STEREO GUIDE Testurteil
Cabasse The Pearl Keshi 2.1 ist das kleinste, vielleicht aber gerade deshalb besonders beeindruckende aktive Streaming-Sub-Sat-Set des französischen Herstellers.
Vorteile
- tolles Design, perfekte Wohnraumintegration
- Einmessung und akustische Anpassung vorbildlich
- dynamischer, erwachsener Klang mit fettem Bass
Nachteile
- kein HDMI-Eingang
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Klang: Natürlichkeit / Transparenz8.6
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Klang: Bass/Dynamik9.5
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Klang: Raumabbildung10
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Praxis/Connectivity9
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Preis/Leistung9
I have a dream – so könnte die Geschichte der Sub/Sat-Sets als Ersatz für große Stereoboxen im Wohnzimmer angefangen haben. Der HiFi-Traum eines gewissen Prof. Bose bestand vor allem darin, mithilfe einer verborgenen Bassunterstützung die sichtbaren Lautsprecher so winzig zu machen, dass riesiger Sound ohne sichtbare Quelle jeden Besucher verblüffte. Einige Jahrzehnte später sind es nun die Franzosen, die diesen uramerikanischen Traum mit dem Cabasse Pearl Keshi Set so klangstark in die Praxis bringen wollen, wie es selbst die Amerikaner nie zu erreichen vermochten.
Das Set kommt mit einer kleinen Holzkiste im Pappkarton und lässt sich wie in unserem Fall zum Test noch ganz gut ein paar Stockwerke hochtragen. Leider haben wir noch keinen YouTube-Kanal und sind auch auf Grund des Alters nicht unbedingt die Fans von Unboxing-Videos. Wer, wenn nicht dieses Set, hätte wirklich ein Video vom Auspacken verdient? Die Überraschung ob der kugelrunden Satelliten müsste jedenfalls nicht gespielt werden: Soooo winzig? Gerade 8 Zentimeter im Durchmesser und optisch noch einmal unauffälliger. Da fragt man sich: Soll da wirklich raumfüllender Klang herauskommen, der 2500 Euro Einstandspreis rechtfertigt?
Doch sparsam und effizient, wie wir nicht nur bei den Redaktionsräumen sind, halten wir ein Foto vom Cabasse The Pearl Keshi 2.1 in seiner tollen Kiste (siehe Galerie) für geeignet, einen Eindruck von der Detailliebe der Marke aus der Nähe der französischen Hafenstadt Brest zu vermitteln. Wir wollen ja auch das Enthüllungserlebnis nicht spoilern. Verwenden Sie einfach Ihre Phantasie und stellen sich vor, wie sie die hölzerne Schatztruhe aufklappen und darin zwei winzige und eine große, wahlweise schwarze oder weiße, Kugeln freilegen und sich freuen.
Ei-Fidelity – eine runde Sache
Die kleinen Eier mit den futuristischen, verstellbaren Bügeln aus glänzendem Stahl sind die Satelliten. Sie sind abgesehen vom hochwertigen Finish und den pfiffigen Füssen für Wandaufhängung und Aufstellung auf einem Board relativ simpel ausgelegt. Sie spielen die passive Rolle in der Dreierbeziehung mit dem kugelrunden Subwoofer. In dem verbirgt sich nämlich nicht nur ein 17-cm-Tieftöner aus verbackenem Kohlefasergeflecht. Cabasse brachte darin auch wie in den größeren Pearl-Varianten die gesamte Elektronik des 2.1-Systems unter. Die besteht aus drei energie-effizienten Class-D-Verstärkern mit 2 x 300 Watt für die Hoch-Mitteltonbereiche und 1 x 450 Watt für den Mono-Tieftöner.
In den wirklich winzigen Satelliten spielen 55-Millimeter-Töner, ebenfalls aus Kohlefaser. Deren Membran ist mit 50 Mikrometern besonders dünn und kann flink dem Signal folgen. Ihre Energie bekommen sie aus den Endstufen im Subwoofer über Lautsprecherklemmen der besonders hochwertigen Art, die High-Endern feuchte Augen macht. Die jeweils 3 Meter langen, weiß ummantelten Anschlusskabel sind fest mit den Satelliten des Cabasse Pearl Keshi Sets verbunden.
Ersetzen die Minis eine riesige HiFi-Anlage?
