Ein On-Ear-Kopfhörer mit aktivem Noise-Cancelling (ANC) stellt besonders für Vielreisende eine lohnenswerte Anschaffung dar. Gerade im Flugzeug, aber auch bei höherem Lärmpegel im Zug oder als Fußgänger in der Nähe von Verkehrslärm wird man die Fähigkeiten eines solchen Musikwiedergabe-Geräts zu schätzen wissen. Im folgenden Ratgeber haben wir die besten Noise-Cancelling-Kopfhörer aus unseren Tests zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Preisvergleich: Die besten Noise-Cancelling-Kopfhörer kaufen
- Die Top-Tipps für den NC-Kopfhörer-Kauf
- Die besten Over-Ear-Kopfhörer mit ANC für Flugreisen
- Top-ANC für perfekte Stille an lauten Plätzen: Bose QuietComfort Ultra Headphones
- Anpassungsfähiger Allrounder mit Top-Klang: Teufel Real Blue Pro
- Für Genießer und Vielflieger: Sennheiser Momentum Wireless 4
- Wellness-Atmosphäre und große High-End-Show: Bowers & Wilkins PX7 S2
- Edles für die Apple-Welt: Apple Airpods Max
Gute ANC-Kopfhörer sind teurer als passive Modelle, gerade wenn die Lärmunterdrückung effektiv sein soll. Drahtlose Bluetooth-Verbindung, App-Steuerung und die Nutzung als Freisprecheinrichtung für das Telefon gibt es in den allermeisten Fällen inbegriffen.
Wir haben deshalb in dem folgenden Ratgeber auf eine Preisgrenze verzichtet. Die Spitzenmodelle der meisten Markenhersteller sind im 300-350 Euro Segment angesiedelt. Es gibt zwar viele günstigere Modelle, wer aber maximale Klangqualität und dauerhafte Freude damit haben will, dem empfehlen wir schon, sich in dieser Liga umzusehen.
Preisvergleich: Die besten Noise-Cancelling-Kopfhörer kaufen
So funktioniert aktives Noise-Cancelling (ANC) bei On- und Over-Ear-Kopfhörern
Kopfhörer mit aktiver Lärmunterdrückung wurden ursprünglich für Piloten und die Anwendung in Flugzeugen mit hohem Grundlärmpegel entwickelt. Der Hauptgrund: höhere Sprachverständlichkeit bei Funkgesprächen und Kommunikation einerseits, eine Unterdrückung des gesundheitsschädlichen Lärms andererseits.
Hierbei ist zu beachten, dass der schädlichste Lärm im Mittelhochtonbereich und auch im Grundton relativ gut passiv bedämpft werden kann. Lärmschutz in Kopfhörerform ist in vielen Arbeitsumgebungen üblich. Allerdings sind diese passiven Bedämpfungen im Bassbereich nicht sonderlich effektiv. In der Nähe von tieffrequenten Lärmquellen wie Motoren-, Maschinen- oder Düsengeräuschen werden die tieffrequenten Anteile als besonders unangenehm empfunden, wenn der Mittelhochtonanteil bereits herausgefiltert ist.
Ein aktives Noise-Cancelling sorgt nun dafür, dass auch die tiefen Töne ausgelöscht werden und man ein insgesamt ausgewogeneres Gefühl der Ruhe hat. Insbesondere in Umgebungen mit viel Tieftonlärm ist das sehr angenehm, etwa im Flugzeug, neben befahrenen Straßen oder in älteren Schienenfahrzeugen.
Over-Ear-Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling (ANC) besitzen an ihren Außengehäusen mehrere Mikrofone. Diese analysieren den einfallenden Störschall und erzeugen elektronisch gegenphasige Schallanteile. Diese werden von der normalen Membran, die auch für die Musikwiedergabe verantwortlich ist, in den Raum zwischen Schallwandler und Ohr eingespielt. Sie löschen im Idealfall den Störschall komplett aus. Besonders ausgereifte Modelle haben zusätzliche Mikrofone im Inneren der Schallmuscheln, die einen Außen/Innen-Vergleich ermöglichen und damit die Effektivität des ANC anpassen können.
