STEREO GUIDE Testurteil
Der Sonos Ace bringt als erster Kopfhörer der Marke coole Features wie Head Tracking und 3D-Sound mit und überzeugte damit auch im Test auf ganzer Linie. Für Besitzer von Sonos Soundbars gibt es sogar noch ein tolles Goody namens "TV Audio Swap".
Vorteile
- Ausgewogene Abstimmung, sehr gutes ANC
- Sehr feine Auflösung und exzellente Raumabbildung
- Lange Akkulaufzeit, Kabel-Betrieb und Schnellladen möglich
- Surround-Sound über Sonos-Soundbars
Nachteile
- Man kommt darunter leicht ins Schwitzen
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Natürlichkeit / Transparenz9.3
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Bass / Dynamik8.8
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Praxis / Connectivity9.5
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Preis/Leistung9
Mit dem Sonos Ace stellte der Multi-Room-Audio-Pionier aus USA kürzlich seinen ersten Kopfhörer vor. Der geschlossene Over-Ear weckt wegen der Reputation der Marke, aber auch nicht zuletzt durch seinen Listenpreis von 500 Euro hohe Erwartungen. Allerdings trifft er in diesem gehobenen Preis-Segment auf die Oberklasse von etablierten Mitbewerbern, die in diesem Segment etwa mit dem Bowers & Wilkins Px7 S2 oder den Apple AirPods Max vertreten sind. Wer jetzt womöglich erwartet, dass sich der Ace via WLAN ins Sonos-Netzwerk integrieren lässt, liegt daneben. Der solide verarbeitete drahtlose Kopfhörer nutzt zwar den raren, hochentwickelten Bluetooth-Standard 5.4 mit den Codecs SBC, AAC und aptX Lossless (LC3 und Auracast kommen über Updates hinzu), doch Wi-Fi wird nicht unterstützt.
Sonos setzt gleich einige Ausrufezeichen
Gewisse Kunststücke hat Sonos dem Ace aber trotzdem mitgegeben, um der Sonderstellung der Marke und den damit verbundenen Erwartungen gerecht zu werden. Die spannendste davon bringt Raumklang von den Sonos-Soundbars auf den Kopfhörer. Außerdem gibt es Head-Tracking für 3D-Audio-Wiedergabe. Dabei greift Sonos auf eine Lösung von Dolby zurück, die sich in der App zuschalten lässt und die tolle Wirkung zeigte. Dazu unten mehr im Hörtest.
Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit den Sonos Ace über das mitgelieferte USB-Kabel gleichzeitig mit Strom und digitalen Audio-Streams zu versorgen. Da ist sehr nützlich, wenn der Akku des Kopfhörers nach spätestens rund 30 Stunden mit Active Noise Cancelling (ANC) keinen Saft mehr hat. Wer dem Bluetooth-Kopfhörer eine Pause zum Laden gönnt, dürfte positiv bemerken, dass er in 3 Minuten genug Energie für rund 3 Stunden aufnehmen kann. Wer nicht gerade für einen Transatlantik-Flug oder eine weite Bahnfahrt inklusive der innerhalb Deutschlands üblichen Zugausfälle und Verspätungen plant, sollte damit schnell wieder am Start sein.
Schwer auf Draht
Zur Nutzung des Bordentertainments im Flugzeug liegt dem Ace noch ein Adapterkabel von 3,5-mm-Klinke auf USB C bei, das dann allerdings noch mal einen Airline-Adapter benötigt. Ein kleines Etui innerhalb des Hardcases nimmt diese Kabel beim Transport des faltbaren Over-Ears auf. Der mit Kunstleder-Polstern für Ohrmuscheln und Bügel ausgestattete geschlossene Hörer bringt etwas über 300 Gramm auf die Waage, die sich gut verteilen und lange ertragen lassen. Das gilt zumindest, so lange es nicht zu warm ist, denn dann schwitzt man unter den Kunstleder-Polstern der geschlossenen Ohrmuscheln stärker als bei offenen Mitbewerbern mit atmungsaktiven Polster-Bezügen.
