STEREO GUIDE Testurteil
Der günstige Teufel Real Blue NC punktete im Test 2022 mit gutem ANC, Spielfreude und Pegel. Nicht für alle Reisenden ist er aber erste Wahl.
Vorteile
- Fetter, satter, kickender Bass
- Wahnsinnsdynamik und Pegelreserven
- natürlich räumliche Abstimmung
- Super Bedienung inklusive App
Nachteile
- könnte etwas sanfter und feiner spielen
- drückt bei manchem Träger ziemlich auf den Bereich um die Ohren
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.5
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Klang: Bass / Dynamik9.5
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Praxis / Connectivity9
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Preis / Leistung9.5
Der Teufel Real Blue NC, den wir in der ersten Generation noch nicht im Test hatten, war seit Jahren eine der günstigen Möglichkeiten, an einen namhaften Active-Noise-Cancelling-Hörer zu kommen. Mit der 2022er Version bringt der Berliner Hersteller einen Nachfolger. Der behält verwirrenderweise den Produktnamen bei ohne „Mk 2“ oder „Generation 2021 respektive 2022“: Real Blue NC.
Schon äußerlich erkennt man aber deutlich, dass es sich um ein komplett neues Produkt handelt: Die kantigen, wenig luxuriösen Plastikschalen im Retro-Fit wichen einer angenehm dezenten Formensprache. Mit matt schimmernden Lackierungen und weichem PU-Leder sieht der Real Blue NC 2022 durchaus teurer aus, als er ist. Neben matten Schwarz oder weiß gibt es die Trendfarbe Stahlblau in Matt.
Bei der Akkulaufzeit gab es wenig zu verbessern: 55 Stunden verspricht der Hersteller für die aktuelle Version. Insbesondere die 41 Stunden bei vollem ANC-Betrieb sind Spitze.
Vielfalt und Technik
Dabei wird der Teufel wohl in den meisten Fällen per Bluetooth drahtlos angesteuert. Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Denn es geht auch per USB-C kabelgebunden hinein und sogar mit einem 3,5-mm-Kabel passiv.
Beim drahtlosen Betrieb über Bluetooth 5.0 bietet er sowohl die hochwertigen Codecs AAC als auch aptX. Somit kommen sowohl iOS- als auch Android-User in den Genuss hochwertig zugespielter Musikströme. Beim Bluetooth-Test konnten wir dem Teufel Real Blue NC übrigens eine Verbindungsstabilität und Reichweite attestieren, die mit zum besten gehört, was wir je getestet haben.
Zur eigentlichen Schallwandlung dienen zwei 40mm-Kapseln. Die verbaut der Hersteller deutlich angeschrägt und weit vorn, was durch die natürlichere Beschallung der Ohrmuscheln eine räumlichere Abbildung verheißt.
Setzt man den Teufel Real Blue NC auf und aktiviert das aktive Noise-Cancelling ohne Musik, macht es sich kaum bemerkbar. Im positiven Sinne, es rauscht nix. Und hat man nicht das Gefühl, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Bei tieffrequenten Störungen ist es sicher nicht das effektivste am Markt, aber gerade nervige mittlere Töne im Straßenverkehr oder beim Fliegen mit einer Turboprop-Maschine verschwinden auf perfekte Art und Weise.
Dazu trägt sich der Real Blue NC auf den meisten Häuptern auch recht bequem. Weder drückt er, noch ist er zu schwer. Einzig Besitzer sehr großer Ohrmuscheln müssen diese unter die Over-Ear-Schalen bekommen. Und bei manchem „Dickschädel“ in unserer Redaktion baute sich ein ziemlicher Druck rund ums Ohr auf. Und die guten Polster vermitteln etwas das Gefühl, dass sie luftdicht sind. Im Sommer könnte es unter den Hörern bei längerem Tragen also etwas wärmer werden.
Der Trick mit dem Joystick
Statt einer ganzen Batterie von Tasten oder einer verwirrenden Mehrfachbelegung setzt der Teufel Real Blue NC 2022 auf eine Art Joystick: Der Drück- und Kipptaster steuert neben Play/Pause und dem Annehmen von Telefongesprächen auch die Titelwahl sowie die Lautstärke. Das gelingt erstaunlich intuitiv und treffsicher. Das Noise-Cancelling lässt sich mit einer weiteren Taste aktivieren oder in den Transparenzmodus für Durchsagen schalten. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die jingle-artigen Geräusche, mit denen der Teufel seine Betriebsart dem Benutzer mitteilt.
