STEREO GUIDE Testurteil
Das aktive Sub/Sat-Set Klipsch ProMedia Heritage 2.1 bietet nur Basis-Funktionen. Dafür gibt es Retro-Design und kraftvollem Klang.
Vorteile
- Homogener, sehr dynamischer Klang
- Fetter, tiefer Bass, geht laut
- Weite Raumabbildung bei fast jeder Positionierung
Nachteile
- Bass kann schnell Präzision verlieren
- Klang lässt Feinheit und Auflösung vermissen
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz7
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Klang: Bass / Dynamik8.5
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Klang: Raumabbildung8.5
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Praxis / Connectivity7
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Preis / Leistung7.5
Das Set Klipsch ProMedia Heritage 2.1 erweitert die Heritage-Serie des US-Herstellers. Sie dürfte wohl die Lautsprecherserie sein, die weltweit am längsten kontinuierlich gebaut wird. Das legendäre Klipschorn als Keimzelle des Kults sogar seit 1946. Wer das Hardcore-Retro-Design schon immer mochte, aber keine Lust auf eine vollgestellte Wohnung und ein dauerhaftes Single-Dasein hat, bekommt jetzt die Retro-Vibes in Ultrakompakt für günstige 400 Euro.
Dafür gibt es ein Subwoofer/Satelliten-Set mit eingebautem Verstärker, das vom Konzept her dem als Schreibtisch- und Computerlautsprecher vermarkteten ProMedia 2.1 nicht unähnlich sieht. Doch die Heritage-Variante ist nicht nur technisch eine Weiterentwicklung, sondern auch ein echtes Retro-Schmuckstück – auch wenn gerade bei der weißen Ausführung die Verarbeitung im Detail zu wünschen übrig lässt.
Die Satelliten wirken wie ein verkleinertes Modell der legendären Heresy, besonders das geflochtene Metallgitter im Design der frühen 1950er zaubert ein Lächeln auf das Gesicht jedes Vintage-Hifiisten, selbst wenn das Set gar nicht spielt. Für das Budget gibt es natürlich noch kein Echtholzfurnier, die Folierung wirkt aber glaubwürdig und robust.
Minimalistische Möglichkeiten
Bei der Inbetriebnahme des Klipsch ProMedia Heritage 2.1 macht sich aus Sicht der Generation Streaming, die beim Test der jüngsten Klipsch The Fives McLaren Edition in Jubelstürme ausbrechen könnte, etwas Ernüchterung breit: Mehr als drahtlos per Bluetooth oder analog per Mini-Klinke geht Musik nicht in den Retro-Subwoofer, der die gesamte 220-Watt starke Elektronik birgt. Die Hoffnung, hinter dem „USB“ Knopf auf der Fernbedienung würde sich eine sinnvolle Anschlussmöglichkeit für Computer oder Streaming verbergen, zerschlägt sich schnell. Mehr als ein USB-Stick mit MP3-Files lässt sich damit nicht zum Laufen bringen.
Dafür verrät die Infrarot-Fernbedienung neben Quellenwahl und Lautstärke einige ungewöhnliche, aber sinnvolle Funktionen. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, den Level des Subwoofers und damit des Basses vom Hörplatz aus einzuregelen. Das ist besonders dann wichtig, wenn der Subwoofer akustisch nicht optimal plaziert werden kann. Da Klipsch eine Aufstellung auf dem Boden empfiehlt, kann das mit Wand- oder Ecknähe schnell gegeben sein.
Ein Night-Modus kann ebenfalls auf der Fernbedienung aktiviert werden, der allerdings statt einer moderaten Pegelbegrenzung den Subwoofer komplett deaktiviert und die Satelliten auf den Frequenzumfang kleiner Schreibtischmonitore reduziert.
Die optische Rückmeldung zum User ist auf ein Minimum beschränkt: Eine mehrfarbeige LED gibt Eingangswahl und Bluetooth-Status an, ist durch das Metallgittergeflecht aber auch nicht immer gut zu sehen. App- Steuerung vermisst man ebenso wie eine Quellenwahl am Subwoofer selbst. Im Notfall kann man wenigstens die Lautstärke am Gerät regeln, wenn die Fernbedienung mal verlegt sein sollte.
Klassische Lautsprechertechnik und viel Kabelage
Drei Verstärkerkanäle verbergen sich im massigen, doch nicht zu großen Subwoofer. Einer davon steht bereit für den ordentlich dimensionierten Bass und zwei für die passiven Satelliten.