Was die Inbetriebnahme des Sonos Ace betrifft, braucht man Geduld, eine Bedienungsanleitung oder einen Glückstreffer. An beiden Ohrmuscheln finden sich insgesamt drei Schalter, allesamt ohne Beschriftung. Bleibt die Frage, welcher dem Over-Ear Leben einhaucht. Ich versuchte es mit Geduld, denn bei mir war es der dritte Schalter, den ich probierte. Er sitzt unten auf der linken Seite neben der USB-C-Buchse.
Sonoe Ace: Eine App für Alles
Die beiden Tasten rechts dienen der Aktivierung des Active Noise Cancellings und der Steuerung der Wiedergabe. Dazu lässt sich der ANC-Button in der Sonos App so konfigurieren, dass er nur zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus zur Wahrnehmung der Umwelt via Mikrofon wechselt oder sich durch ein weiteres Drücken ganz abschalten lässt. So kann man in einer ruhigen Ecke richtig Strom sparen. Der Schieberegler springt immer in seine Mittelstellung zurück, wenn man ihn für Titelsprünge nach oben oder unten schiebt. Ein kurzer Druck wechselt zwischen Start und Stop.
Der Ace nutzt die gleiche Sonos App wie die Soundbars, Lautsprecher und Subwoofer des US-Unternehmens. Wer über den Bluetooth-Kopfhörer neu ins Ökosystem des Herstellers hinzukommt, muss sich daher mit seiner E-Mail-Adresse registrieren, was nicht jedem gefallen dürfte. Doch das ist heute eher die Regel als die Ausnahme.
Es gibt eine sehr interessante Funktion, mit der Sonos Synergien zwischen dem ohrumschließenden Kopfhörer und seinen Lautsprechern herstellt, auch wenn der Ace nicht direkt ins Netzwerk eingebunden werden kann: Sie nennt sich „TV Audio Swap“ und funktioniert folgendermaßen: Man kann von einem Sonos Arc, und mit dem Update 80.06.03 vom 6. August 2024 auch von den beiden anderen Soundbars – Sonos Beam 2 und Sonos Ray – den Dolby-Atmos-Ton an seinen Sonos-Kopfhörer weiterreichen. Dann genießt man 3D-Sound via Kopfhörer und kann es zu später Stunde krachen lassen, ohne es sich mit Mitbewohnern oder Nachbarn zu verscherzen. Allerdings musste Sonos sich beeilen, um es sich nicht mit Android-Usern zu verscherzen. Zum Start des Ace stand das coole Feature nämlich nur Usern der iOS-App von Sonos zu Verfügung. Inzwischen steht TV Audio Swap auch der Android-Gemeinde offen.
Sound-Check: So klingt der Sonos Ace
Wenn man bedenkt, wie voluminös schon die Sonos One als kleinster Lautsprecher der Amerikaner klingt, dann überrascht es nicht, dass Sonos auch mit der Abstimmung seines ersten Kopfhörers ganze Arbeit geleistet hat. Der geschlossene Kopfhörer klingt richtig satt, wie man es von Sonos kennt. Der Bass wirkt tief und mächtig, aber auch etwas weich. Die tonale Ausgewogenheit liegt im Rahmen dessen, was man in dieser Klasse von etablierten Mitbewerbern kennt. Was aber heraus sticht, und womit Sonos gleich mal in seinem neuen Revier eine Duftmarke setzt, ist die Räumlichkeit. Die ist nicht nur für geschlossene Over-Ears wirklich klasse. Sie ist für Kopfhörer im Allgemeinen sehr gut und beeindruckt ganz besonders in Verbindung mit der Head-Tracking-Funktion. Dann kommt zu dem weiträumigen Klangbild, das bei Live-Aufnahmen für Kopfhörer-Verhältnisse einen sehr guten Eindruck von der Weite und Akustik des Aufnahmeraums vermittelt, noch eine recht authentische Bühnen-Abbildung hinzu.