Over-Ear-Kopfhörer, bei denen die Abdichtung zwischen Kopfhörerpolster und seitlichem Schädel stattfindet, wobei die gesamte Ohrmuschel umschlossen ist, sind zwar etwas unhandlicher, aber machen meist weniger Probleme.
Die Top-Tipps für den NC-Kopfhörer-Kauf
Tipp 1: Bequemer und sicherer Sitz
Ein Kopfhörer mit aktivem Noise-Cancelling muss etwas dichter abschließen als die bekannten offenen Passivsysteme. Man sollte deshalb als erstes immer prüfen, ob dies der Fall ist. Einige Modelle, besonders On-Ears, neigen dazu, auf die Ohren zu drücken oder zu locker zu sitzen. Das ist von Träger zu Träger unterschiedlich und sollte unbedingt vorher ausprobiert werden.
Für eine wirklich effektive Funktion sollte der Kopfhörer aber ohne Lücken am Kopf anliegen und bereits passiv mit deaktiviertem ANC eine gute Störschallunterdrückung im Mittelhochtonbereich bieten. Aus diesem Grund sind On-Ear-Kopfhörer, bei denen das Polster auf der Ohrmuschel anliegt, problematisch. Je nach Ohrform und Sitz des Kopfhörers kann sich die Abdichtung ändern. Wir raten daher dringend, einen auf dem Ohr aufliegenden On-Ear-Kopfhörer mit ANC vorher selbst unter realen Bedingungen zu testen. Hierbei sollte man sich idealerweise Außensituationen mit starkem Wind, mit starken tieffrequenten Verkehrsgeräuschen sowie Fluglärm aussetzen.
Sitzen die On-Ear-Kopfhörer korrekt und sicher auf dem Kopf, wird auch das NC immer gut funktionieren und nicht durch Pop-Geräusche, unangenehme Bassunterschiede rechts/links oder sonstige Fehlfunktionen auffallen. Ruhig auch mal sich beim Test bewegen und schauen, ob der NC-Kopfhörer vom Kopf rutscht! Das ist gerade bei schwereren On-Ear-Modellen häufig der Fall.
Tipp 2: Welche Features und Akkulaufzeit brauche ich wirklich?
Die Ausstattungslisten werden immer länger. Doch unser Tipp dazu: Das meiste benötigt man nicht. Der Unterschied zwischen den Bluetooth-Versionen 5.0, 5.1 oder 5.2 ist in der Praxis bei einem Bügelkopfhörer kaum relevant.
Bei den Codecs sollten klangbewusste Hörer darauf achten, dass mindestens ein höherwertiger angeboten wird, den die eigenen Quelldevices auch senden können. AAC dürfte etwa für Apple iOS User die beste Wahl sein, apX bei den meisten modernen Android-Devices. Ob es denn der normale Apt-X sein darf oder eine HD bzw. Lossless-Variante, ist dem eigenen Anspruch und Geschmack geschuldet. Die Verbesserungen zwischen diesen Versionen sollten im Mobilbetrieb nicht überbewertet werden.
Beim ruhigen Hören zuhause ist das etwas anderes. Wer hier wirklich das Maximum herausholen will, sollte ein Modell mit USB-C-Verkablung und eingebautem Hires-DAC wählen.
Weitere aus unserer Sicht kaufentscheidende Kriterien:
- Will ich mit den ANC-Kopfhörern auch in lauter Umgebung telefonieren? Dann ist die beste Spracherkennung mittels Mikrofon-Arrays gerade gut genug
- Brauche ich ein anpassbares Noise-Cancelling, das ich etwa im Flugzeug auf Maximum stelle und im Straßenverkehr auf leichte Lärmunterdrückung?
- Will ich alle komplexeren Funktionen über die App steuern, oder bevorzuge ich eine Kontrolle an den Ohrmuscheln?
- Will ich Musik mit maximaler Dynamik und prallem Bassdruck hören?