Im Subwoofer des Klipsch ProMedia Heritage 2.1 Sets arbeitet ein 8-Zoll-Bass mit kräftiger Pappmembran. Auf der Rückseite unterstützt ein Bassreflexrohr. Das verheißt tiefste Bässe, birgt aber auch bei Positionierung in einer Raumecke die Gefahr von Dröhnen. Die Satelliten sind geschlossen ausgeführt. Und zwar als echte 2-Wege-Konstruktion mit passiver Weiche. Der 3,5-Zoll-Mitteltöner und das Tractrix-Hochtonhorn stehen ganz in der Tradition der legendären Klipsch-Speaker. Von denen haben sie auch den angeflanschten Boxenfuß und die leichte Anwinklung nach oben geerbt. Das macht auf dem Lowboards oder Schreibtisch absolut Sinn.
Die drei werden durch jeweils ein klingeldrahtiges, mit 2,5 Meter nicht eben langes Zwillingskabel verbunden. Wer die Heritage-Satelliten auf einem breiten Regal und den Subwoofer daneben auf den Boden plazieren will, muss also schnell zum Elektronikmarkt rennen und längere Kabel besorgen.
Dafür gelang die Inbetriebnahme binnen Sekunden. Damit empfiehlt sich das Klipsch-Trio besonders für WLAN- und Streaming-Phobiker, denen Update- und Installationsprozesse ein Grauen sind. So reibungslos die Bluetooth-Verbindung klappte, so ernüchtert waren allerdings anspruchsvolle Musikhörer angesichts der Lautstärkeregelung. Die verlässt sich auf die grobschrittigen Kommandos des Bluetooth-Protokolls und kann damit weder im leisen noch im lauten Bereich Hörer wirklich zufriedenstellen.
So klingt das Klipsch ProMedia 2.1 Heritage
Denn vom ersten Takt an spielten sich zwei Klangaspekte des Klipsch Trios in den Vordergrund: Ein fetter, tiefer und durchsetzungsfreudiger Bass, der jeden Actionfilm oder jedes Computerspiel zum körperlichen Erlebnis machte. Und eine drehfreudige, verblüffend homogene Dynamik, die Musik wie Blues, Rock und Pop zum fühlbaren High-Speed-Erlebnis machte. Deep Purples „High Way Star“ rockte so los, als sei hier eine große historische Klipsch und ein Röhrenverstärker am Werke.
Dabei verkniffen sich die kompakten Satelliten nicht nur jede Schärfe in den Höhen, sondern auch jeden akustischen Verweis auf ihre Horn-Hochtöner. Das klang homogen, in den Mitten geschlossen und wie aus einem Guss, als seien hier Breitbänder am Werke. Ja, einen gewissen Hang zum Retro-Klang kann man dem Set nicht absprechen, mit Höhenglanz und Luftigkeit wurde eher gegeizt.
Keine Frage des Raumes
Nicht so mit Dreidimensionalität. Egal ob auf dem Designer-Regal im minimalistischen Wohnzimmer oder am viel zu kleinen Schreibtisch beim PC-Zocken: die Raumabbildung war immer breit, weit und brachte eine überzeugende Größe mit. Aufdringlichkeit leistete sich das Klipsch ProMedia nie. Stimmen waren plastisch projiziert, manchmal jedoch auch mit einer gewissen Distanzierung und mitunter sogar etwas springender Lokalisierung. Was aber eher Freunde von Klassik und Jazz oder Toningenieure stören dürfte, die angesichts des eher historischen und nicht gerade überdetaillierten Klangbild mit den Klipsch wohl ohnehin nichts anfangen können.
Testfazit: Kaufen oder Alternativen vorziehen?
Von der Konnektivität her ist das Klipsch ProMedia Heritage 2.1 ein wenig aus der Zeit gefallen. Da sind Mitbewerber heute deutlich flexibler. Ein Magnat Monitor Active 2000 bietet auch klanglich zum schmaleren Budget mehr HiFi-Tugenden – sei es auf dem Regal oder auf dem Schreibtisch. Das Klipsch kann allerdings seine wirklich schnuckelig-kompakten Satelliten als Vorteil vorweisen. In Kombination mit dem dynamisch fett ausgestatteten Sub vermögen sie für Bassfetischisten oder Gaming-Fans und Actionfilmen einfach mehr Druck machen.
Technische Daten Klipsch ProMedia Heritage 2.1
- Preisempfehlung des Herstellers: 400 Euro
- Abmessungen (B x H x T): 13,5 x 23 x 14 cm (Sat), 25,5 x 33 x 35,5 (Sub)
- Gewicht: 1,75 kg (Sat)
- Besonderheiten: analoger AUX-Eingang, Night-Modus, Subwooferpegel fernbedienbar
- Mehr unter: klipsch.com