STEREO GUIDE Testurteil
Der Teufel Airy TWS Pro ist eine Luxus-Variante des normalen Airy TWS 2 mit besserer Bedienung und aufgewertetem ANC. Ob das den Aufpreis rechtfertigt hängt stark davon ab, wie gut man den In-Ear durch den richtigen Ohradapter auf seinen Gehörgang anpasst. Dichter Sitz entscheidet mehr als bei anderen über die Klangbalance und die Wirkung des ANC.
Vorteile
- Wirksames ANC
- Tiefer, kräftiger Bass für fette Beats
- Sehr kompaktes Ladecase
- Individualisierbare Touch-Befehle
Nachteile
- Akku-Laufzeit schlechter als beim normalen Airy
- Etwas dicker Bass, besonders mit ANC
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Natürlichkeit / Transparenz8.8
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Bass / Dynamik8.6
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Praxis / Connectivity9.5
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Preis/Leistung9
„Darf es etwas mehr sein?“, fragt Teufel auf der Vorankündigung für den neuen Airy TWS Pro. Das Mehr bezieht sich auf ein Plus an ANC-Wirkung, Bedien-Optionen, Akku-Kapazität und Funktionen. Diese Bereiche sollen ihn gegenüber dem günstigeren Teufel Airy TWS 2, den wir im letzten Jahr getestet haben, unterscheiden. Dazu kommt eine geringfügig andere Auswahl von fünf Farbtönen: Misty Green (die Farbe unseres Testmusters), Night Black, Silver White, Steel Blue und die Metallic-Farbe Cosmic Teal.
Wie der kleine Bruder, der weiterhin im Angebot bleibt, baut der Airy TWS Pro auf 10 Millimeter große Linear-HD-Treiber, mit denen die Berliner einen extrem tiefen, präzisen Bass erzeugen wollen. Zwischen den ungleichen Brüdern liegt trotz vergleichbarer akustischer Basics im Preis einige Distanz. Während der normale Airy TWS mit 100 Euro im unteren Preissegment angesiedelt ist, muss sich der Teufel Airy TWS Pro im gehobenen Bereich um 170 Euro behaupten. Wenn man die beiden Modelle vergleicht, stellt man zunächst einen erheblichen Größenunterschied bei den Abmessungen der beiden Lade-Etuis fest.



Trotz der beim Transport in der Hosentasche äußerst willkommenen Schrumpfung des Cases beim Teufel Airy Pro beherbergt es ebenfalls einen 500-mAH-Lithium-Ionen-Akku, der in Verbindung mit den 50-mAh-Akkus in jedem der beiden Earbuds mit Nachladen bis zu 32 Stunden Spielzeit ohne ANC verspricht. Das bleibt hinter dem kleinen Airy und damit auch unter den Erwartungen zurück. Schließlich haben die Akkus in den beiden In-Ears jeweils 50 mAh Kapazität, während der TWS 2 nur je 45 mAh vorweisen kann. Nach einer 10 Minuten langen Ladepause steht wieder Saft für eine weitere halbe Stunde Klangwiedergabe bei mittlerer Lautstärke bereit. Wenn das Etui selbst Strom benötigt, lässt sich dieser via seitlichem USB-C-Anschluss oder drahtlos durch induktives Laden übertragen.
Neues ANC und aptX Adaptive
Das Adaptive Digital Hybrid ANC soll den normalen Airy TWS 2 in der Leistung übertreffen. Ein Vergleich ergab tatsächlich leichte Vorteile für den Newcomer. Das gilt aber nur, wenn eine wichtige Bedingung erfüllt ist. Dazu mehr weiter unten im Hörtest.
Der Teufel Airy TWS Pro unterstützt neben den Audio-Codecs SBC und AAC auch aptX Adpative. Dieses unter Android-Usern geschätzte Feature unterscheidet ihn vom Schwestermodell. Ansonsten bleibt es bei Bluetooth 5.2 und der Möglichkeit von Multipoint-Verbindungen zu zwei Smart Devices zur gleichen Zeit. An Bord befinden sich auch wieder insgesamt sechs Freisprech-Mikrofone, die von einem glänzenden Lochgitter verdeckt werden. Im Test ließen sich damit Telefongespräche in ausgesprochen guter Qualität führen, wenn man von leichten Noise-Gate-Effekten, sprich einen gelegentlichen Ein- und Ausblenden vor Sprachblöcken absieht. Doch für In-Ears war das Gebotene sehr ordentlich.
