STEREO GUIDE Testurteil
+ ausgewogen und transparent
+ sehr tiefer, knalliger, schneller Bass
+ gute Raumabbildung
+ passt zu fast jeder Musikrichtung
- in manchen Ohren passen sie einfach nicht
- Bass zuweilen etwas zu dominant
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz9.2
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Klang: Bass / Dynamik8.4
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Praxis / Connectivity8
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Preis / Leistung10
Wenn ein beliebtes Produkt einen Nachfolger erhält, überschlagen sich Hersteller normalerweise mit „Mk 2“ oder „2nd Generation“ Bezeichnungen und schreiben ganze Abhandlungen über verbesserte Spezifikationen. Nicht so Teufel: Beim neuen True Wireless Modell namens Teufel Airy TWS muss man schon genau hinschauen, um die Unterschiede zum Vorgänger Teufel Airy True Wireless von 2019 zu identifizieren. Den konnten wir ausprobieren, haben ihn aber nie offiziell im Test gehabt. Wir konzentrieren uns hier deshalb auf das „TWS“ Modell des Jahres 2023.
Die Akkulaufzeit – sechs Stunden mit einer Ladung, 26 Stunden Autonomie mit dem Case – hat sich praktisch nicht verändert, auch das Ladecase selbst blieb weitgehend dasselbe. Der Spritzwasserschutz mit IPX3 ist sogar ein Rückschritt gegenüber den IPX5 der Vorgänger. Ein Noise-Cancelling oder Konnektivität zur Teufel Headphones App gibt es weiterhin nicht.
Das Konzept bleibt also: Ein bezahlbarer True Wireless In Ear im „Lollypop“-Design mit Mikrofonstick für unter 100 Euro. Wenn sich Klangqualität, Bassabstimmung und Sitz im Ohrkanal verbessert haben, sind das allerdings gravierende Veränderungen, die ein komplett anderes Testergebnis zur Folge haben können. So ist vielleicht die größte Nachricht zur neuen Generation: Es gibt nunmehr Gummiadapter in fünf verschiedenen Größen statt nur deren drei. Wer sich nicht sicher ist: Die neue Version hat ein „T“-Logo auf der Touch-Fläche der Earbuds, die nunmehr veralteten Vorgänger den gesamten Schriftzug „Teufel“.
Neuer Lack, neue Abstimmung?
Die charakteristischen Farben – neben Schwarz und Weiß gibt es zartes Rosa und Pastellblau – wurden vom Vorgänger übernommen. Die matten Teile der Oberfläche erschienen uns ein wenig hochwertiger,
Mit sechs Stunden Laufzeit ohne Nachladen sortieren sie sich im guten Mittelfeld der TWS ein. Rechnet man das Nachladen übers Case hinzu, kommt man auf gute 26 Stunden. Die Ladeschale ist relativ kompakt, aber etwas dicker und kantiger als Mitbewerber.
Zugespielt werden Musik oder Sprachinhalte über Bluetooth 5.0. Mit AAC ist ein hochwertiger Codec im Protokoll enthalten, es gibt aber keine Kompatibilität zu aptX-Derivaten. Die Elektronik mit ihrem Verstärkerbaustein treibt einen 5,8-mm-Breitbandtreiber, dem der Hersteller Tiefbass-Fähigkeiten bis 15 Hz hinunter attestiert. Das macht uns schon einmal neugierig auf den Hörtest.
Vorbildliche Gesprächsbereitschaft
Die Freisprecheinrichtung nutzt jetzt vier Mikrofone für Telefongespräche über Teams. Dazu unterstützt der Airy TWS das Hands-Free-Protocols (HFP) für Apps wie Skype oder Zoom. Auch die Sprachsteuerung über Google Assistant respektive Siri erfolgt dank Geräusch- und Echo-Unterdrückung in guter Qualität. Sogar telefonieren mit nur einem der beiden Ohrhörer lässt sich bewerkstelligen.
Wer die Kurzanleitung ignoriert, wird vielleicht Schwierigkeiten mit der Etablierung der Verbindung haben. Denn die optische Rückmeldung der beiden Hörer erfolgt nur durch eine nach unten strahlende farbige, LED, die man wirklich nur aus einer Richtung erkennen kann. Nur wenn diese blinkend den Kopplungsmodus signalisieren, zeigen sich die beiden Teufels im Bluetooth Menu potentieller Quellgeräte.
Bedienung und Probleme beim Einsetzen
Auch ohne Hilfe einer App packte Teufel viele Funktionen in seinen In-Ear-Bluetooth-Hörer. Sie sind mit Touch-Befehlen auf den Kapselabdeckungen erreichbar. Allerdings muss man sich einige Lang-, Doppel- und Dreifach-Klicks merken. Ohne die Anleitung geht wenig, ein langes Halten des Fingers auf der Kapsel links beziehungsweise rechts verringert bzw. erhöht etwa die Lautstärke. Den Kopplungs-Modus erreicht man, wenn man beide Touch-Flächen für mindestens vier Sekunden gleichzeitig berührt. Eine akustische Rückmeldung gibt es für alldies nicht.
