STEROE GUIDE Testurteil
Der beliebte Teufel Real Blue NC 3 bekam gegenüber dem Vorgänger eine deutliche Aufwertung bei ANC und Akkulaufzeit.Bei der App betrifft der größte Unterschied den Namen, aber mit der gesamten Package haben die Berliner einen äußerst attraktiven Bluetooth-Over-Ear.
Vorteile
- Satter Punch
- Großer Dynamikspielraum, wirksames ANC
- Kabelbetrieb möglich
- Praktischer Kommunikations-Modus
Nachteile
- Sitzt sehr straff auf den Ohren
- Recht üppiger Bass
-
Natürlichkeit / Transparenz8.6
-
Bass / Dynamik9.4
-
Praxis / Connectivity9.3
-
Preis/Leistung9.6
Der Teufel Real Blue NC sorgte in unserem Test in der zweiten Generation im Jahr 2022 zumindest bei Google für leichte Verwirrung, behielt sie doch einfach den Namen der ersten. Konsequenter machen das die Berliner bei der 2025er Neuauflage, die nun völlig eindeutig Teufel Real Blue NC 3 heißt. Am Konzept ändert sich wenig: ein bezahlbarer, klangqualitativ hochwertiger On-Ear-Bluetooth-Kopfhörer mit Active-Noise-Cancelling (ANC).
Der Preis hat sich erfreulicherweise nicht geändert, dafür fällt die längere Akkulaufzeit auf: Sage und schreibe 98 Stunden verspricht der Hersteller bei normalen Drahtlos-Betrieb, 41 Stunden bei vollem ANC. Damit zieht der Teufel Real Blue NC 3 mit den besten Konkurrenten gleich. Auch verspricht der Hersteller ein effektiveres Noise-Cancelling, mehr Dynamik und verbesserte Funktionen.
Äußerlich hat sich an den matt schimmernden Lackierungen und dem weichem PU-Leder nicht so viel geändert. Das gilt auch für die Farben: weiterhin sind mattes Schwarz, Weiß oder Stahlblau erhältlich. Das mitgelieferte Hardcase, in dem sich der zusammenfaltbare Bluetooth-Kopfhörer transportieren lässt, sieht jetzt mit seiner ovalen Form noch etwas schicker aus.

Mit oder ohne Kabel top
Bluetooth dürfte für die meisten Reisekopfhörer die bevorzugte Zuspielvariante sein. Von iPhones und anderen kompatiblen Geräten nimmt er auch den qualitativ hochwertig AAC-Streams entgegen, der eine hörbare Verbesserung gegenüber dem Standard SBC darstellt. Die bei Android-Devices beliebte Codec-Familie aptX fehlt dagegen, was für uns ein wenig unverständlich ist. Im Vorgänger war noch ein entsprechender Chip vorhanden.
Beim Bluetooth-Test konnten wir dem Teufel Real Blue NC 3 Bestnoten für Verbindungsstabilität und Reichweite attestieren. Die neue Version Bluetooth 5.3 scheint sich hier auszuzahlen.
Doch der Teufel Real Blue NC 3 ist nicht auf Bluetooth beschränkt. Hinein geht es mit den Signalen via USB-C-Drahtverbindung und sogar mit einem 3,5-mm-Kabel passiv. Letzteres ist eher eine Notoption, wenn die Batterie leer ist. Allerdings benötigt man dann ein entsprechendes Kabel, das mitgeliefert wird.
Zur Schallwandlung dienen zwei 40-mm-Kapseln, die bei Teufel „Linear HD“ Treiber genannt werden, mit speziell belüftetem Volumen hinter der Membran. Die sind im Real Blue NC 3 deutlich angeschrägt, was theoretisch eine natürlichere Raumabbildung durch stärke Einbeziehung der Außenohr-Übertragungsfunktion ermöglicht.


Noise-Cancelling und neue Kommunikationsmodi
Der Hersteller verspricht, gegenüber dem Vorgänger die Effektivität des aktiven Noise-Cancellings (ANC) verbessert zu haben. Dabei bleibt es aber nicht, einige neue Betriebsarten sind hinzugekommen: ein Transparenzmodus und zusätzlich ein neuer Kommunikationsmodus.