Was die Form betrifft, setzt sich der Airy TWS Pro nicht nur vom Case vom Basis-Modell ab. Auch die In-Ears selbst sehen etwas anders aus. Sie haben zwar auch eine Lollypop-Form, die ich persönlich praktischer beim Einsetzen und bequemer beim Tragen finde als etwa die der Teufel Real Blue TWS 3. Damit die Hörer bequem sitzen und möglichst gut abdichten, was für die Bass-Wiedergabe entscheidend ist, liegen den ANC-Ohrhörern insgesamt fünf Earpads aus antibakteriellem Silikon in verschiedenen Größen bei.
Für die Bedienung direkt am Hörer gibt es kleine seitliche Touch-Elemente an den Stilen. Die beherrschen zwar neben Start/Stop und Titelsprüngen auch noch den Wechsel zwischen aktiviertem Active Noise-Cancelling, Transparenzmodus für Lautsprecherdurchsagen in der U-Bahn ausgeschaltetem ANC. In der App lassen sie sich von den Funktionen nach Wünschen des Benutzers konfigurieren. Doch es dauert eine Weile sich an kurze, lange und mehrfache Klicks zu gewöhnen, zumal die leicht herausstehenden Touch-Buttons nicht immer wie gewollt reagieren.






Teufel Go statt Headphones App
Weiteres Zubehör steht in dem Apple App Stores und auf Google Play zum kostenlosen Download bereit: Es handelt sich um die Teufel Go App. Den Airy TWS 2 hatten wir noch mit der Teufel Headphones App getestet. Doch die Teufel Go App unterstützt jetzt auch den älteren Airy. Bei vielen Funktionen fällt der Unterschied kaum auf. Es bleibt bei einem eigenwilligen Equalizer, der für Laien leichter bedienbar sein soll als die sonst üblichen grafischen EQs, was wir aber schlecht testen können, weil wir dafür vermutlich nach jahrzehntelanger Testerfahrung überqualifiziert sind.

Hörtest: ANC als Allheilmittel
Soll ich ganz ehrlich sein? Der Hörtest begann mit einer Enttäuschung. Der neue Airy Pro klang zunächst etwas ausgedünnt im Bass und im Grundtonbereich und rau in der Stimmenwiedergabe. Und zwar unabhängig davon, ob man ihm Rock-Titel oder Pop-Tracks servierte. Ich machte mich schon auf die Suche nach den Earpads, um größere Ohrpass-Stücke aufzuziehen. So etwas ist gewöhnlich ein Zeichen, dass der Hörer den Ohrkanal nicht genug abdichtet, auch wenn er vom Tragegefühl in diesem Fall gut passte.
Bevor ich zum Wechsel kam, probierte ich schon mal das Active Noise-Cancelling und siehe da: Abrakadabra, der Klang war nicht mehr wiederzuerkennen. Dass die meisten Kopfhörer-Hersteller mit dem Einschalten des ANC auch noch eine Schippe Bass drauflegen, ist nicht neu. Doch im Falle des Teufel Airy TWS Pro änderte sich die gesamte Klangabstimmung dramatisch zum Besseren. Plötzlich bekam nicht nur der Bass ein angemessenes Volumen und zünftigen Punch. Auch die sehr dünnen, kraftlosen Stimmen bekamen mehr Volumen. Der gesamte Grundton-Bereich war schlagartig kräftiger, die Stimmen authentischer und weniger harsch.
Anpassung dringend erforderlich
Allerdings blieb der Klang-Boost mit den Standard-Polstern die einzige Wirkung des adaptiven Noise-Cancellings. Eine spürbare Dämpfung von Umgebungsgeräuschen wie dem Radio, das ich bewusst zu diesem Zweck im Hintergrund weiterlaufen ließ, war beim besten Willen nicht festzustellen. Spätestens jetzt war klar, dass ich für meine audiophilen Fledermausohren ein XXL-Polster aufziehen musste.
Um den Außenschall durch ein in Echtzeit generiertes Antischall-Signal auszulöschen, muss der Ohrkanal komplett dicht sein, damit es keinen akustischen Kurzschluss gibt. Das würde nicht nur die Wirkung des aktiven Noise-Cancellings zunichte machen. Wenn man laut aufdrehte, konnte man auch feststellen, dass die Treiber an ihre Belastungsgrenze stießen. Schließlich müssen sie nicht nur für tiefe Bässe große Auslenkungen verkraften. Das zur Auslöschung tiefer Störgeräusche in der Phase um 180 Grad gedrehten Signal mit der gleichen Frequenz erfordert auch richtig Hub. Wenn man noch das Klang-Preset „Bass-Verstärkung“ in der Teufel Go App aktivierte, gab es mit Beats wie im Track „Keep On Moving“ von Soul II heftige Verzerrungen. Wer also bei seinem Airy TWS Pro derartige Probleme feststellt, braucht ihn nicht zurückzuschicken, sondern einfach nur dickere Ohradapter aufziehen.