Eine überraschende Wendung nahm der Test beim Einpassen der True Wireless. Wie schon beim Vorgänger Teufel Airy True Wireless stellte sich heraus, dass bei einer von zwei Testpersonen die Earbuds überhaupt keinen vernünftigen Sitz erlaubten. Das Problem war dabei nicht die falsche Adapter-Größe. Schallkanal wie Gehäuse sind einfach etwas zu breit und die Adapter erreichen erst zu weit nach außen ihren maximalen Durchmesser. Damit rutschte die Konstruktion bei manchem Träger komplett wieder aus dem Ohr heraus und lässt sich schlicht nicht dicht einpassen.
Wer also die Teufel Airy TWS ausprobiert und einen dünnen oder nicht vorhandenen Bass bemerkt, egal wie sehr er oder sie sich bemüht: Sorry, die Teufel passen dann einfach nicht! Beim Gegencheck konnten wir uns zumindest bei einer Testperson mit Schaumstoffadaptern (in diesem Fall von Sennheiser) behelfen. Ob man allerdings 99 Euro für ein True-Wireless-Set ausgibt und dann auf die Suche nach Adaptern von Fremdherstellern geht, halten wir für eher unwahrscheinlich. Zumal dann die Teufels mit Adaptern nicht mehr ins Ladecase passen.
So klingen die Teufel Airy TWS (wenn sie denn passen)
Also wechselten die Teufel Airy TWS gleich zweimal den Tester und landeten wieder beim Gründer von STEREO GUIDE. Waren sie nämlich korrekt eingesetzt – was an einem leicht übersatten und sehr tiefen Bass leicht zu erkennen ist – zeigten sie für ihre Preisklasse ungewöhnliche Qualitäten.
Das erste, was man beim Hörtest bemerkt, ist der etwas dominante Bass. Der spielt sich zwar immer etwas in den Vordergrund, er ist aber zugleich auch ungewöhnlich tief, knackig und wummert nicht. Für einen spaßbetonten Hörgeschmack ist das ideal und passte perfekt von Hip Hop über klassischen Rock, Pop und elektronische Musik.
Hört man etwas weniger bassstarke Musik – etwa klassische Rock- und Popaufnahmen – spürt man schnell, wie gut die Teufel Airy TWS eigentlich musizieren. Ausgewogene Stimmen, saubere Höhen und eine über alle Frequenzbereiche ausgewogene Dynamik ließen uns die Teufels nicht mehr so schnell abnehmen. Die Raumabbildung reicht nicht sonderlich weit in die Breite, aber Stimmen sind für einen preiswerten In-Ear ungewöhnlich genau und glaubwürdig außerhalb des Kopfes positioniert.
Durchhörbarkeit und Transparenz erreichen schon audiophile Dimensionen, zumal sich das über alle Frequenzbereiche gleichmäßig durchzieht. Ja, die Teufel Airy TWS bieten vielleicht nicht das letzte Quäntchen an Detailauflösung und spritziger Höhendynamik. Auch sind sie nicht die lautesten TWS am Markt, was Pegelfans oder Hörer von leisen Klassik- und Jazz-Aufnahmen nicht zufriedenstellen könnte. Für alle anderen machen sie das aber durch ihre Homogenität und eine perfekte Balance zwischen Spielfreude und Sanfthaft wieder wett.
Test-Fazit, Marktumfeld und Alternativen
Zunächst empfehlen wir dringend einen Check, ob man die Teufel Airy TWS dicht in die eigenen Gehörgänge bekommt. Wenn nicht, sollte man sich gleich nach Alternativen umsehen, etwa die etwas teureren Schwestermodelle Teufel Real Blue TWS 2 mit ANC. Letztere ließen sich einfacher einsetzen und bieten passables ANC wie App Steuerung. Aus klanglicher Sicht sind aber die Airy TWS vorzuziehen, bei ähnlichen Klangqualitäten liefern sie den knackigeren Tiefbass und ausgewogenere Stimmen. Die JBL Tune 230NC sind vielleicht noch etwas knalliger-rockiger in der Dynamik, können den Teufel aber weder bei Ausgewogenheit noch Auflösung oder seiner geradezu exemplarischen Balance zwischen Spielfreude und Sanftheit die Stirn bieten.
Technische Daten Teufel Airy TWS
- Preisempfehlung des Herstellers: 100 Euro
- Bauart: In-Ear
- Wandlerprinzip: dynamisch
- Gewicht: jeweils 5,5 g, Ladecase: 42 g
- Besonderheiten: Spritzwasserschutz nach IPX3, 6 Stunden Akku-Laufzeit Case-unabhängig, 26 Stunden mit Case, Sprachsteuerung und Telefonie mit vier Mikrofonen
- Mehr unter: www.teufel.de