- Brauche ich ein Modell, was stundenlang stressfrei klingt und schwitzfrei auf den Ohren sitzt? Beides bieten längst nicht alle klanglich hochwertigen Modelle am Markt
Die maximale Akkulaufzeit kann bei heutigen Modellen praktisch vernachlässigt werden. Extreme Werte über 40 Stunden benötigt man eigentlich nur, wenn man bei längeren Reisen das Ladegerät nicht mitnehmen will.
Tipp 3: Soll ich ein günstiges Auslaufmodell kaufen?
Da sucht man einenbei STEREO GUIDE gut getesteten NC-Kopfhörer, und schon taucht beim großen Versandhandel ein Auslaufmodell mit 30% Preisabschlag auf. Kaufen oder den Aufpreis für das neue Modell bezahlen?
Wir würden sagen: Es kommt auf den Einzelfall an. Die letzten Generationen waren technisch gesehen bei den meisten renommierten Herstellern schon ziemlich gut, so dass man hier nur leichte Abstriche bei NC-Effizienz, Akkulaufzeit und Connectivity machen muss.
Die Klangabstimmung wiederum kann von Generation zu Generation unterschiedlich sein. Die Hersteller experimentieren erfahrungsgemäß doch deutlich mit dem Klangcharakter bzw. passen ihn an das Kunden-Feedback an.
Deshalb: Auslaufmodelle grundsätzlich in Betracht ziehen, aber unbedingt probehören!
Die besten Over-Ear-Kopfhörer mit ANC für Flugreisen
Top-ANC für perfekte Stille an lauten Plätzen: Bose QuietComfort Ultra Headphones
Die Bose QuietComfort Ultra Headphones unterscheiden sich durch fortschrittliche Funktionen wie 3D-Audio mit Head-Tracking und automatische Kalibrierung anhand der Ohrform. Mit seiner Akkulaufzeit von 24 Stunden respektive 18 Stunden mit 3D-Audio liegt der Bluetooth-Kopfhörer im Mittelfeld.
Eine 2,5-mm-Klinkenbuchse ermöglicht die Einspeisung analoger Audio-Signale und gestattet den Weiterbetrieb bei leerem Akku in Verbindung mit einer Stromversorgung über das mitgelieferte USB-Kabel.
Die Klangabstimmung ist ausgewogen mit einem eher warmen Touch und auf langes Hören, etwa im Flugzeug oder der Bahn ausgelegt. Der 3D-Soundeffekt ist subtil, aber angenehm. Das Head Tracking zur Fixierung der Bühne vor dem sitzenden Tärger hinkt Kopfbewegungen mitunter etwas hinterher. Absolute Spitze ist das Active Noise-Cancelling, wo Bose als Pionier immer noch einen gewissen Vorsprung ausspielt.
Anpassungsfähiger Allrounder mit Top-Klang: Teufel Real Blue Pro
Nanu, Teufel ist im Segment der hochwertigen NC-Kopfhörer teurer als Sennheiser, Sony und Bowers&Wilkins? Ja, das ist so beim Real Blue Pro. Und seinen Preis rechtfertigt der Berliner vor allem durch sein konsequentes Beherrschen jeder wichtigen Disziplin. Er spielt audiophil wie spaßfähig, man kann ihn stundenlang aufhaben ohne die Ohren zu ermüden. Klassik beherrscht er ebenso wie knallhart-tiefe Hiphop-Beats, klingt dabei natürlich, transparent und kraftvoll, immer mit dem richtigen Schuss Dynamik. Eine halbautomatische Anpassung per Hörschwellentest ermöglicht sogar eine Einmessung auf die individuelle Hörkurve.
Das Noise-Cancelling lässt sich von totaler Isolation auf leichte Wellness-Dämpfung umschalten. Und auch bei den Sekundärtugenden macht dem Real Blue Pro keiner etwas vor: 56 Stunden Akkulaufzeit, vollwertiger Passivbetrieb bei leerem Akku und eine gut zu überblickende Funktionsvielfalt in der App machen ihn zum idealen Hörpartner für alle, die ohne Stress Musik hören wollen.
