STEREO GUIDE Testurteil
Dank Software Update klingen die Libratone Air+ 3 jetzt etwas frischer und räumlicher. Außerdem besitzen die Bluetooth-In-Ears ein sehr gutes ANC. Die Handhabung der Earbuds ist genauso unkompliziert wie die der simplen App, die immerhin einige wertvolle Funktionen enthält.
Vorteile
- Klangabstimmung und Tragekomfort für entspanntes Hören
- Wirksames, stufenlos regelbares ANC
- Handliches Case mit leichter Entnahme der In-Ears
Nachteile
- App mit wenig Funktionen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.5
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Klang: Bass / Dynamik8.9
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Praxis / Connectivity8.8
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Preis/Leistung9.2
Geht es bei True Wireless Inear-Hörern um die effektivste und neueste Noise-Cancelling-Technologie, fallen sofort die großen Namen der Kopfhörerbranche. Also waren wir schon etwas erstaunt, dass ausgerechnet der sonst für stilvoll designte Bluetooth-Lautsprecher bekannte dänische Spezialist Libratone mit seinen neuen TWS namens Air+ 3 mit Superlativen von sich hören lässt. Und das bei einem ziemlich attraktiven Listenpreis von 170 Euro.
Ein aktives Noise Cancelling (ANC) mit -40dB Dämpfung wird da genannt, ein neuartiger Algorithmus zur Unterdrückung plötzlicher und spontaner Geräusche sowie eine gleich dreimal so effektive ANC-Leistung gegenüber den Vorgängern stehen im Datenblatt. Dazu nennen die Dänen selbstbewusst den mit 11 mm wohl größten Treiber des Segments, was uns neugierig machte.
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Sport und mehr
Dem Designanspruch kommt eine Farbvariante mit Mintgrün entgegen, als Alternativen gibt es Schwarz und Weiß, jeweils matt. Das Gehäusedesign folgt dem „Lollipop“-Aufbau der Apple Airpods Pro 2. Im Falle der Libratone Air+ 3 mit etwas breiteren Stick, in der Form den JBL Tune 230NC nicht unähnlich, und sehr angenehmer Oberfläche.
Der Einsatzbereich soll dabei besonders weit ausfallen, so gibt es spezielle Betriebsarten des Transparenzmodus für Straßenverkehr und Sport. Für letzteres spricht auch der Spritzwasser- und Staubschutz nach IP54. Zu tief eintauchen oder zu stark schwitzen sollte man dennoch mit den Libratones nicht.
Bleibt die wichtige Frage nach der Akkulaufzeit zu beantworten: 6 Stunden halten die Ohrsticks selbst durch, noch einmal 18 Stunden Saft gibt es im Ladecase. Das ist guter Durchschnitt, mehr aber auch nicht. Das Case lässt sich drahtlose nachladen, was sehr praktisch ist.
Ein paar Tricks mehr auf der Pfanne
Mit Bluetooth 5.2 sind die Libratones auf der Höhe der Zeit. Allerdings vermissen wir ein wenig einen hochwertigen Codec wie AAC für die iPhone- und Mac-User. Für alle, die ein entsprechend ausgerüstetes Android-Smartphone haben, gibt es dagegen aptX-Unterstützung.
Bis zu fünf Geräte können mit den Libratone Air+ 3 verbunden bleiben, was das Wechseln zwischen Smartphone, Tablet und Computer recht komfortabel macht.
Die berührungsempfindlichen Touch-Flächen außen auf den Sticks sollen auf einer neuen Technologie basieren und sich auch mit Handschuhen bedienen lassen. In unserem Selbstversuch konnten wir das nicht nachvollziehen. Mit Lederhandschuhen war die Bedienung kaum möglich, mit Stoffhandschuhen auch nicht zuverlässiger als bei den zum Vergleich herangezogenen Hörern. Die Belegung lässt sich über die App individualisieren.