Den Anspruch, eine ganze Anlage zu ersetzen und einen Vorverstärker einzusparen, untermauern die Cabasse sowohl durch ihre digitale Vielfalt als auch die mitgelieferte, äußerst schicke Fernbedienung. Die ist rund und wertig, übernimmt aber nur Grundfunktionen wie Lautstärke und Quellenwahl. Dank Bluetooth-Verbindung statt Infrarot funktioniert sie auch ohne Sichtkontakt. Wer mehr Kontrolle vom Sofa aus will, greife zur Cabasse-eigenen App namens Streamcontrol.
Die Zuspielmöglichkeiten sind dabei erstaunlich vielfältig: Per Kabel zu der im Subwoofer verbauten Elektronik lassen sich Signale mit optischem Eingang, Ethernet, USB (Micro) und analoger 3,5-mm-Klinke einspeisen. Dazu kommen WLAN und Bluetooth. Wird die Anlage über Ethernet-Kabel oder Drahtlos mit dem heimischen Netzwerk verbunden und ist ein entsprechender Account vorhanden, versteht sie direkt sich mit den Streamingdiensten Deezer, Spotify, Tidal und Qobuz. Aus der Apple-Welt (oder mit Tricks auch von Android) lässt sich weitere Musik via Airplay zuspielen.
Hi-Res-Streaming auf lässige französische Art
HDMI-Anschlüsse für Heimkino-Anwendungen oder Chromecast für Androiden sind allerdings nicht mit von der Partie, auch wenn der Hersteller einer Kompatibilität mit dem Google Sprachassistenten verspricht. Audiophile dürften allerdings aufhorchen, denn die interne Signalverarbeitung kann eine Auflösung von sage und schreibe 768 kHz Samplingrate und 32 Bit. Selbst DSD akzeptiert das Cabasse-Trio.
Die gesamte Signalaufbereitung erfolgt mit internen digitalen Signalprozessoren. Dem Nutzer verlangt das Keshi-Set keine besonderen Kenntnisse ab. Er muss beim Setup nur den Anweisungen in der Cabasse App folgen und die kleinen Keshi-Böxchen auswählen. Die Trennung der Frequenzbereiche für Subwoofer und Satelliten übernimmt die Streamcontrol App automatisch. Die korrekte Übergangs-Frequenz bleibt bei so kleinen Satelliten akustisch der entscheidende Punkt. Auch automatische Raumeinmessung (CRCS Technology: Automatic Room Correction System), ein Equalizer mit praktischen Sound-Presets und eine Ortsentzerrung je nach Position lassen sich aus der App heraus zur Optimierung der Klangqualität einsetzen.
So klingt das Cabasse Pearl Keshi Set
Fragen Sie mich nicht, wie oft ich mir die letzten Jahre mit Cabasse in Test-Sessions die Kugel gegeben hab? Unter dem Namen The Pearl gibt es eine ganze Serie von Aktivsets, die ich für diverse renommierte Magazine getestet habe. Anstatt in riesigen Redaktionsräumen oder akustisch optimierten Hörräumen musste sich die kleinste Sub-Sat-Kombi der Franzosen im eigenen Wohnzimmer beweisen. Und zu bemerken war sofort der Cabasssche Familienklang: Der Pearl-Subwoofer erzeugte ungeachtet der gegenüber den anderen Pearl-Sets geringen Abmessungen ein richtig saftiges, sattes Bass-Fundament. Kaum zu glauben, was die Franzosen aus der kleinen Kugel an tiefen Tönen herausquetschen. Wenn ich bedenke, wie der Keshi-Subwoofer meinen nicht gerade kleinen, offenen Wohnbereich mit tiefen Tönen füllte und Drums satt und dabei verblüffend sauber in den Raum stellte, muss ich den Hut ziehen: Chapeau!
Mehr Punch und Pegel braucht kaum jemand
Ehrlich gesagt, finde ich, dass der Keshi-Subwoofer für alle, die wie ich in Mehrfamilienhäusern leben, sogar besser passen dürfte, als die großen Pearl-Subwoofer. Und selbst die Keshi-Satelliten haben trotz Sparsamkeit bei Materialaufwand und Platzbedarf auch gewisse Vorzüge. Zwar erreicht das ultra-kompakte 2.1-System nicht jene extrem hohe Auflösung der größeren Brüder. Doch in Sachen Homogenität und Stimmigkeit setzen sich die kleinen Perlen ganz groß in Szene. Während ich etwa in einem Test der größeren Riga-Satelliten von Cabasse anmerkte, dass es je nach Programm und Pegel in den Mitten und Höhen mitunter etwas harsch werden konnte, spielen die Breitbänder ausgesprochen neutral und flüssig wie aus einem Guss. Dabei bleiben die Mittel-Hochton-Kalotten noch nicht einmal Brillanz schuldig. Von Muffigkeit, die viele mit Breitbändern verbinden keine Spur.