Warum gleich zwei? Letzterer, in der Anleitung als „Conversation Mode“ bezeichnet, ist eine Steigerung des Transparenzmodus. Neben einer Durchleitung der Außengeräusche durch die eingebauten Mikrofone wird zusätzlich das Musiksignal auf minimale Lautstärke gedämpft. Das ist sehr praktisch, um leise, schlecht verständliche Durchsagen im Flugzeug und auf Bahnhöfen nicht zu verpassen, oder um eine Unterhaltung zu führen, während man den Kopfhörer auf hat. Im Test funktionierte es auch ausgezeichnet, zumal der Real Blue NC 3 das Durchschleifen der Außenwelt per Mikrofon nicht mit einem störenden Rauschteppich unterlegt, wie es bei vielen anderen der Fall ist. Man hat dann wirklich das Gefühl, der Kopfhörer verschwindet.
Was die Wirkung des neuen ANC betrifft, hat Teufel gegenüber dem Vorgänger wirklich noch einmal eine Schippe draufgelegt. Schon der Kopfhörer alleine, isoliert gut. Mit eingeschaltetem Noise-Cancelling kann man sich vor ein Radio wie den Teufel Boomster setzen, das mit Zimmerlautstärke spielt und hört die Musik (ohne Wiedergabe über den Kopfhörer) nur ganz weit weg im Hintergrund. Gerade auch der Bass wird dabei fast vollständig gecancelt. Wir holten zum Vergleich den Teufel Real Blue Pro, der ein hochwirksames dreistufiges ANC besitzt. Auf der höchsten Stufe blendet der teurere Teufel Umgebungslärm zwar nochmal um einiges effektiver aus. Doch auf der mittleren Stufe herrscht in etwa Gleichstand, was angesichts des nicht unerheblichen Preisunterschieds eine solide Leistung für den neuen Real Blue NC 3 darstellt.




Joystick und App im Kern treu geblieben
Mit dem Vorgänger, dem Teufel Real Blue NC (Generation 2 von 2022) führten die Berliner einen Joystick für die Musiksteuerung als Ersatz für Tasten oder Touchflächen ein. Der Drück- und Kipptaster steuert neben Play/Pause und dem Annehmen von Telefongesprächen auch die Titelwahl sowie die Lautstärke und sorgt für eine sehr intuitive Bedienung.
Das Noise-Cancelling lässt sich mit einer weiteren, eigenen ANC-Taste aktivieren. Drückt man sie beim Teufel Real Blue NC 3 erneut, wechselt man in den Transparenzmodus und bei erneuten Druck in den Kommunikationsmodus.
Teufel Go statt Teufel Headphones App
Die App ist im Prinzip die gleiche, wurde aber umbenannt: Teufel Go heißt die neue Version für iOS und Android Geräte. Sie beschränkt sich auf notwendige Funktionen, bietet aber eine sehr gut geführte Bedienung. Das ANC lässt sich nur zwischen den vier Betriebsarten (ANC, Transparenz, Kommunikation und Aus) umstellen, weitere Feineinstellungen gibt es nicht.
Man kann über die App die Verwendung des Sprach-Assistenten (Siri oder Google Assistant) auf seinem Smartphone einrichten oder Autopairing, Google Fast oder Microsoft Swift Pair aktivieren.
Die wichtigste Funktion in der App dürfte der Equalizer sein. Teufel setzt auf einen quasiparametrischen EQ mit einer variablen Mittenfrequenz, die man lauter oder leiser drehen kann, statt eines üblichen grafischen Equalizers mit festen Bändern.
Das erfordert etwas Gewöhnung, weil Frequenz und Pegel immer zusammen eingestellt werden müssen. Zumal die klanglichen Auswirkungen bei geringen Auslenkungen in Frequenz und Pegel eher subtil wirken. Mit etwas Übung bekommt man genau die Filtermöglichkeiten, die man benötigt.

