STEREO GUIDE Testurteil
+ sehr hohe Detailauflösung
+ tiefer, musikalischer Bass
+ angenehm natürliches Noise-Cancelling
- klingt zuweilen zu silbrig
- wenig Punch und Grundton
- passt nicht allen Testpersonen
- Bedienung nicht perfekt
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7.8
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Klang: Bass / Dynamik8.2
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Praxis / Connectivity8.6
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Preis / Leistung8.8
Offiziell in der Preisklasse um 150 Euro angesiedelt, mit dem Klangversprechen eines renommierten HiFi-Herstellers und aktueller Active-Noise-Cancelling-Technologie (ANC) – der Denon AH-C830NCW scheint schon rein formal ein attraktives Gesamtpaket zu bieten. Von dem Hersteller, dessen Multiroom-Lautsprecher der Home-Serie wir schon im Test hatten, sind wir klanglich und dynamisch nur sehr gutes gewöhnt.
Hochglanzoberfläche, organisch-schlanke Formgebung mit herunterhängendem Stick – das erinnert stark an das Konzept der Apple Airpods. Was kein Fehler ist, zumal der Hersteller einen noch bequemeren Sitz im Gehörgang verspricht als beim Original. Und mit schwarz neben dem weißen Branchenstandard auch eine beliebte Farbe anbietet.
Konnektivität und mehr
Die Zuspielung von Musik erfolgt per Bluetooth 5.0. Neben dem Standard SBC bietet der Denon nur noch AAC als hochwertige Codec-Alternative an. Das freut iPhone-User, während Android-Fans, die einen der neuesten aptX Varianten nutzen wollen, in die Röhre schauen müssen.
Die Akkulaufzeit für die Earbuds gibt der Hersteller mit sechs Stunden ohne aktives Noise-Cancelling und 4,8 mit eingeschaltetem ANC an. Das wäre guter Durchschnitt. Das Case liefert noch einmal vier volle Ladungen nach, was im Reisebetrieb absolut praktikabel ist. Leider fällt das Case damit auch etwas dicker aus und lässt sich wegen der absolut nicht verrundeten Kanten auf der Deckelseite auch entsprechend schlecht in Hosen- ud Sakkotaschen unterbringen.
Nicht ganz rund
Als technische Innovation im In-Ear-Bereich preist der Hersteller oval geformte Schallwander: Üppige 11 x 10 Millimeter misst die Membran, was zur Vermeidung von Resonanzeffekten akustisch eine gute Idee ist.
Etwas schwieriger machen die Earbuds dem Nutzer das Einsetzen: Es gibt nur drei Adaptergrößen der Gummiadapter. Die sind im Durchmesser recht weit auseinander. Es kann also passieren, dass der kleine zu klein und der mittlere zu groß ist. Hier sollte man vor dem Kauf unbedingt eine Anprobe machen. Denn zugleich weitet sich das Treibergehäuse vom Schallkanal aus relativ schnell weit auf, und der Mikrofonstick sitzt recht eng am Ohr an. Es kann also passieren, dass die Form der Denon AH-C830NCW nicht zum eigenen Ohr passt oder sie zu locker sitzen. Das würde das Hörerlebnis aber nachhaltig beeinträchtigen, da der Tiefbass sich nur bei wirklich dicht isolierenden und recht weit in den Gehörgang reichenden Earbuds ausbreitet.
Denn auch geübte In-Ear-Hörer müssen erst eine Weile Druck auf den Denon ausüben, bis er im Gehörkanal dicht abschließt. Und selbst wenn man schon länger hört, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass hier irgendetwas nicht ganz sicher im Sattel beziehungsweise im Ohr sitzt.
Rudimentäre Steuerung mit Morsezeichen
Die Steuerung des Denon AH-C830NCW erfolgt über die Touchflächen an den beiden Hörerkapseln. Theoretisch, denn in der Praxis erkennen die Berührungen zuweilen gar nicht und Doppel-beziehungsweise Kombinationsklicks zuweilen falsch. Das ist insofern verwunderlich, als dass der Funktionsumfang auf ein sinnvolles Minimum reduziert ist: Play/Pause/Skip, die Umschaltung des Noise-Cancelling-Modus´ sowie das Annehmen von Telefongesprächen und Aktivierung des Sprachassistenten (Siri oder Google).
