelgrau aka „Storm Grey“.
Schlicht, aber edel
Der Effekt verstärkt sich sogar noch, weil sich die Designer ausgerechnet mit dem Markenlabel auf dem von extrem klarer Formgebung geprägten Gerät zurückhielten. So gibt es auf den Fotos wenig zu entdecken. Man muss die mit Ausnahme der Knopfleistenabdeckung solide Wertarbeit live sehen, anfassen oder aber hören, um ihrem diskreten Charme zu erliegen. Und man muss den („cmd V“) We. by Loewe We. HEAR 2 in sein Wohnambiente integrieren, um die Idee hinter seinen extrem glatten Flächen zu verstehen. Der Bluetooth-Speaker fügt sich harmonisch in den Raum ein – ganz besonders wenn man sich so eingerichtet hat, wie erfolgreiche Designer oder findige Werber, die sich Wortkreationen wie das hier wieder via Copy & Paste eingefügte We. by Loewe We. HEAR 2 ausdenken.
Dabei ist der oben genannte, gut verhüllte Loewe für den Außen-Dienst mit seinem feinen Garn eigentlich viel zu schade. Trotzdem verspricht der Hersteller Wasser- und Staubresistenz nach IPX6. Loewe legt sogar einen Tragegurt bei, der sich an den beiden Metall-Ösen befestigen lässt. Der seitlich um 90 Grad abklappbare Tastenschutz aus Hartplastik erfüllt noch eine weitere Aufgabe. Zur Seite geschwenkt sorgt er wie ein Stativ für stabile Seitenlage. Dumm nur, dass dann sämtliche Bedienungsorgane schlecht erreichbar auf der Rückseite liegen. Und auch die Kennzeichnung der runden Tasten wurde dem Streben nach glatter Form geopfert. Gerade in Innenräumen sind sie so kaum auseinanderzuhalten.
Unsichtbare Zusatzfunktionen auf nahezu unsichtbaren Tasten
Das Bedienfeld umfasst neben dem Einschalt-Button nur drei Tasten: Eine dient dem Pairing von zwei dieser Loewe-Boxen über True Wireless Stereo (TWS) zum einem Stereo-Paar für richtige Räumlichkeit und mehr Pegelreserven. Die anderen beiden steuern die Lautstärke und bei längerem Tastendruck den Sprung zum nächsten („+“) oder zum vorangegangenen („–“) Titel. Nachteil des Minimalismus: Um die Lautstärke zu verändern muss man hektisch darauf herumtippen. Das ist Umständlich und dauert zudem reichlich lange. Um Telefonanrufe auf dem via Bluetooth 5.0 gekoppelten Smartphone anzunehmen, muss man den Power-Button kurz drücken. Dann steht das Freisprechmikrofon des Loewe-Speakers mit guter Sprachqualität zur Verfügung. Interessant wäre, wie viele Nutzer ohne Bedienungsanleitung auf diese Tricks kommen.
Lange Spielzeiten zwischen 15 und 17 Stunden soll der 4000-mAh-Akku ermöglichen. Die USB-C-Ladebuchse verbirgt sich unter einer Gummi-Klappe, die gleichzeitig auch einen analogen AUX-Eingang mit 3,5-mm-Klinke schützend bedeckt.
I. can HEAR You. 2! We. by Loewe We. HEAR 2
Im Hörtest trumpfte der We. by Loewe We. HEAR 2 – im Folgenden der Einfachheit halber „We Hear 2“ genannte Bluetooth-Lautsprecher – mit einem Bassfundament auf, das in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht. Dabei spielte er nicht nur in einer Tonlage, sondern klang richtig tief und differenziert. Dazu kam eine außerordentliche Sauberkeit. Da verzerrte nichts und es fehlte auch nicht an Präzision und Kontur. Und das Allerbeste: Der Loewe übertrieb es noch nicht einmal mit Bass-Gewalt. Obwohl elektronische Beats außergewöhnlich sonor ertönten, huldigte der einer insgesamt ausgewogenen, in Richtung HiFi ausgerichteten Abstimmung.
Auch akustische Drums in typischen Rocksongs wie der Live-Version des Klassikers „Africa“ von Toto begeisterten durch Kick und Präzision. Der Schub aus den beidseitigen Lochblenden ist so groß, dass man darauf achten muss, bei stehendem Betrieb den We Hear auf die richtige Seite mit den drei flachen Gummipuffern zu stellen.
Bass satt und sauber
Doch was wäre all diese Pracht im Tieftonbereich, wenn dazu nicht solche klangfarbenreiche, ausgewogene Stimmwiedergabe käme? Auch hier profilierte sich der der kraftstrotzende Einzylinder als Verfechter der reinen HiFi-Lehre. Besondere Klasse hatten auch die fein aufgelösten Höhen, die Bass und Mitten in nichts nachstanden. Die Transparenz ließ auch aufhorchen: Man konnte viel, viel mehr Details als bei üblichen Bluetooth-Boxen dieser Größen- und Preisklasse erhaschen. Bravo: Der Loewe ist ein Bluetooth-Speaker für Erwachsene.
Rein von der Kraft genügt schon eine dieser 2 x 15 Watt nach RMS starken Bluetooth-Boxen, um ein großes Wohnzimmer mit Klang zu füllen. Die Impulsivität und die Pegelreserven beeindrucken. Unschwer vorzustellen, dass man mit zwei We Hear 2 im Stereo-Betrieb schon fast den Sound einer kleinen HiFi-Anlage für ein kleines Geld und in äußerst kompakter Form geboten bekommt. Allerdings kann sich ein geübtes Gehör an den Pumpeffekten durch den Limiter stören, der bei dynamikreicher Musik mit gehobener Lautstärke ständig mal eingreift, um eine Überbeanspruchung vor allem im Bass zu vermeiden. Ungeachtet der eindrucksvollen Wiederauferstehung kann Loewe halt nicht zaubern. Und der We Hear 2 ist nun mal ein ausgesprochen tief abgestimmter kleiner Aktiv-Lautsprecher.
Test-Fazit und Alternativen zum We. by Loewe We. HEAR 2
Sorry, aber in dieser Preisklasse fällt uns zum We Hear 2 keine richtige Alternative ein. Auch wenn man bei den einstigen Loewe-Analgen und Fernsehern, das Gefühl hatte, einen Zuschlag für das anspruchsvolle Design zu berappen. Hier stimmt alles. Einzig die klappbare Knopfabdeckung respektive das Stativ scheint nicht für die Ewigkeit gebaut. Nach schonendem Indoor-Testbetrieb waren schon erste Risse zu erkennen.
Wenn die persönliche Scherzgrenze bei 150 Euro liegt, sollte man sich mal den Dockin D Fine 2 ansehen und vor allem anhören. Er erfordert zwar gerade in den Stimmlagen kleine Klangabstriche und verfolgt keinen erkennbaren Designanspruch. Er kann aber trotz günstigerem Preis in der Solidität und dank austauschbarem Akku in der Nachhaltigkeit kontern.
Technische Daten: Loewe We. Hear 2
- Preisempfehlung des Herstellers: 170 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 11,8 x 29 x 11,2 cm
- Gewicht: 2 kg
- Akkulaufzeit bis zu 17 Stunden
- Besonderheiten: wasserdicht und staubfest gemäß Schutzklasse IPX6, Stereo-Pairing
- Mehr unter: www.we-by-loewe.com
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