Dabei gilt es zu bedenken, dass aus psychoakustischen Gründen ausgerechnet die üblicherweise in der Mitte des Klangpanoramas angeordneten Lead-Vocals nicht wirklich vor sich ortbar sind, sondern im Kopf wie bei anderen Kopfhörern auch. Das liegt in hauptsächlich daran, dass bei einer Phantomschallquelle auf 0 Grad vor einem alle zur Ortung nötigen Parameter (Lautstärke, Phasenlage, Frequenzgang) zwischen linkem und rechtem Ohr absolut identisch sind. Allerdings schafft es das Head Tracking des Sonos Ace, schneller und nahtloser auf Kopfdrehungen zu reagieren, als ich es etwa von den Bose QuietComfort Ultra Eearbuds oder dem Yamaha YH-L700A kenne.
Auf den Dreh gekommen: Head Tracking in der Praxis
Sehr schön ließen sich die Fähigkeiten des Head Trackings auf meinem Drehstuhl im Büro ausprobieren. Ich konnte mich komplette 360 Grad um die eigene Achse drehen und die Bühne bliebt dabei an ihrem Platz. Dieses Feature ist tatsächlich eine Bereicherung, gerade wenn man vorm Bildschirm sitzt und YouTube Videos mit dem Sonos Ace ansieht. Dabei fiel gleich noch die Abwesenheit von störenden Zeitverzögerungen wischen Bild und Ton auf. Sonos hat also trotz 3D-Effekt die Latenz im Griff.
Gegen Ende des Hörtests klingelt wie auf Bestellung auch noch das Mobiltelefon und ich kann mir gleich noch ein Bild von den kommunikativen Fähigkeiten des Ace machen. Mein Gesprächspartner bestätigt mir, mich gut verstehen zu können, was auch den integrierten Mikrofonen ein gutes Zeugnis ausstellt.
Und es kam noch besser: Da war doch noch was mit ANC, nicht wahr? Wie auf Knopfdruck flog ein Helikopter im Tiefflug über das Haus. Ich rannte auf die Dachterrasse, über die er direkt in geringer Höhe hinweg knatterte. Danach konnte ich dem Active Noise Cancelling ebenfalls eine gute Leistung in der Unterdrückung lästiger Umgebungsgeräusche bescheinigen. Sonos gibt sich also auf neuem Terrain nirgendwo eine Blöße und setzt stellenweise sogar Ausrufezeichen.
Sonos Ace: Fazit und Alternativen
Der Sonos Ace ist rundum gelungen. Die erfolgsverwöhnten Amerikaner können auch Kopfhörer. Wer einen Sonos Soundbar benutzt und auf 3D-Surround-Ton in Dolby Atmos steht, für den ist der Ace eigentlich alternativlos. Wer kein Interesse an der TV-Audio-Swap-Funktion hegt oder einfach keinen Soundbar der amerikanischen Marke verwendet, der könnte sich überlegen, den Bowers & Wilkins Px7 S2 oder die Apple AirPods Max in die engere Auswahl zu nehmen. Während letzterer noch mal ein ganzes Stück teuerer ist und wie der Sonos 3D-Audio mit Head Tracking auffährt, aber nur für Apple-User wirklich Sinn macht, ist der vergleichbar bepreiste britische Over-Ear eine Alternative, die aber gerade bei Ausgewogenheit und räumlicher Abbildung nicht ganz das Niveau des Sonos Ace erreicht.
Technische Daten Sonos Ace
- Preisempfehlung des Herstellers: 500 Euro
- Gewicht: 312 g
- Akku-Betriebszeit: bis zu 30 Stunden
- Besonderheiten: Bluetooth 5.4, ANC, Betrieb über Kabel möglich
- Mehr unter www.sonos.com