Wie man die In-Ears einbettet, so hört man
Das tat ich dann auch und prompt war nicht nur der raue, dünne Klang ohne ANC verschwunden. Mit dem aktiviertem Nosie-Cancelling stellte sich jetzt auch eine sehr ordentliche Geräuschunterdrückung ein, die tatsächlich besser als beim normalen Airy TWS 2 war. Dafür klang der Airy TWS Pro plötzlich schon mit deaktiviertem ANC ganz schön üppig im Bass.
Und mit ANC war es eindeutig schon zu viel des Guten. Immerhin waren die Verzerrungen verschwunden, die sich mit den nicht ganz dichten Ohradaptern bei höheren Lautstärken ergaben. Dafür wirkte der Bass jetzt weich, unpräzise und aufgeblasen. Das verdeckte zudem in den Mitten viele Details und drückte Stimmen in den Hintergrund. Mag sein, dass es Fans von Hip-Hop mögen, aber mir war es selbst damit zu viel des Guten. Wer Transparenz und Räumlichkeitsgefühl schätzt, den wird das kompakte, basslastige Klangbild auf jeden Fall weniger begeistern, als Freunde richtig fetter Elektro-Beats.
Mit aktiviertem Noise-Cancelling gefiel mir der Airy TWS Pro mit den zu kleinen Adaptern richtig gut und größere Ohrpolster wären dann kein Thema mehr gewesen, wären da nicht die Verzerrungen bei hoher Aussteuerung und die Wirkungslosigkeit des schönen neuen Adaptive ANC gewesen. Dieses Dilemma macht die Bewertung des Teufel Airy TWS Pro nicht gerade leicht. Er wird bei unterschiedlichen Ohren ganz schnell zu völlig unterschiedlichen Klangeindrücken führen, mehr noch als man es von In-Ears gewohnt ist, denn sowohl der Sound als auch die Geräuschunterdrücken reagieren außergewöhnlich sensibel auf den Sitz der unterschiedlichen Silikon-Adapter.
Teufel Airy TWS Pro: Fazit und Alternativen
Der Test zeigt deutlich, wie wichtig es ist, den neuen ANC-In-Ear am besten vor dem Kauf zum Beispiel in einem der Teufel-Flagship-Stores mit verschiedenen Earpads auszuprobieren. In meinen Ohren, was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist, dürften sich an ihm die Geister scheiden. Und es dürfte auch nicht verwundern, wenn hier unterschiedliche Träger zu völlig konträren Ergebnissen kommen. Hier gibt es zahlreiche andere In-Ears, die trotz gleicher Tendenzen deutlich weniger sensibel auf das Matching der Ohradapter reagieren. Nicht umsonst werden die Berliner gleich fünf verschiedene Größen beiliegen.
Es ist gar nicht so einfach, stichhaltige Vorzüge gegenüber dem für seinen moderaten Preis wirklich tollen Airy TWS 2 zu sehen, die einen so hohen Preiszuschlag ohne wenn und aber begründen. Das aptX Adaptive kann iOS-Usern egal sein, das Argument mit dem besonders hochwertigen Audio Codec zieht allenfalls bei Android-Nutzern. Das ist auch dafür verantwortlich dafür, dass der Airy TWS Pro als der, in der Haptik, Handhabung und in der Wirkung des ANC bessere Hörer in der Gesamtwertung nicht mehr Punkte bekommt als der kleine Bruder. Bei STEREO GUIDE ist nämlich das Preis-Leistungsverhältnis, außer bei Car Audio ab Werk, immer Teil der Endnote. Und in diesem Punkt, hat der kleinere Airy eindeutig die Nase vorn.
Technische Daten Teufel Airy TWS Pro
- Preisempfehlung des Herstellers: 170 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: jeweils 5,7 g, Ladecase: 64 g
- Besonderheiten: Spritzwasserschutz nach IPX4, 7 Stunden Akku-Laufzeit, 32 Stunden mit Nachladen im Case, App mit Equalizer, Sprachsteuerung und Telefonie mit vier Mikrofonen, Unterstützung für Siri und Google Assistant
- Mehr unter: www.teufel.de