Für Genießer und Vielflieger: Sennheiser Momentum Wireless 4
Ein fast so pralles Gesamtpaket zum günstigeren Preis bietet der Kopfhörer-Spezialist Sennheiser: der Momentum Wireless 4 erreicht bei der Effektivität des per Geste stufenlos regelbaren Noise-Cancellings Bestnoten und es passt sich sogar automatisch dem Umgebungslärm an. Mit 60 Stunden Akkulaufzeit ist er einer der Spitzenreiter auf dem Markt. Sein Klang ist im besten Sinne natürlich-neutral mit entspannter Auflösung, tiefreichendem Bass und langzeittauglicher Transparenz. Er lässt sich spielerisch einfach per App steuern, man kommt aber auch ohne ziemlich weit.
Muss man bei diesem Marken-Kopfhörer also irgendwo Abstriche machen? Der Luxusfaktor ist bei geringem Metalleinsatz und matten Lacken eher auf Bescheidenheit eingestellt. Und wer das letzte Quentchen Dynamik, Spielspaß und Druck aus einem drahtlosen Over-Ear-Hörer zaubern will, wird vielleicht auch nicht als erstes an den ziemlich entspannt spielenden Sennheiser Momentum Wireless 4 denken.
Wellness-Atmosphäre und große High-End-Show: Bowers & Wilkins PX7 S2
Beim Luxusfaktor ist wiederum der Bowers & Wilkins PX7 S2 in seiner Preisklasse ungeschlagen: Diese Farben, die matt schimmernde Oberfläche, die stoffbespannten Bügel. Doch neben Fashionistas spricht er auch Audiophile voll an: USB-C-Verbindung mit drahtgebundener Hi-Res-Beschickung beherrscht der noble britische Bluetooth-Over-Ear-Kopfhörer ebenso wie die neuesten hochwertigen Codecs, namentlich aptX HD. Die Akkulaufzeit erreicht mit 37 Stunden keine Spitzenwerte, aber genügt für jede noch so komplexe Flugreise mit Umsteigen und Co.
Bei Funktionsumfang und individueller Anpassung gehen den Briten eindeutig Übersichtlichkeit vor Vielfalt. Auch App und Noise-Cancelling verlieren sich nicht groß in unendlichen Untermenus und stufenloser Anpassung, sondern sind auf das Sinnvolle und Notwendigste beschränkt.
Die Klangabstimmung kommt vor allem wahren Highendern entgegen: Spektakuläre Bässe mit irrwitziger Detailauflösung, maximale Impulstreue, weite Räumlichkeit und eine kickende Spielfreude, wie sie ihresgleichen sucht. Das beeindruckt gewiss, geht aber für empfindsame Ohren auch zu Lasten der Langzeittauglichkeit und Entspannung. Denn unter den gut isolierenden, sehr bequem sitzenden Polstern kann es auch mal ein wenig heißer werden.
Edles für die Apple-Welt: Apple Airpods Max
Technologisch spielen Apples hochpreisigste Bluetooth-Over-Ears AirPods Max in einer eigenen Liga: 3D-Simulation, Headtracking mit Frontbühne und automatische EQ-Einmessung – wer auf solche Software-Gagdgets steht und noch iPhone-User ist, für den ist Apples über 600 Euro teurer Super-Kopfhörer die erste Wahl. Zumal er noch mit unschlagbarem Räumlichkeitseindruck, hoher Auflösung, knochentrockenem Tiefbass und viel Dynamik aufwarten kann. Die edelsten haptischen Eindruck, topmoderne Farboptionen des matten Aluminiums und das gewisse Etwas eines echten Luxus-Produktes gibt es obendrein.
Doch all das nützt nur demjenigen, der konsequent aus der Apple-Welt zuspielt. Android- und Windows-User bleiben bei den Funktionen, die die Airpods Max von anderen Kopfhörern abheben, ziemlich konsequent außen vor.