So klingt der Teufel Real Blue NC 3 im Jahr 2025
Klanglich hat bereits der bisherige Real Blue NC nichts anbrennen lassen. Zwar hatten wir die letzte Generation des beliebten Over-Ears nicht zu Hand. Doch der Vergleich mit dem ausgezeichnet abgestimmten Teufel Real Blue Pro zeigte sich ganz schnell: Der Neue kann was! Neben der bereits erwähnten, sehr guten Wirksamkeit des neuen ANC, liegt auch der Klang auf einem hohen Niveau, was Natürlichkeit im Mittel- und Hochtonbereich betrifft. Im Wesentlichen folgt der Real Blue NC 3 hier dem exzellenten großen Bruder. Damit machten Songs von unserer öffentlichen Qobuz Playlist „Audiophile Voices STEREO GUIDE Test Tracks“ richtig Freude. Es gab nichts zu beanstanden. Im direkten Vergleich mit dem kostspieligeren Top-Modell der Serie zeigte sich, dass man für den Aufpreis noch etwas mehr Flair – gerade bei Frauenstimmen – und etwas mehr Raumgefühl, Transparenz und Detailreichtum erwarten darf.
Was isoliert betrachtet schon auffiel und im direkten Vergleich mit dem zum verwechseln ähnlich gestalteten Pro-Modell heraussticht, ist die Bass-Wiedergabe, die ich in meinem Hörtest-Protokoll salopp mit „mehr Disco“ beschrieb. Und dieses Urteil basiert auf der Klangvoreinstellung „Neutral“. Ob man das jenseits des, der Objektivität verpflichteten Tests als Plus oder als kleines Minus betrachtet, hat stark mit den persönlichen Hörgewohnheiten und dem Musikgeschmack zu tun.
Wer Elektro-Beats mag, dürfte an dieser Abstimmung seine helle Freude haben, zumal der Teufel Real Blue NC 3 vom Konzept und dem Preis eher auf jüngere Musikhörer zielt. Immerhin bietet der Over-Ear ein hohes Maß an Punch und verbindet die Quantität im Bass auch mit einer gewissen Qualität. Im Punch und im Dynamik-Umfang konnte sich der jüngste Over-Ear der Berliner Marke sogar gegenüber dem etwas höher bepreisten Cambridge Audio Melomania P100 Respekt verschaffen. Für den Preis eine stramme Leistung. Und schließlich kann man ja auch mit dem Equalizer etwas gegensteuern, sollte es einem zu viel werden.
Teufel Real Blue NC 3: Testfazit und Alternativen
Zur unverbindlichen Preisempfehlung von 230 Euro hält sichder Teufel Real Blue NC 3 in einer hart umkämpften Preisklasse bei den Over-Ear ANC Hörern auf. Besonders der Cambridge Melomania P100 legt die Latte ziemlich hoch, was Funktionen wie ANC einerseits und Klangqualität wie Akkulaufzeit andererseits angehen. Der etwas teurere Cambridge wirkt zudem mit seinem Bügel und der Faltmechanik aus Metall noch solider und ist etwas ausgewogener in der Abstimmung. Doch der Preisunterschied ist gerade für jüngere Menschen ein Wort. Und der mitunter etwas im Vordergrund stehende Bass ist in seiner Üppigkeit bei Hip-Hop oder elektronischer Dance-Musik, die ich nebenbei bemerkt, auch gerne höre, kein Bug, sondern eher ein Feature.
Apropos Features: Hier kann sich der Real Blue Pro abgesehen von seinem feineren Klang noch mal absetzen. Sein dreistufiges ANC wirkt noch stärker und es gibt Mimi-Einmessung auf das Gehör des Trägers. Ob das den recht deutlichen Aufpreis rechtfertigt, liegt auch am Bedarfsprofil des Nutzers. Fürs Geld ist der Teufel Real Blue NC 3 auf jeden Fall sehr gelungen, zumal er sich in der Verarbeitung praktisch nur durch die fehlenden Metallapplikationen auf den Ohrmuscheln vom Top-Modell unterscheidet.
Technische Daten Teufel Real Blue NC 3 (Modell 2025)
- Preisempfehlung des Herstellers: 230 Euro
- Bauart: Over-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: 280 g
- Besonderheiten: App-Steuerung, aktives Noise-Cancelling, Kommunikationsmodus, 98 Stunden Akku-Laufzeit, Joystick-Steuerung, Multi-Point-Verbindung
- Mehr unter: www.teufel.de