Noise-Cancelling und Libratone App in der Praxis
Für ein effektives Noise-Cancelling muss ein TWS natürlich gut im Gehörgang sitzen. Libratone liefert vier verschiedene Größen von Gummi-Adaptern mit. Die wichtigsten Funktionen der schicken, aber puristischen Libratone App sind zweifellos die stufenlose Regelung und Umschaltungen in den Sport-Modus für das in unserem Praxistest wirklich sehr wirkungsvolle ANC. Auch die individuelle Anpassung der Touch-Befehle und die Möglichkeit Updates aufzuspielen sind sehr praktisch. Letzteres bekam beim Libratone Air+ 3 im Hörtest eine besondere Bedeutung. Denn die neue Firmware änderte auch seine akustische Abstimmung – um es vorweg zu nehmen – eindeutig zum Guten hin.
So klingen die Libratones
In zahlreichen Testberichten mussten sich die neuen Air+ 3 Kritik im Klang gefallen lassen. In der Tat war zu Anfang unseres Praxistests das Positivste, das sich über den Klang sagen ließ, dass es keine Ecken und Kanten gab und die Bluetooth-In-Ears warm und angenehm klangen. Dabei hätte man von „Libratones renommierter Nordic-Audio-Tuning-Philosophie“ trotz globaler Erwärmung eher etwas nordische Frische erwartet. Die Kapitel Kick, Spritzigkeit und Auflösung kamen bei den Air+ 3 zu kurz. Dass dieser ziemlich glanzlose Klang nicht am Verzicht auf den AAC-Codec lag, zeigte sich nach dem Software-Update über die Libratone App.
In der neuen, Over the Air aufgespielten Firmware steckte eine neue Klangabstimmung für die TWS-In-Ears. Und die bewirkte ein deutliches Upgrade in Sachen Sound. Mit einem Mal entledigten sich der Ohrhörer ihrer matten Höhen, die auch Stimmen etwas dumpf und undifferenziert klingen ließen. Obendrein wirkt jetzt auch der Bass etwas knackiger. Im Besonderen gewannen Feindynamik und Transparenz. Allerdings klangen Stimmen wie die von Don Henley von den Eagles auch etwas rauer als zuvor. Das Plus an Frische und Differenzierungsvermögen bekommt dem In-Ear auf jeden Fall sehr positiv. Ein Wunder an Auflösung und räumlicher Durchhörbarkeit sind die Air+ 3 aber auch nach dem Update nicht.
Was nach dem Firmware-Update allerdings überzeugen kann, das ist der Punch im Bass. Statt in vordergründiger Effekthascherei auf einen dicken Oberbass zu setzen, kommt der Libratone relativ in den Frequenzkeller und gibt Beats wie in „New York State Of Mind“ von Jay Z sehr präzise, trocken wieder. Auch die Dynamikreserven sind sehr ordentlich. Damit geht die klangliche Leistung mit einer eigenen Note im preislichen Umfeld absolut in Ordnung, obgleich es dem sehr angenehm zu tragenden Newcomer lediglich in punkto Noise-Cancelling gelingt, ein richtiges Ausrufezeichen zu setzen.
Test-Fazit und Alternativen zum Libratone Air+3
Vom kompakten, gekonnt geformten Ladecase über das mühelose Herausnehmen aus dem selbigen bis zum wirkungsvollen ANC, das sich in der App stufenlos dosieren lässt, bietet Libratone mit dem Air+ 3 eine gelungene Mischung. Auch der Klang geht nach dem Software-Update für sich genommen völlig in Ordnung. On das, obwohl es gegenüber günstigeren Mitbewerbern mit ähnlichem Profil wie den MiiEgo MiiBuds Play rein auf dieses Feld bezogen schwer fällt, den gehobenen Preis zu argumentieren. Die Denon PerL Earbuds bieten ebenfalls einen trockenen Bass, aber mit mehr Kick und obendrein viel feinere Stimmwiedergabe und Hochton-Auflösung. Dafür kann das ANC der Denons bei den Air+ 3 nicht ganz mithalten, zumal der Transparenz-Modus der PerlL mit starkem Rauschen einher geht.
Technische Daten Libratone Air+ 3
- Preisempfehlung des Herstellers: 170 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: 4,9 g
- Besonderheiten: Bluetooth 5.2, aptX-, SBC-Codecs, IP54 Staub/Spritzschutz, Active Noise-Cancelling, App-Steuerung, Freisprech-Mikrofon zum Telefonieren, 24 Akkulaufzeit mit dreimaligem Nachladen im Case das sich drahtlos aufladen lässt
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