Die Teufel Headphones App bietet der Hersteller kostenlos zum Download für iOS und Android Geräte. Die überrascht durch wenige Funktionen, aber eine gut geführte Bedienung. Das Noise-Cancelling kennt nur die Modi ANC, Transparenz und Aus, hier stellt die App insofern keinen Mehrwert gegenüber den Tasten dar. Man kann aber über die App die Verwendung des Sprach-Assistenten (Siri oder Google Assistant) auf seinem Smartphone einrichten.
Das wichtigste Argument für die App dürfte aber der Equalizer sein. Teufel setzt hier nicht auf einen üblichen grafischen Equalizer im 3- oder 5-Band-Format. Stattdessen gibt es einen quasiparametrischen EQ, bei dem sich auch die mittlere Einsatzfrequenz des Filters stufenlos regeln lässt. Das erfordert etwas Gewöhnung, weil man Frequenz und Pegel immer zusammen einstellen muss. Und auch die klanglichen Auswirkungen nur bei extrem verbogenen Grafiken wirklich hörbar sind. Aber mit etwas Übung bekommt man genau die Filtermöglichkeiten, die man benötigt, inklusive eines leicht fallenden oder leicht steigenden Frequenzgangs oder auch eine „Anti-Loudness“.
So klingt der Teufel Real Blue NC im Jahr 2022
Den größten Aha-Effekt zum Anfang erlebt man auch ohne EQ, wenn der Teufel satte Schlagzeugsounds abspielt. Wie die Bassdrums im unteren Bereich knallen und wieviel Anschlagdynamik die Treiber entfesseln, ist eine wahre Freude. Dabei geht er gerade auch bei Pop und Rock erstaunlich laut und gibt sich dynamisch absolut keine Blöße. Wer also gern beim Weg zu Arbeit das Gefühl haben will, auf einem großen Popkonzert zu sein, wird vom Teufel begeistert sein. Zumal er sich auch sonst keine klangliche Schwäche erlaubt: Stimmen tönen ausgewogen mit genug Grundtonwärme, Klangfarben sind natürlich, und bei Impulsen und Dynamik schlägt der Real Blue NC sogar deutlich teurere Konkurrenten.
Seine Wiedergabe vermittelt zudem erstaunlich viel Raum und gibt dem Musikhörer nie das Gefühl, zu nah zu sein. Vor verschiedenen Musikrichtungen schreckt der Teufel dabei nicht zurück. Selbst Jazz oder Klassik tönt hier ausgesprochen präzise, wenn auch etwas distanzierter und mit weniger farbenfrohen Mitten als gewohnt.
Wenn es lauter wird oder das Musikmaterial schon viel Tiefton mitbringt, klingt der Teufel allerdings auch zuweilen effektbetont wie im Kino. Bei Aufnahmen mit mehreren Stimmen kommt immer wieder seine Tendenz zum adrenalingeladenen Rockkonzert zum Vorschein, und zuweilen vermissten wir etwas Wärme und Sanftheit. Das dürfte aber nur Freunde einer betont entspannt-seidigen Abstimmung stören, die auf dem Langstreckenflug Klassik oder audiophile Entspannungsmusik hören wollen. Alle anderen erfreuen sich an einem der dynamischsten und spielfreudigsten NC-Hörer auf dem Markt, der vor allem durch seinen fetten, doch kontrollierten Bass perfekt zu jeder modernen Musikrichtung passt.
Testfazit, Marktumfeld und Alternativen
Bei 230 Euro Preisempfehlung hat der Teufel Real Blue NC harte Konkurrenz bei den NC-Hörern zu fürchten. Der Sony WH-1000 XM4 etwa klingt wärmer, feiner und bietet mehr Funktionen. Er kann aber auf der anderen Seite bei Spielfreude, Dynamik und ultrasatten Bassschub des Teufel nicht mithalten. Da der Real Blue NC zudem am Markt deutlich günstiger ist, misst er sich eher mit NC-Over-Ears wie dem Valco VKM20 oder dem Valco VMK25. Hier ist er besonders durch seine Dynamikreserven und seine Allrounder-Fähigkeiten ohne Wenn und Aber der Beste seiner Preisklasse.
Technische Daten Teufel Real Blue NC (Gen 2021/2022)
- Preisempfehlung des Herstellers: 230 Euro
- Bauart: Over-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: 280g
- Besonderheiten: Noise-Cancelling, 55 Stunden Akku-Laufzeit, Joystick-Steuerung
- Mehr unter: www.teufel.de