Klar gibt es bei dem kompakten, für Cabasse-Verhältnisse sogar günstigen Streaming-Set gewisse Grenzen. Die betreffen die Auflösung. Doch hier schummeln die Franzosen so charmant, dass die kleinen Abstriche bei Transparenz und Feinzeichnung nur im Vergleich mit teureren Mehrwege-Systemen auffallen. Man sollte schließlich beim Preisvergleich die Cabasse Pearl Keshi nicht mit konventionellen Subwoofer-Satelliten-Kombination vergleichen. Schließlich handelt es sich bei dem Trio um eine komplette HiFi-Anlage, die autark aus einer ganzen Reihe von Quellen Musik inklusive Online-Diensten wie Spotify und Co. machen kann.
Klingt weit größer als man denkt
Die Cabasse Pearl Keshi Kombo klingt wie ein paar große, von zünftigen Elektronik-Komponenten versorgte Standlautsprecher. Gleichzeitig trägt das Trio überhaupt nicht auf und lässt sich auch dank seiner Einmessungs-Automatik akustisch ebenso perfekt wie optisch in den Wohnraum integrieren.
In manchen Punkten bekommen konventionelle Holzkisten mit Mehrwege-Chassis sogar Probleme, mit den The Pearl Keshi von Cabasse mitzuhalten. Abbildung und Timing sind ganz große Klasse. Hier addieren sich die Stärken von den Punkt-Schallquellen der Satelliten (die tiefen Frequenzen aus dem Subwoofer lassen sich nicht orten) mit den winzigen, runden Gehäusen. Die sorgen für eine ungehinderte Ausbreitung der Schallwellen im Mittel-Hochtonbereich ohne die Reflexionen und Kantenbrechungseffekte großer, planer Schallwände.
Das Ergebniss: Die Pearls bilden punktgenau ab, erzeugen eine plastische, authentische Klangbühne, die nicht gleich zusammenbricht, wenn man sich mal etwas aus dem Sweetspot des Stereo-Dreiecks bewegt. Dazu kommt ein punktgenaues Timing bei Impulsen. Das verleiht dem erstaunlich pegelfesten 2.1-Set nicht nur ungemeine Spritzigkeit, die Laune macht. Es lässt den reichlich satten Bass nicht einfach fett herumwabern, sondern mit einem gewissen Kick das Fundament einer äußert mitreißenden Performance bilden. Dabei spielte es keine Rolle, ob rockiges Klavier wie in „The Scientist“ von Coldplay oder „Budapest By Blimp“ von Thomas Dolby mit sattem E-Bass auf dem Programm stand.
Test-Fazit und Alternativen zum Cabasse The Pearl Keshi 2.1 Set
Im Bereich der hochwertigen Streaming-Aktivboxen sind Sub/Sat-Sets noch relativ selten. Das gilt besonders für solche mit derart kleinen Satelliten. Insofern hat das Cabasse Pearl Keshi hier mit seinem Design und Konzept eine Alleinstellung, die manche Hörer den ziemlich ambitionierten Preis gerne bezahlen lassen.
Man darf nicht die schiere Masse des Cabasse The Pearl Keshi in Relation zum Preis setzen, sondern die äußerst erwachsene Performance. Und die steht ausgewachsenen HiFi-Systemen – wie der Test zeigte – unter normalen Wohnraumbedingungen nicht nach. Wer auch mit konventionellen Regalboxen und deutlich weniger Punch in den untersten Oktaven leben kann, findet in den KEF LS 50 Wireless II eine klanglich eher in Richtung maximale Auflösung denn Boogie-Faktor getrimmte und digital noch vielfältiger aufgestellte Alternative.
Technische Daten Cabasse The Pearl Keshi 2.1
- Preisempfehlung des Herstellers: 2.500 Euro
- Abmessungen (B x H x T): (Subwoofer) 24 x 22 x 27 cm, (Satelliten) 10 x 8 x 8 cm
- Gewicht: 6 kg (Subwoofer), 0,55 kg (je Satellit)
- Besonderheiten: AirPlay 2, Ethernet, WLAN, Bluetooth, Micro-USB, S/PDIF optisch, 3,5-mm-Klinke
- Mehr unter www.audiotra.de