Über letztere Funktion schweigt sich die kürzeste uns bekannte Kurzanleitung, die dem Denon beiliegt, aus. Vermutlich, weil sich die Berührungskombination ohnehin keiner merken kann: Kurz – Lang. Das steht im Morsealphabet für den Buchstaben A. Vielleicht hilft diese Eselsbrücke ja wenigstens Amateurfunkern.
Wer jetzt hofft, weiteres gäbe es in einer App, wird enttäuscht werden: Es gibt keine.
Noise-Cancelling in der Praxis
Mit einem kurzen Tipp auf den linken Hörer schaltet der Denon zwischen aktivem und passivem Noise-Cancelling sowie Durchsagemodus um. Beim Betrieb in Innenräumen kann man zunächst nicht klar sagen, welcher Modus hier welcher ist: der Transparenzbetrieb klingt recht gedämpft, im ANC-Betrieb ist ein Rautschteppich zu vernehmen, den man im Straßenverkehr oder Flugzeug allerdings nicht störend wahrnimmt. Das Noise-Cancelling war nicht besonders stark, im Bass aber überzeugend natürlich. Im Mittelhochton fielen uns zuweilen minimal phasig klingende Resteindrücke des Außenlärms auf. Für den überwiegenden Teil des Hörtests verließen wir uns deshalb auf den Passivmodus, der außer im Bass eine sehr harmonische Dämpfung hinbekam.
Hörtest: So klingt der Denon AH-C830NCW
Wer japanische Monitorlautsprecher der 1970er Jahre schätzte, wird sich vom Denon mit Wonne in die goldene Hifi-Zeit zurückversetzt fühlen: Er bietet eine extrem herausgestellte Feinauflösung und silbrige Höhen, die die Aussprache von Stimmen und die S-Laute fast schon überbetonen, ohne dabei generell harsch oder zischig zu klingen. Bei einigen Aufnahmen, gerade nah aufgenommenen Frauenstimmen, kann das aber auch schnell zuviel des Guten sein.
Der eher schlanken, fast schon ziselierten Tonalität von Stimmen setzt er ein beeindruckend tiefes Bassfundament entgegen. Sofern man die richtigen Gummiadapter erwischt und den Hörer richtig eingesetzt hat, versteht sich. Der Bass ist dabei tief und kraftvoll, ohne zu dominieren, sondern fügt sich auch bei Klassik und Jazz recht harmonisch ins musikalische Geschehen ein. Wer eher elektronische Beats oder satte Schlagzeugsounds hört, wird allerdings bemerken, dass solcherlei Spaßmusik über den Denon etwas akademischer klingt: Beim Kicken und Grooven hält er sich doch spürbar zurück, seine Bassautorität bleibt eher hintergründig und lässt den höheren Frequenzen mehr Raum.
Eine gute Figur machte der Denon AH-C830NCW bei Klassik- und Jazzaufnahmen. Hier arbeitete er eine schier unglaubliche Detailfülle heraus, blieb sehr transparent und projizierte auch einen nicht zu großen, aber plausiblen Raum. Etwas schlank kamen uns allerdings Männerstimmen und tiefere Streicher vor.
So blieb nach dem Hörtestdurchgang ein zwiegespaltener Eindruck: Der Denon hat seine klanglichen Stärken in Einzeldisziplinen. Seine tonale Abstimmung muss man jedoch mögen. Noch nie haben wir bei einem Inear eine App mit Equalizer zum Feintuning so vermisst.
Testfazit und Alternativen zum Denon AH-C830NCW
Von Ausstattung und Spezifikationen scheint der Denon AH-C830NCW einen guten Gegenwert für Vielreisende zu liefern. Doch für die meisten Interessenten von In-Ear-Hörern dürften sich angesichts des zu silbrigen und wenig groovenden Klanges, der hakeligen Bedienung und des nicht immer sicheren Sitzes Alternativen aufdrängen. Allen voran der günstigere JBL Tune 230NC TWS, der zwar weniger Detailauflösung bietet, sonst aber eigentlich alles besser kann als der Denon. Wer etwas audiophilere Abstimmung und ein isolierenderes Noise-Cancelling möchte, zahlt den geringen Mehrbetrag für den Panasonic RZ-S500W vermutlich gern.
Technische Daten Denon AH-C830NCW Denon
- Preisempfehlung des Herstellers: 160 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: Dynamisch
- Gewicht: 5,3 g (je Hörer), 43 g (Case)
- Besonderheiten: Bluetooth 5.2, Active Noise-Cancelling, gegen Spritzwasser geschützt nach IPX4
- Mehr unter: www.denon.com
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